Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Mai / Juni 2016 Rohstoffpreise legen etwas zu Rückblick: Mit wenigen Ausnahmen legten die Preise für Rohstoffe in den vergangenen Wochen zu. Die Verteuerung war relativ einheitlich über die meisten Rohstoffbereiche hinweg zu beobachten. In China zeigt sich bislang keine nachhaltige und spürbare Abschwächung der Nettoimporte von Rohstoffen. Doch könnten die reinen Nettoimportzahlen die eigentliche Konsumdynamik überzeichnen, wie das wohl z.B. bei Rohöl der Fall ist. Die Lagerbestände an der London Metal Exchange sind bei fast allen wichtigen Industriemetallen wie Kupfer, Zink, Zinn, Aluminium oder Blei abgebaut worden. Futurespreis am 10.05.16 Veränderung in % Veränderung in % Veränderung in % ggü. Vorwoche ggü. Vormonat ggü. Vorjahr Rohstoffpreisentwicklung Einheit Energie WTI $/bbl 44,7 2,3 12,4 -24,8 Brent $/bbl 45,5 1,2 8,5 -30,4 Erdgas $/MMBtu 2,2 3,5 8,4 -25,1 Edelmetalle Gold $/Feinunze 1264,8 -2,1 1,8 6,4 Silber $/Feinunze 17,1 -2,3 11,0 3,8 Platin $/Feinunze 1049,3 -2,1 8,5 -8,2 Palladium $/Feinunze 592,2 -2,7 9,9 -26,2 Industriemetalle Kupfer $/t 4691,3 -4,8 0,6 -26,6 Nickel $/t 8672,3 -8,6 1,9 -39,2 Aluminium $/t 1539,0 -5,2 2,2 -17,4 Zink $/t 1841,8 -2,6 5,3 -21,8 Blei $/t 1741,3 -1,2 2,6 -14,1 Agrar Mais USc/ bushel 378,5 0,1 4,5 5,6 Weizen USc/ bushel 451,5 -1,8 -1,9 -5,2 Soja USc / bushel 1076,0 5,3 17,4 9,3 Kaffee USc/lb 126,9 7,0 5,4 -4,5 Kakao $/t 3081,0 -3,1 7,3 5,4 Quelle: Bloomberg, DekaBank. Hinweis: Der Futures- Preis bezieht sich auf den jeweils nächsten generischen Futures- Kontrakt (zumeist 1 Monat Laufzeit). Ausblick: Die spekulativ orientierten Finanzmarktteilnehmer (Managed Money) setzten verstärkt auf steigende Industriemetallpreise. Innerhalb des Segments scheint es fundamental betrachtet bei Nickel und Zink am ehesten knapp zu werden (Angebotsdefizit), während insbesondere bei Aluminium und Blei keine nennenswerte Verknappung zu erwarten ist. Für die Rohstoffe insgesamt rechnen wir über die Sommermonate hinweg tendenziell mit einer schwankungsreichen Seitwärtsbewegung. Gegen Jahresende bzw. 2017 dürften die Rohstoffpreise wieder nachhaltig anziehen. Inhalt Die wichtigsten Prognosen und Revisionen Rohstoffpreise legen etwas zu 1 Rohstoffe im Überblick 2 Rohöl Brent / WTI 3 Gold 4 2016 2017 (Jahresdurchschnitt) (Jahresdurchschnitt) Revision Gold 1100 € 1230 $ 1110 € 1170 $ Brent 35 € 39 $ 46 € 48 $ - WTI 38 $ 47 $ - Quellen: Bloomberg, Prognosen DekaBank 1 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Mai / Juni 2016 Rohstoffe im Überblick Bloomberg Rohstoffind. (Jan. 2011 = 100) Quellen: Bloomberg, DekaBank Nettopositionierung* der Spekulanten * in Tsd. Kontrakten, Managed Money Quellen: CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank Tops und Flops der letzten vier Wochen* ■ Im Fokus: Mit wenigen Ausnahmen legten die Preise für Rohstoffe in den vergangenen Wochen zu. Die Verteuerung war relativ einheitlich über die meisten Rohstoffbereiche hinweg zu beobachten. In China zeigt sich bislang keine nachhaltige und spürbare Abschwächung der Nettoimporte von Rohstoffen. Doch könnten die reinen Nettoimportzahlen die eigentliche Konsumdynamik überzeichnen, wie das wohl z.B. bei Rohöl der Fall ist. Zwar importiert China weiterhin sehr viel Rohöl. Doch in Anbetracht der schwächeren eigenen Produktion und der Aufstockung der strategischen Ölreserven dürfte der eigentliche Nachfrageanstieg schwächer sein. Bei den Industriemetallen gibt es erste vorsichtige Anzeichen dafür, dass eine Verknappung kommen wird. Die Lagerbestände an der London Metal Exchange sind bei fast allen wichtigen Industriemetallen wie Kupfer, Zink, Zinn, Aluminium oder Blei abgebaut worden. Die spekulativ orientierten Finanzmarktteilnehmer (Managed Money) setzten verstärkt auf steigende Industriemetallpreise. Innerhalb des Segments scheint es fundamental betrachtet bei Nickel und Zink am ehesten knapp zu werden (Angebotsdefizit), während insbesondere bei Aluminium und Blei keine nennenswerte Verknappung zu erwarten ist. Für die Rohstoffe insgesamt rechnen wir über die Sommermonate hinweg tendenziell mit einer schwankungsreichen Seitwärtsbewegung. Gegen Jahresende