Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe

Makro Research
Volkswirtschaft Rohstoffe
April / Mai 2016
Bodenbildung bei Rohstoffpreisen
Rückblick: Die Rohstoffpreise haben sich in den vergangenen Wochen stabilisiert, nicht mehr und nicht weniger. Während Energieund Agrarrohstoffe im Preis zulegten, haben sich Edelmetalle und Industriemetalle etwas verbilligt. Insgesamt passt das zu unserem Bild
der Bodenbildungsphase, die noch einige Monate anhalten und auch starke Schwankungen mit sich bringen kann. Seit Jahresanfang
und verstärkt seit März setzen die Finanzinvestoren (Managed Money) immer mehr auf steigende Rohstoffpreise, sie bauen also NettoLong-Positionen auf. Dies betrifft alle Rohstoffbereiche und trägt zur Preisstabilisierung bei.
Futurespreis am
11.04.16
Veränderung in % Veränderung in % Veränderung in %
ggü. Vorwoche
ggü. Vormonat
ggü. Vorjahr
Rohstoffpreisentwicklung
Einheit
Energie
WTI
$/bbl
39,5
10,7
Brent
$/bbl
41,7
10,6
3,2
-28,0
Erdgas
$/MMBtu
1,9
-3,5
5,8
-23,2
2,6
-23,5
Edelmetalle
Gold
$/Feinunze
1249,4
2,6
-0,8
3,7
Silber
$/Feinunze
15,5
3,8
-0,7
-5,4
Platin
$/Feinunze
967,5
2,7
-0,2
-17,3
Palladium
$/Feinunze
545,4
-1,3
-6,0
-29,7
Industriemetalle
Kupfer
$/t
4664,8
-2,4
-6,4
-23,0
Nickel
$/t
8512,5
2,2
-3,2
-32,3
Aluminium
$/t
1506,5
-1,0
-2,9
-14,9
Zink
$/t
1748,3
-5,4
-2,8
-20,6
Blei
$/t
1697,5
-0,7
-8,2
-15,1
Agrar
Mais
USc/ bushel
360,0
1,6
-1,6
-4,5
Weizen
USc/ bushel
454,0
-4,4
-3,4
-13,8
Soja
USc / bushel
920,0
0,7
3,6
-3,3
Kaffee
USc/lb
120,5
-1,9
-3,2
-10,8
Kakao
$/t
2872,0
0,0
-5,2
3,3
Quelle: Bloomberg, DekaBank. Hinweis: Der Futures- Preis bezieht sich auf den jeweils nächsten generischen Futures- Kontrakt (zumeist 1 Monat Laufzeit).
Ausblick: Nun scheint die Phase zu beginnen, in der das Rohstoffangebot beschränkt wird (weil aufgrund der niedrigen Preise Investitionen verschoben oder sogar aktive Produktionskapazitäten stillgelegt werden), während die Rohstoffnachfrage weiter solide zunimmt.
Dadurch werden Lagerbestände von Rohstoffen abgebaut – allererste Anzeichen hierfür gibt es jetzt bei Energierohstoffen und Industriemetallen. Das alles findet noch in der volatilen Bodenbildungsphase der Preise statt. In einem nächsten Schritt, den wir für Ende 2016
bzw. 2017 erwarten, erreichen die Lagerbestände deutlich niedrigere Niveaus, während das Angebot knapper wird und die Nachfrage
weiter zunimmt. Erst dann können die Rohstoffpreise wieder nennenswert und nachhaltig steigen.
