Manuskript Der Bayernkommentar Bayerns Selbstbild, die CSU und der Fremdenhass Von Regina Kirschner Redaktion Landespolitik Samstag, 11. April 2015 11.50 Uhr in der Bayernchronik Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0 18 01 / 10 20 33 (Der Anruf kostet 4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz / Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 1 Die Ergebnisse der sogenannten „Mitte“-Studie der Uni Leipzig sind wirklich besorgniserregend: Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus sind im Freistaat demnach sehr viel weiter verbreitet als in anderen Bundesländern. Das erstaunt, weil Bayern reich ist, es hier wenig Arbeitslose gibt und viele Migranten leben. Alles Merkmale, die in der Regel Fremdenfeindlichkeit verhindern. Genauso wie ein starkes, positives Selbstbild. Und daran mangelt’s uns Bayern ja nun wirklich nicht: „Mia san mia“, sag ich da nur. Für die Macher der „Mitte“-Studie deutet ein starkes Nationalgefühl schon auf eine rechte Gesinnung hin. Das ist natürlich Schmarrn. Ein starkes Heimatgefühl muss nicht gleich eine rechte Gesinnung bedeuten – ganz im Gegenteil. Normalerweise macht es stark - so stark, dass ich Fremdes leichter akzeptiere und keine Angst davor habe. Und noch etwas spricht für Bayern und dafür, dass die Situation hier nicht ganz so düster ist, wie sie die Studie zeichnet: Viele, die sich gegen Migranten aussprechen, gegen die neue Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft, zeigen auf Nachfrage durchaus Verständnis für die Flüchtlinge und für deren Not. Für sie sind manche Asylbewerber Schmarotzer und manche gewalttätig – aber nicht alle. Und sie sind gegenüber Argumenten noch aufgeschlossen. Das ist gut so. Trotzdem dürfen die Ergebnisse der Studie der Leipziger Forscher natürlich nicht verharmlost werden. Die bayerische Stammtischkultur kann schließlich schon recht aggressiv daherkommen. In der Wirtshaus-Männerrunde, in Lederhosen, nach zwei Mass Bier, lässt es sich recht leicht über die schimpfen, die jetzt alle daherkommen, über die Sozialschmarotzer aus dem Osten z.B. Dann heißt’s eher mal: „Mei das ham ma net so gmeint. Das sagt ma hier halt a so.“ Dass so geredet wird, liegt auch an der CSU. An ihren Sprüchen wie, „Wer betrügt, der fliegt“ und „zu Hause wird deutsch gesprochen“. Solche populistischen Sprüche können eine starke, negative Wirkung haben, weil sie ausländerfeindliche Sprüche normalisieren. Sie machen die Haltung salonfähig. Klar, die CSU macht eine bürgernahe Politik und dazu muss sie dem Volk aufs Maul schauen. Das hat auch Franz Josef Strauß schon gesagt. Auch, dass die CSU sich klar gegen Wirtschaftsflüchtlinge positioniert, ist in Ordnung. Nur das Wie, der populistische Aufschrei, ist der falsche Weg. Damit schürt die CSU unnötige Ängste vor einer Überfremdung. Alles in allem mag die Studie der Leipziger Forscher also teilweise übertreiben. Trotzdem steht fest: Wir müssen noch mehr gegen Fremdenhass tun! Im Kern sollte es dabei vor allem um die Frage gehen: Wie gehen wir mit Flüchtlingen um? Die Politiker müssen Flüchtlingsunterkünfte mit Sorgfalt aussuchen und darauf achten, dass die Orte mit den neuen Bewohnern nicht überfordert sind. Und: Die CSU muss wieder mehr den traumatisierten Flüchtling in den Mittelpunkt rücken, statt ständig nur an die Kosten zu denken. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0 18 01 / 10 20 33 (Der Anruf kostet 4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz / Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 2
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