Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Mai / Juni 2015 Makro Research Rohstoffnachfrage kann ohne größere Verspannungen bedient werden Rückblick: Trotz der eher mauen Konjunkturzahlen verteuerten sich in den vergangenen Wochen vor allem die konjunkturabhängigen Rohstoffe wie Industriemetalle und Energie. Bei beiden dürfte die zunehmende Zuversicht der Finanzinvestoren eine Rolle gespielt haben, denn die sonstigen Nachrichten und Daten legten Preisanstiege nicht unbedingt nahe. Der Edelmetallsektor hat in den vergangenen Wochen im Spannungsfeld zwischen US-Dollar-Abwertung und Renditeanstiegen kaum Federn gelassen, während die Agrarrohstoffpreise unter dem Einfluss guter Versorgungsaussichten und des Pessimismus der Finanzanleger merklich nachgaben. Futurespreis am 12.05.15 Rohstoffpreisentwicklung Veränderung in % Veränderung in % Veränderung in % ggü. Vorwoche ggü. Vormonat ggü. Vorjahr Energie WTI $/bbl 60,8 0,6 17,6 -39,6 Brent $/bbl 66,9 -1,0 15,5 -38,3 Erdgas Edelmetalle Gold $/MMBtu 2,9 4,2 15,4 -34,7 $/Feinunze 1192,4 -0,1 -1,0 -8,0 Silber $/Feinunze 16,5 -0,3 0,8 -15,3 Platin $/Feinunze 1133,0 -1,4 -3,2 -21,4 Palladium Industriemetalle Kupfer $/Feinunze 785,2 -1,2 1,2 -2,9 $/t 6446,0 -0,5 6,4 -6,9 Nickel $/t 14314,0 0,4 13,8 -31,5 Aluminium $/t 1863,5 -4,9 5,3 6,7 Zink $/t 2357,5 -2,4 7,0 13,9 Blei Agrar Mais $/t 2042,0 -5,4 2,1 -3,1 USc/ bushel 357,0 -1,2 -5,3 -28,2 Weizen USc/ bushel 479,3 3,3 -9,0 -32,1 Soja USc / bushel 967,0 -2,7 1,6 -34,8 Kaffee USc/lb 134,5 1,5 -0,4 -27,7 Kakao $/t 2982,0 1,6 7,2 4,3 Quelle: Bloomberg, DekaBank. Hinweis: Der Futures- Preis bezieht sich auf den jeweils nächsten generischen Futures- Kontrakt (zumeist 1 Monat Laufzeit). Ausblick: Für die Industriemetalle wurden Ende April neue Einschätzungen von den Interessenvertretungen (Study Groups) für das Jahr 2015 veröffentlicht. Es kam zwar zu keiner massiven Revision des Ausblicks, aber in der Tendenz sehen die Study Groups die Verfügbarkeit von Industriemetallen in diesem Jahr etwas entspannter, woraus sich per se weniger Preisaufwärtsdruck ableiten lässt. Für nahezu alle Metallmärkte äußerten die Study Groups die Einschätzung eines nur schwachen Nachfragewachstums, insbesondere wegen der schwächeren Dynamik in China. Die Rohstoffnachfrage wird dieses Jahr ohne größere Verspannungen bedient werden können. Daher rechnen wir unverändert nur mit leichten Rohstoffpreisanstiegen. Inhalt Seite Rohstoffnachfrage kann ohne größere Verspannungen bedient werden 1 Rohstoffe im Überblick 2 Rohöl Brent / WTI 3 Gold 4 Die wichtigsten Prognosen und Revisionen Gold Brent WTI 2015 2016 (Jahresdurchschnitt) (Jahresdurchschnitt) 1090 € 1000 € 1170 $ 1010 $ 60 € 84 € 65 $ 86 $ 60 $ 84 $ Revision Quellen: Bloomberg, Prognosen DekaBank 1 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Mai / Juni 2015 Makro Research Rohstoffe im Überblick DJUBS Rohstoffpreisind. (Jan. 2010 = 100) Quellen: Bloomberg, DekaBank Nettopositionierung* der Spekulanten * in Tsd. Kontrakten, Managed Money Quellen: CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank Tops und Flops der letzten vier Wochen* ‡ Im Fokus: Trotz der eher mauen Konjunkturzahlen verteuerten sich in den vergangenen Wochen vor allem die konjunkturabhängigen Rohstoffe wie Industriemetalle und Energie. Bei beiden dürfte die zunehmende Zuversicht der Finanzinvestoren