Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Freitag, 6. Mai 2016 USA: Beschäftigungsdynamik schwächt sich ab – aber die Lohndynamik kompensiert ‡ Der Arbeitsmarktbericht für April deutet einen Wechsel am Arbeitsmarkt an: Es scheint sich die Beschäftigungsdynamik zu Gunsten einer stärkeren Lohndynamik abzuschwächen. So betrug der Beschäftigungsaufbau nur 160.000 Stellen, während die Gesamtlöhne kräftig um 0,7 % gegenüber dem Vormonat anstiegen. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 5,0 %. ‡ Es wäre verfrüht, diesen Wechsel am Arbeitsmarkt mit diesem Arbeitsmarktbericht als vollzogen zu betrachten. In diesem Aufschwung gab es schon häufiger schwächere monatliche Beschäftigungszuwächse. Es folgten anschließend stets wieder kräftigere Zuwächse und die Lohndynamik blieb verhalten. Aus geldpolitischer Sicht werden die Daten vom Arbeitsmarkt erst dann wieder interessant, wenn sich dieser Wechsel unzweifelhaft zeigt. 1. Bereits seit Längerem warten sowohl wir als auch die Mehrheit der Analysten auf einen Wechsel am Arbeitsmarkt: Wann nimmt die Beschäftigungsdynamik zu Gunsten einer stärkeren Lohndynamik ab? Der Arbeitsmarktbericht für April deutet diesen Wechsel an, wenngleich es noch weitere Monate bedarf, um den Wechsel als vollzogen zu bezeichnen. Im April nahm die Anzahl der Beschäftigten nur um 160.000 Stellen zu (Bloomberg-Umfrage: 200.000 Personen; DekaBank: 185.000 Personen). Zudem wurden die beiden Vormonate in Summe um knapp 20.000 Stellen nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote stagnierte bei 5,0 % und enttäuschte damit ebenfalls (Bloomberg-Umfrage: 4,9 %; DekaBank: 4,8 %), zumal die Partizipationsrate von 63,0 % auf 62,8 % sank. In den Monaten zuvor sorgte eine zunehmende Partizipationsrate für eine nicht weiter sinkende Arbeitslosenquote und war damit ein Indiz für eine hohe Dynamik am Arbeitsmarkt. Entsprechend ist der Rückgang der Partizipationsrate eine Enttäuschung. 2. Nimmt man nur die durchschnittlichen Stundenlöhne, dann sind diese alleine noch kein hinreichendes Indiz für den Wechsel am Arbeitsmarkt. Mit einem Zuwachs um 0,3 % gegenüber dem Vormonat wurde der allgemeine Lohnanstieg gemeldet (Bloomberg-Umfrage: 0,3 %, DekaBank: 0,2 %). Immerhin wurden die Vormonate etwas nach oben revidiert, sodass die Jahresveränderungsrate mit 2,5 % oberhalb der Erwartungen lag. Tatsächlich war der Gesamtlohnanstieg (aus Beschäftigung, Löhnen und Arbeitszeit) aufgrund einer Zunahme der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit mit 0,7 % mom ungewöhnlich kräftig und könnte für einen stärken Einkommens- sowie Konsumschub im April sorgen. Beschäftigungsentwicklung* Arbeitslosenquote und Partizipationsrate* 350 8,5 300 8,0 250 7,5 200 7,0 150 6,5 63,9 63,6 63,3 63,0 6,0 100 62,7 5,5 50 62,4 5,0 0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr 15 15 15 15 15 15 15 15 15 16 16 16 16 Beschäft. (abs. Veränd.; l.S.) Privatwirtschaft 4,5 62,1 Jan Jun Nov Apr Sep Feb Jul Dez Mai Okt Mrz 12 12 12 13 13 14 14 14 15 15 16 Arbeitslosenquote (l.S.) *absolute Änderung gegenüber dem Vormonat in Tausend *in Prozent Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank Partizipationsrate (r.S.) Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Freitag, 6. Mai 2016 Durchschnittliche Stundenlöhne (mom)* Durchschnittliche Stundenlöhne (yoy)* 4,0 0,5 0,4 3,5 0,3 3,0 0,2 2,5 0,1 0,0 2,0 -0,1 1,5 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr 15 15 15 15 15 15 15 15 15 16 16 16 16 07 08 09 10 11 12 13 14 *Veränderung gegenüber dem Vormonat, in Prozent *Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat, in Prozent Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank 3. 15 16 Unterteilt nach Gewerbezweigen sorgten drei Bereiche für den gesamtwirtschaftlich unterdurchschnittlichen Beschäf- tigungsaufbau: Bauwirtschaft, Handel und Transport und Staatsunternehmen. In allen drei Bereichen lagen in den Monaten zuvor verhältnismäßig kräftige Beschäftigungszuwächse vor. Die Abschwächungen im April könnten somit diesem Umstand geschuldet sein. Auffallend kräftig war der Beschäftigungszuwachs im Bereich der Unternehmensdienstleister. Allerdings war dies möglicherweise ein positiver Rückpralleffekt, weil hier der Beschäftigungszuwachs im März eher gering war. Beschäftigungsentwicklung nach ausgewählten Wirtschaftszweigen (in Tsd.): Insgesamt (ohne Landwirtschaft) Auf- bzw. Abbau April 2016 Durchschnitt seit Januar 2014 Durchschnitt seit März 2010 192 160 233 Bergbau -8 -6 1 Bauwirtschaft 1 26 16 Verarbeitender Sektor 4 8 11 Handel, Transport und Versorger 8 41 37 Informationsdienste (Medien) 0 2 1 Finanzsektor u. Versicherungen 20 12 7 Unternehmensdienstleister 65 50 48 Gesundheits- und Bildungswesen 54 49 37 Freizeit und Gastronomie 22 36 34 Sonstige Dienstleistungen 5 6 5 -11 9 -5 Staatsunternehmen Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank 4. Die Unterteilung der Beschäftigungsentwicklung nach Gewerbezweigen zeigt, weshalb man mit der Einschät- zung eines Wechsels am Arbeitsmarkt vorsichtig sein muss. Auch in den vergangenen Jahren gab es immer wieder mal auch schwächere Beschäftigungszuwächse und es folgte dann nicht ein Anstieg der Lohndynamik sondern ein Erstarken der Beschäftigungsdynamik. Aus geldpolitischer Sicht werden die Daten vom Arbeitsmarkt erst dann wieder interessant, wenn sich die Anzeichen für den Wechsel verdichten oder aber sich die Dynamik am Arbeitsmarkt offenkundig deutlich abkühlt. Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Freitag, 6. Mai 2016 Autor: Rudolf Besch Tel.: 069/7147-5468, E-Mail: [email protected]. Disclaimer: Diese Informationen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für eine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. 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