Volkswirtschaft im Fokus. Konjunktur und Märkte Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe Konjunktur 2-4 Zinsen und Renditen 5-6 Aktien 7-8 Emerging Markets 9 Währungen 10-12 Rohstoffe 13-14 Szenarien 15 April / Mai 2015 Es läuft! Liebe Anlegerinnen und Anleger, nach den ersten unfassbar hektischen drei Monaten (Aufhebung des Mindestkurses beim Schweizer Franken, Griechenland-Wahl, Start des EZB-Anleihekaufprogramms) bot die Osterzeit die Chance zur Besinnung. Die nunmehr jahrelange Beschäftigung mit vielfältigen Krisenthemen hat ermüdet, bisweilen auch abgestumpft. Es ist ein Moment des Durchatmens gekommen: Die Zeitumstellung ist geschafft, der Frühling hält Einzug, die Weltwirtschaft expandiert, und die Kapitalmärkte entwickeln sich freundlich. Kurzum: Es läuft! Bitte nicht falsch verstehen, es läuft nicht überragend gut, aber eben auch nicht wirklich schlecht. Es läuft einfach weiter – einigermaßen ordentlich und mit gemächlichem Tempo. Wie ein Marathon erscheint der lange Weg der Bewältigung der Euro-Staatsschuldenkrise. Auch beim Läufer gibt es bekanntlich immer wieder kleine Schwächephasen, zwischenzeitliche Seitenstiche oder kurzzeitige Zweifel, ob er das Ziel noch erreichen wird. Die Europäische Zentralbank ist mit dem Verlauf der ersten Wochen ihres Anleihekaufprogramms zufrieden. Sie hat plangemäß kaufen können, die Bundrenditen sind noch ein kleines Stück gesunken, die Anleihen der Euroland-Peripherie entwickelten sich überdurchschnittlich gut und die Aktienmärkte reagierten erwartungsgemäß freundlich. Es gab keine extremen Marktbewegungen, aber die Tendenz passte der EZB gut ins Konzept. Zudem lassen die Konjunkturdaten aus Euroland zaghaften Optimismus aufkeimen. Das ifo Geschäftsklima in Deutschland verbesserte sich zum fünften Mal in Folge, und auch in den anderen Euroländern stieg die Zuversicht bei den Unternehmensbefragungen spürbar. Für Griechenland zeichnet sich ab, dass die anstehenden Kreditrückzahlungen erfolgen werden. Bis zum nächsten großen Stolperstein, dem notwendigen dritten Hilfsprogramm zur Jahresmitte, geht noch etwas Zeit ins Land. Bis dahin läuft es. Ob dann der berüchtigte Hungerast des Läufers für Euroland kommt, bleibt abzuwarten. Die amerikanische Notenbank Fed ringt mit sich und den Märkten um den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung. Wir halten am Juni fest, wohl wissend, dass die Entscheidung datenabhängig getroffen werden wird. Noch wird die Fed nicht getrieben von akuten Inflationsgefahren. Das eröffnet Spielraum für einen graduellen Zinserhöhungspfad. Insgesamt lässt das aktuelle weltwirtschaftliche Geschehen die Börsen weiter steigen. Hier wäre es durchaus gesund, zwischendurch etwas Tempo herauszunehmen bzw. zu korrigieren. Unabhängig davon, ob es zu dieser Korrektur kommt, sehen wir den DAX in zwölf Monaten auf einem höheren Niveau als heute und raten zu einer Übergewichtung von Aktien. Denn wenn es mal läuft, dann läuft‘s. Mit freundlichen Grüßen Ihr Ulrich Kater Chefvolkswirt DekaBank April / Mai 2015 Seite 2 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur Konjunktur Deutschland Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Destatis, Prognose DekaBank Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, nationale Definition) 8 7 6 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Prognose DekaBank Inflation (% ggü. Vorjahr) 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Destatis, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Deutschland 20 14 20 15P 20 16 P Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 1,6 2,2 2,0 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 0,8 0,5 1,7 Finanzierungssaldo* 0,4 0,2 0,2 74,2 71,9 68,9 7,1 7,1 Schulde nstandsquote* Leistungsbilanzsaldo* 7,4 Jan 15 Inflation (% ggü. Vorjahr) Arb.-losenquote (%, sb., nat. Def.) ifo Geschäftsklima (Punkte ) Feb 15 Mrz 15 -0,5 -0,1 6,5 6,5 6,4 106,7 106,8 107,9 * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Destatis, ifo Institut, Reuters, Prognose DekaBank (P) 0,1 Im Fokus Die guten Konjunkturnachrichten aus Deutschland rissen auch im März nicht ab. Die Stimmung der Unternehmen und der privaten Haushalte steigt weiter und deutet auf ein anhaltend kräftiges Wirtschaftswachstum hin. Auch die „harten“ Konjunkturindikatoren stützen unsere Prognose eines Wirtschaftswachstums im ersten Quartal 2015 von 0,7 % gegenüber dem Vorquartal. Allerdings sollte man sich dessen bewusst sein, dass dieses außergewöhnlich hohe Tempo auf Dauer nicht aufrechterhalten werden kann. Dafür gibt es nicht nur der Aprilwert der sentix-Umfrage einen Hinweis, sondern auch die Sonderauswertung der ifo-Umfrage durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Diese zeigt, dass die Stimmungsaufhellung vor allem auf den Großunternehmen beruhte. Perspektiven Deutschland zählt zu den strukturell gut aufgestellten Volkswirtschaften der Europäischen Währungsunion. Über lange Jahre hinweg haben sich die deutschen Unternehmen wieder fit für den Weltmarkt gemacht: durch Kostenbewusstsein, innovative Produkte und Neuausrichtung auf die Wachstumsmärkte. Hinzu kamen die Reformen der „Agenda 2010“, die den Arbeitsmarkt in Schwung brachten und zu einem spürbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit führten. Zusammen mit einem größeren Spielraum für Lohnerhöhungen und historisch niedrigen Zinsen hat dies die deutsche Konjunktur belebt. Doch das schnellste Schiff mit der besten Takelage kann nur so schnell segeln, wie es der Wind zulässt. Und der war 2014 zu einem lauen Lüftchen geworden. Inzwischen hat der Wind wieder aufgebrist: Der Ölpreis hat deutlich nachgegeben, und der Euro wertet spürbar ab. Der Windjammer „Deutschland“ nimmt daher erneut Fahrt auf. Auf Sicht der kommenden Jahre müssen aber zusätzliche Wartungsarbeiten vorgenommen werden, um die Takelage in Schuss zu halten. Die jüngsten wirtschaftspolitischen Entscheidungen (z.B. Mindestlohn, Rente mit 63, Mütterrente, Mietpreisbremse) waren hierbei allerdings aus unserer Sicht kontraproduktiv. April / Mai 2015 Seite 3 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur Konjunktur Euroland Im Fokus Die Märzdaten der Frühindikatoren für Euroland signalisieren eine Verfestigung der konjunkturellen Erholung. Das Wirtschaftsvertrauen ist im März nach Berechnung der EU-Kommission in Euroland auf den höchsten Wert seit Sommer 2011 angestiegen. Dies liegt nicht nur an der europäischen Konjunkturlokomotive Deutschland, sondern vor allem auch an Spanien und Italien. In Spanien erreichte das Wirtschaftsvertrauen den höchsten Stand seit mehr als dreizehn Jahren. Für das erste Quartal ist in Euroland mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 % zu rechnen. Dies wäre das höchste Quartalswachstum seit vier Jahren. In der Inflationsrate macht sich die höhere konjunkturelle Dynamik noch nicht bemerkbar. Sie blieb aufgrund fallender Energiepreise im März in der Schnellschätzung mit -0,1 % rückläufig. Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 1,0 0,5 0,0 -0,5 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, EU-Definition) 12 11 10 9 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2015 2016 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Inflation (% ggü. Vorjahr) 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Euroland 20 14 20 15P 20 16 P Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 0,9 1,5 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 0,4 0,3 1,4 Finanzierungssaldo* -2,6 -2,2 -1,9 Schuldenstandsquote* 91,9 92,4 92,0 2,6 2,5 2,6 Leistungsbilanzsaldo* Jan 15 Feb 15 Mrz 15 Inflation (% ggü. Vorjahr) -0,6 -0,3 Arb.-losenquote (% , sb., EU-Def.) 11,4 11,3 101,4 102,1 Economic Sentiment (Punkte) 1,7 * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts; Quellen: Eurostat, Reuters, Prognose DekaBank (P) -0,1 103,9 Perspektiven Blickt man auf die konjunkturelle Entwicklung in Euroland, so bleiben die Wachstumsraten weit hinter dem zurück, was man in „normalen Zeiten“ nach einer solch langen Schwächephase eigentlich erwarten würde. Doch seit 2008 sind die Zeiten nicht mehr normal. Weiterhin deckelt der notwendige Schuldenabbau bei Staat, Unternehmen und Haushalten die Wachstumsmöglichkeiten. Dabei gibt es durchaus Unterschiede: Die Reformländer Irland, Spanien, Portugal, ja sogar Griechenland ernten erste Früchte ihrer Reformanstrengungen. In Italien und Frankreich dagegen kommen die Bemühungen um stärkeres Wirtschaftswachstum nur im Schneckentempo voran. Positive Impulse für Euroland kommen vom globalen Wachstum, von der anhaltenden Abwertung des Euro sowie von den sinkenden Energiepreisen. Insgesamt rechnen wir mit einer Fortsetzung des Erholungsprozesses, der allerdings schleppend mit wiederholten Rückschlägen verläuft. Die Arbeitslosenquote geht nur langsam von ihrem sehr hohen Niveau aus zurück und wird erst auf längere Sicht wieder in erträglichere Regionen fallen. Angesichts des schwachen Wachstums und der hohen Arbeitslosigkeit wird die Inflationsrate noch geraume Zeit unerwünscht niedrig bleiben. Auch die Schuldenstandsquote wird Jahre brauchen, bis sie sich dem in den Maastricht-Kriterien definierten Zielwert von 60 % annähert. April / Mai 2015 Seite 4 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur Konjunktur Welt Welt: Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 1,5 1,0 0,5 0,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 2010 2011 2012 2013 2014 Schwellenländer 2015 2016 Industrieländer Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank Einkaufsmanagerindex (Punkte) 60 55 50 45 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quellen: Markit, ISM, Reuters, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) Welt 20 14P 20 15P 20 16 P 3,3 3,3 3,8 Industrieländer 1,7 2,0 2,3 Schwellenländer 4,6 4,4 5,0 Mittel- und oste urop. Länder 1,4 -0,2 2,3 Lateinamerika 1,0 1,4 1,9 Asien (ohne Japan) 6,4 6,4 6,5 Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank (P) Im Fokus Die Anzahl der schwergewichtigen WachstumssorgenLänder hat global weiter zugenommen. Nach wie vor tragen zeitlich befristete Sonderfaktoren dazu bei, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal nur ein marginales Wirtschaftswachstum aufweist wird. Russland befindet sich weiterhin in einer Rezession. Sehr enttäuschende Außenhandelsdaten haben nun die Wahrscheinlichkeit eines Schrumpfens des japanischen Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal erhöht und in Brasilien ist aufgrund der Probleme rund um Petrobras zumindest im ersten Quartal ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts wahrscheinlich geworden. Hingegen haben sich in Euroland zuletzt die Wachstumsperspektiven eher weiter aufgehellt. Die unterschiedlichen Entwicklungen wurden von den einzelnen Einkaufsmanagerindizes im März erneut widergespiegelt. So überwogen global die Verschlechterungen in den oben genannten Sorgenländern und der Einkaufsmanagerindex für die Weltwirtschaft schwächte sich im März von 51,3 auf 50,9 Punkte zum fünften Mal in Folge ab. Er signalisiert damit ein Wachstumsumfeld von annualisiert gut 3 %, was unserer Einschätzung nach der tatsächlichen Entwicklung entsprechen dürfte. Von den sieben regionalen Einkaufsmanagerindizes haben sich im Vergleich zum Vormonat nur zwei (Westeuropa und Afrika) im März verbessern können. Auffallend hohe Rückgänge gab es hingegen in drei Regionen (Lateinamerika, Osteuropa und Nordamerika). Perspektiven Die Weltwirtschaft befindet sich seit dem zweiten Quartal 2009 in einem konjunkturellen Aufschwung. Dieser Zeitraum lässt sich in vier Phasen unterteilen: Zunächst fand ein Aufholprozess nach der Lehman-Krise statt, der das globale Wachstum 2009 und 2010 auf ein ungewöhnlich hohes Niveau führte. Es folgte 2011 eine Normalisierungsphase, an die sich 2012 eine Phase einer weitergehenden Abschwächung anschloss. Zu dieser Abschwächung trugen Rezessionen in Euroland, Japan und in mehreren osteuropäischen Staaten bei. Seither nahm die globale Wachstumsdynamik zwar wieder zu. Sie schwankt aber im Bereich von knapp unter 3,5 %, was schwächer ist als das durchschnittliche Wachstum im Aufschwung 2003 bis 2007 (4,7 %). Für die kommenden Quartale ist mit Zuwachsraten im Bereich von knapp 4 % zu rechnen. Hierzu beitragen dürfte insbesondere eine weitergehende Erholung der wirtschaftlichen Dynamik in Euroland sowie in mehreren Schwellenländern. Allerdings belasten noch bestehende Strukturprobleme