Volkswirtschaft Aktuell USA: Verbraucherpreise Dienstag, 24. März 2015 Makro Research USA: Kern-Inflationsrate der Konsumentenpreise nähert sich der 2 %-Marke an ‡ Der Verbraucherpreisindex ist im Februar um 0,2 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Zuvor lagen drei Preisrückgänge in Folge vor. Der leichte Preiszuwachs reichte bereits aus, um die Inflationsrate von -0,1 % auf 0,0 % ansteigen zu lassen. Klammert man Energie- und Nahrungsmittelpreise (Kernrate) aus, dann nahmen die Preise ebenfalls um 0,2 % gegenüber dem Vormonat zu. Die Kern-Inflation stieg von 1,6 % auf 1,7 % leicht an. ‡ Unterteilt man die Preisentwicklung der Kernrate nach Gütern und Dienstleistungen, fällt auf, dass von der Währungsaufwertung der vergangenen Monate kein deutlicher Abwärtsdruck auf die Preise ausgeht. ‡ Das wichtigste Inflationsmaß der Fed ist der Deflator der privaten Konsumausgaben ohne Lebensmittel und Energie. Diese Inflationsrate dürfte im Februar im Bereich von 1,3 % bis 1,4 % gelegen haben. Damit wird möglicherweise die Wunschvorstellung der FOMC-Mitglieder für die Leitzinswende (1,5 %) beim Zinsentscheid im Juni noch nicht erreicht. Hinreichend gute Arbeitsmarktberichte dürften allerdings dafür sorgen, dass die Leitzinswende im Juni wie von uns erwartet vollzogen wird. 1. Die Inflationsrate der Verbraucherpreise scheint im Januar mit dem knappen Erreichen des nega- tiven Terrains ihren Tiefpunkt erreicht zu haben. Nach -0,1 % im Januar stieg die Jahresteuerung im Februar auf 0,0 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: -0,1 %). Im Vormonatsvergleich nahm der Verbraucherpreisindex um 0,2 % zu (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %). Klammert man Preisentwicklungen in den Bereichen Lebensmittel und Energie (Kernrate) aus, dann stieg hiernach der Preisindex ebenfalls um 0,2 % gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Umfrage: 0,1 %; DekaBank: 0,2 %) sowie um 1,7 % gegenüber dem Vorjahr (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 1,7 %). Verbraucherpreise* Teilkomponenten der Kerninflation* 6 5 5 Prognose 4 Prognose 4 3 3 2 2 1 1 0 0 -1 -2 -1 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 Preisindex (insgesamt) ohne Lebensmittel und Energie *Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in % Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 ohne Lebensmittel, Energie und Mieten Mieten *Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in % Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank 2. In den vergangenen Monaten sorgten die Energiepreisentwicklungen für erhöhte Preisvolatilität. Stärker als von uns erwartet nahmen hier im Februar die Preise um 1,0 % gegenüber dem Vormonat zu. Insbesondere die Benzinpreise trugen zum Preisanstieg bei. Diese sind gegenüber dem Vormonat sogar um 5,3 % angestie- Volkswirtschaft Aktuell USA: Verbraucherpreise Dienstag, 24. März 2015 Makro Research gen. Allerdings gilt es speziell im Februar das Saisonmuster zu beachten. Nach Saisonbereinigung betrug der Preisanstieg nämlich nur 2,4 % mom. In der vergangenen Woche sorgten überraschend gesunkene Erzeugerpreise für Aufsehen. Diese waren im Februar insbesondere aufgrund der Entwicklung von Nahrungsmittelpreisen rückläufig. Von diesem Preisrückgang ist bei den Verbraucherpreisen jedoch nichts zu erkennen. Vielmehr nahmen Nahrungsmittelpreise im Vormonatsvergleich