Die wichtigsten Prognosen und Revisionen
Inhalt
Bodenbildung bei Rohstoffpreisen
1
Rohstoffe im Überblick
2
Rohöl Brent / WTI
3
Gold
4
2016
2017
(Jahresdurchschnitt) (Jahresdurchschnitt)
Gold
1060 €
1180 $
1020 €
1070 $
Brent
35 €
38 $
46 €
48 $
WTI
37 $
47 $
Revision
Quellen: Bloomberg, Prognosen DekaBank
1
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Volkswirtschaft Rohstoffe
April / Mai 2016
Rohstoffe im Überblick
DJUBS Rohstoffpreisind. (Jan. 2011 = 100)
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Nettopositionierung* der Spekulanten
* in Tsd. Kontrakten, Managed Money
Quellen: CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank
Tops und Flops der letzten vier Wochen*
■ Im Fokus: Die Rohstoffpreise haben sich in den vergangenen Wochen stabilisiert,
nicht mehr und nicht weniger. Während Energie- und Agrarrohstoffe im Preis zulegten, haben sich Edelmetalle und Industriemetalle etwas verbilligt. Insgesamt
passt das zu unserem Bild der Bodenbildungsphase, die noch einige Monate anhalten und auch starke Schwankungen mit sich bringen kann. Seit Jahresanfang
und verstärkt seit März setzen die Finanzinvestoren (Managed Money) immer
mehr auf steigende Rohstoffpreise, sie bauen also Netto-Long-Positionen auf.
Dies betrifft alle Rohstoffbereiche und trägt zur Preisstabilisierung bei. Die Erwartung setzt sich immer stärker durch, dass irgendwann wieder Knappheit und steigende Preise an den Rohstoffmärkten auftreten werden. Damit ist bei den Preisen
der erste Schritt in Richtung Trendumkehr getan. In einem nächsten Schritt, der
nun zu beginnen scheint, wird das Rohstoffangebot beschränkt (weil aufgrund
der niedrigen Preise Investitionen verschoben oder sogar aktive Produktionskapazitäten stillgelegt werden), während die Rohstoffnachfrage weiter solide zunimmt. Dadurch werden Lagerbestände von Rohstoffen abgebaut – allererste Anzeichen hierfür gibt es jetzt bei Energierohstoffen und Industriemetallen. Das alles
findet noch in der volatilen Bodenbildungsphase der Preise statt. In einem nächsten Schritt, den wir für Ende 2016 bzw. 2017 erwarten, erreichen die Lagerbestände deutlich niedrigere Niveaus, während das Angebot knapper wird und die
Nachfrage weiter zunimmt. Erst dann können die Rohstoffpreise wieder nennenswert und nachhaltig steigen.
■ Perspektiven: Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt. Bis vor ein
paar Jahren wurden die Rohstoffmärkte stark durch die steigende Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses
dominiert. Die bis zur Finanzkrise deutlich gestiegenen Preise haben damals eine
Investitionswelle im Rohstoffsektor losgetreten. Inzwischen wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen sogar so spürbar ausgeweitet, dass nicht nur
die steigende Nachfrage problemlos bedient werden kann, sondern zunehmend
Überkapazitäten bei der Rohstoffproduktion entstanden sind. Die Folge ist ein seit
ein paar Jahren herrschender Abwärtstrend der Rohstoffpreise. Dieser dürfte sich
im Prognosezeitraum bis 2017 seinem Ende zuneigen. Das inzwischen niedrige
Preisniveau bewirkt, dass die Investitionstätigkeit stark ausgebremst wird. In Verbindung mit der anhaltenden Zunahme der globalen Rohstoffnachfrage werden
die Rohstoffpreise daher längerfristig wieder steigen. Die Anlageklasse Rohstoffe
eignet sich als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss
beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen
auftreten können.