bzw. 2017 dürften die Rohstoffpreise wieder nachhaltig anziehen. ■ Perspektiven: Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt. Bis vor ein paar Jahren wurden die Rohstoffmärkte stark durch die steigende Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses dominiert. Die bis zur Finanzkrise deutlich gestiegenen Preise haben damals eine Investitionswelle im Rohstoffsektor losgetreten. Inzwischen wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen sogar so spürbar ausgeweitet, dass nicht nur die steigende Nachfrage problemlos bedient werden kann, sondern zunehmend Überkapazitäten bei der Rohstoffproduktion entstanden sind. Die Folge war ein einige Jahre lang herrschender Abwärtstrend der Rohstoffpreise. Dieser dürfte sich seinem Ende zuneigen. Das inzwischen niedrige Preisniveau bewirkt, dass die Investitionstätigkeit stark abgebremst wird. In Verbindung mit der anhaltenden Zunahme der globalen Rohstoffnachfrage werden die Rohstoffpreise daher längerfristig wieder steigen. Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen auftreten können. Wichtige Daten im Überblick Rohstoffe * Veränderungsrate in % Quellen: Bloomberg, DekaBank DJUBS DJUBS DJUBS DJUBS Energie Industriemetalle Edelmetalle Agrar Stand* 10.05.2016 34,3 91,6 174,6 57,3 Veränderungsraten in % ggü. Vormonat ggü. Vorjahr 7,0 -42,0 1,6 -27,6 4,1 5,1 7,9 0,3 * Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank 2 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Mai / Juni 2016 Rohöl Brent / WTI Ölpreis der Sorte Brent (je Barrel) ■ Im Fokus: Die Waldbrände in der Provinz Alberta lassen die kanadische Ölproduktion wohl für wenige Wochen um mehr als 1 Mio. Barrels Öl am Tag sinken. Die Ölpreise reagierten kurzzeitig mit einem kräftigen Plus. Nicht klar sind die Auswirkungen des neuen saudi-arabischen Ölministers auf die Ölpreisentwicklung. Der Wechsel kann aber als Zeichen für das Scheitern der saudi-arabischen Ölpolitik nach dem Ölpreisverfall seit Mitte 2014 gewertet werden. In den bislang bekannten Daten zum globalen Ölmarkt ist noch keine Verringerung des Überangebots zu sehen. Dies dürfte aber mit Blick auf die Nicht-OPEC-Ölförderung nur eine Frage von wenigen Monaten sein. Beispielsweise ist die US-Ölproduktion auf unter 9 Mio. Barrels gefallen. Wir bleiben bei der Einschätzung, dass sich Rohöl im späteren Verlauf dieses Jahres nachhaltig verteuern wird. Mit stärkeren Schwankungen des Ölpreises muss aber weiterhin gerechnet werden. ■ Prognoserevision: – Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Nettopositionierung der Spekulanten* * in Tsd. Kontrakten, Managed Money, Rohölsorte Brent Quelle: ICE, Bloomberg, DekaBank ■ Perspektiven: Der globale Ölmarkt wird von einem Überangebot dominiert, welches auf bis zu 2 Mio. Barrels pro Tag zu beziffern ist. Das weltweite Ölangebot ist sowohl in den Nicht-OPEC-Ländern (insbesondere in den USA) als auch in den OPEC-Ländern stark ausgeweitet worden – stärker als die globale Ölnachfrage gestiegen ist. Dieses Überangebot wird mittelfristig zwar reduziert, aber vorerst nicht komplett abgebaut. Die Ölfördermenge in den USA geht im Jahresverlauf 2016 langsam zurück. Denn ein Teil der US-Ölproduktion, der mit der technologieintensiven und teuren Methode „Fracking“ gewonnen wird, ist durch den Ölpreisverfall unwirtschaftlich geworden. Investitionen in neue Fracking-Projekte werden aufgeschoben. Die Anzahl der aktiven US-Ölbohranlagen ist von 1600 Ende 2014 auf unter 400 gefallen. Allerdings sorgt der technische Fortschritt dafür, dass aus bestehenden Anlagen immer mehr Rohöl entnommen werden kann. Daher wird die Ölproduktion in den USA in viel geringerem Ausmaß gedrosselt, als die Verringerung der Ölbohranlagen es hätte vermuten lassen. Außerdem verteidigen die OPEC-Länder mit allen Mitteln ihre Marktanteile. In der Summe dürfte sich die globale Angebotsentwicklung erst im späteren Jahresverlauf 2016 abschwächen. Wenn dies der Fall ist, können die Ölpreise auch wieder nennenswert steigen. US-Rohölförderung* (Wochendaten) Wichtige Daten im Überblick Rohöl (Preis je Barrel) Brent (EUR) Brent (USD) WTI (USD) Prognose DekaBank Brent (EUR) Brent (USD) WTI (USD) * in Mio. Barrels pro Tag. Quelle: EIA, DekaBank. 