leicht zu. Unseren Erwartungen entsprechend sind die Mieten im Februar kräftig angestiegen. Der monatliche Preiszuwachs bei den tatsächlich gezahlten Mieten ist spitz gerechnet sogar der kräftigste seit August 2013. Die Preisentwicklung im Bereich der Kern-Kernrate (also Kernrate ohne Mieten) ist mit einem Indexzuwachs um 0,1 % mom nicht auffallend. Dahinter verbergen sich allerdings gleich mehrere gegenläufige Preisentwicklungen, die oftmals Ergebnisse von Rückpralleffekten sind. Auffallend ist dies beispielsweise in den Bereichen Bekleidung und Transport. Preisentwicklung in ausgewählten Teilbereichen*: Gewicht** 100 14,3 8,4 5,8 Dez 14 -0,33 0,25 0,24 0,25 Jan 15 -0,68 -0,04 -0,18 0,16 Feb 15 0,22 0,15 0,07 0,27 8,0 3,9 4,1 -4,69 -9,23 0,71 -9,70 -18,70 0,53 0,95 2,36 -0,39 Mieten tatsächliche Mieten kalkulatorische Mieten 32,7 7,2 22,9 0,19 0,20 0,17 0,27 0,25 0,23 0,24 0,34 0,25 Kern-Kernrate Alkoholische Getränke Wohnnebenkosten Haushaltswaren (und Dienste) Bekleidung Transport (ohne Energie) Medizinische Versorgung Freizeit / Erholung Bildung und Kommunikation 45,0 1,0 1,2 4,8 3,3 11,3 7,7 5,8 7,1 -0,03 -0,28 0,52 -0,25 -0,84 0,06 0,44 -0,02 -0,04 0,11 -0,28 0,15 -0,18 0,26 -0,22 0,00 0,16 0,17 0,09 0,03 0,33 0,04 0,29 0,29 0,01 -0,01 -0,11 Verbraucherpreise (insgesamt) Nahrungsmittel daheim auswärts Energie Benzin Energie Haushalte *Veränderung ggü. dem Vormonat in Prozent; **Stand: Ende des Vorjahres Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank 3. In der öffentlichen Diskussion gewann die Wechselkursentwicklung in den vergangenen Wochen wieder an Aufmerksamkeit. Tatsächlich deutet sich an, dass nach der üblichen Zeitverzögerung von vier Monaten die Importpreise (ohne Energie) bedingt durch den starken, handelsgewichteten Wechselkurs sinken. Auf der Ebene der Endprodukte sind diese Preiseffekte weiterhin nicht zu beobachten. Diese müssten sich normalerweise im Bereich der Güterpreise (ohne Lebensmittel und Energie) ebenfalls nach einer Zeitverzögerung von etwa vier Monaten einstellen. Tatsächlich war in diesem Preissegment die Inflationsrate zuletzt abwärtsgerichtet und erreichte in den Monaten Dezember / Januar mit -0,8 % sogar den niedrigsten Stand seit August 2004. Im Februar stieg nun aber die Inflationsrate auf -0,5 % leicht an und der Preisindex nahm um 0,2 % gegenüber dem Vormonat zu. Dies ist immerhin der stärkste Preisanstieg seit Januar 2013 und bestätigt vielmehr die Vermutung, dass die vorher schwache Preisentwicklung mit zeitlich befristeten Sondereffekten (insbesondere im Bereich Bekleidung) zu tun hatte und die Währungsentwicklung von geringerer Bedeu- 2 Volkswirtschaft Aktuell USA: Verbraucherpreise Dienstag, 24. März 2015 Makro Research tung für die Entwicklung der Konsumentenpreise ist. Inflationsentwicklungen unterteilt nach Gütern und Dienstleistungen yoy 4 3 2 1 0 -1 08 09 10 11 Güter (ohne Lebensmittel und Energie) 12 13 14 15 Dienstleistungen (ohne Energie) Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank 4. Auch aus Sicht der Fed scheint die Wechselkursentwicklung hinsichtlich der Leitzinswende nur ei- ne geringe Rolle zu spielen. Dies machte gestern Abend nochmals Stanley Fischer, der Stellvertreter von Janet Yellen, in einer Rede deutlich. Bedeutsamer sind die Arbeitsmarktentwicklung sowie eine große Zuversicht, dass die Inflation auf mittlere Sicht das Inflationsziel von 