NÖRDLINGER ZEITUNG | OETTINGER ANZEIGER | WALLERSTEINER RUNDSCHAU ... Rieser Nachrichten EINE ZEITUNG DER AUGSBURGER ALLGEMEINEN Andy Borg Mit 54 zu alt für den Musikantenstadl Porträt Seite 2 MONTAG, 2. MÄRZ 2015 Wildwest in Amsterdam Verschwundene Drogen haben in der Unterwelt einen Krieg ausgelöst Die Dritte Seite Wechselhaft, 8 Grad Zeitweise Regen oder Schnee Wetter www.rieser-nachrichten.de NR. 50 | 71./228. JAHRGANG PREIS ¤ 1,60 Bitte lächeln In Moskau trauern Zehntausende um toten Kreml-Kritiker Blickpunkt Lokales Mal Lebensretter, mal Verbrecherjäger Polizeihund Max hat eine vermisste Frau in Harburg aufgespürt. Wo der Suchhund zudem eingesetzt wird, lesen Sie auf »Seite 29 Russland Mord am ehemaligen Vize-Premier Boris Nemzow löst international Bestürzung aus Kommentar VON MARTIN FERBER » [email protected] Moskau Zehntausende Menschen haben am Sonntag mit einem Trauermarsch in Moskau an den ermordeten Kreml-Kritiker Boris Nemzow erinnert. An der Spitze des Gedenkzuges in der russischen Hauptstadt trugen die Demonstranten ein Banner mit der Aufschrift „Helden sterben nie – diese Kugeln gelten uns allen“. Die Ermordung des prominenten Dissidenten am Freitagabend auf einer Brücke in Sichtweite des Kreml hatte weltweit Bestürzung ausgelöst. Mitorganisator Alexander Riklin schätzte die Zahl der Teilnehmer in Moskau auf mehr als 70 000, die Polizei sprach von mehr als 16 000 Demonstranten. Auf Plakaten waren Slogans wie „Er starb für die Zukunft Russlands“ oder „Er kämpfte für ein freies Russland“ zu lesen. Der Marsch führte unterhalb des Kreml über die Brücke über die Moskwa, auf der Nemzow am Freitag kurz vor Mitternacht von mehreren Kugeln in den Rücken getroffen worden war. Auch in Russlands zweitgrößter Stadt St. Petersburg versammelten sich mindestens 6000 Demonstranten im Gedenken an den 55-jährigen Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Einige Demonstranten waren in ukrainische Fahnen gewickelt. „Ich trage die ukrainische Flagge, weil Nemzow für ein Ende des Kriegs in der Ukraine gekämpft hat. Sie haben ihn dafür getötet“, sagte der Demonstrant Wsewolod Nelajew. Ursprünglich hatte die Opposition für Sonntag eine Großkundgebung gegen die Ukraine-Politik von Präsident Wladimir Putin geplant, diese wurde aber nach der Ermordung Nemzows abgesagt. Der 55-Jährige hatte wenige Stunden vor dem Attentat in einem Radiointerview zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen. Zudem warf er Putin erneut eine „unsinnige Aggression gegen die Ukraine“ vor und forderte ihn zum Rücktritt auf. Nemzow, der unter Präsident Boris Jelzin in den 90er Jahren als Vi- Allgäu: Verwandte mit Machete verletzt Oberstdorf Familiendrama in Spielmannsau südlich von Oberstdorf: Mit einer Machete hat ein 23-Jähriger drei Angehörige schwer verletzt. Die Freundin seines Cousins kam mit leichteren Verletzungen davon. Der junge Mann ließ erst von seinen Angriffen ab, als ihn ein weiterer Familienangehöriger mit einem Feuerlöscher einsprühte. Die Polizei nahm den Mann kurz darauf fest. Das Motiv für die Tat ist noch unklar. Die schwer verletzten Opfer – der Bruder, der Onkel und der Cousin – mussten alle drei noch in der Nacht notoperiert werden. Das blutige Drama ereignete sich Samstagabend in einem Übernachtungshaus in Spielmannsau am Ende des Trettachtals. In dem Haus befanden sich etwa 60 weitere Menschen; sie blieben unverletzt. (uw) »Bayern ze-Ministerpräsident diente, soll überdies an einem Bericht über die Beteiligung Russlands am UkraineKonflikt gearbeitet haben. Die Ermittler sehen in Nemzows Kritik an der russischen Ukraine-Politik ein mögliches Tatmotiv. Aus Polizeikreisen verlautete, eine Spur führe ins rechtsextreme Milieu. Weggefährten Nemzows warfen der Regierung vor, Stimmung gegen prowestliche Oppositionelle zu machen. Der Kreml bezeichnete die Tat als eine gegen die Regierung gerichtete „Provokation“. Das Ermittlungskomitee