Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH)

Nationalrat, XXV. GP
16. März 2016
117. Sitzung / 1
13.25
Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Kolleginnen und Kollegen!
Sehr geehrte ZuseherInnen auf den Tribünen und vor den Fernsehgeräten! (Der
Redner stellt eine Tafel auf das Rednerpult, auf der ein Reiter mit der Aufschrift
„Konzernsteuer“ dargestellt ist, der versucht, drei Pferde mit den Aufschriften „IKEA“,
„Google“ und „Starbucks“ mit einem Lasso einzufangen.)
Herr Kollege Scherak, ich darf dir das Angebot gleich zurückgeben: Wir werden dir und
Kollegen Alm helfen, die Statistiken zu lesen, aus denen er herausliest, dass die
heimische Bevölkerung krimineller ist als die Asylanten. (Abg. Schatz: Das stimmt ja
nicht!) Diesen Sager, den er heute hier getätigt hat, habe nicht ausgehalten. Diese
Statistik möchte ich sehen. (Beifall beim Team Stronach.)
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, vor fast einem Jahr, am 21. Mai, habe ich hier
an diesem Pult darauf hingewiesen, dass in diesen 500 Krisenherden vor Ort
gehandelt werden muss. (Ruf bei der ÖVP: Eine Sternstunde!) Sehr viele Kolleginnen
und Kollegen haben das ein bisschen oberflächlich abgewiesen und gesagt, dass das
kein Thema ist. In der Zwischenzeit muss ich ehrlicherweise Kanzler Faymann an
dieser Stelle ein Kompliment machen. Frau Kollegin Korun, du appellierst, dass alle
gemeinsam an einer guten Lösung arbeiten sollen, aber es ist, glaube ich, sehr
wesentlich, dass jemand bereit ist, seinen Kurs zu ändern.
Ich glaube, das ganz Wesentliche ist – ich bin da über die Frau Klubobfrau
Glawischnig-Piesczek verwundert, die sich erbost hat, dass der Kanzler diese
notwendige Kursänderung im Sinne der eigenen Bevölkerung vorgenommen hat –,
dass die Regierung diesen Schritt gesetzt hat, den Kollege Auer gefordert hat, und
gesagt hat, bei so einer wichtigen Problematik müssen alle an einem Strang ziehen,
sonst ist das überhaupt nicht zu bewältigen.
Wir wissen, welches Geschäftsmodell hinter diesem Asylthema steht. Ich erinnere
daran, dass ich am 21. Mai hier gefordert habe, dass wir ganz klar (Ruf bei der ÖVP:
Eine große Sternstunde!) – jawohl, Kolleginnen und Kollegen, lest die Protokolle –
zwischen Wirtschaftsflüchtlingen und Kriegsflüchtlingen unterscheiden müssen. Das ist
das ganz Wesentliche, und deshalb wieder diese Tafel (auf die auf dem Rednerpult
stehende Tafel verweisend): Die habe ich damals schon mitgehabt, sie ist von
Dr. Tassilo Wallentin, der auch sagt: „Den Bürger hängen und die Großen laufen
lassen.“
Version vom 14. Juni 2016, 17:05
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16. März 2016
117. Sitzung / 2
Hat heute jemand das „Morgenjournal“ gehört? Es ist interessant, dass morgen in
Brüssel eine Sondersitzung über die Steuerpolitik der Konzerne stattfindet. Es ist
verwunderlich, dass sich ein Riesenkonzern wie „Apple“ in Luxemburg ansiedelt, weil
er dort nur 0,7 Prozent Steuern bezahlt, während die heimische luxemburgische
Wirtschaft 29 Prozent zu bezahlen hat. Ich denke, das ist ein Teil dieser Flüchtlingsund Asylpolitik, die wir hier diskutieren: Durch den Raubtierkapitalismus in diesen
Ländern hat die heimische Bevölkerung keine Überlebenschance, sie wird vertrieben
und fährt natürlich dann dorthin, wo ihre Waren ja scheinbar so begehrt sind. Ich werde
heute bei der Sitzung des Tourismusausschusses noch ein Beispiel bringen, wie
herrlich diese superehrliche Osterschokolade bei den Kakaobauern da drüben, mit
0,80 € Stundenlohn, produziert wird.