in verschiedenen Ländern. Darüber hinaus können kurzfristig geopolitische Krisenherde zu Wachstumseinbußen auch auf globaler Ebene führen. April / Mai 2015 Seite 5 Volkswirtschaft im Fokus Zinsen und Renditen Geldmarkt Euroland Im Fokus Die EZB hat bekräftigt, ihre Wertpapierkäufe im geplanten Umfang und Tempo fortzusetzen. Daher ist auch mit einer weiter steigenden Überschussliquidität im Bankensystem zu rechnen. Ihren Zenit dürfte diese jedoch frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2016 erreichen, wenn das gesamte Ankaufprogramm von mindestens 1.140 Mrd. Euro umgesetzt ist und sämtliche TLTROs zugeteilt sind. Von daher sollte der Abwärtsdruck auf die kurzfristigen Zinsniveaus sukzessive zunehmen. Schon in den nächsten Monaten dürften sich die EONIA-Sätze weiter in Richtung des EZB-Einlagensatzes von -0,20 % bewegen. In deren Sog sollte der dreimonatige EURIBOR-Satz knapp unter null fallen. Die Aussicht auf noch für lange Zeit äußerst niedrige Geldmarktsätze spiegelt sich in einer außergewöhnlich flachen EURIBOR-Kurve wider. EZB-Leitzins (% p.a.) 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Europäische Zentralbank, Prognose DekaBank EURIBOR-Sätze (% p.a.) 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 3 Monats-EURIBOR 2015 2016 12 Monats-EURIBOR Quellen: European Banking Federation, Prognose DekaBank EONIA-Swapkurve (% p.a.) 0,6 0,4 0,2 0,0 -0,2 0 12 24 36 Monate Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Euroland: Zinsen (% p.a.) 0 8.0 4.20 15 vor 1 Mon. vor 1 Jahr EZB-Leitzins 0,05 0,05 3 Monats-EURIBOR 0,01 0,04 0,25 0,33 12 Monats-EURIBOR 0,19 0,23 0,60 EURIBOR-Future, Dez. 2015 -0,01 0,01 0,45 EURIBOR-Future, Dez. 2016 0,01 0,07 0,83 Prognose DekaBank (% p.a.) in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. EZB-Leitzins 0,05 0,05 0,05 3 Monats-EURIBOR 0,00 -0,02 -0,04 12 Monats-EURIBOR 0,17 0,15 0,12 Quellen: Europäische Zentralbank, European Banking Federation, Bloomberg, DekaBank Perspektiven Auf die extrem niedrigen Inflationsraten in Euroland reagierte die EZB mit einer Mischung aus konventionellen und unkonventionellen Maßnahmen. Bereits im vergangenen Jahr verringerte sie den Einlagensatz, der den unteren Eckzins des Geldmarktes darstellt, erstmals in den negativen Bereich. Anschließend schloss sie weitere Senkungen jedoch aus, was wir als glaubwürdig erachten. Von daher bildet das jetzt erreichte Niveau von -0,20 % die Untergrenze für sämtliche Geldmarktsätze. Eine steigende Überschussliquidität im Bankensystem sollte dazu führen, dass vor allem der Tagesgeldsatz EONIA in Richtung dieser Marke getrieben wird. Die von der EZB angekündigten Wertpapierkäufe von 60 Mrd. Euro im Monat und ihre sonstigen Maßnahmen dürften zur Folge haben, dass die Überschussreserven der Banken im Verlauf des kommenden Jahres ihr bisheriges Rekordniveau von 800 Mrd. Euro aus dem Jahr 2012 übersteigen werden. Angesichts der mittlerweile besser funktionierenden Geldmärkte sollte dies zu neuen Tiefständen von rund 0,15 % bei den EONIA-Sätzen führen. Einhergehend damit dürften sich in den nächsten Monaten auch die EURIBOR-Fixings langsam weiter nach unten bewegen. Dabei sollte der dreimonatige EURIBOR-Satz jedoch nicht allzu weit in den negativen Bereich fallen. Denn genau dies will die EZB vermeiden, indem sie weitere Senkungen des Einlagensatzes sowie Anleihekäufe bei Renditen unter 0,20 % ausschließt. Sie befürchtet, dass für lange Zeit deutlich negative Zinsen die Funktionsfähigkeit der Geldund Anleihemärkte beeinträchtigen könnten. April / Mai 2015 Seite 6 Volkswirtschaft im Fokus Zinsen und Renditen Rentenmarkt Euroland Im Fokus Der Beginn der Staatsanleihekäufe der EZB am 9. März hat zu einem erneuten, drastischen Rückgang der Renditen vor allem langlaufender Bundesanleihen geführt. Angesichts der umfangreichen geplanten Käufe und der geringen Neuemissionen befürchten viele Marktteilnehmer eine gravierende Verknappung von sicheren Anleihen mit langer Duration. Mit der Zeit sollten steigende Konjunktur- und Inflationserwartungen jedoch dazu beitragen, dass sich genügend Anleger bereitwillig von derartigen Papieren trennen. Mittelfristig erwarten wir deshalb wieder etwas höhere Renditen langlaufender Bundesanleihen. Demgegenüber dürften Staatsanleihen der Peripherieländer durch die quantitative Lockerung eine anhaltende Unterstützung erfahren und ihre Spreads schon bald weiter sinken. Deutschland: Renditen (% p.a.) 4 3 2 1 0 -1 2010 2011 2012 2013 2014 2-jährige 2015 2016 10-jährige Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Frankreich und Niederlande: Renditen (% p.a.) 4 3 2 1 0 2010 2011 2012 2013 2014 Frankreich, 10-jährige 2015 Niederlande, 10-jährige Quellen: Bloomberg, DekaBank Italien und Spanien: Renditen (% p.a.) 8 6 4 2 0 2010 2011 2012 2013 Italien, 10-jährige 2014 2015 Spanien, 10-jährige Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Renditen (% p.a.) 0 8.0 4.20 15 vor 1 Mon. vor 1 Jahr Deutschland 2J -0,28 -0,21 0,17 0,16 0,39 1,56 Frankreich 10J 0,45 0,69 2,06 Italien 10J 1,25 1,32 3,22 Spanien 10J 1,20 1,30 3,21 Deutschland 10J Prognose DekaBank (% p.a.) Deutschland 2J Deutschland 10J Quellen: Bloomberg, DekaBank in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. -0,23 -0,20 -0,15 0,15 0,25 0,45 Perspektiven Die EZB hat die nationalen Zentralbanken angewiesen, ihre Staatsanleihekäufe weitgehend proportional zu den ausstehenden Volumina auf die verschiedenen Laufzeitbereiche zu verteilen. Dadurch soll erreicht werden, dass sich der geldpolitische Impuls möglichst homogen ausbreitet. Eine wichtige Ausnahme von dieser Regel ist, dass keine Käufe bei Renditen unterhalb des Einlagensatzes von -0,20 % getätigt werden sollen. Dies zwingt vor allem die Bundesbank in die längeren Laufzeitbereiche und verschärft damit die Sorge vieler Anleger vor einer Knappheit an langlaufenden Bundesanleihen. Deren Renditen dürften daher zumindest vorübergehend extrem niedrig bleiben. Erst mittelfristig erwarten wir leichte Anstiege infolge zunehmender langfristiger Inflationserwartungen und einer nachlassenden Risikoaversion. In den kürzeren Laufzeitbereichen werden die Renditen durch die Überschussreserven im Bankensystem nach unten gedrückt. Da diese