Manuskript Der Bayernkommentar Populismus, Personalprobleme, Umfragetief - Kein guter Start der Freien Wähler ins politische Jahr Von Regina Kirschner Redaktion Landespolitik Samstag, 16. Januar 2016 11.50 Uhr in der Bayernchronik Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0 18 01 / 10 20 33 (Der Anruf kostet 4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz / Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 1 Wer 31 Flüchtlinge in einen Bus setzt und sie öffentlichkeitswirksam von Landshut nach Berlin karrt, handelt unverantwortlich. Mit seiner PR-Aktion hat Freie-Wähler-Landrat Peter Dreier die ahnungslosen Flüchtlinge zum Spielball zwischen den Kommunen und der Bundesregierung gemacht. Und Fraktionschef Hubert Aiwanger hat das auch noch abgesegnet, weil er permanent versucht, die CSU rechts zu überholen. Das ist Populismus pur. So werden die Freien Wähler nicht wieder Land gewinnen. Im Bayerntrend des BRPolitikmagazins Kontrovers rutschten sie wie erwartet drastisch ab, auf nur noch 5 Prozent. Es scheint, als würden sie zwischen der weiterhin mächtigen CSU und der erstarkenden, rechtspopulistischen AfD zerrieben. Das größte Problem der Freien Wähler: Niemand weiß, wo sie hin steuern. Einerseits versuchen sie, eine harte Linie zu zeigen und konservativer zu sein als die CSU – vor allem in der Flüchtlingspolitik. Andererseits distanzieren sie sich scharf von der AfD und verkaufen sich als - Zitat - „seriöse Verantwortungspartei“. Meistens jedoch segeln sie einfach irgendwie im Windschatten der CSU mit. In großen Grundsatzfragen unterscheiden sich die beiden Parteien kaum. Eigene Themen konnten die Freien Wähler schon seit Monaten nicht mehr setzen. Auch für die Zukunft sieht es da nicht viel besser aus. Ihre einzige Idee: Die Partei will eine Volksbefragung zum umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP durchsetzen. Auch das ist nur ein populistischer Ansatz, weil Bayern bei diesem europäischen Thema überhaupt keine Entscheidungen treffen kann. Große, landespolitische Wellen wird auch das also sicherlich nicht schlagen. Die Freien Wähler hoffen jetzt, dass die Flüchtlingspolitik in den nächsten Monaten kommunalpolitischer und kleinteiliger wird, wenn es vermehrt um dezentrale Unterbringung und Integration vor Ort geht. Das klingt einleuchtend und bietet sicherlich eine Chance, sich wieder mehr Gehör zu verschaffen. Allerdings müssten sich die Freien Wähler dann jetzt auch intensiv mit der Frage der Integration beschäftigen und konkrete Vorschläge liefern. Bisher kam da wenig. Und dann ist da noch das Personalproblem. Dass sich die Freien Wähler diese Woche bei ihrer Winterklausur so viel Zeit für Personal- und Zukunftsfragen genommen haben, ist eine kleine Sensation – eine längst überfällige Ausnahme, die bitter nötig war. Schließlich steckt die Partei auch in einer selbstverschuldeten Imagekrise – erst wurde der Partei-Vize Bernhard Pohl betrunken am Steuer erwischt, dann kam heraus, dass der Bildungspolitiker Günther Felbinger seine Abgeordnetenpauschale für Parteizwecke missbraucht hat. Gerade im bürgerlichen Lager kommt so etwas nicht gut an - zumal die Freien Wähler sich lange als die bessere CSU ausgaben - ohne Parteifilz. Anfang Februar stehen turnusgemäß die Wahlen zum Fraktionsvorstand an. Der Stellvertreterposten von Pohl ist auf jeden Fall frei. Und so mancher Abgeordnete wünscht sich auch einen neuen Fraktionsvorsitzenden. Zumindest hinter vorgehaltener Hand klagt der eine oder andere über eine schlechte Führung Aiwangers, der nur auf der Suche nach Schlagzeilen ist, aber keine Gesamtstrategie präsentiert. Aiwanger wird den wichtigen Posten aber auf keinen Fall räumen. Das steht fest. Und auf einen Putsch wird es sicherlich niemand in der Fraktion anlegen. Schließlich stellt sich auch die Frage, wer überhaupt als Fraktionschef in Frage käme? So wirklich springt einem da niemand ins Auge. Die Lage der Freien Wähler ist also düster. Schade eigentlich. Eine Demokratie lebt davon, Alternativen bieten zu können, und braucht eine Opposition, die eigene Konzepte liefert. Die Freien Wähler könnten enttäuschten, konservativen Bürgern eine Alternative zur CSU und vor allem zur AfD bieten. Bleibt zu hoffen, dass sie 2018 bei der Landtagswahl erneut von ihrer starken kommunalpolitischen Verankerung profitieren und die Rechtspopulisten damit wieder überholen. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0 18 01 / 10 20 33 (Der Anruf kostet 4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz / Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 2
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