** KUN D E N S E RVI C E 0 8 0 0 / 9 3 5 8 5 3 7 D 2,40 E URO SA MSTAG , 21. MÄRZ 2 015 Mehr als 140 Tote bei IS-Anschlägen im Jemen D PA/DPA/AFP/ AP/REUTERS/GETTY/ GEISLER/MONTAGE: DW/JÖRG WIEGMANN; MICHAEL BADER Selbstmordattentate in voll besetzten Moscheen Exklusiv: Das inoffizielle Plakat für den Merkel-Film Meryl Merkel, Angelinursula und Jack Schäubleson: 2017 kommt ein Film über die Kanzlerin ins Kino. Und wir Seite 8 wissen, welche Stars mitspielen sollten. Eine Rolle kann allerdings nur vom Original besetzt werden. Athen scheint den Ernst der Lage zu begreifen Siehe Kommentar und Seite 7 Premier Tsipras verspricht nach dem EU-Gipfel, die „vollständige Liste“ der Reformen vorzulegen. Merkel: Frühere Auszahlung wäre möglich Motor CHRISTOPH B. SCHILTZ Mit einem Cadillac durch Sachsen Seite 14 Reise Tulpen und Touristen – Das große Geschäft der Niederländer Beilage Immobilien Der Meerblick auf Mallorca kann ganz schön ins Geld gehen Beilage Stil Seit 50 Jahren schneidert Herr Adam in seinem Berliner Geschäft Seite 27 Im Plus Seite 18 EURO DOW Xetra-Schluss EZB-Kurs 17.45 Uhr 12.039,37 1,0776 18.140,13 +1,18% +0,93% +1,01% Punkte US-$ Diskutieren Sie mit uns auf Facebook: facebook.com/welt D er Poker um Griechenland geht jetzt in die entscheidende Phase. Nach erheblichem Druck aus Brüssel hat Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras zugesagt, „in den kommenden Tagen“ eine „vollständige Liste“ mit eigenen Reformvorschlägen vorzulegen. Dies war zuvor in einer gemeinsamen Erklärung von EU-Rat, EU-Kommission und Euro-Gruppe in der Nacht zum Freitag gefordert worden. „Wir vertrauen darauf, dass es nun auch so kommt“, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einem Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Bereits Ende Februar hatte die Regierung in Athen ein Reformkonzept zur Überwindung der Schuldenkrise vorgelegt und darin einen Umbau der Steuerverwaltung und des Rentensystems zugesagt. Details blieben aber vage. Die internationalen Geldgeber hielten das Konzept darum nicht für überzeugend. Nun stehen alle Seiten unter erheblichem Druck. „Die Zeit läuft ab“, sagte der Chef der Euro-Gruppe, der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem. Punkte Wir twittern live aus dem Newsroom: twitter.com/welt „Die Welt“ digital Lesen Sie „Die Welt“ digital auf allen Kanälen – mit der „Welt“-App auf dem Smartphone oder Tablet. Attraktive Angebote finden Sie auf welt.de/digital oder auch mit den neuesten Tablets auf welt.de/bundle land das Wasser bis zum Hals. Unklar ist, ob Athen nicht schon in diesem Monat weitere internationale Hilfszahlungen benötigt, um seine Ausgaben zu decken. Tsipras selbst sieht nach eigener Auskunft keine akute Gefahr einer Staatspleite. „Es gibt absolut kein Problem bei der kurzfristigen Liquidität“, sagte er. Zugleich betonte er, dass er die alten Reformversprechen der Vorgängerregierung nicht umsetzen muss. „Griechenland ist nicht verpflichtet, rezessionäre Maßnahmen zu treffen.“ In EU-Kreisen wird diese Ankündigung mit großer Skepsis betrachtet. Es wird darauf verwiesen, dass Athen neue Ausgaben durch Einsparungen an anderer Stelle kompensieren müsse. Derartige Schritte müssten durch die GläubigerTroika genehmigt werden. Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann rief Griechenland und die Euro-Länder zu Kompromissen auf. „Dies ist ein wichtiger Moment, in dem beide Seiten aufeinander zugehen müssen.“ EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker kündigte an, die EU wolle Athen helfen, in diesem Jahr zwei Milliarden Euro aus EU-Fonds abzurufen, beispielsweise zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Bis Ende April müssen die Athener Reformen von den internationalen Geldgebern überprüft und genehmigt sein. Erst dann können Hilfszahlungen in Höhe von zunächst 7,2 Milliarden Euro ausgezahlt werden. Merkel sagte allerdings auch: „Wenn alle Auflagen von Griechenland erfüllt werden, kann auch schneller Geld ausgezahlt werden.“ Vor allem wegen wegbrechender Steuereinnahmen steht Griechen- FÜR IRAN-ABKOMMEN Die großen EU-Staaten befürworten nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Abschluss eines Atomabkommens mit dem Iran. Nach einem Gespräch mit François Hollande, David Cameron und der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini sagte Merkel: „Das Wichtige war ein politisches Bekenntnis dazu, dass es aus vielerlei Gründen sehr positiv wäre, wenn man zu einem Abkommen kommen würde.“ Es müsse allerdings auch ein „glaubwürdiges Abkommen“ sein, um die Gefahr einer nuklearen Bewaffnung des Iran einzudämmen. Kommentar Seite 3 und Seite 9 Große Skepsis gegen Sammeln von Daten Ministerpräsidentin Dreyer will prüfen Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bewertet die Pläne für eine Vorratsdatenspeicherung skeptisch. „Aus meiner Sicht ist eine anlasslose Speicherung von Telefon- und Internetverbindungsdaten problematisch“, sagte Dreyer der „Welt“. Sie werde sich „intensiv anschauen, was die Bundesregierung ausarbeitet“. Das systematische Speichern solcher Daten sei ein „wirklich sensibles Thema“. Fragen des Datenschutzes dürften nicht zu kurz kommen. Mit Blick auf die Terroranschläge von Paris hat sich die Regierung auf Druck der Union zu einer Gesetzesinitiative durchgerungen. Justizminister Heiko Maas (SPD) musste seinen Widerstand aufgeben. Er erklärte, „einen Kompromiss zu finden wird nicht leicht“. Er sehe „sehr hohe Hürden bei der geplanten Neuregelung“. Richtschnur seien die Vorgaben durch den Europäischen Gerichtshof und das Bundesverfassungsgericht. In der SPD ist das Thema sehr umstritten und birgt viel Konfliktstoff. MAINZ – Jemenitische Tragödie er Machtkampf im Jemen fordert einen immer höheren Blutzoll. Es dauerte nur wenige Stunden, bis die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung für das Attentat übernahm. Die Angriffe seien „nur die Spitze des Eisbergs“ ihres Kampfes, ließ der IS die entsetzte Welt in einer Erklärung wissen – noch bevor die Toten aus den Trümmern der Moscheen geborgen waren. Doch es ist fraglich, ob die Miliz tatsächlich für dieses Verbrechen verantwortlich ist. Die Verantwortung zu übernehmen ist etwas anderes, als die Tat geplant und ausgeführt zu haben. Ein Bekenntnis ist im Vergleich zu einem Attentat leichter zu haben – und spielt den Medienstrategen des IS in die Hände. Inzwischen scheint es zum guten Ton der dschihadistischen Medienstrategie zu gehören, dem Islamischen Staat jegliche Morde zuzuschreiben. Das war in Tunis der Fall, in Libyen, und selbst im nigerianischen Bürgerkriegsgebiet folgt Boko Haram der nihilistischen Ideologie. Dabei leihen sich die Demagogen des Terrors nur den ideologischen Überbau der Islamisten, um ihre höchst eigene Agenda zu