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Volkswirtschaft Aktuell
Freitag, 3. Juni 2016
USA: Beschäftigungsaufbau kommt zum Erliegen
‡ Der Arbeitsmarktbericht für Mai fiel mit einem Beschäftigungsaufbau um 38.000 Stellen enttäuschend schwach aus. Zudem
wurden die beiden Vormonate insgesamt um 68.000 Stellen nach unten revidiert. Ein Streik trug zu der schwachen Beschäftigungsentwicklung bei. Die Arbeitslosenquote erreichte mit 4,7 % ein neues zyklisches Tief. Unauffällig war das Lohnwachstum.
‡ Die Beschäftigungsentwicklung nach Wirtschaftszweigen deutet an, dass die Beschäftigungsschwäche im Mai ein temporäres Phänomen gewesen sein dürfte. Gleichwohl zeigt das niedrige Niveau der Arbeitslosenquote, dass die Wahrscheinlichkeit
für zunehmenden Lohndruck steigt. Zwar ist eine Leitzinserhöhung der Fed im Juni nach diesem Arbeitsmarktbericht noch unwahrscheinlicher geworden. Eine Zinserhöhung im Juli schließt dieser Arbeitsmarktbericht aber nicht aus.
1. Kommt die US-Wirtschaft in Schwung und geht dem Arbeitsmarkt zeitgleich die Luft aus? Mit dem Arbeitsmarktbericht für Mai (und zwischenzeitlich recht guten Konjunkturindikatoren) drängt sich dieser Eindruck durchaus auf: Im
Mai wurden netto nur 38.000 neue Stellen geschaffen (Bloomberg-Umfrage: 160.000 Personen; DekaBank:
150.000 Personen). Zudem betrug die Nettorevision der beiden Vormonate zusammen -68.000 Stellen. Damit ist das Beschäftigungsniveau im Mai tiefer als das ursprünglich für April gemeldete Niveau. Zwar weist das Bureau of Labor Statistics (BLS) auf
einen Sondereffekt für den Monat Mai hin. So haben Streikaktivitäten einen Belastungsfaktor dargestellt. Gemeint ist hiermit der Streik bei einem Telekommunikationsunternehmen Verizon. Nach BLS-Definition gilt nur derjenige als beschäftigt, der
in der jeweiligen Erhebungswoche des Arbeitsmarktberichts auch für den laufenden Monat ein Gehalt erhalten hat. Da die Gehaltszahlungen für die Mitarbeiter von Verizon für den Zeitraum des Streiks eingestellt wurden, gelten die gut 35.000 streikbeteiligten Personen als nicht beschäftigt. Addiert man jedoch alle drei Zahlen zusammen, dann verbleibt nur ein marginales Plus von 5.000 Stellen (38 tsd. -68 tsd + 35 tsd). Damit wäre der Stellenneuaufbau zum Stillstand gekommen.
Nicht betroffen von dem Streik ist die Ermittlung der Arbeitslosenquote. Diese wird mittels einer Haushaltsbefragung erhoben.
Im Mai sank die Arbeitslosenquote von 5,0 % überraschend deutlich auf 4,7 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank:
4,9 %). Ein Grund hierfür ist, dass die Partizipationsrate von 62,8 % auf 62,6 % zum zweiten Mal in Folge sank. Grundsätzlich entwertet dies den Rückgang der Arbeitslosenquote. Aus geldpolitischer Sicht wird nun aber deutlich, dass in den vergangenen Monaten eine eher nach oben verzerrte Arbeitslosenquote vorgelegen haben könnte und die Wahrscheinlichkeit eines zunehmenden Lohndrucks steigt.
Beschäftigungsentwicklung*
Arbeitslosenquote und Partizipationsrate*
350
8,5
300
8,0
250
7,5
200
7,0
150
6,5
63,9
63,6
63,3
63,0
6,0
100
62,7
5,5
50
62,4
5,0
0
Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai
15 15 15 15 15 15 15 15 16 16 16 16 16
Beschäft. (abs. Veränd.; l.S.)
Privatwirtschaft
4,5
62,1
Jan Jun Nov Apr Sep Feb Jul Dez Mai Okt Mrz
12 12 12 13 13 14 14 14 15 15 16
Arbeitslosenquote (l.S.)
*absolute Änderung gegenüber dem Vormonat in Tausend
*in Prozent
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
Partizipationsrate (r.S.)