infolge der quantitativen Lockerung erst im späteren Verlauf des kommenden Jahres ihren Zenit überschreiten dürften, bleibt der negative Einlagensatz bis auf weiteres der Ankerpunkt für das kurze Ende der Bundkurve. Bei Staatsanleihen der Peripherieländer ist das Verhältnis von Käufen des Eurosystems zu den ausstehenden Volumina zum Teil nicht ganz so günstig wie bei Bundesanleihen. Jedoch profitieren diese Papiere nicht nur von den physischen Käufen der Zentralbanken, sondern auch vom allgemeinen Niedrigzinsumfeld, das die Anleger zunehmend in Papiere mit noch verbliebenen Risikoprämien drängt. Die Spreads zu Bundesanleihen sollten sich daher weiter einengen. April / Mai 2015 Seite 7 Volkswirtschaft im Fokus Aktien Aktienmarkt Deutschland DAX (Indexpunkte) 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Deutsche Börse AG, Prognose DekaBank Kurs-Gewinn-Verhältnis DAX 16 12 8 4 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2014 2015 Quellen: Factset, DekaBank Preis-Buchwert-Verhältnis DAX 2,0 1,5 1,0 0,5 2010 2011 2012 2013 Quellen: Factset, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Aktienmarkt DAX (Indexp.) 0 8.0 4.20 15 12.036 DAX (Veränd. in % seit …) Prognose DekaBank DAX (Indexp.) Kennzahlen* in 3 Mon. 12.000 11.210 15,3 vor 1 Jahr 9.338 5,84 27,06 in 6 Mon. in 12 Mon. 10.800 Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.Verhältnis DAX vor 1 Monat Verhältnis 1,8 12.500 Dividendenrendite % 2,7 * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank Im Fokus Der deutsche Aktienmarkt belegt mit einem Anstieg von über 20 % seit Jahresanfang eine Spitzenposition im Vergleich der globalen Aktienmärkte. Diese Stärke erklärt sich zum einen durch die anhaltend hohe Liquiditätsunterstützung seitens der EZB, zum anderen durch eine positive fundamentale Entwicklung. Die deutsche Konjunktur läuft rund, dies bestätigt das zuletzt veröffentlichte ifo Geschäftsklima. Der positive Ausblick wird sich in den ab Ende April zur Veröffentlichung anstehenden Quartalsberichten der Unternehmen widerspiegeln. Nach den starken Kursanstiegen müssen sich Anleger allerdings auf eine Konsolidierungsphase am Markt einstellen. In dem von starker Liquidität und Momentum getriebenen Markt ist das Timing allerdings sehr schwierig. Wer sich hier nicht die Finger verbrennen möchte, sollte einfach investiert bleiben. Perspektiven Die Konjunkturdynamik in Deutschland gewinnt zunehmend an Fahrt. Dies signalisieren sowohl die jüngsten Wirtschaftsdaten als auch die über die Stimmungsindikatoren abgefragten Geschäftsausblicke der Unternehmen. Diese kommen mit dem aktuellen wirtschaftlichen Umfeld gut zurecht. Die Bilanzen der Unternehmen befinden sich in einem sehr guten Zustand, und Firmen mit Zugang zum Kapitalmarkt können sich zu äußerst vorteilhaften Konditionen an den Anleihemärkten finanzieren. Die operative Entwicklung verläuft zufriedenstellend und erfährt durch den schwachen Euro-Wechselkurs und die niedrigen Energiepreise eine anhaltende Unterstützung. Der wichtigsten Treiber für den Aktienmarkt bleibt allerdings die nach wie vor extrem expansive Geldpolitik der EZB. In den USA zeichnet sich zwar immer stärker eine Umkehr in der Geldpolitik ab, allerdings wird diese in den kommenden Monaten zu keiner wesentlichen Veränderung der monetären Rahmenbedingungen führen. In Euroland wird die Liquidität sogar noch massiv ausgeweitet, sodass hier für einen sehr langen Zeitraum mit geldpolitischem Rückenwind gerechnet werden kann. Marktkorrekturen sollten vom Ausmaß her begrenzt bleiben. Sie stellen für den risikobereiten Anleger nach wie vor Chancen dar. Noch haben sich die Kurse nicht zu weit von ihrem fundamentalen Ankerpunkt entfernt. Die Risiken steigen allerdings, sodass sich die Anleger auf eine im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren höhere Schwankungsbreite des deutschen Aktienmarktes einstellen müssen. April / Mai 2015 Seite 8 Volkswirtschaft im Fokus Aktien Aktienmärkte Welt USA: S&P 500 (Indexpunkte) 2200 1800 1400 1000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Factset, Prognose DekaBank USA: Kurs-Gewinn-Verhältnis S&P 500 18 Japan Der konjunkturelle Verlauf ist angesichts der massiven Unterstützung von Regierung und Zentralbank äußerst enttäuschend. Dass sich der Aktienmarkt von dieser Entwicklung abkoppeln kann liegt hauptsächlich daran, dass offizielle Stellen, ähnlich wie am Rentenmarkt jetzt auch zunehmend am Aktienmarkt die Kurse durch direkte Käufe nach oben treiben. Damit scheint das Kursniveau zwar stabil und gut unterstützt, entfernt sich aber immer mehr von seiner fundamentalen Basis. 16 14 12 10 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quellen: Factset, DekaBank Japan: Topix (Indexpunkte) 1500 1200 900 600 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Factset, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Aktienmarkt S&P 500 (Indexp.) 0 8.0 4.20 15 2.082 vor 1 Monat 2.114 S&P 500 (Veränd. in % seit …) -2,5 Prognose DekaBank in 6 Mon. in 3 Mon. S&P 500 (Indexp.) 2.050 2.100 TOPIX (Indexp.) 1.600 1.350 Kennzahlen* Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.Verhältnis Verhältnis USA Die Diskussionen um den Beginn und den Verlauf der Zinswende belasten den US-Aktienmarkt. Schließlich war die seit Jahren reichlich seitens der Notenbank zur Verfügung gestellte Liquidität einer der wesentlichen Kurstreiber. Zusätzlich wird die Stimmung durch die anhaltend hinter den Markterwartungen zurückbleibenden Konjunkturdaten sowie den nach unten revidierten Gewinnaussichten der Unternehmen gedämpft. Vor dem Hintergrund der Stimmungseintrübung sind insbesondere die mittlerweile extrem hoch bewerteten Biotechnologieaktien sowie Small Caps unter Verkaufsdruck. Aber auch der S&P 500 kann sich diesen Entwicklungen nicht entziehen. Wir rechnen in den kommenden Monaten mit einer Fortsetzung der Konsolidierungsbewegung bevor der Markt dann im späteren Jahresverlauf wieder leicht zulegen sollte. vor 1 Jahr 1.866 10,5 in 12 Mon. 2.150 1.400 Dividendenrendite % S&P 500 16,8 2,6 2,1 TOPIX 16,0 1,4 1,7 * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank Perspektiven Der US-Aktienmarkt sollte sich in den kommenden Monaten nur noch seitwärts bewegen