IKB-Kapitalmarkt-News – Nachlassende Konjunktur sorgt für Unsicherheit in den USA, Euro-Zone kann überzeugen 15. April 2015 Dr. Klaus Bauknecht [email protected] Die US-Wirtschaftsdaten lassen weiterhin viel Raum für Spekulation über die avisierte Zinswende der Fed. Konjunkturindikatoren wie der ISM-Index und Auftragseingänge deuten schon seit der Jahreswende auf eine konjunkturelle Schwächephase hin, auch wenn die Konjunkturdaten insgesamt grundsätzlich weiterhin eine wachsende US-Wirtschaft erwarten lassen. Und die Entwicklung des Konsums ist, gemessen an den Einzelhandelsumsätzen, ebenfalls wenig überzeugend. Zwar konnte der Konsum im März zulegen, doch nach 3 Monaten ununterbrochenem Rückgang ist ein Anstieg von 0,9 % alles andere als berauschend. Gute Nachrichten kamen in den letzten Monaten vor allem vom Arbeitsmarkt. Doch auch hier deuten jüngste Daten auf eine mögliche Verlangsamung hin, auch wenn im März noch circa 188.700 neue Stellen geschaffen worden sind. Insgesamt ist die US-Wirtschaft im ersten Quartal wahrscheinlich langsamer gewachsen, als noch zu Jahresanfang erwartet wurde. Abb. 1: NFIB-Mittelstandsindex und ISM-Einkaufsmanagerindex Index (1986=100) 115 Diffusionsindex 65 110 60 105 55 100 50 95 45 90 40 85 35 80 30 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 NFIB-Mittelstandsindex ISM-Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe (rechte Skala) Quellen: National Federation of Independent Business; ISM; IKB Der US-Mittelstandsindex (NFIB Index), gibt die Einschätzung von kleinen bis mittelgroßen US-Firmen wieder. Da die meisten Jobs in den USA von solchen Unternehmen geschaffen werden, ist der Index für die weitere Entwicklung des USArbeitsmarktes von Bedeutung. Seit der Finanzkrise hat das lange niedrige Niveau des Index die Entwicklung von Konjunktur und Arbeitsmarkt besser gespiegelt, als der ISM-Index, der die Stimmung der großen und global agierenden US-Firmen anzeigt. Der NFIB ist im März von 98 auf 95,2 zurück gegangen. Das betraf alle Teilkomponenten und auch die Anzahl der Unternehmen, die ihre Belegschaft ausbauen wollen. Dennoch ist in Abb.1 zu erkennen, dass das Niveau relativ hoch bleibt und der Aufwärtstrend nach wie vor anhält. Doch der Verlauf des NFIB-Index bestätigt, dass sich die Wachstumsrisiken erhöht haben und dass sich dies in den kommenden Monaten auch auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen dürfte – auch wenn das schlechte Wetter einen Einfluss auf die schwachen Zahlen gehabt haben sollte. US-Konjunktur: BIP-Wachstum könnte im ersten Quartal unter 0,5 % fallen und eine Revidierung der Wachstumsprognosen für 2015 mit sich bringen. Wachstum sollte jedoch nahe an 3 % für 2015 bleiben. Die immer noch guten, aber weniger überzeugenden Konjunkturdaten haben die Unsicherheit über die weitere Geldpolitik in den USA erneut entfacht. Die Fed betont in fast jedem Treffen, dass sie sich bezüglich einer ersten Zinsanhebung von den aktuellen Daten leiten lassen wird. Die Finanzmärkte sollen nicht daran zweifeln, dass die Fed die Zinsen nur dann anheben wird, wenn der wirtschaftliche Ausblick nicht darunter leidet. Da der Ausblick aktuell weniger eindeutig ist, wird die erste Zinsanhebung der Fed erst in der zweiten Jahreshälfte 2015 erwartet. Denn bei der Fed spielen weniger langfristig orientierte Überlegungen eine Rolle, die eine Normalisierung der Geldpolitik zum Ziel haben, als die kurzfristige Konjunkturentwicklung, die eher volatilen Charakter hat und es erschwert, den Zeitpunkt der ersten Zinsanhebung einzugrenzen. Die grundsätzliche Notwendigkeit die Geldpolitik allmählich zu normalisieren, muss vor den sich zuletzt häufenden Anzeichen einer abschwächenden Konjunktur vorerst weichen. Kapitalmarkt News Zinspolitik der Fed: Zinswende im Verlauf