Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (STRONACH)

Nationalrat, XXV. GP
16. März 2016
117. Sitzung / 1
15.26
Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (STRONACH): Geschätzte Frau Präsident!
Geschätzter Herr Minister! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Während wir am
Vormittag sehr intensiv über die EU, über Auswirkungen, über Betroffenheiten
diskutiert haben, debattieren wir am Nachmittag über ein Thema, das sehr wohl auch
von der EU, nämlich von der Globalisierung betroffen ist.
Unternehmen – das wollten wir auch, das wollten viele in diesem Raum – sollen
wachsen, sollen internationaler werden, sollen sich globalisieren. Und jetzt sind
diejenigen hier in diesem Raum, die die Globalisierung ohne Wenn und Aber
befürworten, auch diejenigen, die plötzlich von den Problemen der Globalisierung
betroffen sind. Großkonzerne machen es nämlich so wie die Bank Austria – der
„Standard“ hat vor sieben Tagen getitelt: Bank Austria räumt auf –: Von 190 Filialen
werden 70 geschlossen, das Retailgeschäft wird reduziert, es werden nur mehr
internationale Geschäfte gemacht, Großkunden betreut. Das Gesamtunternehmen wird
sich massiv verändern, weil es ein internationales Unternehmen ist, und bei diesem
Größerwerden bleiben sehr oft die kleinen Mitarbeiter auf der Strecke. Sie können es
sich nämlich nicht richten, sie können sich nicht helfen; ihnen wurde vieles
versprochen. Die Bank hat Rücklagen gebildet, die jetzt wahrscheinlich irgendwo
anders, in Italien oder wo, steuerschonend aufgelöst werden, und wir – die
Steuerzahler, aber auch das Parlament – können nur zusehen und die Gesamtsituation
nicht beeinflussen, weil wir es ja selbst waren, die die Rahmenbedingungen dafür
geschaffen haben.
Meine geschätzten Damen und Herren! Es ist unsere Aufgabe, trotzdem darauf zu
schauen und dafür Sorge zu tragen, dass die Mitarbeiter eine gewisse
Rechtssicherheit haben, dass sie die Sicherheit haben, dass sie die Pension
bekommen werden, die ihnen versprochen wurde. Und aus diesem Grund werden
wir – auch wenn wir im Ausschuss dagegen waren – jetzt, da es Nachbesserungen
gegeben hat, die Gesetzeslücke geschlossen wurde, auch zustimmen.
Wir haben das Pensionsthema mit einigen Schwerpunkten auf der Tagesordnung. Das
Pensionsthema ist ein Thema, über das wir abendfüllend, tagefüllend diskutieren
könnten, weil wir alle wissen, dass eine überalternde Bevölkerung mit der Finanzierung
der Pensionen Probleme bekommt.
Wir haben ein Problem, das mir besonders am Herzen liegt – Robert Holzmann von
der Weltbank hat es schon mehrfach angesprochen –: Die Kluft zwischen unten und
oben ist zu groß. Es kann nicht Ziel des Gesetzgebers sein, und es kann nicht unser
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aller Sinn und Wille sein, dass es auf der oberen Seite Privilegien gibt – Privilegien, die
durch nichts, durch keinen Beitrag begründet sind – und auf der anderen Seite im
unteren Bereich sehr, sehr viele Pensionisten, die nicht wissen, wie sie heizen sollen,
die nicht wissen, wie sie ihren Unterhalt finanzieren können. (Beifall beim Team
Stronach.)
Deshalb zum Antrag, den ich schon mehrfach eingebracht habe: Seien wir doch so
ehrlich und sagen wir: Es kann nicht Aufgabe des Staats sein, Privilegien zu vergolden!
Schauen wir doch, dass die Pensionserhöhung nur bis zur ASVG-Höchstgrenze
stattfindet, dort ordentlich, damit können wir nämlich einer Masse von Menschen ein
besseres Leben ermöglichen, und jenen, die eine extrem hohe Pension haben,
vergolden wir die Pension nicht mehr durch ständige prozentuelle Aufwertung. Das
wäre einer klarer Schnitt, das wäre ein klare Ansage in Richtung mehr Fairness und
mehr Gerechtigkeit. (Beifall beim Team Stronach.)
Zum zweiten Antrag, den ich eingebracht habe: Es gibt 900 000 Menschen, die
weniger als 858 € im Monat haben. Stellen Sie sich das einmal vor: 858 €! Es gibt in
Österreich 251 000 Menschen, die weniger als 143 € Pension im Monat haben. (Abg.
Neubauer: Ganz Linz!) Und es gibt wirklich viele Leute, denen geholfen wäre, wenn
das Urlaubs- und Weihnachtsgeld nicht halbjährlich, sondern vierteljährlich ausbezahlt
würde. Seien wir uns doch ehrlich: Jene, die eh so wenig haben, brauchen das Geld
dringend, und sie brauchen es sofort! Sie brauchen es nicht für einen Urlaub, denn den
können sie sich ohnehin nicht leisten; sie brauchen das Geld, damit sie ihren täglichen
Lebensunterhalt finanzieren können. Deshalb ersuche ich Sie alle, diesen Antrag zu
unterstützen – es wäre ein Schritt zu mehr Fairness, zu mehr Gerechtigkeit. – Danke.
(Beifall beim Team Stronach.)
15.32
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