eine Rolle gespielt haben, denn die sonstigen Nachrichten und Daten legten Preisanstiege nicht unbedingt nahe. Für die Industriemetalle wurden Ende April neue Einschätzungen von den Interessenvertretungen (Study Groups) veröffentlicht. Es kam zwar zu keiner massiven Revision des Ausblicks, aber in der Tendenz sehen die Study Groups die Verfügbarkeit von Industriemetallen in diesem Jahr etwas entspannter, woraus sich per se weniger Preisaufwärtsdruck ableiten lässt. Für nahezu alle Metallmärkte äußerten die Study Groups die Einschätzung eines nur schwachen Nachfragewachstums, insbesondere wegen der schwächeren Dynamik in China. Für Kupfer hält die Copper Study Group an dem prognostizierten Angebotsüberschuss fest, nach fünf Jahren Defizit. Die Nickel Study Group änderte ihre Meinung von einem Defizit zu einem Angebotsüberschuss. Bei Zink geht zwar die International Lead and Zinc Study Group nach wie vor von Knappheit (also einem Angebotsdefizit) aus, aber in deutlich abgeschwächter Größenordnung. Für Blei bleibt die Einschätzung eines weitgehend ausgeglichenen Marktes nahezu unverändert. In den vergangenen Wochen hat schließlich der Edelmetallsektor im Spannungsfeld zwischen US-Dollar-Abwertung und Renditeanstiegen kaum Federn gelassen, während die Agrarrohstoffpreise unter dem Einfluss guter Versorgungsaussichten und des Pessimismus der Finanzanleger merklich nachgaben. Wir rechnen in diesem Jahr unverändert nur mit leichten Rohstoffpreisanstiegen. ‡ Perspektiven: Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt. Seit Jahren nimmt die Rohstoffnachfrage aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses in den Schwellenländern spürbar zu. Inzwischen wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen entsprechend ausgeweitet, sodass die steigende Nachfrage ohne größere Verspannungen bedient werden kann. Die Rohstoffpreisrückgänge infolge der Krisen der vergangenen Jahre sollten nicht langfristig anhalten. Mit der voranschreitenden Erholung der Weltwirtschaft werden die Rohstoffpreise wieder langsam steigen, insbesondere in den Segmenten, wo noch eine physische Knappheit besteht. Lediglich die Rohstoffe, bei denen in zu großem Ausmaß Produktionskapazitäten geschaffen wurden, dürften weiter im Preis fallen. Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich weiterhin als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen auftreten können. Wichtige Daten im Überblick Rohstoffe * Veränderungsrate in % Quellen: Bloomberg, DekaBank DJUBS DJUBS DJUBS DJUBS Energie Industriemetalle Edelmetalle Agrar Stand* 12.05.2015 60,2 126,9 166,7 56,7 Veränderungsraten in % ggü. Vormonat ggü. Vorjahr 12,7 -38,4 7,7 -6,5 -0,6 -10,4 -1,8 -29,7 * Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank 2 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Mai / Juni 2015 Makro Research Rohöl Brent / WTI Ölpreis der Sorte Brent (je Barrel) ‡ Im Fokus: Etwas überraschend hat sich die Verteuerung, die Mitte März bei den Rohölpreisen eingesetzt hat, weiter fortgesetzt. Die Preise für Brent und WTI erreichten neue Jahreshöchststände. Diese Preisentwicklung nimmt den Abbau des Überangebots am Ölmarkt vorweg. Denn noch immer dürfte deutlich mehr Öl produziert als verbraucht werden. Zwar sinkt die Anzahl der aktiven Ölbohranlagen in den USA weiterhin, aber am US-Fördervolumen von Rohöl sind bislang kaum