Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 1 12.44 Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Schade, dass der Herr Bundeskanzler nicht mehr da ist, aber ich nehme an, er ist unterwegs zum Bundespräsidenten und gibt die Auflösung der Bundesregierung bekannt. (Zwischenruf des Abg. Lopatka.) Nach dem Auftritt vom Kollegen Lopatka könnte ich mir das gut vorstellen. (Beifall beim Team Stronach. – Zwischenruf des Abg. Wöginger.) Aber vielleicht gibt es einen Umkehrschluss in dem Punkt (Abg. Lopatka: Kollege Hagen, das wäre das Ende deiner Laufbahn! Hast du Todessehnsucht?), dass Kollege Lopatka, der früher ein politischer Schlepper in Bezug auf das Team Stronach war, jetzt zu einem politischen Flüchtling wird. Neben dem Kollegen Franz hinten wird noch ein Platz frei sein; da könnte Lopatka dann sein Ausgedinge haben. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Thema kommen. (Abg. Lopatka: Hast du Todessehnsucht?) – Es passt schon, danke! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Lopatka.) Meine Damen und Herren, ich möchte etwas auf die europäische Flüchtlingspolitik eingehen, die ja eigentlich das Thema ist. Leider ist der Bundeskanzler nicht mehr da. Vermutlich ist er, wie gesagt, beim Bundespräsidenten. Ich möchte schon anregen, dass diese Flüchtlingspolitik der EU natürlich zu hinterfragen ist. Nach monatelangem Stillstand ist jetzt endlich etwas Bewegung in die Sache gekommen. Da gibt es schon ein paar Sachen, die angesprochen worden sind und auf die ich reagieren möchte. Frau Kollegin Glawischnig-Piesczek ist jetzt wahrscheinlich auch beim Mittagessen – ich wollte das kurz ansprechen, weil Sie von einer Schande der EU gesprochen hat beziehungsweise davon, wie in Idomeni vorgegangen wird. Meine Damen und Herren, liebe Frau Glawischnig-Piesczek, ich möchte es Ihnen so ausrichten: Eine Schande ist für mich etwas anderes dort unten, nämlich dass die Flüchtlinge ja – diese Möglichkeit hat es gegeben, das war x-mal nachzulesen, nur anscheinend für die Grünen nicht – ins Innenland von Griechenland gehen und dort ausreichend Quartier bekommen können. Aber natürlich wollen sie dort nicht hingehen, weil sie immer hoffen, dass die Tür Richtung Europa aufgeht. Ich war letzte Woche in der Sitzung des Menschenrechtsausschusses, in dem Frau Kollegin Korun von den Grünen Vorsitzende ist. Sie hat dort toll davon berichtet, wie sie in Idomeni war und mit Flüchtlingen gesprochen hat. Alles, was sie da erlebt hat, hat sie uns mitgeteilt. Die Diskussion ist fast eineinhalb Stunden gegangen. Version vom 14. Juni 2016, 15:19 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 2 Ich habe mir eigentlich nicht viel dabei gedacht. Aber dann habe ich gehört, dass in Idomeni plötzlich diese Flugblätter aufgetaucht sind – der Kurier hat sie abgedruckt. (Der Redner hält eine Kopie des Artikels in die Höhe.) Mit diesen Flugblättern werden die Menschen aufgefordert, über die Grenze, über den Fluss hinüber zu flüchten, sie würden dann sicher nach Europa können und würden nicht mehr zurückgeschickt werden. Da bin ich dann ein bisschen vorsichtig geworden, da hat sich bei mir im Hinterkopf ein Rad gedreht. (Zwischenruf des Abg. Wöginger.) Dann habe ich gestern die Schlagzeile „Grüne aus Österreich bei Grenzdrama verhaftet“ in der „Kronen Zeitung“ gelesen. (Der Redner hält eine Kopie des Artikels in die Höhe.) Meine Damen und Herren, da hat es bei mir dann Klick gemacht. Erinnern Sie sich daran, was dieser Flüchtling, dem eine Kamerafrau vor ein paar Monaten an der ungarisch-serbischen Grenze ein Bein gestellt hat, in der Hand hatte? (Der Redner hält eine Kopie eines Fotos in die Höhe und zeigt darauf.) Eine Tasche der Grünen! Meine Damen und Herren, die Grünen machen nicht nur Flüchtlingshilfe, sondern sie machen Schlepperhilfe da unten. Das ist da nachgewiesen. (Abg. Kogler: Bist du überhaupt noch dicht?!) Mich würde interessieren, was die Bundesregierung dazu sagt. Das ist