DIE WELT - Die Onleihe

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FREITAG, 26. FEBRUAR 2016
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D 2,50 EURO B
Zippert zappt
KOMMENTAR
D
THEMEN
Visionär
seiner Zeit
Für Tauben sind
Hochzeiten leider
keine so schöne
Veranstaltung
Seite 26
KARRIERE
Wenn der Job nervt:
Wie wäre es mit
einem Neustart?
Seite 18
WISSEN
Die Forscher
glauben an das Gute
im Menschen
Seite 22
N
achdem Mazedonien nur
wenige Hundert Flüchtlinge täglich auf ihrem Weg
gen Norden einreisen lässt,
herrscht Panik unter den
Migranten in Griechenland. Hunderte
von ihnen brachen am Donnerstag aus
Auffanglagern aus und machten sich zu
Fuß auf den Weg zur mazedonischen
Grenze. „Wir können die Menschen nicht
gefangen nehmen“, sagte der Bürgermeister von Thessaloniki, Giannis Boutaris. „Rund 230 haben sie heute Vormittag
durchgelassen. Jetzt ist die Grenze wieder zu“, sagte ein Polizist am Grenzübergang bei Idomeni. Das Fernsehen zeigte
Hunderte Menschen, Frauen mit Kinderwagen, Ältere und auch Behinderte, die
entlang der Autobahnen nach Norden
zogen. In einigen Fällen unterbrachen sie
vorübergehend den Verkehr.
Schlepperbanden hätten in den vergangenen sieben Tagen mehr als 12.000
Menschen aus der Türkei über die Ägäis
zu den griechischen Inseln gebracht, teilte die Küstenwache mit. Viele Afghanen,
die von Mazedonien abgewiesen wurden,
verbrachten die Nacht auf zwei Plätzen
im Zentrum Athens. Dort werden Kontakte mit Schleusern geknüpft, die den
griechische Regierung ihre Botschafterin
in Wien zurückgerufen. Nach einer Entscheidung von Außenminister Nikos
Kotzias sei die Botschafterin zu Beratungen nach Athen bestellt worden, „um
die guten Beziehungen zwischen den
Staaten und Völkern Griechenlands und
Österreichs aufrechtzuerhalten“, erklärte das griechische Außenministerium.
verzweifelten Menschen neue Routen für
die Reise nach Mitteleuropa versprächen, berichteten griechische Medien.
Die neuen „Tarife“ für Alternativwege
über Albanien oder in Containern an
Bord von Fähren nach Italien lägen zwischen 2500 und 3000 Euro pro Kopf.
Aus Ärger über das Vorgehen Österreichs in der Flüchtlingskrise hat die
Die Lage
Einreise nur kleinen
Gruppen aus Syrien
und dem Irak erlaubt
Hotspot (Registrierzentrum)
Flüchtlingscamp
Schengen-Außengrenze
MAZEDONIEN
Idomeni
Grenze / Camp
Edirne
Istanbul
GRIECHENLAND
Lesbos
Athen
Grenzzaun
TÜRKEI
Chios
Samos
Grenzzaun geplant
Grenze für Flüchtlinge
geschlossen
Piräus
Leros
Kos
Mittelmeer
300 km
Stand 24.2.16
Quelle: dpa
MICHAEL STÜRMER
D
Athen ist verärgert über den Beschluss
Österreichs und neun weiterer Länder
auf einer Westbalkankonferenz, weniger
Flüchtlinge passieren zu lassen. „Griechenland wird es nicht hinnehmen, Europas Libanon zu werden“, sagte Innenminister Ioannis Mouzalas mit Blick auf
das Land, das ein Viertel aller geflohenen Syrer beherbergt.
Die SPD warnte die EU-Staaten davor,
die Folgen der Flüchtlingskrise allein auf
Griechenland abzuladen. Wenn elf Millionen Griechen stellvertretend für 500
Millionen Europäer die Krise lösen sollten, „ist das eine Verschiebung auf den
Schwächsten“, sagte SPD-Fraktionschef
Thomas Oppermann. Auch Parteichef
Sigmar Gabriel betonte, ein „Absaufen“
Griechenlands müsse verhindert werden.