Bremsspuren sichtbar. Zudem haben die OPEC-Länder ihre Ölproduktion nennenswert ausgeweitet. Solange es nicht zu physischer Verknappung von Rohöl kommt, was wir ab den Sommermonaten erwarten, können die Ölpreise jederzeit wieder sinken. Zumal bei Brent die Finanzinvestoren sehr stark auf eine weitere Verteuerung setzen. Damit dürften sie zu den Ölpreisanstiegen beigetragen haben. ‡ Prognoserevision: – Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Nettopositionierung der Spekulanten* * in Tsd. Kontrakten, Managed Money, Rohölsorte Brent Quelle: ICE, Bloomberg, DekaBank Anzahl US-Ölbohranlagen (Rigs) ‡ Perspektiven: Die Ölpreise haben sich zwischen Sommer 2014 und Januar 2015 mehr als halbiert. Denn das weltweite Ölangebot ist ausgehend von den NichtOPEC-Ländern, insbesondere den USA, in der zweiten Jahreshälfte 2014 überraschend stark ausgeweitet worden – stärker als die weltweite globale Ölnachfrage gestiegen ist. Es entstand somit ein Überangebot von ca. 1,5 Mio. Barrels Rohöl am Tag. Dieses Überangebot wird im Lauf des Jahres 2015 reduziert werden, vor allem weil die Ölfördermenge in den USA in absehbarer Zeit zurückgehen wird. Denn der Teil der US-Ölproduktion, der mit der technologieintensiven und teuren Methode „Fracking“ gewonnen wird, ist durch den Ölpreisverfall unwirtschaftlicher geworden. Investitionen in neue Fracking-Projekte werden aufgeschoben. Seit Oktober 2014 ist die Anzahl der aktiven US-Ölbohranlagen von ca. 1600 auf zuletzt unter 700 gefallen. Da aus einem Bohrloch das meiste an Rohöl im ersten Betriebsjahr entnommen wird, dürfte spätestens nach einem Jahr (also im Herbst 2015) das USÖlangebot merklich gedrosselt werden. Im Jahresverlauf dürfte sich die Angebotsentwicklung also abschwächen. Nimmt die weltweite Ölnachfrage wie erwartet zu, sollte der Ölpreis in der zweiten Jahreshälfte 2015 merklich ansteigen. Die prall gefüllten Öllager dürften jedoch die Verteuerung von Rohöl begrenzen. Hinzu kommt die Perspektive auf mehr iranisches Öl, wenn die Sanktionen aufgehoben werden. Zudem wird die Fracking-Produktion mit steigenden Ölpreisen wieder ausgeweitet werden. Daher dürften die Ölpreise unserer Meinung nach auch in den nächsten Jahren tendenziell zweistellig bleiben. Wichtige Daten im Überblick Rohöl (Preis je Barrel) Brent (EUR) Brent (USD) WTI (USD) Prognose DekaBank Brent (EUR) Brent (USD) WTI (USD) Quelle: Baker Hughes, DekaBank 12.05.2015 vor 1 Monat vor 1 Jahr 59,5 54,6 78,8 66,9 57,9 108,4 60,8 51,6 100,6 In 3 Monaten In 6 Monaten In 12 Monaten 63 72 84 66 75 86 63 73 84 Quelle: Bloomberg, Prognosen DekaBank 3 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Mai / Juni 2015 Makro Research Gold Gold (Preis je Feinunze) Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Nettopositionierung der Spekulanten* * in Tsd. Kontrakten, Managed Money Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank Physisches Angebot und Nachfrage* ‡ Im Fokus: Der Goldpreis hat sich unterhalb der 1200 US-Dollar-Marke festgebissen und sich auch durch die Turbulenzen der vergangenen Wochen an den Finanzmärkten kaum aus der Ruhe bringen lassen. Einerseits hätte der Goldpreis von der deutlichen Abwertung des US-Dollar profitieren können. Andererseits hätten die massiven Renditeanstiege dies- und jenseits des Atlantiks zu einer deutlichen Verbilligung von Gold führen können. Am Ende