nämlich schon ein klarer Fall, den man hier einmal offen ansprechen muss, weil die Grünen vermutlich (Abg. Kogler – einen grünen Kugelschreiber in die Richtung des Redners haltend –: Ich habe da einen grünen Kuli, nimm dich in Acht!), wenn sie zu wenig Flüchtlinge haben, ihre Klientel, nämlich die Sozialarbeiter, nicht mehr beschäftigen können. Dann sind dort mehrere Grüne arbeitslos. Deswegen wird offiziell geschleppt, so wie das ausschaut, meine Damen und Herren! Das ist für mich schon zu hinterfragen. Ich möchte vielleicht ein weiteres Thema ansprechen, das Europa direkt betrifft. Meine Damen und Herren, vor ein paar Tagen in der Zeitung: Man hätte 10 000 Ungarnflüchtlinge – die Flüchtlinge, die bei der Grenzöffnung über Ungarn herübergekommen sind – zurückschicken können. Die Frist ist jetzt abgelaufen. Österreich hat keinen einzigen Flüchtling zurückgeschickt. Mich würde interessieren, meine Damen und Herren auf der Regierungsbank, wer die Kosten für die Unterbringung dieser Flüchtlinge in Österreich trägt, für die Verfahren und all das, was da auf den Steuerzahler zukommt. Trägt das der Herr Bundeskanzler, der ja offiziell eingeladen hat, die Frau Innenminister, die nicht abgeschoben hat, oder muss das wieder der „dumme“ – unter Anführungszeichen – Steuerzahler berappen? Meine Damen und Herren, ich hätte da schon gerne einmal Klarheit. (Beifall beim Team Stronach.) Version vom 14. Juni 2016, 15:19 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 3 Hinsichtlich der Flüchtlinge ist auch der Arbeitsmarkt in der EU angesprochen worden. Meine Damen und Herren, wir wissen, dass der Großteil der zu uns kommenden Flüchtlinge nicht diese qualifizierten Arbeitskräfte sind, wie man uns zuerst immer weismachen wollte. Es kommen sehr viele ohne Schulbildung – irgendwelche Ziegenhirten aus Afghanistan und was weiß ich woher – nach Österreich. (Ruf bei den Grünen: Sind das keine Menschen?) Da hat Kollege Lugar einmal etwas Richtiges gesagt, vor einigen Monaten schon. (Ruf beim Team Stronach: Einmal?) – Nicht einmal, sondern immer wieder. (Abg. Lugar: Immer wieder mal!) – Vor einigen Monaten hat er das erste Mal gesagt, dass Frau Merkel versucht, über diesen Flüchtlingsstrom billige Arbeitskräfte ins Land zu bringen. Aber die benötigten Fachkräfte sind nicht gekommen, sondern diese billigen Arbeitskräfte. Wenn dann Herr Kopf gestern wieder einmal beteuerte, dass die meisten Menschen von dort nicht vermittelbar sind und wir diese Arbeitsplätze für die, die geeignet wären, nicht haben, sie keine deutsche Sprache sprechen und keine Facharbeiter kommen, dann haben wir schon ein Problem, und zwar ein europäisches Problem, also nicht nur ein österreichisches. Wir wollen die qualifizierten Arbeitskräfte – für deren Zuwanderung sind wir absolut –, aber nicht die unqualifizierten. Wir haben in Österreich genug Schulabbrecher oder Menschen mit Migrationshintergrund in zweiter, dritter Generation, die keine oder eine schlechte Schulbildung haben und nicht auf dem Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Die haben einmal den Vorzug, die soll man gut ausbilden, bevor man neue Leute ins Land lässt. (Beifall beim Team Stronach.) Noch kurz zum Schluss, damit ich die Zeit nicht überziehe: das Türkei-Abkommen. Meine Damen und Herren, ich glaube, das Türkei-Abkommen ist ein Kuhhandel. Da geht es lediglich darum, einen Flüchtlingsaustausch ohne Mehrwert für die EU zu machen. Das ist zu unterlassen! Schutzzonen in den Regionen dort unten zu schaffen, das wäre der richtige Schritt. Das haben wir schon vor fast einem Jahr gefordert. Frank Stronach hat das immer wieder beteuert, auch wir hier im Nationalrat. Das wäre der richtige Weg. – Danke. (Beifall beim Team Stronach.) 12.50 Präsident Karlheinz Kopf: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Mag. Korun zu Wort gemeldet. – Bitte. Version vom 14. Juni 2016, 15:19 nach § 52(2) GOG autorisiert
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