können. Die anstehende Wende in der Geldpolitik, die nachlassende Dynamik in der Gewinnentwicklung und die mittlerweile spürbar angestiegenen Bewertungen begrenzen das Kurspotenzial nach oben. Die Gefahr eines größeren Rückschlags ist dennoch eher gering, dafür sind die Rahmenbedingungen insgesamt noch zu stabil. In Japan werden die Preise immer stärker durch die Zentralbank verzerrt. Fundamental sind die Entwicklungen enttäuschend, sodass wir die Region nicht zum Kauf empfehlen. Spekulative Engagements sollten in jedem Fall nur währungsgesichert eingegangen werden. April / Mai 2015 Seite 9 Volkswirtschaft im Fokus Emerging Markets Emerging Markets Im Fokus Emerging-Markets-Anlagen haben in den vergangenen Wochen deutlich zugelegt, nachdem Äußerungen der USNotenbank die Hoffnung nährten, dass der Pfad für die Leitzinsanhebungen weniger steil als bislang unterstellt ausfallen werde. In der Folge gab der US-Dollar nach, und die Kurse von EM-Renten und -Aktien erholten sich. Die US-Geldpolitik dürfte auch in den kommenden Monaten der wichtigste Treiber für die globalen Finanzmärkte bleiben. Da wir entgegen der Mehrheitsmeinung an den Märkten die erste Zinserhöhung bereits für Juni erwarten, besteht hier Enttäuschungspotenzial, das allerdings durch eine geschickte Rhetorik der Währungshüter begrenzt werden sollte. Allerdings dürfte der US-Dollar seinen Aufwertungstrend wieder aufnehmen, da außer in Mexiko kaum eine Notenbank dem Erhöhungspfad folgen wird. Hartwährungsanleihen dürften von der Attraktivität des US-Dollar profitieren. Gegenwind erhalten diese jedoch durch die Zuspitzung der Krise in Venezuela und die anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Probleme in Brasilien und Russland. Aktien: MSCI Emerging Markets (Performanceindex) 2300 2100 1900 1700 1500 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quellen: MSCI, DekaBank Renten: EMBIG-Spread (Basispunkte) 500 400 300 200 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Renten: Performanceindizes EMBIG und GBI 160 140 120 100 80 2010 2011 2012 2013 EMBIG (Jan. 2010 =100) 2014 2015 GBI (Jan. 2010 =100) Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Emerging Markets MSCI Emerging M. TR 0 8 . 0 4 . 2 0 15 2059 % ggü. % ggü. Vormon. Jahresanf. 5,3 7,2 % ggü. Vorjahr 3,7 EMBIG Performanceind. 687 2,9 3,7 4,8 GBI Performanceindex 261 4,6 -0,3 -10,7 476 0,5 0,9 5,5 6638 1,7 4,0 8,8 zum Vergleich: REXP Performanceind. MSCI World TR Prognose DekaBank EMBIG Spread (Basisp.) in 3 Mon. 390 Quellen: MSCI, Bloomberg, DekaBank 400 in 6 Mon. in 12 Mon. 390 370 Perspektiven Seit den massiven Kursverlusten im Frühsommer 2013 verlief die Entwicklung von Emerging-Markets-Renten mit deutlich höheren Schwankungen als in den Jahren zuvor. Doch hat dieser unerwünschte „Stresstest“ auch gezeigt, dass die Fähigkeit der Emerging Markets, Turbulenzen zu widerstehen, recht hoch ist. Fallende Kurse und Kapitalabflüsse führen in den meisten Ländern nicht mehr zu schweren Wirtschaftskrisen. Unsere grundsätzlich positive Einschätzung der langfristigen Aussichten für Emerging Markets-Anlagen stützt sich im Wesentlichen auf drei Annahmen: 1) Die Länder weisen im Trend ein hohes Wirtschaftswachstum auf. 2) Die Notenbanken verhindern die Rückkehr zur Hochinflation. 3) Eine konservative Fiskalpolitik verhindert Schuldenkrisen. Diese Annahmen sehen wir im Großen und Ganzen noch immer als gegeben an, auch wenn sie selbstverständlich nicht für alle Staaten im gleichen Maße erfüllt sind. Aus Sicht vieler Investoren ist es allerdings ein Nachteil, dass Emerging Markets-Anlagen in der Regel schwankungsanfälliger sind als Anlagen in Industrieländern. Dies hängt damit zusammen, dass die Märkte nicht im selben Maße entwickelt sind. Für aktive Investoren bieten jedoch gerade solche Märkte Chancen. Und bei mittelfristiger Betrachtung haben sich Emerging Markets in den meisten Zeiträumen gut geschlagen. Wir erwarten, dass das auch in den kommenden Jahren der Fall sein wird. April / Mai 2015 Seite 10 Volkswirtschaft im Fokus Währungen Währungen: EUR-USD Im Fokus Der Absturz des Euro gegenüber dem US-Dollar hat sich in den vergangenen Wochen nicht fortgesetzt. Seit seinem Tiefpunkt im März bei knapp unter 1,05 EUR-USD konnte der Euro Anfang April bis auf 1,10 EUR-USD aufwerten. Der vorläufige Wendepunkt im März ist nicht auf Wirtschaftsdaten aus Euroland zurückzuführen, sondern unmittelbar mit der US-Geldpolitik verbunden. Der Leitzinszinsausblick bis Ende 2016 der US-Zentralbank ist Mitte März unerwartet moderat ausgefallen. Gleichzeitig haben schwache Konjunkturdaten aus den USA das Fragezeichen an den Märkten über eine unmittelbar bevorstehende Zinswende der US-Notenbank größer werden lassen. Insbesondere der deutlich enttäuschende USArbeitsmarktbericht für März hat die US-Währung belastet. Wechselkurs EUR-USD 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basispunkte) Perspektiven Für den Euro erwarten wir mit Blick auf die fundamentalen Faktoren bis Ende 2016 eine Abwertung gegenüber dem US-Dollar. Wir rechnen mit einem zunehmenden Zinsvorsprung von US-Treasuries gegenüber deutschen Bundesanleihen. Zudem sind die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft günstiger als für Euroland. Grundsätzlich stützend für den Euro ist aber die von uns prognostizierte Verfestigung des moderaten Aufschwungs in Euroland, der auch einige der südeuropäischen Sorgenkinder mit einschließt. In den USA hat die Notenbank letztes Jahr das Anleihekaufprogramm beendet. Die Leitzinswende dürfte im Sommer 2015 erfolgt sein, während die Europäische Zentralbank vor Ende 2018 keine Leitzinserhöhung vornehmen wird. Entsprechend stellt die Geldpolitik für eine längere Zeit die zentrale Belastung für den Euro dar. 200 100 0 -100 -200 -300 -400 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 *Bundesanleihen minus Treasuries Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Nettopositionierung der Spekulanten* 100 50 0 -50 -100 -150 -200 -250 2010 2011 2012 2013 2014 2015 * Euro-Futures; in Tsd. Kontrakten Quellen: CFTC, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 0 8.0 4.20 15 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. Wechselkurs EUR-USD 1,08 1,06 1,04 1,02 Zinsdiff. 