Inflationsrate und -erwartungen in der Euro-Zone steigen

IKB-Kapitalmarkt-News – Inflationsrate und -erwartungen in der Euro-Zone
steigen – doch der Erfolg der EZB-Politik steht noch aus
2. Juni 2015
Dr. Klaus Bauknecht
[email protected]
Daniel Schönekäs
[email protected]
Die Inflationsrate in der Euro-Zone ist im Mai mit 0,3 % deutlich ins Positive gedreht. Außerdem waren alle bisher für Mai
veröffentlichten Inflationsraten der Euroländer höher als erwartet. Dies gilt für Spanien, dessen Inflationsrate im Mai mit -0,3 %
deutlich weniger stark sank als im Vormonat (-0,7 %) ebenso wie für Italien, dessen Verbraucherpreise im Mai voraussichtlich
um 0,2 % angestiegen sind, nachdem sie im April noch um 0,1 % zurückgegangen waren. In Deutschland konnten die
Verbraucherpreise im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,1 % zulegen. Die jährliche Inflationsrate ist auf 0,7 % angestiegen.
Die IKB geht von einem anhaltenden Anstieg der Inflation in der Euro-Zone im Jahresverlauf aus. Eine Inflationsrate von knapp
unter 1 % zum Jahresende scheint durchaus wahrscheinlich. Das würde den Jahresdurchschnitt auf 0,3 % anheben.
Abb. 1: Verbraucherpreisinflation, in %
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
-1,0
-2,0
2012
2013
Deutschland
2014
Italien
2015
Spanien
Quellen: Eurostat; Statistisches Bundesamt; IKB
Der sich abzeichnende Inflationsanstieg mag weniger mit dem Aufkaufprogramm der EZB zusammenhängen, als mit dem
erneuten Anstieg der Energiekosten. Doch auch ohne Berücksichtigung der Energiepreise zeigen die letzten Monate einen
höheren monatlichen Preisanstieg als im Gesamtjahr 2014 – auch wenn die jährliche Inflationsrate immer noch sehr stark vom
Ölpreisverfall beeinflusst ist. Außerdem sollte die Euro-Schwäche in den kommenden Monaten zu steigenden Einfuhrpreisen
führen, nachdem diese bereits über zwei Jahre unter anderem wegen der Euro-Aufwertung und des Rohstoffpreisverfalls
rückläufig waren. Allerdings ist dieser Effekt eher kurzfristig. Mittelfristig wird es an Wirtschaftsentwicklung und Kreditvergabe
liegen, dass die Inflationsrate eine Eigendynamik bekommt. Angesichts der sich abzeichnenden Erholung in der Kreditvergabe
scheinen die Aussichten auf eine mittelfristige Wende in der Inflationsentwicklung nicht schlecht zu sein. Steigende
Lohnkosten könnten ebenfalls einen Einfluss haben. Allerdings mag sich dieser wegen der damit zusammenhängenden
globalen Wettbewerbsverluste mittelfristig eher in der Leistungsbilanz niederschlagen als in der Inflationsrate. Denn in einer
offenen und globalisierten Volkswirtschaft sollte die Anzahl der Unternehmen, die Preise bestimmen können, überschaubar
sein. Auch wenn die Inflationsrate in der Euro-Zone nun tendenziell und mit jedem Monat ansteigen sollte, wird es sich erst auf
Sicht zeigen, ob diese Dynamik nachhaltig ist und die Inflationsrate auch in 2016/17 nach oben tendieren wird. Hierfür ist
primär eine nachhaltige konjunkturelle Erholung erforderlich, zu der allerdings das Aufkaufprogramm kurzfristig beitragen kann.