Wichtige Daten im Überblick
Rohstoffe
* Veränderungsrate in %
Quellen: Bloomberg, DekaBank
DJUBS
DJUBS
DJUBS
DJUBS
Energie
Industriemetalle
Edelmetalle
Agrar
Stand*
08.04.2016
32,1
90,2
167,8
53,1
Veränderungsraten in %
ggü. Vormonat
ggü. Vorjahr
4,1
-38,9
-3,8
-23,2
-1,2
0,0
1,5
-9,0
* Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank
2
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Volkswirtschaft Rohstoffe
April / Mai 2016
Rohöl Brent / WTI
Ölpreis der Sorte Brent (je Barrel)
■ Im Fokus: Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass die Ölproduzentenländer, die
sich am 17. April mit dem Ziel der Festlegung einer Produktionsobergrenze treffen, tatsächlich eine Einigung erzielen. Saudi-Arabien knüpft seine Bereitschaft an
die Beteiligung des Iran. Der will sich jedoch nach der Befreiung von den Sanktionen keiner erneuten Beschränkung unterwerfen. Russlands Ölproduktion erreichte im März ein Rekordniveau. Da reicht es bislang für einen Abbau des Überangebots am Ölmarkt nicht aus, dass die US-Ölproduktion auf den niedrigsten
Stand seit November 2014 zurückging. Zu voll sind außerdem weltweit die Öllager. Daher erwarten wir für die kommenden Monate eine schwankungsreiche
Seitwärtsbewegung der Ölpreise. Erst ab Herbst dürften das Überangebot und die
Lagerbestände von Rohöl soweit abgebaut sein, dass die Ölpreise nachhaltig zu
steigen beginnen.
■ Prognoserevision: Leichte Aufwärtsrevision für 2016.
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Nettopositionierung der Spekulanten*
* in Tsd. Kontrakten, Managed Money, Rohölsorte Brent
Quelle: ICE, Bloomberg, DekaBank
■ Perspektiven: Der globale Ölmarkt wird von einem Überangebot dominiert,
welches auf bis zu 2 Mio. Barrels pro Tag beziffert wird. Das weltweite Ölangebot
ist sowohl in den Nicht-OPEC-Ländern (insbesondere in den USA) als auch in den
OPEC-Ländern stark ausgeweitet worden – stärker als die globale Ölnachfrage
gestiegen ist. Dieses Überangebot wird mittelfristig zwar reduziert, aber vorerst
nicht komplett abgebaut. Die Ölfördermenge in den USA geht im Jahresverlauf
2016 langsam zurück. Denn ein Teil der US-Ölproduktion, der mit der technologieintensiven und teuren Methode „Fracking“ gewonnen wird, ist durch den Ölpreisverfall unwirtschaftlich geworden. Investitionen in neue Fracking-Projekte
werden aufgeschoben. Die Anzahl der aktiven US-Ölbohranlagen ist von 1600
Ende 2014 auf unter 400 gefallen. Allerdings sorgt der technische Fortschritt dafür, dass aus bestehenden Anlagen immer mehr Rohöl entnommen werden kann.
Daher wird die Ölproduktion in den USA in viel geringerem Ausmaß gedrosselt,
als die Verringerung der Ölbohranlagen es hätte vermuten lassen. Außerdem verteidigen die OPEC-Länder mit allen Mitteln ihre Marktanteile. In der Summe dürfte sich die globale Angebotsentwicklung erst im späteren Jahresverlauf 2016 abschwächen. Wenn dies der Fall ist, können die Ölpreise auch wieder nennenswert
ansteigen.
OPEC Produktion (Mio. Barrels pro Tag)
Wichtige Daten im Überblick
Rohöl (Preis je Barrel)
Brent (EUR)
Brent (USD)
WTI (USD)
Prognose DekaBank
Brent (EUR)
Brent (USD)
WTI (USD)
08.04.2016
36,8
41,9
39,7
In 3 Monaten
34
38
37
vor 1 Monat
36,0
39,7
36,5
In 6 Monaten
37
41
40
vor 1 Jahr
51,3
55,6
50,4
In 12 Monaten
44
46
45
Quelle: Bloomberg, Prognosen DekaBank
Quellen: Bloomberg, DekaBank.