2J (Basisp.) -81 -110 -155 -220 Zinsdiff. 10J (Basisp.) -174 -230 -210 -210 EZB Leitzins (%) 0,05 0,05 0,05 0,05 Fed Leitzins (%) 0,25 0,25 0,5 1,25 Konjunkturdaten 20 15P 20 16 P EWU Bruttoinlandsprod. (% ggü Vorj.) 20 14 0,9 1,5 1,7 USA Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 2,4 2,7 2,9 EWU Inflation (% ggü. Vorjahr) 0,4 0,3 1,4 USA Inflation (% ggü. Vorjahr) 1,6 0,6 2,8 Quellen: Bloomberg, EZB, Fed, Bureau of Economic Analysis, Bureau of Labor Statistics, Eurostat, DekaBank April / Mai 2015 Seite 11 Volkswirtschaft im Fokus Währungen Währungen: EUR-AUD / EUR-CAD Wechselkurs EUR-AUD 1,6 1,4 1,2 1,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 0 8 . 0 4 . 2 0 15 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 1,36 1,35 1,34 Forwards 1,40 1,42 1,43 1,45 He dge-Ertrag* (%) -0,6 -1,2 -2,4 W echselkurs EUR-AUD Zinsdiff. Bunds zu austral. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte ) in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. -202 -220 -235 -270 -79 -260 -255 -255 EZB Leitzins (%) 0,05 0,05 0,05 0,05 RBA Le itzins (%) 2,25 2,00 2,00 2,00 10 Jahre (Basispunkte) EUR-AUD Der australische Dollar hat seinen Aufwertungstrend seit Beginn des Jahres auch in den vergangenen Wochen beibehalten. Zu Beginn des Jahres lag er gegenüber dem Euro noch bei 1,55 EUR-AUD. Mittlerweile hat er sogar die Marke von 1,44 EUR-AUD durchbrochen. Die jüngste Aufwertung lässt sich auf die am 5. Juni beschlossenen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank zur Ausweitung der geldpolitischen Lockerung zurückführen. Ohne diese wäre die australische Währung wohl seitwärts um die 1,46 EUR-AUD tendiert. Für die kommenden Monate ist nicht mit zusätzlichen geldpolitischen Impulsen zu rechnen. Die australische Notenbank hat auf ihrem Zinsentscheid Anfang Juni die Leitzinsen bei 2,5% belassen und ihr Wohlsein mit diesem Leitzinsniveau bekräftigt. Die australische Währung dürfte gegenüber dem Euro in eine Seitwärtsbewegung im Bereich 1,43-1,49 EUR-AUD übergehen. * bezogen auf e ine We chselkurssicherung mit Forward-Kontrakte n Quellen: EZB, Res. Bank of Australia, Bloomberg, DekaBank Wechselkurs EUR-CAD 1,6 1,4 1,2 1,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank W echselkurs EUR-CAD 0 8 . 0 4 . 2 0 15 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 1,35 Forwards He dge-Ertrag* (%) Zinsdiff. Bunds zu kanad. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte ) 10 Jahre (Basispunkte) 1,33 1,31 1,29 1,37 1,38 1,38 -0,5 -1,0 -2,0 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. -79 -90 -125 -195 -118 -160 -165 -180 EZB Leitzins (%) 0,05 0,05 0,05 0,05 BoC Le itzins (%) 0,75 0,75 0,75 1,00 * bezogen auf e ine We chselkurssicherung mit Forward-Kontrakte n Quellen: EZB, Bank of Canada, Bloomberg, DekaBank EUR-CAD Die kanadische Währung hat über die vergangenen Wochen nur leicht gegenüber dem Euro aufgewertet. Das umfassende Maßnahmenpaket der Europäischen Zentralbank vom 5. Juni zur weiteren geldpolitischen Lockerung hätte sicherlich das Potential zu einer stärkeren Aufwertung des kanadischen Dollar gegenüber dem Euro gehabt. Aber enttäuschende Konjunkturdaten aus Kanada haben den kanadischen Dollar belastet. Das kanadische Bruttoinlandsprodukt blieb mit einem Plus von 1,2% im ersten Quartal hinter den Erwartungen zurück, und auch der Anstieg der Arbeitslosenquote auf 7% war eine negative Überraschung. Auf Sicht von zwölf Monaten sollten die unterschiedlichen Wege der Geldpolitik zwischen Kanada und dem Euroraum für eine spürbare Aufwertung des kanadischen Dollars sorgen. April / Mai 2015 Seite 12 Volkswirtschaft im Fokus Währungen Währungen: EUR-SEK / EUR-NOK Wechselkurs EUR-SEK 11 10 9 8 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 0 8 . 0 4 . 2 0 15 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 9,35 W echselkurs EUR-SEK Forwards He dge-Ertrag* (%) Zinsdiff. Bunds zu schwed. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte ) 10 Jahre (Basispunkte) EZB Leitzins (%) Riksbank Le itzins (%) 9,30 9,20 9,10 9,28 9,28 9,28 0,0 0,1 0,1 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 4 -13 -30 -65 -22 -45 -55 -65 0,05 0,05 0,05 0,05 -0,25 -0,25 -0,25 -0,25 EUR-SEK Nach seiner Berg- und Talfahrt seit Februar hat sich EURSEK nun zwischen 9,30 und 9,40 stabilisiert. Dazu beigetragen hat die Riksbank, die die zuvor starke Aufwertung der Krone (trotz der Leitzinssenkung auf -0,10 % im Februar als Reaktion auf die Anleihekäufe der EZB) als ein Risiko für den angestrebten Inflationsanstieg erachtet hat. So hat die Riksbank überraschend zwischen ihren regulären Zinsmeetings im März ihren Leitzins nochmals gesenkt, auf nun -0,25 %. Zudem hat sie ihre bis Mai laufenden Staatsanleihekäufe ausgeweitet. Leitzinserhöhungen dürften mit dem prognostizierten Inflationsanstieg zum Zielwert von 2 % ab Mitte 2016 erfolgen. Somit, aufgrund höherer Wachstums- und Inflationserwartungen in Schweden, liegt der erwartete Leitzinspfad der Riksbank immer noch über dem der EZB (Leitzinswende nicht vor Ende 2018). Das spricht für eine stärkere Krone in unserem Prognosezeitraum (sinkender EUR-SEK-Kurs). * bezogen auf e ine We chselkurssicherung mit Forward-Kontrakte n Quellen: EZB, Riksbank, Bloomberg, DekaBank Wechselkurs EUR-NOK 9,0 8,5 8,0 7,5 7,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank W echselkurs EUR-NOK 0 8 . 0 4 . 