Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne)

Nationalrat, XXV. GP
27. Jänner 2016
111. Sitzung / 1
16.16
Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Ja, man muss sich hier allerhand anhören, auch
Abgeordnete, die vor sich hin phantasieren, das Innenministerium könnte
beschlagnahmte Waffen auf dem Schwarzmarkt anbieten. Herr Abgeordneter Lausch,
wenn Sie so ungeheuerliche Bemerkungen vom Rednerpult aus erheben, dann wäre
es auch sinnvoll … (Abg. Darmann: Also, wenn Sie die Aussage nicht
verstehen, …!) – Ah, wissen Sie was, lassen wir das, es hat ja überhaupt keinen Sinn.
(Abg. Lopatka: Es hat keinen Sinn! – Abg. Wöginger: Sinnlos! – Beifall bei den
Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)
Ich begnüge mich mit der Feststellung: Ohne Lauch geht‘s auch! (Heiterkeit des Abg.
Gerstl. – Abg. Lausch: Der alte Pilz …! – Zwischenruf des Abg. Rädler.)
Zur Debatte selbst: Frau Bundesministerin, ich verstehe schon, dass bestimmte Fragen
auch öffentlich gestellt werden. Wenn ein Wiener Polizeipräsident auftritt und
alleinstehenden Frauen in Wien rät, ohne Begleitung am Abend nicht auf die Straße zu
gehen, und die Innenministerin dann sagt, sie kann aber über mögliche drohende
Delikte und die Gefahrenlage für Frauen – nicht nur in Großstädten – keine Auskunft
geben, weil keine Aufzeichnungen geführt werden, dann ist mir das zu wenig.
Entweder handelt der Polizeipräsident vollkommen verantwortungslos und versetzt
Frauen – nicht nur in Wien – in unnötige Angst, oder das Innenministerium weiß mehr
und sagt auch uns zu wenig. Ich kann es wirklich nicht beurteilen, ich würde es gerne
wissen, und insbesondere glaube ich, dass es viele Frauen gibt, die da klare Antworten
wollen.
Das Zweite ist: Bei Delikten wie Vergewaltigungen und schweren Angriffen auf die
Integrität von Menschen verstehe ich nicht, dass die einen sagen: Alles Ausländer!,
und die anderen: Überhaupt nicht Ausländer! Das ist doch Quatsch! Die
Sicherheitsbehörden und der Rechtsstaat haben die Pflicht, Menschen zu schützen –
egal, woher sie kommen – und diese Delikte zu verfolgen. Da handelt es sich um
unglaublich schwere und folgenreiche Delikte, und ich habe da überhaupt kein
Verständnis, wenn das nur auf irgendeine Art bagatellisiert (Zwischenruf des Abg.
Schönegger) oder auch politisch missbraucht wird. Das geht einfach nicht, und ich
halte das für zutiefst unanständig. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Weninger.)
Jetzt gibt es reale Probleme. Entschuldigen Sie, Frau Innenministerin, ich verstehe
vollkommen: Bestimmte Fragen, die die Abgeordnete Schenk gestellt hat, könnten Sie
öffentlich beantworten, rechtlich steht dem nichts entgegen, aber wir als Mitglieder des
Ständigen Unterausschusses sind zur Geheimhaltung verpflichtet. Ich habe ein
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gewisses Verständnis, dass bestimmte Antworten, die von höchster Sensibilität sind,
nur in diesem Unterausschuss gegeben werden. Man kann in bestimmten sensiblen
Ermittlungen über bestimmte Ermittlungsergebnisse und bestimmte, ganz konkrete
Gefahren nicht immer öffentlich reden.
Deshalb verlangen wir auf der einen Seite: Kein Geheimnis des Verfassungsschutzes
vor dem Parlament!, aber andererseits eine strikte Geheimhaltung der Informationen,
die das Parlament erhält durch die Abgeordneten selbst, und – das ist bereits gesagt
worden – das funktioniert bis jetzt hervorragend. Deswegen verstehe ich auch, dass
ganz bestimmte Antworten nicht gegeben werden.
Aber, Frau Bundesministerin, Sie müssten doch offen darüber reden können, was
derzeit in Bosnien-Herzegowina los ist, wenn von Saudis finanzierte Terroristencamps
aufgebaut und ausgebaut werden, wenn es einschlägige Treffen in der Nähe von
Laibach gibt, wenn salafistische Organisationen bereits im Kindergarten- und
Schulbereich von Saudi-Arabien und andere von der türkischen Regierung finanziert
werden! Ich bin nicht bereit, da wegzuschauen.
Ich halte das nicht nur für ein sicherheitspolitisches Problem, sondern ich halte das
auch für ein erstrangiges Integrationshindernis, wenn von Saudi-Arabien und der
Türkei aus bestimmte kulturelle und Bildungsentwicklungen finanziert werden, die
nichts mit Integration, sondern alles mit Isolierung, nichts mit unseren rechtsstaatlichen
und menschenrechtlichen Grundsätzen, sondern alles mit Kulturen, die für uns
unvereinbar sind – insbesondere Rechtskulturen, die unvereinbar sind –, zu tun haben.
Darüber müssen wir doch offen reden können!
Es ist wichtig, dass diese Schul- und Kindergartendebatten, diese
Finanzierungsdebatten und die Debatten darüber, was mit dem saudischen Geld ist,
ebenso geführt werden wie die Debatte darüber, wie unter den Augen des
Innenministeriums jahrelang Kriegsmaterial in kriegsführende Staaten im Nahen Osten
exportiert werden kann; ich sage nur: insbesondere auch von der Firma Hirtenberger.
Da bekommen die Menschen dort, die Truppen, die Flüchtlinge keine Lebensmittel,
denn da wird gespart (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen), und die andere
Seite bekommt österreichische Waffen – und dann wird hier fürchterlich gejammert,
wenn dort Menschen ohne ordentliche Lebensmittelversorgung vor österreichischen
Waffen ins sichere Europa flüchten. (Präsidentin Bures gibt neuerlich das
Glockenzeichen.)
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Da, Frau Innenministerin, liegen schwerste Versäumnisse vor, und wir werden
versuchen, diese schwersten Versäumnisse gemeinsam, soweit es Ihre Verantwortung
betrifft, in diesem Hause aufzuklären. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)
16.21
Präsidentin Doris Bures: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr
Abgeordneter Mag. Alm. – Bitte.
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