nannte den Mord einen „Versuch zur Destabilisierung der politischen Lage im Land“. Putin versicherte in einem Brief an Nemzows Mutter, es werde alles getan, um „die Organisatoren und Täter dieses hinterhältigen und zynischen Mordes“ zu bestrafen. International löste der Mord Bestürzung aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte ebenso wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine schnelle Aufklärung des Verbrechens. US-Außenminister John Kerry sagte, es gehe nicht nur darum, „wer die Schüsse abgefeuert hat“, sondern auch, ob jemand den Mord angeordnet habe. (afp) »Leitartikel Seite 2 und Politik Gespaltene Zunge A Deutschlands Schönste – und noch mehr Gründe zur Freude Wo die bestimmenden Nachrichten gerade nicht die freundlichsten Seiten des Daseins auf Erden beleuchten und auch der Himmel wenig Sonnenschein verheißt (siehe Wetter-Seite): zumindest hier ein gebündeltes Strahlen, blendende Schönheit. Es sind dies die Damen, aus deren Reihe am Wochenende die „Miss Germany“ gewählt wurde. Über die strahlende Siegerin berichtet Panorama. Aber das ist ja nicht das Ein- zige, was aus der heutigen Zeitung leuchtet. Bayern freut sich mit einer Doppelweltmeisterin im Skat, die Wirtschaft über neue Jobs bei BMW, der Sport über einen Medaillen-Helden aus dem Allgäu, Die Dritte Seite über Frauen, die in der Wüste Timbuktus Salat anpflanzen. Und Sie finden sicher noch mehr. In diesem Sinne: Bitte lächeln. Und einen guten Start in die Woche. Foto: Seger, dpa Reaktionen auf den Mord ● Belohnung Nach dem Mord an dem Kreml-Kritiker Boris Nemzow hat die russische Ermittlungsbehörde drei Millionen Rubel (rund 45 000 Euro) Belohnung für Hinweise auf den Täter ausgesetzt. ● Gedenktafel Oppositionspolitiker fordern eine Gedenktafel für Nemzow am Tatort. Moskaus Vizebürgermeister Leonid Petschatnikow sagte, die Behörde sei bereit, einen solchen Antrag zu prüfen. ● Begleiterin Das ukrainische Außenministerium rief Russland auf, der ukrainischen Begleiterin von Nemzow die Ausreise zu erlauben. Schäuble: „Herr Tsipras ist im Wort“ Griechenlandhilfe Berlin pocht auf Erfüllung von Auflagen Berlin/Athen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will Griechenland harte Auflagen machen, falls im Sommer ein drittes Hilfspaket nötig wird. Klar sei, dass Athen die Auflagen der Euro-Gruppe ohne Abstriche erfüllen müsse: „Herr Tsipras ist im Wort“, betonte Schäuble mit Blick auf Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras. „Wenn Griechenland sich daran nicht hält, wird es keine weiteren Hilfen geben.“ Kurz nach der Zustimmung des Bundestags zu einer Verlängerung der Griechenlandhilfe am Freitag hatte Tsipras erneut für Irritationen gesorgt. Noch am Abend brachte er abermals einen Schuldenschnitt ins Gespräch. Das griechische Finanzministerium bekräftigte derweil die Aussage von Ressortchef Gianis Varoufakis, wonach die Athener Reformpläne in Abstimmung mit den Euro-Partnern absichtlich vage formuliert worden seien. Königs müssen sparen Royals Die Schatullen sind nur noch in Skandinavien gut gefüllt VON RUPERT HUBER Augsburg Es war einmal, dass wie im Märchen Königstöchter und Königssöhne zu ihresgleichen fanden. Was mitunter eine friedensstiftende Maßnahme war, wenn das glückliche Österreich heiratete und andere die Kriege führten. Obendrein fanden auch Ländereien, Bodenschätze und edles Handwerk zueinander. Aber seit die hochnoblen Sprösslinge entdeckt haben, dass Bräute und Bräutigame auch ohne Staatsräson zusammenfinden, geht es ans Eingemachte. Die Sparpolitik macht vor Monarchen und Präsidenten nicht Halt. Bekanntlich ging Spaniens Felipe mit gutem Beispiel voran, reduzierte das Jahresgehalt, das Vater Juan Carlos bezogen hatte, um 20 Prozent und strich seinen Schwestern Elena und Cristina die Zuwendungen aus der Staatskasse. Eine kluge Entscheidung angesichts der unter Arbeitslosigkeit leidenden Bevölkerung. Aber