Volkswirtschaft Aktuell USA: Arbeitsmarktbericht Freitag, 9. Januar 2015 Makro Research USA: Starke Beschäftigungsentwicklung, aber Lohndynamik enttäuscht ‡ Die Anzahl der Beschäftigten nahm im Dezember um 252.000 Personen zu. Die beiden Vormonate wurden zudem um insgesamt 50.000 Stellen nach oben revidiert. Die Arbeitslosenquote sank im Dezember auf 5,6 %. Enttäuschend war die Lohndynamik. Die durchschnittlichen Stundenlöhne sanken überraschend um 0,2 % gegenüber dem Vormonat. Zudem wurde der starke Zuwachs vom November von 0,4 % auf 0,2 % nach unten revidiert. ‡ Im Jahresdurchschnitt stieg das Beschäftigungsniveau um 2,5 Millionen auf knapp 139 Millionen. Dies ist der stärkste Beschäftigungsaufbau seit 1999. Enttäuschend war hingegen auch auf Jahressicht die Lohndynamik. ‡ Für den Termin der Leitzinswende spielt die Entwicklung der Arbeitslosenquote eine maßgebliche Rolle. Der weitere Leitzinspfad wird jedoch nur flach ausfallen, wenn die Lohndynamik über die kommenden zwei Jahre nicht anziehen sollte. Eine solch niedrige Lohndynamik würde aber allen historischen Erfahrungen widersprechen. 1. Der Arbeitsmarktbericht für Dezember lieferte heute widersprüchliche Signale für den Arbeits- markt. Einerseits ist die monatliche Zunahme der Beschäftigten weiterhin sehr hoch, andererseits nimmt die Lohndynamik nicht zu. Im Dezember betrug der Stellenzuwachs nahezu erwartungsgemäß 252.000 Stellen (Bloomberg-Umfrage: 240.000 Stellen, DekaBank: 250.000 Stellen). Einmal mehr wurden die Zuwächse der beiden Vormonate nach oben revidiert. Dieses Mal betrug der Änderungsbedarf 50.000 Stellen. Somit wurden in den beiden Schlussmonaten von 2014 durchschnittlich rund 300.000 Stellen geschaffen. Einer separaten Statistik lässt sich entnehmen, dass im November eine recht deutliche Witterungsbelastung vorgelegen hat. Trotz ungewöhnlich milder Temperaturen erfolgte im Dezember nun keine Entlastung. Somit ist das aktuelle Beschäftigungsniveau nach wie vor nach unten verzerrt. Beschäftigungsentwicklung* Arbeitslosenquote und Partizipationsrate* 400 10,0 9,5 66,0 350 300 9,0 65,0 250 8,5 200 8,0 65,5 64,5 64,0 7,5 150 63,5 7,0 100 50 0 Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 13 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 Beschäft. (abs. Veränd.; l.S.) *absolute Änderung in Tausend Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank Privatwirtschaft 6,5 63,0 6,0 62,5 5,5 62,0 Jan Aug Mrz Okt Mai Dez Jul Feb Sep Apr Nov 09 09 10 10 11 11 12 13 13 14 14 Arbeitslosenquote (l.S.) Partizipationsrate (r.S.) *in Prozent Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank 2. Auch die Entwicklung der Arbeitslosenquote zeugt von einer hohen Dynamik am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote ist Dezember auf 5,6 % gefallen (Bloomberg-Umfrage: 5,7 %; DekaBank: 5,6 %) dem niedrigsten Stand seit Juni 2008. Aus Sicht der FOMC-Mitglieder liegt die Arbeitslosenquote damit nur noch 0,2 Prozentpunkte oberhalb des langfristigen gleichgewichtigen Niveaus. Normalerweise müsste die Fed bei solch Volkswirtschaft Aktuell USA: Arbeitsmarktbericht Freitag, 9. Januar 2015 Makro Research geringem Abstand das Leitzinsniveau ebenfalls in die Nähe des gleichgewichtigen Niveaus anheben. Allerdings verweist die Fed darauf, dass andere Arbeitsmarktindikatoren andeuten, dass der Auslastungsgrad am Arbeitsmarkt geringer als es die Arbeitslosenquote signalisiert. Durchschnittliche Stundenlöhne* Gesamtlohnentwicklung in der Privatwirtschaft* 0,4 1,2 0,3 0,9 0,2 0,6 0,3 0,1 0,0 0,0 -0,3 -0,1 -0,6 Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 13 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 -0,2 -0,3 Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 13 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 *Veränderung gegenüber dem Vormonat, in % Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank 3. BLS-Daten BEA-Daten (nach VGR-Abgrenzung) *Produkt aus Stundenlöhnen, Wochenarbeitszeit und Anzahl der Beschäftigten; monatliche Veränderungsrate in %; BEA-Daten entsprechen den Löhnen und Gehältern aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und sind bedeutsam für die Konsumentwicklung Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank Als Indiz für diesen noch niedrigen Auslastungsgrad dient