10.05.2016 40,0 45,5 44,7 In 3 Monaten 35 39 38 vor 1 Monat 36,8 41,9 39,7 In 6 Monaten 38 42 41 vor 1 Jahr 58,3 65,4 59,4 In 12 Monaten 45 47 46 Quelle: Bloomberg, Prognosen DekaBank 3 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Mai / Juni 2016 Gold Gold (Preis je Feinunze) ■ Im Fokus: Die Nachfrage nach mit Gold hinterlegten börsengehandelten Fonds (ETFs) steigt weiter. Die Bestände erreichten weltweit mit 57,8 Mio. Unzen den höchsten Stand seit Dezember 2013. Der seit Ende 2012 anhaltende Abbau der Gold-ETF-Bestände kam zu Beginn dieses Jahres zum Erliegen. Seitdem werden die Bestände wieder kräftig aufgebaut, was den Goldpreis stützt. Die spekulativ orientierten Goldmarktteilnehmen (Managed Money) helfen dabei ebenfalls. Sie erhöhten Anfang Mai die Anzahl ihrer Netto-Long-Positionen auf den höchsten Stand seit August 2011 und liegen damit nur knapp unter dem damaligen Allzeithoch. Die Goldmarktteilnehmer glauben offenbar nicht so recht an weiter steigende US-Zinsen. Wir erhöhen unsere Goldpreisprognose erneut und sehen am Jahresende 2016 bzw. 2017 den Goldpreis um ca. 100 US-Dollar höher als noch im vergangenen Monat. ■ Prognoserevision: Aufwärtsrevision für 2016 und 2017. Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Nettopositionierung der Spekulanten* * in Tsd. Kontrakten, Managed Money Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank ■ Perspektiven: Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Im Gefolge der Finanzmarktkrise und der Zuspitzung der Staatsschuldenkrise in Europa verzeichnete Gold dank stetiger kräftiger Preisanstiege starke reale (also inflationsbereinigte) Gewinne. Die europäische Staatsschuldenkrise hat an Brisanz und damit an Bedeutung für den Goldpreis verloren. Zudem hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzinserhöhungszyklus gestartet. Das wird weltweit langsam wieder zu höheren Renditen führen – selbst wenn einige große Notenbanken (EZB, Bank of Japan) der Fed nicht so schnell folgen werden. Im Zuge dessen wird Gold weiter an Wert verlieren, wenngleich nur noch in moderatem Tempo. Stützend wirkt, dass die Notenbanken in vielen Schwellenländern ihre Goldbestände zur Diversifizierung der Währungsreserven weiterhin aufstocken. Diese Entwicklung hat den Goldmarkt in den vergangenen Jahren strukturell verändert, da zuvor die Notenbanken weltweit über lange Zeit per Saldo als Goldverkäufer aktiv waren. Zudem verlagert sich die physische Goldnachfrage stärker von Nordamerika und Europa nach Asien, insbesondere wegen des steigenden Wohlstands der dortigen Bevölkerungen. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu. Physisches Angebot und Nachfrage* Wichtige Daten im Überblick * in Tonnen Edelmetalle Gold (EUR je Feinunze) Gold (USD je Feinunze) Silber (EUR je Feinunze) Silber (USD je Feinunze) Prognose DekaBank Gold (EUR je Feinunze) Gold (USD je Feinunze) 10.05.2016 1.107,26 1.260,39 14,98 17,05 in 3 Monaten 1.120 1.250 vor 1 Monat 1.087,11 1.240,92 13,46 15,36 in 6 Monaten 1.140 1.240 vor 1 Jahr 1.058,98 1.188,25 14,68 16,48 in 12 Monaten 1.130 1.180 Quellen: Word Gold Council, DekaBank 4 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Autor Dr. Dora Borbély Tel.: (0 69) 71 47 - 5027 E-Mail: [email protected] Herausgeber Dr. Ulrich Kater (Chefvolkswirt) Tel.: (0 69) 71 47 - 2381 E-Mail: [email protected] Disclaimer Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht, noch ersetzen sie eine (Rechts- und / oder Steuer-)Beratung; auch die Übersendung dieser stellt keine derartige beschriebene Beratung dar. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und stammen oder beruhen (teilweise) aus bzw. auf von als vertrauenswürdig erachteten aber von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen. Eine Haftung für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der gemachten Angaben und Einschätzungen, einschließlich der rechtlichen Ausführungen, ist ausgeschlossen. Die enthaltenen Meinungsaussagen geben die aktuellen Einschätzungen der DekaBank zum Zeitpunkt der Erstellung wieder, die sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern können. 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