Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr

Nationalrat, XXV. GP
27. Jänner 2016
111. Sitzung / 1
15.35
Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Eigentlich finde ich es ganz schön, dass wir jetzt nach der Debatte merken, dass sich
alle so ziemlich einig sind. Da gibt es aus unterschiedlichen Gründen ein Problem, aber
da können wir einfach nichts machen – ebenfalls aus unterschiedlichen Gründen –,
weil es da ein Gesetz gibt und man das zu befolgen hat; und es ist ja nicht so, als
wären wir hier Gesetzgeber und könnten das ändern.
Da muss ich besonders auf Herrn Matznetter eingehen, weil er auch gesagt hat, dass
das alles nicht so schlimm sei, wir das Pensionsantrittsalter in den letzten drei Jahren
erhöht haben und dass alles gut unterwegs ist. Dabei ist allen klar, dass es sich
entweder um einen einmaligen Effekt oder in dem Fall eine statistische Ungleichheit
handelt – nämlich um die Änderungen bei der Invaliditäts- und
Berufsunfähigkeitspension oder der Hacklerregelung –, die dazu geführt hat, dass das
Pensionsantrittsalter plötzlich angestiegen ist. Trotzdem haben wir immer noch das
Problem, dass das überhaupt nicht ausreicht, dass wir auch nur annähernd dahin
kommen, mit der steigenden Lebenserwartung Schritt zu halten geschweige denn die
Kostenproblematik in den Griff zu kriegen. Das wird uns spätestens bis 2060 so
einholen, dass wir damit nicht mehr umgehen können werden.
Herr Minister, gerade Sie sagen, wir haben hier keinen Einfluss! Das stimmt ja wirklich
nicht. Wenn sich alle einig sind, dass das am Beamtendienstrecht liegt, dann ändern
wir das doch! Es gibt genügend Möglichkeiten, da auch das ASVG herzunehmen, um
eine gleiche Regelung einzuführen, damit für alle auch die gleichen Regeln gelten. Wie
das sein kann, dass es eben 2009 doppelt so viele Pensionierungen gegeben hat, ist
mir unerklärlich. Es mag sein, dass es, wie auch Herr Matznetter gesagt hat, wirklich
oft Leute gibt, die nicht mehr können, aber ich würde sagen, dass es statistisch nicht
möglich ist, dass in einem Jahr einfach doppelt so viele so am Ende waren, dass sie
nicht mehr weiterkonnten. Das geht einfach nicht.
Ich muss auch sagen – wie wir schon gesagt haben –, dass das für mich auch ein
Armutszeugnis der vermeintlichen ArbeitnehmerInnenbewegung ist, dass man fitte
ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die Zwangspension geschickt hat, die
gerne noch länger gearbeitet hätten, die Freude daran haben, länger zu arbeiten, die
etwas beitragen möchten, die in dem Fall eventuell nicht zulasten aller
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Pension geschickt werden möchten.
Version vom 10. Mai 2016, 14:47
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Das ist aber generell so eine Problematik, dass wir einfach kein Pensionssystem
haben, das für alle gleich gilt. Wir haben unterschiedliche Regelungen. Es ist
ungerecht, es ist eine Ungleichbehandlung. Wir benachteiligen unterschiedliche
Berufsgruppen, Gesellschaftsgruppen; und ich möchte da ein paar Beispiele
aufzeigen – vielleicht auch als Anleitung –, was man bei dieser kommenden
Pensionsreform machen könnte, um eben beispielsweise dieses Problem der
Pensionierung bei Dienstunfähigkeit anzugehen; das liegt im Beamtendienstrecht.
Dazu gibt es übrigens einen Antrag des Kollegen Loacker, der noch nicht im
Sozialausschuss behandelt wurde. Es steht allen frei, dem auch zuzustimmen, wenn
Sie der Meinung sind, dass das vielleicht ein Problem sein könnte. Da haben wir unter
anderem auch vorgeschlagen, dass diese Versetzungen eben nicht nur im
Wirkungsbereich der jeweiligen Dienststelle, sondern im gesamten Bundesgebiet
möglich sein sollten.
Ein weiterer Punkt ist zum Beispiel auch die Schaffung der Möglichkeit von
medizinischen und beruflichen Rehabilitationen, damit eben die gleichen Regeln wie
für normalsterblich Versicherte gelten, denn ein Pensionssystem muss für alle da sein.
Dann gibt es noch die anderen Ungerechtigkeiten wie jene, dass für Beamte das
Pensionskonto noch nicht gilt, sondern erst ab 2028. Dafür gibt es einfach keine
Erklärung. Wenn Sie jetzt mit Verwaltungsaufwand kommen, muss ich sagen, dass
Ihnen vieles Geld wert ist, aber Gerechtigkeit in dem Fall wahrscheinlich nicht.
Der nächste Punkt ist das Frauenpensionsantrittsalter: Unserer Meinung nach ist es
auch den Frauen gegenüber ungerecht, dass das immer noch nicht angeglichen
worden ist, weil wir ihnen quasi die besten Jahre in ihrer Erwerbslaufbahn wegnehmen.
Andere Punkte sind weitere Frühpensionierungsregelungen oder auch die
Hacklerregelung. Alle Incentivierungen in diese Richtung müssen einfach weg, und
auch da muss es eine Angleichung an die steigende Lebenserwartung geben. (Abg.
Schopf: Das ist wichtig!) – Ich finde es schön, dass Sie das alles wichtig finden.
Machen Sie es einmal!
Luxus- und Sonderpensionen gehören dringend abgeschafft. Das kann es einfach nicht
mehr geben. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Neubauer.) Ich verstehe auch
nicht, wie Sie das anderen Leuten erklären wollen. Wie können Sie sich hier hinstellen
und sagen: Na ja, da sind wir noch nicht dazugekommen, das zu ändern. – Das ist
offensichtlich jetzt nicht so dringend.
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Wie können Sie das erklären, dass es sein kann, dass es durch dieses Gesetz, das Sie
in den Verfassungsrang gehoben haben, weiterhin Luxuspensionen von über 9 000 €
geben kann? – Das möchte ich mir einmal anhören.
Und zum Schluss, da ich damit rechne, dass – wenn man es mit der Steuerreform
vergleichen will – am 29. Februar wahrscheinlich die „ganz sicher größte
Pensionsreform aller Zeiten“ oder auch GröPaZ präsentiert wird: Liebe ÖVP, ich freue
mich wirklich sehr auf das, was Sie da präsentieren werden. Sie erklären uns ja ständig
oder auch jetzt gerade akut: Es braucht eine Obergrenze für Flüchtlinge, denn wir
können das der Bevölkerung nicht mehr zumuten, es kostet so viel Geld, es geht sich
nicht aus! – Dabei geht es um Leben und Tod.
Ich sage, ich hätte gerne eine Obergrenze für politische Untätigkeit, für
Reformverschleppung, für Kosten im Pensionssystem. Ich hätte gerne eine
Obergrenze für Schulden, denn das ist für die nächste Generation genauso
unzumutbar. (Abg. Rädler: Dann wären Sie nicht hier! Dann wären Sie gar nicht da!)
Dann hätten wir möglicherweise in unserem Budget auch Geld übrig, um Menschen
das Leben zu retten.
Es braucht ein Pensionssystem, das für alle da ist. Darauf hoffe ich. (Beifall bei den
NEOS.)
15.40
Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete
Ing. Dietrich. – Bitte.
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