verfolgen. Mit der Angst-Anleihe vom Islamischen Staat im Rücken lässt sich so manches Interesse abseits von staatlichen Strukturen leichter durchsetzen. So die Rechnung der Terroristen. Tatsächlich ist der Konflikt im Jemen ein anderer und vor allem einer, der schon länger währt, als es den IS gibt. Der Jemen ist das ärmste Land der Arabischen Halbinsel. Während die Nachbarn am Golf mit ihrem Ölreichtum so etwas wie funktionierende Staaten errichten konnten, fehlt dem Jemen jegliches monetäre Bindemittel für ein friedliches Miteinander. Das Land ganz im Süden der Arabischen Halbinsel wird gleich von mehreren Konfliktlinien durchzogen – die alle zur Destabilisierung des Landes beitrugen. Der ehemals sozialistische Süden, der wirtschaftlich etwas bessergestellt war, wurde erst 1990 mit dem Nordjemen wiedervereinigt. AlQaida hat diesen wirtschaftlichen und politischen Problemfall als idealen Rückzugsort erkannt. Zusätzlich schwächen politische Sezessionsbewegungen das Land – zuletzt übernahmen die schiitischen Huthi-Rebellen die Kontrolle in weiten Teilen des Landes und trieben Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi aus seinem Amt. Er war der letzte Garant für Stabilität. Es geht die Legende um, dass er, kurz bevor die Huthi-Rebellen im Januar seinen Amtssitz stürmten, aus Shakespeares „Hamlet“ zitierte: „Sein oder Nichtsein“ soll er seinen Getreuen theatralisch zugerufen haben. Der Präsident hatte recht mit seinem Seufzer. Es ging um alles. Und zwar nicht nur für ihn, sondern für das ganze Land. D [email protected] Seite 4 ANZEIGE Wenn der Doktor so komisch schnalzt In Essen wird das Kommunikationsverhalten ausländischer Ärzte erforscht D Dax DAX BRÜSSEL Selbstmordattentäter haben im Jemen bei Anschlägen auf zwei Moscheen nach Angaben von Ärzten mindestens 142 Menschen getötet. Mehr als 260 wurden verletzt. Die vier Attentäter hatten sich nach Angaben von Sicherheitskräften während des Freitagsgebets in und vor den überwiegend von Schiiten besuchten Gotteshäusern in der Hauptstadt Sanaa in die Luft gesprengt. Die Verantwortung für die Tat übernahm die sunnitische Miliz Islamischer Staat (IS). Die Anschläge sind der bisherige Höhepunkt der Gewaltwelle, die das verarmte arabische Land derzeit erlebt. Der Jemen steckt mitten in einem Machtkampf, der sich zu einem Bürgerkrieg auszuweiten droht. Die schiitische Huthi-Miliz hat weite Teile der nördlichen Landeshälfte einschließlich Sanaas unter ihre Kontrolle gebracht. Der von den Vereinten Nationen anerkannte Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi hat sich in den Süden nach Aden abgesetzt. Dort griff ein bislang nicht identifizierter Kampfjet am Donnerstag den Präsidentenpalast an. SANAA – E VA MARIE KOGE L as Verhältnis zwischen Patient und Mediziner ist oft kompliziert. Jeder Vierte versteht seinen Arzt nicht, ergab eine Studie der AOK. „Wenn Ärzte, Patienten und Pflegende dann noch aus unterschiedlichen Ländern kommen und verschiedene Sprachen und Kulturen aufeinandertreffen, wird es richtig schwierig“, sagt Stefanie Merse, Ärztin am Universitätsklinikum Essen. „Pro Jahr fangen um die 4000 Ärzte aus dem Ausland an, in Deutschland zu arbeiten“, sagt Merse. Ohne Zuwanderung ginge es auch nicht. Mit den Medizinern aus dem Ausland kommen aber auch Verständigungsprobleme – obwohl eine Deutschprüfung verpflichtend ist. „Die Kollegen brauchen noch