3
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Volkswirtschaft Rohstoffe
April / Mai 2016
Gold
Gold (Preis je Feinunze)
■ Im Fokus: In den letzten Wochen gab der Goldpreis in US-Dollar-Notierung geringfügig nach. Für Goldanleger in Euro kam es allerdings zu deutlicheren Wertverlusten, denn der Euro hat gegenüber dem US-Dollar merklich zugelegt. Ursache der Abwertung sind die verringerten Leitzinsanhebungserwartungen für die
USA. Die Erwartung noch langsamerer Zinsanstiege wirkt stützend auf den Goldpreis: Zum einen sind die Zuflüsse in Gold-ETFs anhaltend stark, zum anderen
bauen die spekulativ orientieren Goldmarktteilnehmer (Managed Money) ihre
Netto-Long-Positionen kräftig auf. Wir revidieren unsere Goldpreisprognose nach
oben und erwarten einen schwächeren Preisrückgang als noch vor einem Monat.
Denn für die US-Notenbank Fed prognostizieren wir nunmehr für dieses und
nächstes Jahr je eine Zinsanhebung weniger. Dies erhöht die mittelfristigen Inflationsgefahren für die USA und damit auch unsere Erwartung für den Goldpreis.
■ Prognoserevision: Aufwärtsrevision für 2016 und 2017.
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Nettopositionierung der Spekulanten*
* in Tsd. Kontrakten, Managed Money
Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank
Physisches Angebot und Nachfrage*
■ Perspektiven: Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der
Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder,
wenn eine Krise abflaut. Im Gefolge der Finanzmarktkrise und der Zuspitzung der
Staatsschuldenkrise in Europa verzeichnete Gold dank stetiger kräftiger Preisanstiege starke reale (also inflationsbereinigte) Gewinne. Die europäische Staatsschuldenkrise ist zwar noch lange nicht beendet. Sie hat aber an Brisanz und damit an Bedeutung für den Goldpreis verloren. Zudem hat die US-Notenbank Fed
ihren Leitzinserhöhungszyklus gestartet. Das wird weltweit langsam wieder zu
höheren Renditen führen – selbst wenn einige große Notenbanken (EZB, Bank of
Japan) der Fed nicht so schnell folgen werden. Im Zuge dessen wird Gold weiter
an Wert verlieren, wenngleich nur noch in moderatem Tempo. Stützend wirkt,
dass die Notenbanken in vielen Schwellenländern ihre Goldbestände zur Diversifizierung der Währungsreserven weiterhin aufstocken. Diese Entwicklung hat den
Goldmarkt in den vergangenen Jahren strukturell verändert, da zuvor die Notenbanken weltweit über lange Zeit per Saldo als Goldverkäufer aktiv waren. Zudem
verlagert sich die physische Goldnachfrage stärker von Nordamerika und Europa
nach Asien, insbesondere wegen des steigenden Wohlstands der dortigen Bevölkerungen. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu.
Wichtige Daten im Überblick
Edelmetalle
Gold (EUR je Feinunze)
Gold (USD je Feinunze)
Silber (EUR je Feinunze)
Silber (USD je Feinunze)
Prognose DekaBank
Gold (EUR je Feinunze)
Gold (USD je Feinunze)
08.04.2016
1.087,11
1.240,92
13,46
15,36
in 3 Monaten
1.060
1.190
vor 1 Monat
1.148,09
1.264,99
14,01
15,43
in 6 Monaten
1.050
1.150
vor 1 Jahr
1.111,75
1.202,80
15,24
16,49
in 12 Monaten
1.040
1.090
* in Tonnen
Quellen: Word Gold Council, DekaBank
4
Makro Research
Volkswirtschaft Rohstoffe
Autor
Dr. Dora Borbély
Tel.: (0 69) 71 47 - 5027
E-Mail: [email protected]
Herausgeber
Dr. Ulrich Kater (Chefvolkswirt)
Tel.: (0 69) 71 47 - 2381
E-Mail: [email protected]
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Redaktionsschluss : 11.04.2016
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