Ich darf noch einmal die Rolle des Kanzlers, der Regierung und diese Chance
Österreichs ansprechen: Jawohl, Österreich hat mit diesem Kurswechsel europaweit
oder vielleicht sogar weltweit für Aufsehen gesorgt. Österreich – dieses oftmals von
den eigenen Leuten so heruntergeredete Österreich – hat diesen Kurswechsel
eingeleitet. Nachdem man Orbán vorweg belächelt hat, hat man darauf hingewiesen
und gesagt, jawohl, die Bürger und Bürgerinnen gehen mit diesem Kurs nicht mehr mit.
Ich darf an dieser Stelle eine ganz prominente Nahost-Expertin, Frau Karin Kneissl,
zitieren. Sie hat vor 14 Tagen in Schwanenstadt bei einem Vortrag auf die Frage, ob
das im internationalen Staateneinklang steht, wenn Österreich hier so einen harten
Grenzkurs fährt, ganz klar geantwortet. Wissen Sie, was die Antwort war? – Ja
selbstverständlich, weil es die primäre Aufgabe einer Bundesregierung ist, für ihre
eigenen Bürgerinnen und Bürger einzutreten.
Ich denke, das ist das ganz Wesentliche: Wir müssen vielmehr das Gesamte im Auge
haben, wir dürfen keinen politischen Kleinkrieg führen, kein fadenscheiniges Spiel
spielen. Wenn wir der Sache dienen wollen, dann dürfen wir nicht pauschalieren, dann
müssen wir der Sache auf den Grund gehen und die richtigen Schritte setzen, sonst
haben diese Asylanten, die berechtigt einen Asylantrag stellen, überhaupt keine
Chance. (Beifall beim Team Stronach. – Abg. Schwentner: Kann man bitte von
„Asylwerbern“ sprechen?!)
Ich darf auf das Modell des Kollegen Schellhorn verweisen – er ist ja ein Vorbild in der
Asylbetreuung – und darauf, wo sein ehemaliger Mitarbeiter, sein Hausmeister,
hingekommen ist. Mit 1 900 € Bruttolohn – bitte, das ist ja ein ordentlicher Lohn – ist er
nach Wien geflüchtet, weil er dort mit seiner Familie 36 000 € Sozialhilfe bekommt. Das
sagt nicht der Leo Steinbichler, das schreiben die „Salzburger Nachrichten“ auf der
Version vom 14. Juni 2016, 17:05
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16. März 2016
117. Sitzung / 3
Titelseite. Und da möge mir hier in diesem Saal jemand von denen, die es sicherlich
ehrlich und besonders gut meinen, erklären, wie wir das finanzieren!
Wie erklären wir unseren 490 000 arbeitslosen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, dass
wiederum zirka 45 000 Menschen Asyl bekommen sollen, davon zirka 7 Prozent eine
Chance auf einen Arbeitsplatz haben, und wir den Rest mit der Sozialhilfe bedienen
müssen? Wenn jemand dieses Modell erklären kann, dann werden wir
wahrscheinlich – nach der Registrierkasse – die nächste Steuer für unsere heimischen
Unternehmer und Unternehmerinnen erfinden und die regionale Wirtschaft noch mehr
beschränken, und dann wird das Ganze immer unleistbarer.
In diesem Sinne, Kolleginnen und Kollegen: In dieser wichtigen Sachlage gemeinsame
Zusammenarbeit, alle Argumente haben etwas ganz Wesentliches für sich – aber die
Österreicherinnen und Österreicher zuerst! – Danke. (Beifall beim Team Stronach.)
13.31
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr
Abgeordneter Mag. Alm zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter, Sie kennen die
Bestimmungen dazu.
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