gemach, die Designerkleider für Königin Letizia sind immer noch drin. Sorgen müssen wir uns um die britischen Royals machen. Die Queen kassiert jährlich 15 Prozent der Einnahmen aus den Ländern der Krone. Im vergangenen Haushaltsjahr waren das umgerechnet 52 Millionen Euro. Aber der Hofstaat arbeitet auch nicht für lau, die Corgis brauchen Futter – und das Schlimmste: Im Buckingham-Palast musste zeitweise das Personal das einfließende Wasser mit Kübeln auffangen. Von Wärmedämmung brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Die Königin hat ihre Spargroschen schon fast aufgebraucht. Finanzminister Schäuble dürfte mit Bundespräsident Gauck zufrieden sein. Das Präsidialamt braucht pro Jahr knapp 34 Millionen Euro – all inclusive. Glückliche Dänen, Schweden und Norweger. Denen geht es gut. Darum bekommen auch Königs die Etats aufgestockt. Varoufakis sagte, er wolle mit der Europäischen Zentralbank verhandeln, wie man mit der Rückzahlung auslaufender Anleihen umgehen werde. Ferner sagte er: „Wir wollen nicht mehr Geld.“ Griechenland brauche einen Wachstumspakt, der sich auf private Investitionen gründet. „Dann kann unsere Wirtschaft wieder wachsen, und wir müssen nicht um immer neue Kredite der europäischen Steuerzahler bitten.“ (dpa) »Kommentar und Politik Steuertipps für Rentner Augsburg Die Freude über eine höhere Rente macht vielen Ruheständlern nun mehr Arbeit: Sie müssen eine Steuererklärung machen. Schließlich bekommt jeder neue Rentnerjahrgang weniger von seinen gesetzlichen Altersbezügen steuerfrei. Darauf verweist Uwe Rauhöft, Geschäftsführer des Neuen Verbands der Lohnsteuerhilfevereine. Das bedeutet allerdings nicht, dass jeder Senior auch mehr bezahlen muss. Wichtig ist vor allem, sich um das Thema zu kümmern und zu prüfen, ob man den Freibetrag übersprungen hat. Und natürlich gibt es dafür Hilfe – nicht zuletzt aus dem Internet. Was Sie beachten müssen und wie Sie selbst ihre Steuerpflicht abschätzen können, erfahren Sie heute auf Geld & Leben. (AZ) lexis Tsipras spielt mit dem Feuer. Zu Hause und auf der internationalen Bühne. Der neue griechische Ministerpräsident tritt mit gespaltener Zunge auf und verspricht allen genau das, was sie hören wollen. Seinen Wählern versichert er, das „Spardiktat“ der Troika abgeschüttelt und bewusst wachsweiche Formulierungen ausgehandelt zu haben, die nichts wert seien. In Brüssel dagegen beteuert er treuherzig, alle Auflagen zu erfüllen, um nicht von den Geldströmen abgehängt zu werden. Auf Dauer kann dieses Doppelspiel allerdings nicht gut gehen. Was gilt? Wo sagt er die Wahrheit und wen belügt er, das Volk oder seine Geldgeber? Oder gar beide? Statt das griechische Volk auf weitere schwere Zeiten vorzubereiten, die unumgänglich sind, weckt er Hoffnungen, die er nicht erfüllen kann. Gleichzeitig verhöhnt er alle Regierungen Europas, auf die er doch angewiesen ist. Damit aber bringt er alle gegen sich auf, seine Griechen und die Europäer. Der Wahlkampf ist vorbei, höchste Zeit, dass Alexis Tsipras die Realitäten anerkennt. Und die heißen: Ohne Reformen kein Geld. Weder jetzt noch in Zukunft. Ohne Geld aber noch mehr Elend für die Griechen. Heute in Ihrer Zeitung Entwarnung in Bremen Die Bremer Polizei hat ihre Sicherheitsmaßnahmen nach der Warnung vor einer Terrorgefahr zurückgestuft. Bei Durchsuchungen waren nicht, wie befürchtet, Kriegswaffen gefunden worden. »Politik Romanautor Kemal tot Der international bekannte türkische Schriftsteller Yasar Kemal ist tot. Der Romanautor starb nach langer Krankheit in Istanbul. Der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels wurde 91 Jahre alt. »Feuilleton Kontakt Redaktion Tel. (0 90 81) 8 32-56 Fax (0 90 81) 8 32-28 [email protected] Anzeigen Tel. (0 90 81) 8 32-16 Fax (0 90 81) 8 32-58 [email protected] Abo-Service Tel. (0 90 81) 8 32-10 [email protected] 2 10010 4 190592 801607
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