Bayerns ehemaliger Ministerpräsident
Edmund Stoiber (CSU) hat eine Kehrtwende in der deutschen Flüchtlingspolitik als zwingend bezeichnet. Er sagte der
„Welt“: „Die Politik offener Grenzen hat
dazu geführt, dass es in vielen Ländern
Europas, zum Beispiel in Osteuropa, aber
auch Italien und Frankreich, möglich
war, das Problem in erster Linie als deutsches Problem zu verstehen.“
Siehe Kommentar und Seiten 3 bis 5
[email protected]
„Wir können die Menschen
nicht gefangen nehmen“
Griechenland verzweifelt an Flüchtlingsströmen. Mazedonien lässt nur wenige über die Grenze.
SPD warnt vor einem „Absaufen“ des EU-Partners. Athen zieht Botschafterin aus Österreich ab
PANORAMA
Willkommen
in der Krise
ie Griechen sind schwierig,
die Klage geht seit den Römern und dem klassischen Altertum. Dass aber die Wiener Regierung die Kollegen aus Athen nicht zum
Flüchtlingsgipfel der Balkanstaaten
einlud, war mehr als eine protokollarische Ungehörigkeit. Es war ein schwerer Fehler, das zeigt jeder Blick auf die
Landkarte: Griechenland hält die südlichen Schlüssel zu Europa, und Krisenmanagement, das kein Gesamtkonzept umfasst, kann nicht gelingen.
Die Athener Regierung hat das übel
genommen und ihre Botschafterin
heimbestellt. Da dürfte Tacheles gesprochen worden sein – mit Recht.
Denn nicht nur, dass die Mazedonier
zur Krisenberatung kommen durften,
zu denen die Griechen ein schlechtes
Verhältnis pflegen. Es stellt sich auch
für die übrigen EU-Staaten die Frage,
wie man denn Flüchtlingsnot und
Flüchtlingszorn auf der Balkanroute
lenken, bremsen und eindämmen will,
ohne das Land zwischen Ägäis, Afrika
und Adria einzubeziehen und, mehr
als das, nach Kräften zu unterstützen.
Die vier Visegrád-Staaten plus Österreich – und, siehe oben, Mazedonien –
fühlen sich überfordert und von Berlin
unzulässig unter Druck gesetzt. Ungarn hat mit Alleingängen, Mauern
und Zäunen angefangen. Die anderen
Anrainer der Balkanroute folgen. Weil
sie wollen? Eher wohl, weil sie nicht
anders können.
Die Kanzlerin hat vielfach wiederholt, dass nur eine europäische Lösung helfen kann. Wenn die aber weiterhin ausbleibt, Frankreich, Großbritannien, Ostmitteleuropa oder der
Balkan und Deutschland auch nicht
weiterwissen, ist dann Europa am Ende? Jeder für sich, Gott für uns alle,
und der Teufel holt den Letzten? Auf
dem Balkan will keiner der Letzte
sein, von Griechenland bis Österreich.
Ist Europa dabei, an der Flüchtlingsnot zu zerbrechen? Und was ist dagegen zu tun? Deutschland hat sich in
diesen Konfliktzonen viel zugemutet,
zu viel. Aus Willkommenskultur ist
Krisenmanagement geworden, aus
Krisenmanagement Notstand und
Notwehr. Die EU steht auf dem Spiel.
Anders als die deutschen Grenzen
sind die griechischen kaum zu sichern.
Tausende Inseln liegen gefahrvoll und
verlockend vor Flüchtlingen und Migranten, die sich dem organisierten
Verbrechen anvertrauen. Die paar
Camps, die die Griechen haben, sind
überfüllt. Rückstau baut sich auf. Eine
solche Lage kann nur Tage, bestenfalls
Wochen dauern. Dann werden die
Mühseligen und Beladenen, die ohne
Hilfe bleiben, sich selbst helfen mit
dem Mut der Verzweiflung. Dann helfen keine Palliative mehr. Dann
schlägt die Stunde der Staatskunst.
Facebook-Gründer Mark
Zuckerberg, 31, ist am Abend
mit dem Axel Springer Award
ausgezeichnet worden. Mit
seiner Frau Priscilla Chan
besuchte er das Berliner Verlagshaus. Mit dem erstmals
vergebenen Preis will Axel
Springer herausragende Unternehmerpersönlichkeiten
aus dem In- und Ausland auszeichnen, „die in besonderer
Weise innovativ sind, Märkte
schaffen und verändern, die
Kultur prägen und sich gleichzeitig ihrer gesellschaftlichen
Verantwortung stellen“. Der
Vorstandsvorsitzende Mathias
Döpfner sagte, Zuckerberg
habe mit Facebook das wichtigste Kommunikationsmittel
einer neuen Generation geschaffen.