2 0 15 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 8,70 Forwards He dge-Ertrag* (%) Zinsdiff. Bunds zu norweg. Anleihen 8,50 8,40 8,20 8,74 8,76 8,81 -0,4 -0,6 -1,2 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 2 Jahre (Basispunkte ) -111 -113 -110 -105 10 Jahre (Basispunkte) -127 -145 -155 -155 EZB Leitzins (%) 0,05 0,05 0,05 0,05 Norge s Bank Leitz. (%) 1,25 1,00 1,00 1,00 * bezogen auf e ine We chselkurssicherung mit Forward-Kontrakte n Quellen: EZB, Norges Bank, Bloomberg, DekaBank EUR-NOK Als Rohstoffwährung bleibt die Entwicklung der Norweger Krone an die des Ölpreises gebunden. Da wir nach der aktuellen Überreaktion eine Normalisierung des Ölpreises bei etwa 75 USD gegen Ende des Jahres erwarten, rechnen wir entsprechend mit einer Aufwertung der Krone gegenüber dem Euro. Auch wenn auf der Norweger Krone derzeit konjunkturelle Sorgen infolge des niedrigen Ölpreises lasten, dürfte eher die Euro-Schwäche aufgrund der im März begonnenen Anleihekäufe der EZB die Wechselkursbewegung dominieren. Abgesehen vom Ölpreis bleibt die mittelfristig erwartete Aufwertung der Krone (sinkender EUR-NOK-Kurs) begründet durch die Zinsdifferenz zu Euroland, basierend auf Norwegens höheren Wachstumsund Inflationsniveaus. Die Norges Bank schließt je nach Ölpreisentwicklung eine weitere Zinssenkung in diesem Jahr nicht aus. Erste Leitzinserhöhungen stellt sie gegen Ende 2016 in Aussicht. April / Mai 2015 Seite 13 Volkswirtschaft im Fokus Rohstoffe Rohstoffe: Gold Im Fokus Auch wenn der Goldpreis seit Mitte März merklich zugelegt hat, gehen wir nicht von einer Trendwende hin zu steigenden Preisen aus. Zuletzt befeuerten enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA die Diskussion, ob die US-Notenbank vielleicht doch später als bislang erwartet mit den Leitzinserhöhungen beginnen wird. Zudem hat der US-Dollar gegenüber dem Euro seit Mitte März etwas abgewertet. So haben die Goldspekulanten (Managed Money) das erste Mal seit acht Wochen wieder verstärkt auf steigende Goldpreise gesetzt. Dennoch bleibt das Umfeld für Gold aus unserer Sicht wenig konstruktiv: Eine schwache physische Goldnachfrage, ein ansteigendes USZinsniveau und eine stabile Weltkonjunktur sind nicht die beste Politur für das Edelmetall. Dem Goldanleger in Euroland hilft allerdings die erwartete Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar. In Euro gerechnet fallen die Goldpreisrückgänge dadurch geringer aus. Goldpreis (je Feinunze) 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 2010 EUR 2011 2012 USD 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Gold: Nettopositionierung der Spekulanten* 250 200 150 100 50 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 * in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank Physisches Angebot und Nachfrage* 1300 1100 900 700 2010 2011 2012 2013 Physisches Angebot 2014 2015 Physische Nachfrage * in Tonnen; Quellen: World Gold Council, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Edelmetalle 0 8.0 4.20 15 vor 1 Mon. vor 1 Jahr Gold (EUR je Feinunze) 1112 1077 949 Gold (USD je Feinunze) 1203 1167 1309 Silber (EUR je Feinunze) 15 15 15 Silber (USD je Feinunze) 16 16 Prognose DekaBank in 3 Mon. in 6 Mon. 20 in 12 Mon. Gold (EUR je Feinunze) 990 990 970 Gold (USD je Feinunze) 1040 1030 990 Quellen: Bloomberg, DekaBank Perspektiven Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Im Gefolge der Finanzmarktkrise und der Zuspitzung der Staatsschuldenkrise in Europa verzeichnete Gold dank stetiger kräftiger Preisanstiege starke reale (also inflationsbereinigte) Gewinne. Die europäische Staatsschuldenkrise ist zwar noch lange nicht beendet. Sie hat aber mittlerweile an Brisanz und damit an Bedeutung für den Goldpreis verloren. Die US-Notenbank Fed dürfte im Lauf des Jahres 2015 mit ihrem Zinserhöhungszyklus starten. Das wird weltweit zu höheren Renditen führen – selbst wenn einige große Notenbanken (EZB, Bank of Japan) der Fed nicht so schnell folgen werden. In Erwartung der höheren Zinsen hat der Goldpreis zeitweise deutlich nachgegeben. Nach der im Frühjahr 2013 erfolgten spürbaren Preiskorrektur rechnen wir nicht mit einem weiteren dramatischen Absturz der Goldnotierung. Stützend auf den Goldpreis wirkt, dass die Notenbanken in vielen Schwellenländern ihre Goldbestände zur Diversifizierung der Währungsreserven weiterhin aufstocken. Diese Entwicklung hat den Goldmarkt in den vergangenen Jahren strukturell verändert, da zuvor die Notenbanken weltweit über lange Zeit per Saldo als Goldverkäufer aktiv waren. Zudem verlagert sich die physische Goldnachfrage stärker von Nordamerika und Europa nach Asien, insbesondere wegen des steigenden Wohlstands der dortigen Bevölkerungen. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu. April / Mai 2015 Seite 14 Volkswirtschaft im Fokus Rohstoffe Rohstoffe im Überblick DJUBS Rohstoffpreisindex (Januar 2010=100) 200 150 100 50 0 2010 2011 2012 2013 Industriemetalle Edelmetalle 2014 2015 Energie Agrar Quellen: Bloomberg, DekaBank Rohstoffe: Nettopositionierung* der Spekulanten 2000 1600 1200 800 400 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 * in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank Nickel Palladium Kakao Brent Soja US-Erdgas Silber Kupfer Blei Weizen 10 5 0 -5 -10 -15 Zink Tops und Flops der letzten vier Wochen* * Veränderungsrate in %; Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Rohstoffe DJUBS Energie 0 8.0 4.20 15 Veränderungsraten in % ggü. Vormon. ggü. Vorjahr 52,6 -6,5 DJUBS Industrie me t. 117,4 1,2 -9,0 DJUBS Edelmetalle 167,7 3,5 -11,1 58,4 -0,2 -28,3 DJUBS Agrar -46,9 Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank Im Fokus Seit Mitte März haben einige Rohstoffpreise wieder zugelegt. Zwar sind wir für die Anlageklasse Rohstoffe insgesamt nicht allzu zuversichtlich für den weiteren Jahresverlauf. Es gibt jedoch einzelne Rohstoffe, bei denen zumindest aus fundamentaler Sicht – also aus der Analyse der Entwicklung von physischem Angebot und physischer Nachfrage – Preisanstiege zu erwarten sind. Bei den Edelmetallen kann es vor allem bei Platin und Palladium knapp werden. Der globale Platinmarkt dürfte nach einem starken Angebotsdefizit im Jahr 2014 auch 2015 ein Defizit ausweisen. Der diesellastige europäische Automarkt sowie die preiselastische Schmucknachfrage dürften nachfrageseitig anziehen, während sich das Minenangebot in Südafrika vom streikbedingten Produktionsausfall des Vorjahres erholen muss. Für Palladium spielen die benzinlastigen Automärkte in den USA und China, sowie die Investmentnachfrage eine wichtige Rolle. Alle drei Faktoren zeigen sich robust. Insofern dürfte sich der Palladiummarkt nach dem Rekorddefizit in 2014 im laufenden Jahr zwar etwas entspannen, aber dennoch ein Angebotsdefizit ausweisen. Unter den Industriemetallen erscheint die Preisentwicklung von Kupfer aus Sicht der Fundamentalanalyse rätselhaft. Der Rohstoff ist so günstig wie seit fünf Jahren nicht mehr, dabei signalisieren die Daten seit 2010 Jahr für Jahr ein Angebotsdefizit. Die Lagerbestände an