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2.
Wenig auffallend war die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne. Diese nahmen im Vormonatsvergleich
erwartungsgemäß um 0,2 % zu (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %) und die Jahresveränderungsrate lag wie bereits
im Vormonat bei 2,5 %. Der unauffällige Lohnanstieg im Mai verspricht aber für den kommenden Arbeitsmarktbericht Spannung. Denn aufgrund von Basiseffekten würde bereits ein nochmaliger monatlicher Lohnanstieg im Juni um 0,2 %
ausreichen, um die Jahresveränderungsrate auf ein neues zyklisches Hoch zu hieven.
Durchschnittliche Stundenlöhne (mom)*
Durchschnittliche Stundenlöhne (yoy)*
0,5
4,0
0,4
3,5
0,3
3,0
0,2
2,5
0,1
0,0
2,0
-0,1
1,5
Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai
15 15 15 15 15 15 15 15 16 16 16 16 16
07
08
09
10
11
12
13
14
*Veränderung gegenüber dem Vormonat, in Prozent
*Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat, in Prozent
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
15
16
3.
Der Streik bei Verizon ist im Wirtschaftszweig Informationsdienste (Medien) erkennbar und wird einen entsprechenden positiven Rückpralleffekt im Folgemonat bewirken (das Streikende war am 30. Mai). Eine ähnlich hohe Abweichung zum
bisherigen trendmäßigen Beschäftigungsaufbau gab es in den drei Wirtschaftszweigen: Handel, Transport und Versorger,
Baugewerbe und Unternehmensdienstleister. Hingegen wich der Beschäftigungsaufbau im Bereich Gesundheits- und
Bildungswesen nach oben ab.
Beschäftigungsentwicklung nach ausgewählten Wirtschaftszweigen (in Tsd.):
Auf- bzw. Abbau
Mai 2016
Durchschnitt seit
Januar 2014
Durchschnitt seit
März 2010
Insgesamt (ohne Landwirtschaft)
38
224
189
Bergbau
-11
-6
0
Bauwirtschaft
-15
24
15
Verarbeitender Sektor
-10
7
11
0
40
37
-34
1
0
Handel, Transport und Versorger
Informationsdienste (Medien)
Finanzsektor u. Versicherungen
8
12
7
Unternehmensdienstleister
10
48
47
Gesundheits- und Bildungswesen
67
50
37
Freizeit und Gastronomie
11
34
34
Sonstige Dienstleistungen
-1
5
5
Staatsunternehmen
13
9
-5
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
4.
Die Unterteilung nach Wirtschaftszweigen zeigt unserer Einschätzung nach, dass die explizite Mai-Schwäche
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ein temporäres Phänomen gewesen sein dürfte. In den kommenden Monaten dürften auch wieder Beschäftigungszuwächse von 150.000 Personen oder mehr gemeldet werden. Gleichwohl weisen wir bereits seit mehreren Monaten darauf hin,
dass angesichts des knappen Arbeitsangebots durchschnittliche Beschäftigungszuwächse oberhalb von 200.000 Stellen pro
Monat nicht mehr realisierbar sind. Die zwischenzeitlich gestiegene Partizipationsrate widersprach zwar dieser Einschätzung.
Mit den Mai-Daten scheint sich aber zu bewahrheiten, dass der Abwärtstrend der Arbeitslosenquote sehr wohl Bestand hat. Letztlich wird diese Entwicklung in eine zunehmende Lohndynamik münden. Nach diesem Arbeitsmarktbericht
erscheint es eher unwahrscheinlich, dass die Fed bereits im Juni die Leitzinsen anhebt. An den Finanzmärkten wurde
dieser Schritt nach Bekanntgabe des Arbeitsmarktberichts nahezu vollständig ausgepreist und die Wahrscheinlichkeit für einen
Zinsschritt im Juli sank unterhalb von 50 %. Aus unserer Sicht zeigt aber auch dieser Arbeitsmarktbericht, dass das Arbeitsangebot knapp wird, die Beschäftigungsdynamik daher sinkt und die Lohndynamik zu einem gesamtwirtschaftlichen Preistreiber
werden kann. Der Handlungsdruck der Fed hat somit nicht trotz, sondern wegen des schwachen Beschäftigungsaufbaus weiter zugenommen.
Autor:
Rudolf Besch
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