IKB-Kapitalmarkt-News – Noch zu früh für neue Maßnahmen: EZB wartet ab, aber bleibt in Stellung 21. Juli 2016 Dr. Klaus Bauknecht [email protected] Die EZB hat auf der heutigen Ratssitzung beschlossen, ihre Zinspolitik beizubehalten. Die Notenbanker belassen den Leitzins bei 0,0 %, den Einlagenzins bei -0,4 %. Dass die Zinsen auf diesem niedrigen Niveau verharren werden, machte Draghi abermals deutlich. Auch bei den monatlichen Ankäufen von Vermögenswerten gibt es keine Änderungen. Hier hatte der Markt spekuliert, dass technische Anpassungen der Ankaufmodalitäten vorgenommen werden könnten. Aufgrund der BrexitEntscheidung gerieten insbesondere die Renditen deutscher Anleihen unter Druck. Nach den derzeitigen Modalitäten darf die EZB keine Anleihen kaufen, die unterhalb des Einlagenzinses rentieren. Damit hat sich das Volumen kaufbarer deutscher Anleihen deutlich verkleinert, was insofern bedeutend ist, da das absolute Volumen des Anleiheaufkaufprogramms vom EZBKapitalschlüssel abhängt und Deutschland der größte Anteilseigner ist. EZB-Präsident Draghi hob in seinem Statement besonders den Erfolg der bisherigen Maßnahmen für die Erholung der EuroZone hervor. Jedoch sollte betont werden, dass die Gestaltungsmöglichkeit der EZB an ihre Grenze kommen könnte. Mit Blick auf die vergangenen 1 ½ Jahre und die vielen geldpolitischen Maßnahmen, scheint das Potenzial größtenteils ausgereizt zu sein. Es besteht also das Risiko, dass Europa aufgrund der großen Herausforderungen – Brexit, italienische Bankenkrise – erneut vor einer wirtschaftlichen sowie politischen Krise steht, und die Geldpolitik der EZB bereits im Vorfeld ihr Pulver verschossen hat. Die Lage für die EZB ist nicht einfacher geworden. Zudem mahnt Draghi wiederholt an, dass die natürlichen Grenzen geldpolitischer Maßnahmen darin liegen, dass die Staaten nötige Strukturreformen aufschieben. Andere Politikbereiche müssen dazu beitragen, die Wirkung der Geldpolitik zu entfalten. Es müssten insbesondere solche Strukturreformen umgesetzt werden, die darauf abzielen, die Produktivität zu steigern. Das kann auch ein Grund sein, warum die EZB heute keine Veränderungen vorgenommen hat. Draghi hingegen begründet die abwartende Haltung mit der momentan unzureichenden Informationslage. Gleichzeitig verwies er auf den Sitzungstermin im September, bei dem im Zuge neuer Konjunktur- und Inflationsprognosen eine mögliche Justierung der geldpolitischen Maßnahmen erfolgen könnte. Da Draghi Risiken für die konjunkturelle Entwicklung sieht, sind weitere Maßnahmen nicht auszuschließen. Welche es im Detail sein könnten, ließ der Notenbankchef offen. Insgesamt ist die Beibehaltung der geldpolitischen Ausrichtung gerade im Hinblick auf die Entscheidung der Bank of England wenig überraschend. Diese hat sich gegen sofortige Maßnahmen entschieden und den Leitzins bei 0,5 % belassen. Die Datenlage erschien noch nicht ausreichend, um adäquate Maßnahmen umzusetzen. Ein sofortiges Reagieren der Notenbanken war auch nicht erforderlich, da die Marktturbulenzen weniger dramatisch waren, als zunächst befürchtet wurde. Draghi erkennt hier einen Zusammenhang mit den Reformbemühungen im Finanzsektor der vergangenen Jahre. Diese haben dazu geführt, dass die Solvenz der Banken deutlich besser ist als in den vergangenen Jahren. So lag die Kernkapitalquote der von der EZB beaufsichtigten Banken 2013 bei durchschnittlich 9 %; heute liegt diese bei 13 %. Fazit: Wie erwartet, hat die EZB keine weiteren Maßnahmen beschlossen. Ähnlich wie die Bank of England will die EZB neue Daten zur konjunkturellen Situation abwarten, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Derzeit sieht die EZB ebenfalls keinen Handlungsbedarf. Denn EZB-Präsident Draghi ist davon überzeugt, dass die Maßnahmen der EZB grundsätzlich in Summe erfolgreich sind. Doch er machte auch deutlich, dass die Risiken im Zuge des Brexit-Referendums gestiegen sind und er weitere Maßnahmen umsetzen wird, wenn diese notwendig erscheinen – doch sehr viel Spielraum bleibt ihm nicht mehr. Tabelle 1: IKB-Ausblick, in % 21.07.2016 in 3 Monaten in 6 Monaten in 9 Monaten Ende 2017 3-Monats-Euribor -0,30 -0,30 -0,30 -0,30 -0,25 USD 3-Monats-Libor 0,70 0,70 0,75 0,85 1,40 10-jährige Bunds 0,01 0,00 0,20 0,40 0,70 10-jährige US-Staatsanleihen 1,59 1,55 1,60 2,00 2,30 Quellen: Deutsche B undesbank; Federal Reserve Eco no mic Data; IKB -Schätzungen Kapitalmarkt News Disclaimer: Diese Unterlage und die darin enthaltenen Informationen begründen weder einen Vertrag noch irgendeine Verpflichtung und sind von der IKB Deutsche Industriebank AG ausschließlich für (potenzielle) Kunden mit Sitz und Aufenthaltsort in Deutschland bestimmt, die auf Grund ihres Berufes/ Aufgabenstellung mit Finanzinstrumenten vertraut sind und über gewisse Erfahrungen, Kenntnisse und Sachverstand verfügen, um unter Berücksichtigung der Informationen der IKB Deutsche Industriebank AG ihre Anlage- und Wertpapier(neben)dienstleistungsentscheidungen zu treffen und die damit verbundenen Risiken unter Berücksichtigung der Hinweise der IKB Deutsche Industriebank AG angemessen beurteilen zu können. 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