Die Märkte scheinen mehr und mehr an eine Wende in der Inflationsdynamik zu glauben. Abb. 2 zeigt den 5J5J InflationSwap. Dieser ist eine wichtige Messgröße für die Inflationserwartungen der EZB, der anzeigt, welche Inflationsrate die
Finanzmärkte in fünf Jahren für einen fünfjährigen Zeitraum erwarten. Doch vielleicht sollte der Verfall der Inflationserwartung
vor allem seit Mitte 2014 als Übertreibung gewertet werden, die sich nun zum Teil korrigiert und keine nachhaltige Wende in
den Erwartungen darstellt. Doch sicherlich sollte die Inflationsentwicklung das Deflationsgespenst in den kommenden Monaten
marginalisieren, insbesondere, wenn die Konjunkturdaten der Euro-Zone vermehrt überzeugen können. Aus dieser Sicht ist
Kapitalmarkt News
davon auszugehen dass die Inflationserwartungen weiter nach oben tendieren. Dies ist insbesondere auch deshalb der Fall,
weil der Einfluss der aktuellen Inflationsrate auf die Inflationserwartungen in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat.
Dies lässt sich durch empirische Schätzungen über den Einfluss der aktuellen Inflationsrate auf die Inflationserwartungen
verifizieren. So scheint die Inflationsentwicklung der letzten Jahre die Märkte doch etwas nervös gemacht und einen
überproportionalen Einfluss auf die langfristigen Inflationserwartungen erlangt zu haben. Dies würde die Sorge der EZB
bestätigen, dass die Erwartungen nicht mehr realwirtschaftlich verankert sind, was allerdings im aktuellen Umfeld steigender
Inflation auch zum schnellen Anstieg solcher Erwartungen in Folge steigender Inflation führen sollte. Doch ist die steigende
Inflationserwartung ein Erfolg des EZB-Aufkaufprogramms? Sicherlich hat die Ankündigung des Programms die DeflationsErwartungen beseitigt. Doch letztendlich scheint der Anstieg der Erwartungen mehr mit der aktuell zunehmenden Inflationsrate
zu tun zu haben als dem Einfluss des Aufkaufprogramms. Da Letzteres jedoch einen positiven Einfluss auf die Konjunktur
ausübt, ist der Einfluss des Programms auf die Erwartungen nicht zu unterschätzen – aber erst mittelfristig und erst wenn die
Konjunktur den Erfolg des Programms bestätigt.
Abb. 2: Verlauf des 5J5J Inflation-Swap und der Infaltionsrate der Euro-Zone, in %
2,7
4
2,5
3
2,3
2
2,1
1
1,9
0
1,7
1,5
2005
-1
2006
2007
2008
2009
2010
5J5J Inflation-Swap
2011
2012
2013
2014
2015
Inflation (rechte Skala)
Quellen: Eurostat; Bloomberg; IKB
Euro-Abwertung und niedrigere Zinsen brauchen ihre Zeit, bevor sich ihr Einfluss in Realwirtschaft und Inflationsdynamik
niederschlägt. Dieser Einfluss wird sich vor allem in 2016 erkennbar machen, wenn sich auch die Kreditvergabe mehr und
mehr stabilisiert hat. So sollten Inflationserwartungen wie -rate in 2015 weiter ansteigen, allerdings wird der letztendliche
Erfolg des Aufkaufprogramms erst mit der Inflationsentwicklung in 2016 erkennbar sein. Da die Euro-Zone ein
Zusammenschluss relativ offener Volkswirtschaften ist, sollte das EZB-Aufkaufprogramm über die Euro-Abwertung für eine
höhere Inflationsdynamik in 2016 sorgen, was durch Wachstumsimpulse noch weiter verstärkt werden sollte. Gemäß einer
IKB-Studie stehen die Aussichten für solch eine Entwicklung nicht schlecht (siehe BarometerSpezial).
Fazit: In den Euroländern steigt die aktuelle Inflationsrate wie erwartet. Sie sollte bis Jahresende für die gesamte Euro-Zone
deutlich ins Positive drehen. Doch die aktuell steigende Inflationsrate sowie zunehmende Inflationserwartungen sollten noch
kein Anlass für die EZB sein, über den Erfolg geschweige denn eine frühzeitige Beendung ihres Aufkaufprogramms
nachzudenken. Denn die Inflationserwartungen verwenden mehr und mehr die aktuelle Inflationsrate als Orientierungshilfe,
was ein klares Zeichen dafür ist, dass Inflationserwartungen in der Euro-Zone nicht verankert sind. In diesem Sinne bleibt ein
relativ schwacher Euro notwendig, um Inflations- wie auch Wachstumsimpulse zu liefern, die sich vor allem in 2016 zu einer
belastbaren Erholung entwickeln sollten. Die IKB erwartet eine Inflationsrate für die Euro-Zone von knapp unter 1 % Ende
2015 und von 1,5 % in 2016.