manchem FOMC-Mitglied die schwache Lohndynamik. Diese FOMC-Mitglieder dürften sich von der Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne bestätigt fühlen. Im Dezember sanken die durchschnittlichen Stundenlöhne überraschend um 0,2 % gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Umfrage: +0,2 % und DekaBank: +0,1 %). Zudem wurde hier der starke Zuwachs des Vormonats von 0,4 % (mom) auf 0,2 % (mom) nach unten revidiert. Die Jahresveränderungsrate rutschte damit von 1,9 % auf 1,7 % ab. Dies ist die niedrigste Lohndynamik seit Oktober 2012. Die Gesamtlöhne (das Produkt aus durchschnittlichen Stundenlöhnen, Wochenarbeitszeit und Beschäftigten) blieben damit im Vergleich zum Vormonat unverändert. 4. Der Dezember ist ein gutes Abbild von den Arbeitsmarktentwicklungen des Gesamtjahres. Das durchschnitt- liche Beschäftigungsniveau erreichte 2014 mit knapp 139 Millionen Personen ein neues Rekordniveau. Aufgrund der zunehmenden Bevölkerung dürften in den kommenden Aufschwungsjahren stets neue Rekordstände erreicht werden. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Zuwachs 2,5 Millionen Stellen. Dies ist der stärkste Zuwachs seit 1999. Die Arbeitslosenquote sank im Jahresdurchschnitt um 1,2 Prozentpunkte auf 6,2 %. Dies ist der stärkste Rückgang seit 1984 sowie das niedrigste Jahresniveau seit 2008. Während die „Kopf-Daten“ 2014 positiv überraschten, war die Lohndynamik nicht nur im Dezember enttäuschend niedrig. In unserer üblichen Kommentierung verweisen wir auf die Statistik der Angestellten inklusive derjenigen mit Weisungsbefugnis. Nach dieser Abgrenzung nahmen die durchschnittlichen Stundenlöhne 2014 nur um knapp 2,0 % zu und damit sogar noch etwas weniger als im Jahr zuvor. Aufgrund der kurzen Historie bietet sich bei Jahreszahlen weiterhin der Blick auf die Statistik an, die die Angestellten mit Weisungsbefugnis nicht enthält. Nach dieser Abgrenzung betrug das Lohnwachstum 2,2 %, was den stärksten Zuwachs seit 2010 bedeutet. Aber auch hiernach kann von einer kräftigen Lohndynamik im vergangenen Jahr nicht gesprochen werden. 2 Volkswirtschaft Aktuell USA: Arbeitsmarktbericht Freitag, 9. Januar 2015 Makro Research Jahresbilanz: Beschäftigung und Arbeitslosenquote Millionen Prozent 10 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 -6 9 8 7 6 5 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 4 1,0 3 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 Beschäftigung (abs. Veränderung; l.S.) Arbeitslosenquote (r.S.) Quellen: Bureau of Labor Statistics; DekaBank 5. Jahresbilanz: Durchschnittliche Stundenlöhne* 95 97 99 01 03 mit Weisungsbefugnis 05 07 09 11 13 ohne Weisungsbefugnis *privat, ohne LW, Veränderung in %, gegenüber dem Vorjahr Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank In dieser Woche wurde das Sitzungsprotokoll der Fed zum ihrem Zinsentscheid im Dezember ver- öffentlicht. Diesem ließ sich entnehmen, dass die Inflation (gemeint ist die Kernrate des PCE-Deflators) für den Beginn von Leitzinserhöhungen bereits hinreichend hoch ist. Somit ist nur noch die Entwicklung am Arbeitsmarkt entscheidend für den Termin der Leitzinswende. Zentralbankchefin Janet Yellen hatte in ihrer Pressekonferenz zum Zinsentscheid eine Leitzinswende vor dem Zinstermin im April ausgeschlossen. Die niedrige Arbeitslosenquote erhöht das Risiko, dass die Fed mit der anstehenden Leitzinswende etwas zu spät sein wird. Makroökonomisch wäre eine verspätete Leitzinserhöhung um sechs bzw. zwölf Wochen ein vernachlässigbares Zeitfenster. Während für den Beginn der Leitzinswende die Höhe der Arbeitslosenquote (sowie alternative Berechnungsmethoden) von Bedeutung ist, wird der weitergehende Leitzinspfad auch von der Lohndynamik mitbestimmt werden. Solange dieser niedrig bleibt (also unterhalb von 3 %), kann auch der Leitzinspfad flach sein. Es würde aber allen historischen Erfahrungen mit früheren Konjunkturzyklen widersprechen, wenn in den kommenden zwei Jahren die Lohndynamik trotz anhaltend guter Konjunktur nicht anziehen würde. Autor: Rudolf Besch Tel.: 069/7147-5468, E-Mail: [email protected] Disclaimer: Diese Informationen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für eine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. 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