glichen sich die Kräfte beinahe aus. In Euro allerdings wurde Gold merklich billiger. Angesichts der Unsicherheit über den Leitzinspfad der Fed revidieren wir unsere Goldpreisprognose (in USDollar) geringfügig nach oben und erwarten den Preisrückgang im Prognosezeitraum etwas abgeschwächt und ein wenig nach hinten geschoben. Auch für den Goldanleger in Euro bedeutet all dies, dass er von den aktuellen Niveaus aus bis Ende 2016 mit einem weiteren Preisrückgang rechnen muss. ‡ Prognoserevision: Leichte Aufwärtsrevision, vor allem für 2015. ‡ Perspektiven: Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Im Gefolge der Finanzmarktkrise und der Zuspitzung der Staatsschuldenkrise in Europa verzeichnete Gold dank stetiger kräftiger Preisanstiege starke reale (also inflationsbereinigte) Gewinne. Die europäische Staatsschuldenkrise ist zwar noch lange nicht beendet. Sie hat aber mittlerweile an Brisanz und damit an Bedeutung für den Goldpreis verloren. Die US-Notenbank Fed dürfte im Lauf des Jahres 2015 mit ihrem Zinserhöhungszyklus starten. Das wird weltweit zu höheren Renditen führen – selbst wenn einige große Notenbanken (EZB, Bank of Japan) der Fed nicht so schnell folgen werden. In Erwartung der höheren Zinsen hat der Goldpreis zeitweise deutlich nachgegeben. Nach der im Frühjahr 2013 erfolgten spürbaren Preiskorrektur rechnen wir nicht mit einem weiteren dramatischen Absturz der Goldnotierung. Stützend auf den Goldpreis wirkt, dass die Notenbanken in vielen Schwellenländern ihre Goldbestände zur Diversifizierung der Währungsreserven weiterhin aufstocken. Diese Entwicklung hat den Goldmarkt in den vergangenen Jahren strukturell verändert, da zuvor die Notenbanken weltweit über lange Zeit per Saldo als Goldverkäufer aktiv waren. Zudem verlagert sich die physische Goldnachfrage stärker von Nordamerika und Europa nach Asien, insbesondere wegen des steigenden Wohlstands der dortigen Bevölkerungen. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu. Wichtige Daten im Überblick * in Tonnen Quellen: Word Gold Council, DekaBank Edelmetalle Gold (EUR je Feinunze) Gold (USD je Feinunze) Silber (EUR je Feinunze) Silber (USD je Feinunze) Prognose DekaBank Gold (EUR je Feinunze) Gold (USD je Feinunze) vor 1 Monat vor 1 Jahr 12.05.2015 1.062,87 1.137,17 943,26 1.194,19 1.204,45 1.297,62 14,75 15,50 14,24 16,57 16,41 19,59 in 3 Monaten in 6 Monaten in 12 Monaten 1.110 1.080 1.010 1.170 1.120 1.030 Quelle: Bloomberg, Prognose DekaBank 4 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Mai / Juni 2015 Makro Research Autor Dr. Dora Borbély Tel.: (0 69) 71 47 - 5027 E-Mail: [email protected] Tel.: (0 69) 71 47 - 2381 E-Mail: [email protected] Herausgeber Dr. Ulrich Kater (Chefvolkswirt) Disclaimer Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht, noch ersetzen sie eine (Rechts- und / oder Steuer-)Beratung; auch die Übersendung dieser stellt keine derartige beschriebene Beratung dar. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und stammen oder beruhen (teilweise) aus bzw. auf von als vertrauenswürdig erachteten aber von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen. Eine Haftung für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der gemachten Angaben und Einschätzungen, einschließlich der rechtlichen Ausführungen, ist ausgeschlossen. 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