Kapitalmarkt News
Disclaimer:
Diese Unterlage und die darin enthaltenen Informationen begründen weder einen Vertrag noch irgendeine Verpflichtung und
sind von der IKB Deutsche Industriebank AG ausschließlich für (potenzielle) Kunden mit Sitz und Aufenthaltsort in Deutschland
bestimmt, die auf Grund ihres Berufes/ Aufgabenstellung mit Finanzinstrumenten vertraut sind und über gewisse Erfahrungen,
Kenntnisse und Sachverstand verfügen, um unter Berücksichtigung der Informationen der IKB Deutsche Industriebank AG ihre
Anlage- und Wertpapier(neben)dienstleistungsentscheidungen zu treffen und die damit verbundenen Risiken unter
Berücksichtigung der Hinweise der IKB Deutsche Industriebank AG angemessen beurteilen zu können. Außerhalb
Deutschlands ist eine Verbreitung untersagt und kann gesetzlich eingeschränkt oder verboten sein.
Die Inhalte dieser Unterlage stellen weder (i) eine Anlageberatung (ii) noch eine individuelle Anlageempfehlung, (iii) noch eine
Einladung zur Zeichnung (iv) noch eine Willenserklärung oder Aufforderung an den Kunden ein Angebot zum Kauf oder
Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten abzugeben oder einen Vertrag über eine
Wertpapier(neben)dienstleistung zu schließen, dar. Die Unterlage wurde nicht mit der Absicht erarbeitet, einen rechtlichen,
steuerlichen oder bilanziellen Rat zu geben. Empfehlungen und Prognosen stellen unverbindliche Werturteile zum Zeitpunkt
der Erstellung der Unterlage dar. Die Angaben beziehen sich ausschließlich auf den Zeitpunkt der Erstellung der Unterlage.
Eine Änderung der Meinung des Verfassers ist daher jederzeit möglich, ohne dass dies notwendigerweise publiziert wird. Die
in der Unterlage zum Ausdruck gebrachten Meinungen spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der IKB wider. Prognosen zur
zukünftigen Entwicklung geben Annahmen wieder, die sich in Zukunft als nicht richtig erweisen können; für Schäden, die durch
die Verwendung der Unterlage oder von Teilen davon entstehen, wird nicht gehaftet.
Bei der Unterlage handelt es sich auch nicht um eine Finanzanalyse im Sinne des WpHG. Sie unterliegt daher nicht den
aufsichtsrechtlichen Anforderungen an eine Finanzanalyse. Die inhaltlichen und organisatorischen Vorgaben an eine
Finanzanalyse sind nicht anwendbar. Ein Verbot des Handelns vor Veröffentlichung besteht nicht.
Die vorliegende Unterlage ist urheberrechtlich geschützt. Das Bearbeiten oder Umarbeiten der Unterlage ist untersagt. Eine
Verwendung der Unterlage für gewerbliche Zwecke, auch auszugsweise, ist nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung der
IKB Deutsche Industriebank AG zulässig.
Ansprechpartner in der IKB Deutsche Industriebank AG
40474 Düsseldorf
Wilhelm-Bötzkes-Straße 1
Telefon +49 211 8221-0
Volkswirtschaft und Research
Telefon +49 211 8221-4118
2. Juni 2015
Herausgeber: IKB Deutsche Industriebank AG
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Sitz: Düsseldorf
Handelsregister: Amtsgericht Düsseldorf, HR B 1130
Vorsitzender des Aufsichtsrats: Bruno Scherrer
Vorsitzender des Vorstands: Dr. Michael H. Wiedmann
Vorstand: Dr. Dieter Glüder, Claus Momburg