den wichtigsten Handelsplätzen sind im historischen Vergleich niedrig. Die Nachfrage in China erreichte 2014 einen neuen Rekord und sollte auch dieses Jahr stark bleiben. Anstehende Lohnverhandlungen in chilenischen Kupferminen bergen die Gefahr von Produktionsausfällen. Steigende Kupferpreise in 2015 wären insofern gut nachvollziehbar. Perspektiven Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt. Seit Jahren nimmt die Rohstoffnachfrage aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses in den Schwellenländern spürbar zu. Inzwischen wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen entsprechend ausgeweitet, sodass die steigende Nachfrage ohne größere Verspannungen bedient werden kann. Die Rohstoffpreisrückgänge infolge der Krisen der vergangenen Jahre sollten nicht langfristig anhalten. Mit der voranschreitenden Erholung der Weltwirtschaft werden die Rohstoffpreise wieder langsam steigen, insbesondere in den Segmenten, wo noch eine physische Knappheit besteht. Lediglich die Rohstoffe, bei denen in zu großem Ausmaß Produktionskapazitäten geschaffen wurden, dürften weiter im Preis fallen. Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich weiterhin als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen auftreten können. Volkswirtschaft im Fokus Szenarien April / Mai 2015 Seite 15 Szenarien Basisszenario (Wahrscheinlichkeit: 75 %) • Entschleunigte Wirtschaft: Abbau der hohen Verschuldung insbesondere in den Industrieländern belastet das Wachstum. • Weltwirtschaft: Emerging Markets sind mit ihrem gestiegenen Anteil an der Weltwirtschaft (inzwischen rund 60 %) wichtige Wachstumstreiber – trotz schwächerer Dynamik. USA haben strukturelle Anpassungen weitgehend hinter sich und wachsen wieder vergleichsweise kräftig. Japan bleibt mangels durchgreifender Reformen flügellahm. • Euroland: Euroland ist zwar noch der „kranke Mann der Weltwirtschaft“. Gesundungsprozess ist jedoch im Gange. Reformen der Krisenländer tragen langsam Früchte. Reformaktivitäten in den großen drei Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Italien bleiben enttäuschend. Globales Wachstum, Euro-Abwertung und Energiepreisrückgänge bringen dagegen Rückenwind. • Deutschland: Sorgen über die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten Unternehmen von größeren Investitionen ab. Allgemeine Verfassung der Volkswirtschaft, insbesondere des Arbeitsmarktes, ist aber noch gut. • Inflation: Hohe Arbeitslosigkeit und schwaches Wachstum halten Inflationsraten in Euroland unerwünscht niedrig. EZB fürchtet weiterhin zu niedrige Preissteigerungsraten. In den USA anziehende Inflationsraten dank prosperierendem Arbeitsmarkt und kräftigem Wirtschaftswachstum. • Geldpolitik: Ende der ultra-expansiven Geldpolitik ist in Euroland und Japan noch nicht absehbar. US-Notenbank Fed wird im Verlauf von 2015 mit dem Zinserhöhungszyklus anfangen. Zinserhöhungstempo bleibt jedoch moderat, sodass Finanzmärkte und Konjunktur dies gut verkraften. • Zinstief: Zinsen bleiben für sehr lange Zeit sehr niedrig. Um nennenswerte Renditen zu erzielen, führt für Anleger kaum ein Weg an Aktien vorbei. • Finanzmärkte: Moderate Verluste an Rentenmärkten angesichts leicht steigender Zinsen. Aktien profitieren von globalem Wachstum, steigenden Gewinnen und Flucht der Anleger aus dem Zinstief. Negativszenario (Wahrscheinlichkeit: 15 %) • Reform- und Anpassungsprozess in Euroland gerät ins Stocken, bspw. infolge der Wahlen in Südeuropa. Verunsicherung der Unternehmer und Konsumenten als Auslöser einer erneuten tiefen Rezession in Euroland. Weitere Verschärfung durch zu erwartende Finanzmarktreaktionen und deren negative Auswirkungen auf den Bankensektor. Mangels fiskalischer Gegensteuerungsmöglichkeiten entsprechend längere Dauer eines solchen erneuten konjunkturellen Einbruchs, danach zähe Erholung. • Sanfter Ausstieg der Notenbanken (insbesondere USNotenbank) aus ultra-expansiver Geldpolitik misslingt. Starke Zinsanstiege insbesondere am langen Ende als Auslöser einer Vollbremsung bei Konsum und Investitionen. Resultat: ausgeprägte Wachstumsabschwächung, womöglich erneute Rezession. • Dauerhafte und ausgeprägte Wachstumsschwäche in China oder anderen großen Emerging Markets. Auswirkungen auf Industrieländer wären stärker als früher. • Weitere Ausweitung der Krise in der Ukraine könnte den alten Ost-West-Konflikt erneut aufleben lassen. Folge wären eine globale Verunsicherung sowie spürbare Handelshemmnisse mit wachstumsbremsenden Effekten. • Deflation, also dauerhaftes Abgleiten der Inflationsraten in negatives Terrain. Folge wären Rückgänge der Aktienkurse und des Goldpreises, Sorgen um die Schuldentragfähigkeit, ausgeprägte Konjunkturschwäche, Wiederausbruch der Eurokrise. Positivszenario (Wahrscheinlichkeit: 10 %) • Niedrigzinsen und gestiegenes Vertrauen führen zu schnellem und kräftigem Aufschwung in Europa und USA. • Überraschend starke Wachstumsdynamik in den Emerging Markets mit positiver Sogwirkung für globale Wirtschaft. Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur und Märkte April / Mai 2015 Seite 16 Redaktionsschluss: 09.04.2015 Herausgeber: Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater: Tel. (0 69) 71 47 - 23 81 E-Mail: [email protected] Disclaimer: Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. 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Sollten Kurse/Preise genannt sein, sind diese freibleibend und dienen nicht als Indikation handelbarer Kurse/Preise. Diese Information inklusive Einschätzungen dürfen weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch die DekaBank vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Überreicht durch: Sparkasse Haslach-Zell Hauptstraße 12 77716 Haslach i. K. Telefon: 07832/701-0 Telefax: 07832/701-184 E-Mail: [email protected] Unsere Montag bis Freitag 08:30 - 12:15 Uhr Öffnungszeiten: 14:00 - 16:30 Uhr Donnerstag-Nachmittag bis 18 Uhr Gerne sind wir auch außerhalb der Öffnungszeiten für Sie da. Bitte vereinbaren Sie einen Termin. DekaBank Deutsche Girozentrale Mainzer Landstraße 16 60325 Frankfurt Postfach 11 05 23 60040 Frankfurt Telefon: (0 69) 71 47 - 0 Telefax: (0 69) 71 47 - 19 www.deka.de
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