Seite 11
EVENTPRESS FUHR; PA/DPA
ie Verbraucher können
aufatmen, denn fast
alle deutschen Biere
enthalten Glyphosat. Das hat
das Münchner Umweltinstitut
jetzt nachweisen können. Die
Werte liegen erfreulicherweise
bis zu 300-fach über dem erlaubten Grenzwert für Trinkwasser, damit ist sichergestellt,
dass Biertrinker ausreichend
mit Glyphosat versorgt werden.
Die Bundesärztekammer kann
die Empfehlung aussprechen:
Reichlicher und vor allem regelmäßiger Biergenuss beugt
Glyphosatmangel vor. Das Bundesamt für Risikobewertung
sieht dabei keine Gefahr für die
Gesundheit. Die Frage ist, wie
können Kinder und Antialkoholiker ihrem Körper ausreichend
Glyphosat zuführen? Veganer
brauchen neben Omega-3Fettsäuren und Vitamin B12
mindestens 0,2 Milligramm
Glyphosat-Ergänzungsmittel
am Tag, um das Unkrautwachstum in ihrem Magen zu
regulieren. Der Unkrautvernichter ist beim Kochen in
den handelsüblichen Darreichungsformen nur schwer
dosierbar, hier fehlt es an eindeutigen Hinweisen. Unverdünnt ist Glyphosat kaum konsumierbar, es hat im Abgang
eine ziemlich bittere Note.
Nr. 48
FEUILLETON
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Computerspiel auf
Proto-Indoeuropäisch
Unsere Kirche soll schöner werden
Seite 23
Auf einer Spezialmesse können Pastoren Krippen und heizbare Sitzkissen bestellen
DAX
B
Im Plus
Seite 15
Dax
Schluss
Euro
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Armageddon –
Geheimpläne für den Ernstfall
eim Betreten der Halle erklingen Orgeln und Glocken.
Außerhalb einer Kirche ist das ein ziemlich untypischer
Klangteppich. Aber hier passt er. Bei der in Deutschland
einmaligen Kirchenmesse Gloria in Augsburg geht es um alles,
was Kirchen und Klöster so brauchen. In der Ausstellungszone
gibt es Fachbetriebe wie Orgelbauer, eine evangelische Bank,
Pilgerreisen-Veranstalter, christliche Verlage und einen entsprechenden Musikverlag, einen Goldschmied, Experten für
Denkmalpflege oder Bautechnik. Damit sich die Besucher in den
oftmals kalten Kirchen wohler fühlen, bieten Firmen auch beheizte Sitzpolster an oder gleich ganze Heizsysteme fürs Kirchenschiff. Allerdings verlieren sich nur wenige Besucher in der
Ausstellungshalle, obwohl es die einzige Veranstaltung dieser
Art im deutschsprachigen Raum ist. „3000 Besucher müssen wir
erreichen“, sagt Messe-Chef Gerhard Reiter. Dafür ordnete er
für den letzten Messetag am Sonnabend freien Eintritt an. Für
ihn ist die Kirchenmesse eine „Herzensangelegenheit“. „Wenn
es irgendwohin passt, dann nach Augsburg.“ Schließlich fühlt
sich die Stadt seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555
besonders dem Dialog der Religionen verpflichtet.
Zu den Ausstellern zählt das Passauer Traditionsunternehmen Perner. Der Betrieb hat zwar das Glockengießen aufgegeben, um die Instandsetzung von Glockentürmen kümmern sich
die Niederbayern aber immer noch. Geschäftsführer Rudolf
Perner findet das Konzept einer Kirchenmesse gut. Dass parallel
die Internationale Handwerksmesse im nahen München stattfindet, hält Perner zwar nicht für glücklich, aber auf möglichst
große Besucherzahlen schielt er ohnehin nicht. „Wir haben ganz
spezielle Kunden.“ Andreas Comploj war schon in der Vergangenheit auf der Gloria mit dem Stand seiner Holzschnitzerei aus
Südtirol vertreten. Bei der Familie Comploj bestellen Kirchen
ihre Krippen oder Heiligenfiguren. Auch Privatleute besuchen
gern den Stand – und ordern den Schutzpatron ihres Berufsstandes. So kommen Holzschnitzer über den Winter.
Heute um 22.05 Uhr
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