IKB-Kapitalmarkt-News – EZB-Pressekonferenz: Draghi bestätigt

IKB-Kapitalmarkt-News – EZB-Pressekonferenz: Draghi bestätigt
Erwartungen – mehr Klarheit im Dezember
20. Oktober 2016
Dr. Klaus Bauknecht
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Im Vorfeld des heutigen EZB-Treffens waren sich die Analysten relativ einig, dass mit keiner Veränderung der geldpolitischen
Ausrichtung zu rechnen ist. Da jedoch vor dem Treffen vermehrt spekuliert worden war, dass die EZB ihr Aufkaufprogramm
bald zurückfahren könnte, stieß die heutige Pressekonferenz auf ein höheres Interesse. So wurde vermutet, dass die EZB,
auch wenn sie ihre Geldpolitik nicht ändert, zumindest die Gerüchte rund um eine bevorstehende Rückführung ihres
Aufkaufprogramms bekannt geben wird. In ihrer Pressemitteilung hat sich die EZB jedoch an den bekannten Text gehalten.
Nicht nur die Höhe der Zinsen ist unverändert geblieben, für eine geraume Zeit wird sie noch auf dem aktuellen oder einem
niedrigeren Niveau bleiben. Auch für das Aufkaufprogramm hat sich die offizielle Aussage nicht geändert, es läuft bis
mindestens März 2017 und das Volumen bleibt bei 80 Mrd. Euro.
Draghi wollte sich zu einer möglichen Verlängerung des Programms bzw. einer Reduzierung des Volumens nicht äußern und
betonte, dass diese Aspekte nicht besprochen worden sind. Er hob jedoch hervor, dass die EZB im Dezember 2016 die
Ergebnisse der Komitees über die Beurteilung, Umsetzung und Effektivität des Programms sowie neue Wachstumsprognosen
vorliegen haben wird. Dies sollte die Notenbank, so Draghi, in die Lage versetzen, ihre Geldpolitik, und vor allem die Dauer
des Aufkaufprogramms, ausreichend zu beurteilen und konkrete Aussagen treffen zu können.
Nach den Aussagen der EZB hält die moderate Erholung an und die europäische Wirtschaft zeigt sich relativ robust. Das
Prognoserisiko für die Euro-Zone bleibt jedoch hoch. Dies ist auch deshalb der Fall, da die EZB im September ihre
Wachstumsprognosen trotz der ansteigenden Unsicherheiten aufgrund des Brexit-Votums kaum angepasst hat. Ob die EZB im
Dezember jedoch ausreichend Vertrauen in die Konjunkturerholung der Euro-Zone haben wird, bleibt abzuwarten, da sich die
Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien in die Länge ziehen, und die Unsicherheiten für den Ausblick 2017/18
hoch sein könnten. So ist es weiterhin unsicher, ob die EZB im Dezember die Rückführung des Aufkaufprogramms
ankündigen wird. Anhand der Risiken ist höchstens von einer graduellen Rückführung des Programms auszugehen. Draghis
Äußerungen lassen jedoch vermuten, dass die EZB im Dezember in der Tat konkrete Aussagen über den weiteren Verlauf des
Programms tätigen wird. Dies könnte eine Veränderung der Parameter genauso wie ein Zeitplan für die Rückführung des
Programms bedeuten könnte. Eine Verlängerung des Programms würde die EZB hingegen zu einer Veränderung der
Parameter zwingen, um so ausreichend Wertpapiere für ihren Aufkauf zu finden.
Die EZB hält an ihrer Einschätzung fest, dass niedrige bzw. negative Zinsen erfolgreich sind, um Inflationsdynamiken in die
richtige Richtung zu steuern und den geldpolitischen Transmissionsmechanismus zu gewährleisten. So teilt Draghi nicht die
Einschätzung, dass negative Zinsen mehr und mehr zum Problem werden, sondern als Teil der Lösung für die Euro-Zone und
ihre Konjunkturdynamiken anzusehen sind. Weder das Aufkaufvolumen noch eine weitere mögliche Senkung der Zinsen
wurden diskutiert. Draghi relativierte zudem die Sorge über eine mögliche Ratingverschlechterung Portugals. Er betonte die
Reformanstrengungen und Fortschritte der portugiesischen Regierung. Eine finale Herabstufung würde bedeuten, dass die
EZB keine weiteren portugiesischen Staatsanleihen aufkaufen könnte.
Fazit: Nach den Verlautbarungen aus der heutigen EZB-Pressekonferenz erachten wir es als unwahrscheinlich, dass die EZB
das Aufkaufprogramm deutlich zurückfährt, wenn die Unsicherheit über den weiteren konjunkturellen Verlauf der Euro-Zone
anhält bzw. ansteigt. Die EZB hatte im September 2016 ihre Wachstumsprognosen für 2017 kaum nach unten angepasst. Dies
deutet auf ein erhöhtes Prognoserisiko hin und könnte eine mögliche negative Revidierung der Prognosen im Dezember mit
sich bringen. Grundsätzlich spricht dies für eine mögliche Verlängerung bzw. eine nur moderate Rückführung des
Aufkaufvolumens. Wir erachten deshalb eine Anpassung der Rahmenbedingungen des Programms als wahrscheinlich,
ebenso wie eine nur graduelle Rückführung im Jahr 2017. Laut Draghi wird die EZB im Dezember 2016 ihre konkreten
nächsten Schritte und Einschätzungen bekanntgeben. Basierend auf dem aktuellen Kenntnisstand wird dies allerdings keine
bevorstehende Veränderung der negativen Zinsen beinhalten.
Tabelle 1: IKB-Ausblick, in %
in 9 Monaten
Ende 2017
3-Monats-Euribor
19.10.2016
-0,31
in 3 Monaten in 6 Monaten
-0,30
-0,30
-0,30
-0,25
USD 3-Monats-Libor
0,88
0,97
1,15
1,30
1,60
10-jährige Bunds
0,05
0,10
0,20
0,40
0,50
10-jährige US-Staatsanleihen
1,75
1,80
1,90
2,00
2,30
Quellen: Deutsche B undesbank; Federal Reserve Eco no mic Data; IKB -Schätzungen
Kapitalmarkt News
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20. Oktober 2016
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