der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich; Unsicherheit über Fed Politik bleibt anhand der Konjunkturdaten hoch. Die Fed wird die Zinsen nur sehr zögerlich und moderat anheben. In der Euro-Zone hingegen zeichnet sich immer mehr eine konjunkturelle Belebung ab, die allerdings von einem niedrigen Niveau ausgeht. Die jüngsten EZB-Umfragewerte bestätigen eine bevorstehende Wende in der Kreditvergabe und auch die Industrieproduktion in der Euro-Zone konnte im Februar positiv überraschen. Zudem lässt die EZB keine Zweifel an ihrer aktuellen Politik zu. Das Aufkaufprogramm wird umgesetzt und die Erfolge sind am schwachen Euro zu erkennen. Eine Ausweitung des Programms steht nicht im Raum. Somit scheint die Politik der EZB vorhersehbarer zu sein als die der Fed. Abb. 2 zeigt zwei Teilindices, welche die Unsicherheit über die zu erwartende Wirtschaftspolitik in den USA und in der EuroZone spiegeln. Ein Anstieg im jeweiligen Teilindex zeigt wachsende Unsicherheit. Es ist ersichtlich, dass die Unsicherheit über die zu erwartende Wirtschaftspolitik in der Euro-Zone seit der Ankündigung des Aufkaufprogramms der EZB deutlich zurückgegangen ist, während sie in den USA eher tendenziell ansteigt. Allerdings mag der Erfolg des Aufkaufprogramms die Unsicherheit in der Euro-Zone vor allem im Verlauf des Jahres 2016 erhöhen. Denn alle aktuellen Daten deuten darauf hin, dass eine Verlängerung des EZB-Programms nicht wahrscheinlich ist. Im Gegenteil: sollte sich die Wirtschaft in der Euro-Zone positiver entwickeln als erwartet, so werden Spekulationen über ein vorzeitiges Beenden zunehmen. Die generelle konjunkturelle Erholung der Euro-Zone zeichnet sich immer deutlicher ab, was eine Verlängerung des EZB-Aufkaufprogramms unwahrscheinlich macht. Der Erfolg des Programms lässt ab 2016 steigende deutsche Langfristzinsen erwarten und eine mittelfristige Stabilisierung im EUR/USD-Wechselkurs. Abb. 2: Wirtschaftspolitischer Unsicherheitsindex Index (1997-2011 = 100) Index (1985-2009 = 100) 350 250 300 225 200 250 175 200 150 150 125 100 100 50 0 2007 75 50 2008 2009 Europa* Quellen: Economic Policy Uncertainty; IKB 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Vereinigte Staaten (rechte Skala) *GER, GBR, FRA, ITA, ESP Fazit: Der US-Mittelstandsindex (NFIB) als wichtiger Indikator für den US-Arbeitsmarkt hat im März deutlich Boden verloren. Doch er ist nur ein Indikator in einer Serie von zuletzt enttäuschenden US-Konjunkturdaten. So steigt das Risiko, dass die USWirtschaft im ersten Quartal enttäuscht, was die erste Zinsanhebung der Fed in die zweite Jahreshälfte 2015 verschieben dürfte. Grundsätzlich wird die Fed zögerlich handeln. Die Konjunkturdaten in der Euro-Zone hingegen können mehr und mehr überzeugen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Der sich abzeichnende Erfolg macht eine Verlängerung des EZBAufkaufprogramms unwahrscheinlich und sollte zu steigenden deutschen Langfristzinsen ab 2016 führen sowie eine mittelfristige Stabilisierung des EUR/USD-Wechselkurs bewirken. Kapitalmarkt News Disclaimer: Diese Unterlage und die darin enthaltenen Informationen begründen weder einen Vertrag noch irgendeine Verpflichtung und sind von der IKB Deutsche Industriebank AG ausschließlich für (potenzielle) Kunden mit Sitz und Aufenthaltsort in Deutschland bestimmt, die auf Grund ihres Berufes/ Aufgabenstellung mit Finanzinstrumenten vertraut sind und über gewisse Erfahrungen, Kenntnisse und Sachverstand verfügen, um unter Berücksichtigung der Informationen der IKB Deutsche Industriebank AG ihre Anlage- und Wertpapier(neben)dienstleistungsentscheidungen zu treffen und die damit verbundenen Risiken unter Berücksichtigung der Hinweise der IKB Deutsche Industriebank AG angemessen beurteilen zu können. 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