2 % erreichen wird. Zwar scheint die Bedeutung von alternativen Preisindizes zuletzt innerhalb des FOMC zugenommen zu haben. Dennoch dürfte weiterhin das Hauptaugenmerk der FOMC-Mitglieder auf der Entwicklung des Deflators der privaten Konsumausgaben (PCEDeflator) ohne Lebensmittel und Energie liegen. Die Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie wird deshalb vom FOMC bevorzugt, weil diese aufgrund ihrer geringeren Volatilität für den mittelfristigen Inflationsausblick besser geeignet ist, als die Gesamtteuerungsrate insgesamt. Nach den heutigen Verbraucherpreisen deutet sich an, dass der Deflator im Februar um 0,13 % gegenüber dem Vormonat ansteigen dürfte. Die Inflationsrate wird vermutlich knapp zwischen 1,3 % und 1,4 % liegen und damit marginal zunehmen. Vom Sitzungsprotokoll zum Zinsentscheid im Dezember vergangenen Jahres ist bekannt, dass eine Inflationsrate von 1,5 % (nach diesem Preismaß) hinreichend für den Beginn von Leitzinserhöhungen wäre. Diese Wunschmarke dürfte auch in den Monaten März und April nicht erreichen werden. Somit hängt unsere Einschätzung einer Leitzinswende im Juni maßgeblich von den weiteren Arbeitsmarktberichten ab. Sind diese hinreichend kräftig und deuten möglicherweise eine leicht ansteigende Lohndynamik an, wäre die eigentlich zu niedrige Inflationsrate wohl vertretbar. 3 Volkswirtschaft Aktuell USA: Verbraucherpreise Dienstag, 24. März 2015 Makro Research PCE-Deflator (ohne Lebensmittel und Energie) PCE-Deflator (ohne Lebensmittel und Energie) % mom Prognose 0,20 0,18 0,16 0,14 0,12 0,10 0,08 0,06 0,04 0,02 0,00 Feb 14 Apr 14 Jun 14 Aug 14 Okt 14 Dez 14 Feb 15 % yoy 2,6 Quellen: Bureau of Economic Analysis, Prognose DekaBank Quellen: Bureau of Economic Analysis, Prpgnose DekaBank 2,4 mittelfr. Inflationsziel 2,2 Prognose 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 hinreichendes Niveau zur Leitzinswende 1,0 0,8 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Autor: Rudolf Besch Tel.: 069/7147-5468, E-Mail: [email protected] Disclaimer: Diese Informationen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für eine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. Auch eine Übersendung dieser Information stellt kein Angebot, Einladung oder Empfehlung dar. Diese Information ersetzt nicht eine (Rechts-, Steuer- und / oder Finanz-) Beratung. Jeder Empfänger sollte eine eigene unabhängige Beurteilung, eine eigene Einschätzung und Entscheidung vornehmen. Insbesondere wird jeder Empfänger aufgefordert, eine unabhängige Prüfung vorzunehmen und/oder sich unabhängig fachlich beraten zu lassen und seine eigenen Schlussfolgerungen im Hinblick auf wirtschaftliche Vorteile und Risiken unter Berücksichtigung der rechtlichen, regulatorischen, finanziellen, steuerlichen und bilanziellen Aspekte zu ziehen. Es handelt sich bei dieser Information um unsere im Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuellen Einschätzungen. Die Einschätzungen können sich jederzeit ohne Ankündigung ändern. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und stammen oder beruhen (teilweise) aus von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen. Eine Haftung für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der gemachten Angaben und Einschätzungen, einschließlich etwaiger rechtlichen Ausführungen, ist ausgeschlossen. 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