10/03/2017 PRESSEMITTEILUNG Die humanitäre Lage im Jemen verschlechtert sich weiter Nach der Internationalisierung des Konflikts im Jahr 2015 und der damit einhergehenden Intensivierung der Kämpfe wird die Lage im medizinisch-humanitären Bereich im Jemen von Tag zu Tag schwieriger. Gewalt und Bombenangriffe gehören zum Alltag, mit gravierenden Folgen für Bevölkerung und Gesundheitswesen, wo Krankenhäuser, ärztliches Personal und Zivilisten den Angriffen ohne jeden Schutz ausgesetzt sind. Die jemenitische Bevölkerung ist dringend auf Hilfe angewiesen und darf nicht von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen werden, dies umso mehr, als die Nahrungsmittel knapp werden und die bereits erheblich geschwächte Bevölkerung von Unterernährung bedroht ist. Im Jemen leidet die Zivilbevölkerung massiv unter den Folgen dieses Konflikts, der schon bald in sein drittes Jahr geht. Laut OCHA, dem Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen, benötigen an die 18,8 Millionen Jemeniten Hilfe; 10,3 Millionen benötigen sofortige lebensrettende oder lebenserhaltende Maßnahmen. Obwohl der Bedarf an medizinischer Versorgung seit Beginn des Krieges explosionsartig gestiegen ist, haben mehr als 14 Millionen Menschen keinen Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Die Konfliktparteien haben vor kaum etwas Achtung, was für die Zivilbevölkerung erhebliches Leid zur Folge hat. Zahlreiche Märkte, Schulen und Wohngebiete waren Ziel von Angriffen. Durch die Schließung des Flughafens von Sanaa und die Bombenangriffe auf den Hafen von Hodeidah, über die der Großteil der im Land benötigten Importe erfolgt, wird die Versorgung mit Nahrungsmitteln und medizinischen Hilfsgütern ganz besonders erschwert. Keine der Krieg führenden Parteien anerkennt bzw. beachtet den Schutzstatus von Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht. Mindestens 274 Gesundheitseinrichtungen, darunter 4 MSF-Krankenhäuser, waren Ziel von Angriffen, wodurch der Zugang zu und die Organisation der medizinischen Versorgung erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht werden, und dies in einem Land, in dem nicht einmal 45 % der Gesundheitseinrichtungen noch geöffnet sind. „Was im Jemen passiert, ist völlig inakzeptabel. Im Laufe der vergangenen zwei Jahre waren viele medizinische Einrichtungen Ziel von Luftangriffen. Durch die wiederholten Angriffe geriet das ohnehin geschwächte Gesundheitswesen zusätzlich unter Druck, während die Bevölkerung aus Angst, Opfer eines Angriffs zu werden, zunehmend zögert, ein Krankenhaus aufzusuchen“, erklärt Djoen Besselink, Leiter der MSF-Mission im Jemen. Noch alarmierender ist die Lage für schutzbedürftige Menschen. 3,3 Millionen Kinder, Schwangere und stillende Frauen sind akut unterernährt, unter ihnen 462 000 Kinder unter 5 Jahren, die an schwerer Unterernährung leiden. Von Januar bis September 2016 haben die MSF-Teams 4 485 unterernährte Kinder in Amran und Taiz behandelt. In den zehn Provinzen, in denen MSF tätig ist, sind unsere Teams mit der gleichen Situation konfrontiert: Von Tag zu Tag leiden unter den Millionen von Jemeniten mehr Menschen unter Gewalt, Armut sowie dem erschwerten Zugang zu lebensnotwendigen Dingen und einer erschwinglichen und zugleich hochwertigen medizinischen Versorgung. „Die Lage im Jemen wird jeden Tag schlimmer und der Bedarf an medizinischer Versorgung und sonstigen Gütern steigt kontinuierlich“, stellt Djoen Basselink mit Bedauern fest. Die internationale Gemeinschaft muss mehr tun, um der jemenitischen Bevölkerung zu helfen. Eine Verstärkung der humanitären Hilfe ist dringend notwendig; ohne zusätzliche Anstrengungen wird sich die Gesundheitssituation zwangsläufig immer weiter verschlechtern. „Wir sind weiterhin entschlossen, den von diesem Konflikt betroffenen Menschen zu helfen. Trotz Bomben leisten wir weiter medizinische Hilfe und bieten den Opfern Zugang zu medizinischer Notversorgung“, schlussfolgert Paul Delaunois, Direktor von MSF Luxembourg. Im Jemen kümmert sich MSF in 12 medizinischen Einrichtungen direkt um die medizinische und chirurgische Versorgung und unterstützt zudem 18 Krankenhäuser in 10 Provinzen. Pressekontakt Christophe Hebting, Head of Communication Department [email protected] Tel.: +352 33 2515 302 / Mobil: + 352 691 23 91 14
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