mehr“, sagt Merse, unter deren Leitung 2014 ein fünfjähriges Pilotprojekt zur „empathisch-interkulturellen Arzt-Patienten-Kommunikation“ gestartet wurde. Das Ziel: besseres Verständnis trainieren und an das Klinikpersonal weitergeben. Läuft die Kommunikation mit Patienten falsch, kommen wichtige Informationen zum Beispiel über Vorerkrankungen nicht an. Ist ein Schmerz bohrend, stechend, dumpf, wiederkehrend, über, unter oder neben dem Bauchnabel? Kleine Worte, die große Unterschiede machen. Und es geht um mehr als Worte, sagt Assistenzärztin Bahar Nokay, geboren in der Türkei, aufgewachsen in Mülheim. Im Pilotprojekt hat sie vor allem gelernt, wie viel Mimik und Gestik ausmachen. „Menschen aus der Türkei oder Griechenland schnalzen oft mit der Zunge, statt Nein zu sagen“, sagt die angehende Nierenspezialistin. „Für deutsche Patienten hört sich das extrem abwertend an, dabei ist es sogar freundlich gemeint.“ Patienten könnten dann das Gespräch abbrechen, sagt Nokay. Auch die starre Mimik vieler Osteuropäer wirkt auf Patienten abweisend. Und durch das lebhafte Gestikulieren anderer Kulturen fühlen sich manche Patienten bedrängt. Neben dem Umgang mit Patienten üben die zugewanderten Mediziner die Kommunikation mit anderen Ärzten. Merse: „Auch die schriftliche Dokumentation für die Hausärzte, die die Patienten später weiterbehandeln, läuft zurzeit oft schlecht.“ DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410 Täglich weltweit in über 130 Ländern verbreitet. Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen. Tel. 030/25910, Fax 030/259171606, E-Mail: [email protected]; Anzeigen: 030/585890, Fax 030/585891, E-Mail [email protected], Kundenservice: DIE WELT, Brieffach 2440, 10867 Berlin, Tel. 0800/9 35 85 37, Fax 0800/9 35 87 37, E-Mail [email protected] A 3,50 & / B 3,50 & / CH 5,20 CHF / CZ 105 CZK / CY 3,80 & / DK 28 DKR / E/P 3,50 & (Cont.) / I.C. 3,50 & / F 3,50 & / FIN 3,50 & / GB 3,30 GBP / GR 3,20 & / H 920 FT / I 3,50 & / IRL 3,50 & / KRO 29 KN / L 3,50 & / MLT 3,50 & / MA 53 DH / N 43 NOK / NL 3,50 & / PL 16 PLN / S 48 SEK / SK 3,50 € / SLO 3,20 & + ISSN 0173-8437 68-12 ZKZ 7109 NOCH 6 TAGE! AM 27. MÄRZ I N D E R W E LT DIE GUTEN SEITEN DER WIRTSCHAFT. B I L A N Z - M A G A Z I N . D E THEMEN ** KOMMENTAR Zippert zappt er Mount Everest soll sicherer werden. Die nepalesischen Behörden haben vor Beginn der Klettersaison eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. So gibt es jetzt im Basiscamp eine Wartehalle für 4000 Personen. Dort kann wenigstens die Hälfte der auf den Aufstieg wartenden Touristen untergebracht werden. 40 Arztpraxen stehen den Besuchern zur Verfügung, Kassenpatienten warten höchstens drei Tage auf einen Termin beim Urologen. Die Messung des Augeninnendrucks ist in 5000 Meter Höhe obligatorisch und kostet 450 Euro. Acht Psychotherapeuten helfen bei der Überwindung der Höhenangst, aber auch bei Penisneid, Burn-out oder Platzangst. Bipolar Gestörte zahlen die doppelte Gipfelgebühr. Ein zehnstöckiges Bürogebäude beherbergt alle Behörden. Dort bekommt man die Genehmigung zum Verlassen des Basislagers, die Genehmigung zur Benutzung der Nordflanke und die Mindestlohnverträge für die Sherpas, Fahrstuhlführer und Treppenliftbetreiber. Dort sitzen auch die Sauerstoffzuteilungsbehörde, der Selfiestangenverleih und der Müllberater. B
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