EZB senkt ihre Prognosen, beruhigt aber gleichzeitig die Märkte

IKB-Kapitalmarkt-News – EZB senkt ihre Prognosen, beruhigt aber
gleichzeitig die Märkte
3. September 2015
Dr. Klaus Bauknecht
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Wie erwartet, hält die EZB an ihrer grundsätzlichen geldpolitischen Ausrichtung fest. Zinssenkungen standen nicht zur Debatte
und so verbleibt der Leitzins auf seinem historisch niedrigen Niveau von 0,05 % und die Einlagefazilität wird unverändert mit
-0,2 % weiter im negativen Bereich verharren. Das Anleihe-Aufkaufprogramm wird trotz erhöhter Risiken wie geplant
fortgeführt. Denn obwohl sich aufgrund der wirtschaftlichen Turbulenzen in China die Weltkonjunktur abzukühlen droht, ist
Draghi weiterhin davon überzeugt, dass die geldpolitischen Maßnahmen der EZB greifen und das Ziel einer stabilen
Inflationserwartung knapp unter 2 % erreicht wird. Dennoch betonte der EZB-Präsident in der heutigen Sitzung wiederholt,
dass das Aufkaufprogramm in seiner Ausgestaltung flexibel genug ist, um bei wesentlich veränderten Erwartungen angepasst
zu werden. Wie genau entsprechende Maßnahmen im Detail aussehen könnten, lässt Draghi weiter offen. Als Beispiel für die
flexible Ausgestaltung des Aufkaufprogramms kann die Anhebung der Ankaufobergrenze einer Emission von 25 % auf 33 %
gewertet werden. Mit solchen Äußerungen beruhigt Draghi den Markt, ohne konkret zu werden.
Die EZB erwartet, dass sich die konjunkturelle Erholung der Euro-Zone fortsetzt, wenn auch langsamer als erwartet. So hat die
EZB ihre Konjunktureinschätzung nach unten korrigiert und rechnet mit einem BIP-Wachstum für die Euro-Zone von 1,4 % in
2015, von 1,7 % in 2016 und von 1,8 % in 2017. Auch die Inflationsprognosen wurden nach unten korrigiert: für 2015 wird eine
Teuerungsrate von 0,1 %, in 2016 von 1,1 % und für 2017 von 1,7 % angenommen. Zudem schloss Draghi nicht aus, dass die
Teuerungsrate in den nächsten Monaten ins Negative rutschen könnte, was jedoch nicht unbedingt auf eine sich festigende
deflatorische Tendenz deutet, sondern vor allem auf die Rohstoffpreise zurückzuführen ist. Dass der tatsächliche Inflationspfad
unter den Prognosewerten der EZB lag, ist laut Draghi dem Rückgang des Ölpreises geschuldet sowie der Tatsache, dass das
Niveau der Industrieproduktion in der Euro-Zone schon seit Längerem unter dem Potenzial liegt. Die wirtschaftlichen
Entwicklungen in den Schwellenländern, aber auch die Entwicklung des Ölpreises werden vom EZB-Rat genau beobachtet.
Somit kann die Anpassung der Inflationsprognosen auch damit begründet werden, den Schwellenwert im Vorfeld zu
verringern, bei welchem der Markt eine Ausweitung des Aufkaufprogramms erwarten würde.
Im Mittelpunkt der heutigen Pressekonferenz stand die konjunkturelle Entwicklung der Schwellenländer. Die Verlangsamung
des Wachstumstempos bzw. Schrumpfung der Wirtschaftsleistung in wichtigen Schwellenländern sei keine Entwicklung, die
kurzfristig umkehrbar sei. Die gestiegene Volatilität beeinflusst die monetäre und realwirtschaftliche Entwicklung, da durch
größere Unsicherheiten die Risikoprämien steigen. Insgesamt zeigte sich Draghi besorgt darüber, dass die konjunkturelle
Eintrübung zu einem Wettlauf der weltweiten Geldmengenausweitung führen könnte. Zwar sei die Wechselkurshöhe kein
explizites Ziel, aber eine wichtige Richtgröße der Geldpolitik. Draghi erwartet, dass sich die Teilnehmer der G20-Gruppe an die
vereinbarten Grundsätze der Wechselkurspolitik halten und keinen Abwertungswettlauf zulassen werden.
Fazit: Wie erwartet, hat die EZB in ihrer heutigen Sitzung die Beibehaltung ihrer Geldpolitik angekündigt. Überraschend war
hingegen die deutliche Anpassung ihrer Wachstums- und Inflationsprognosen, die die wirtschaftliche Entwicklung in China und
den niedrigeren Ölpreis reflektiert. Die EZB betonte die Flexibilität ihres Aufkaufprogramms sowie ihre Bereitschaft bei Bedarf
zu handeln, ohne konkrete Maßnahmen als Folge der jüngsten Entwicklungen anzukündigen. Im Falle weiterhin
enttäuschender chinesischer Konjunkturdaten wird allerdings eine US-Zinswende immer unwahrscheinlicher, was wiederum
die EZB unter Druck setzen sollte, ihr Aufkaufprogramm auszuweiten. Die nächste Runde der globalen Geldflutung könnte
dann bevorstehen. Die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft wie auch die chinesische Geldpolitik der nächsten Monate
werden hierfür entscheidend sein. Sicherlich würde eine Zinsanhebung der Fed den Druck auf die EZB reduzieren, ihr
Aufkaufprogramm anzupassen.
Tabelle 1: IKB-Ausblick
in 9 Monaten
Ende 2016
3-Monats-Euribor
03.09.2015
-0.03
-0.02
-0.02
-0.02
-0.02
USD 3-Monats-Libor
0.33
0.35
0.60
1.30
2.00
10-jährige Bunds
0.79
0.40
0.60
0.90
1.20
10-jährige US-Staatsanleihen
2.19
2.10
2.20
2.50
2.80
Quelle: IKB
in 3 Monaten in 6 Monaten
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3. September 2015
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