Zentrum Mathematik Technische Universität München Prof. Dr. Massimo Fornasier Markus Hansen WS 2015/2016 Blatt 3 Maß- und Integrationstheorie [MA2003] Tutoraufgaben (02.11. - 06.11.2015) T 3.1. Sei (R, B, µ) ein Maßraum über der Borel-σ-Algebra B. Für alle n ∈ N seien die Funktionen fn : [0, 1] → [0, 1] messbar mit fn (x) ≥ fn+1 (x) für alle n ∈ N und alle x ∈ [0, 1]. Ferner gelte limn→∞ fn (x) = 0 für alle x ∈ [0, 1]. Gilt dann Z lim fn dµ = 0 ? n→∞ [0,1] Geben Sie einen Beweis oder ein Gegenbeispiel an. T 3.2. (Konvergenz) (a) Geben Sie eine Folge messbarer Funktionen fn : [0, 1] → [0, ∞), n ∈ N, an, für die Z 1 lim fn (x) dx = 0, n→∞ 0 aber limn→∞ fn (x) = 0 für kein x ∈ [0, 1] gilt. (b) Besitzt Ihr Beispiel eine Teilfolge fnk , für die limk→∞ fnk (x) = 0 für fast alle x ∈ [0, 1] gilt? Begründen Sie Ihre Antwort. T 3.3. Geben Sie ein Beispiel einer Folge stetiger Funktionen fn : [0, 1] → R an, sodass das punktweise Supremum supn∈N fn nicht stetig ist. T 3.4. (Nicht-messbare Mengen nach Vitali) Wir definieren über a ∼ b ⇐⇒ a−b ∈ Q eine Äquivalenzrelation auf R. Sei nun N ⊂ [0, 1] eine Menge mit der Eigenschaft, dass sie für jede der zugehörigen Äquivalenzklassen genau einen Repräsentanten enthält. Mit anderen Worten: Für jede reelle Zahl a existiert b ∈ N , so dass a − b ∈ Q. Zeigen Sie: (a) Sind r, r0 ∈ Q mit r 6= r0 , so gilt N + r ∩ N + r0 = ∅. S (b) [0, 1] ⊂ r∈Q∩[−1,1] N + r ⊂ [−1, 2]. (c) Folgern Sie aus den Eigenschaften des Lebesgue-Maßes und den Teilaufgaben (a) und (b), dass λ(N ) kein sinnvoller Wert zugewiesen werden kann, indem Sie sowohl λ(N ) = 0 als auch λ(N ) > 0 zum Widerspruch führen. Die Menge N erweist sich damit als nicht Borel-messbar, und sie liegt auch nicht in der Vervollständigung der Borel-σ-Algebra. Hausaufgaben (abzugeben bis zum 06.11.2015, 14 Uhr, im Briefkasten) H 3.1. (Cantorsches Diskontinuum) Wir betrachten die rekursiv definierten Intervalllisten In , wobei I0 = {[0, 1]} und [ h 2 1 ih 1 2 i In+1 = a, a + b a + b, b 3 3 3 3 [a,b]∈In T S Dann heißt C = n∈N [a,b]∈In [a, b] Cantorsches Diskontinuum oder auch Cantor-Menge. Zeigen Sie: (a) C ist kompakt. (b) λ(C) = 0 (c) C ist nirgends dicht; in diesem Fall bedeutet dies: C enthält kein offenes Intervall als Teilmenge. optionale Zusatzaufgabe: Zeigen Sie weiterhin P −j mit xj ∈ {0, 2} für alle (d) Jede Zahl x mit triadischer Darstellung x = j∈N xj 3 j ∈ N gehört zu C. Folgern Sie: C ist überabzählbar. Beachten Sie: Im Allgemeinen hat nicht jede Zahl eine eindeutige triadische Darstellung. Beispielsweise ist C 3 31 = P −j j≥2 2·3 . Die Beschränkung auf Ziffern 0 und 2 eliminiert diese Mehrdeutigkeiten. H 3.2. Wir betrachten die Funktionen f = χ[0,1] und g = χQ . Welche dieser Funktionen ist (a) λ-fast überall stetig oder (b) λ-fast überall gleich einer stetigen Funktion. Impliziert eine dieser Eigenschaften die jeweils andere? H 3.3. (lim inf und lim sup für Mengen) Sei (S, A, µ) ein Maßraum. Ferner seien Mengen An ∈ A, n ∈ N, gegeben. (a) (Borel-Cantelli-Lemma) Wir definieren M1 = lim sup An = {x ∈ S : x ∈ An für unendlich viele Indizes n} = n→∞ \ [ An . m≥1 n≥m Zeigen Sie: Unter der Annahme P n µ(An ) < ∞ ist M1 eine Nullmenge. (b) (Lemma von Fatou für Mengen) Wir definieren weiterhin M2 = lim inf An = {x ∈ S : x ∈ An für alle Indizes n ≥ n0 (x)} = n→∞ [ \ m≥1 n≥m Dann folgt unter Verwendung des Lemmas von Fatou µ lim inf An ≤ lim inf µ(An ). n∈N n→∞ An .
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