Im Fokus: Doha wird die Welt des Öls nicht ändern

11.04.16
Wirtschaftsnews
Im Fokus: Doha wird die Welt des Öls nicht
ändern
Am nächsten Wochenende treffen sich in Doha
Vertreter der OPEC-Länder mit anderen Ölproduzenten, um über allfällige Förderabsprachen zu
verhandeln. Im Vorfeld dieses Treffens vollführt
der Ölpreis Sprünge von mehreren Prozent innert
Minuten, welche das Vertrauen in den Ölmarkt
nicht gerade fördern. Dabei handelt es sich beim
Öl nicht um eine Nische, in der sich ein paar
"Gambler" tummeln, sondern um den wichtigsten
Rohstoff für die Weltwirtschaft
Dennoch ist der Ölpreis ein Spielball unterschiedlicher Interessen. Diese sind oft nicht rational begründet. Zum einen ist Öl ein Magnet für spekulative Anleger und Fonds, die am kurzfristigen Gewinn interessiert sind. Da das Öl über Futures
gehandelt wird, braucht es wenig Kapital, um
grosse Volumen in einem volatilen Markt bewegen zu können. Für ihre Strategien verwenden sie
häufig regelbasierte Modelle. Da alle Modelle auf
den gleichen markttechnischen Grundlagen basieren, geben sie oft zur gleichen Zeit Kauf- oder
Verkaufssignale. Einseitige Positionen dieser Klientele nach oben oder nach unten sind die Folge. So
gesehen in den letzten Monaten, als sich der Preis
pro Fass von 50 Dollar auf 25 Dollar halbierte.
Fast ebenso wichtig sind die politischen Interessen
der grossen Förderländer. Der Kampf um Marktanteile ist für diese wichtig, da an die Konkurrenz
verlorene Lieferverträge schwierig zu ersetzen
sind. Tritt dann ein neuer wichtiger Spieler auf das
Spielfeld wie mit dem Iran nach dem Ende der
Wirtschaftssanktionen geschehen, dann wird mit
harten Bandagen gekämpft. Ist dieser neue Spieler
zudem ein Widersacher um die politische Herrschaft in einer Region wie dem mittleren Osten,
wird das Ganze noch unberechenbarer. Angereichert wird die Suppe durch Mitspieler wie Venezuela, die durch den Preiszerfall an den Rand des
wirtschaftlichen Abgrundes gedrängt wurden und
deren Regierungen um ihr persönliches Überleben
an den Honigtöpfen der Macht kämpfen.
Dass sich die Ölproduzenten am nächsten Wochenende auf konkrete Förderkürzungen einigen,
ist deshalb unwahrscheinlich. Sollte wider Erwarten aber doch ein Abkommen zustande kommen,
zeigt die Erfahrung, dass die Versprechen schon
nach kurzer Zeit nicht mehr eingehalten werden.
Der Ölpreis wird also auch in den nächsten Monaten irrationale Bocksprünge vollziehen. Dabei ist
sein Potenzial nach oben begrenzt, da versteckt
hinter all dem spekulativen und politischen Lärm
auch für das Öl das ökonomische Gesetz von
Angebot und Nachfrage gilt. Die Nachfrage nach
Öl ist anhaltend hoch und steigt weiter an. Die
tägliche Fördermenge übertrifft diese aber immer
noch. Und sollte effektiv durch ein "DohaAbkommen" weniger gefördert werden, müssen
zuerst die übervollen Lager abgebaut werden.
Allein in den USA werden momentan fast 150
Mio. Fass Öl mehr gelagert als zu dieser Jahreszeit
üblich. Dies entspricht der Verbrauchsmenge von
rund acht Monaten. Von einem Gleichgewicht auf
dem Ölmarkt oder einem Engpass, der den Ölpreis
substantiell und vor allem nachhaltig nach oben
treibt, sind wir noch sehr weit entfernt.
Schweiz: Inflationsrate (März)
letzte: -0.8%; erwartet: -0.9%; aktuell: -0.9%
Die Inflationsrate in der Schweiz befindet sich seit
18 Monaten im negativen Bereich. Mit einer
Rückkehr zu steigenden Konsumentenpreisen ist
so schnell nicht zu rechnen. Dies allein den gesunkenen Energiepreisen und der Aufhebung des
Mindestkurses anzulasten, greift zu kurz. Vielmehr
ist es ein Anzeichen dafür, dass die "Preisinsel"
Schweiz langsam erodiert. Das Preisniveau hierzulande wird noch länger höher sein als im umliegenden Ausland, aber die Differenz wird kleiner.
Vorschau auf diese Woche
Die Ökonominnen und Ökonomen haben eine
ruhige Woche vor sich. Weder weltbewegende
Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine
Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die
vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz,
www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt.
11.04.16
Daten noch Entscheide der Zentralbanken stehen
auf ihrem Programm.
Wochenstart-Audiocast
Die Inflation wird weitherum für tot erklärt. Warum solche Aussagen mit Vorsicht zu beurteilen
sind, legt unser Strategieanalyst Beat Schiffhauer
im "Wochenstart-Audiocast" dar.
Der
„Wochenstart-Audiocast“
kann
unter
http://www.sgkb.ch/audiocasts gehört werden.
Unsere Audiocast können über den folgenden
Link
abonniert
werden:
https://www.sgkb.ch/de/ueber-uns/newsletter.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte:
DowJones: +0.20%, S&P500: +0.28%,
Nasdaq: +0.05%
Europäische Aktienmärkte:
EuroStoxx50: +1.41%, DAX: +0.96%,
SMI: +0.72%
Asiatische Märkte:
Nikkei 225: -1.20%, HangSeng: +0.51%,
S&P/ASX 200: -0.03%
Die Anleger tun sich schwer. Nähern sich die Aktienindizes ihren alten Hochs, wie es in den USA der
Fall ist, werden sie nervös und die Kurse kommen
unter Druck. Einen eigentlichen Auslöser oder eine
offensichtliche Erklärung dafür ist jeweils nicht zu
erkennen. Wage Argumente wie Befürchtungen
um die Weltwirtschaft werden dann herangezogen und bemüht. So ist es auch letzte Woche
wieder gewesen. Der S&P500 verlor 1.21%. Die
europäischen Aktien sahen mit einem Minus von
1.40% nicht erfreulicher aus. Für einmal konnte
sich der bisher zurückgebliebene Schweizer Markt
positiv abheben. Der Swiss Performance Index
legte 1.61% zu.
Die Aktienhausse ist müde geworden. Seit einem
Jahr ist der Bereich von 2100 Punkten beim
S&P500 eine unüberwindliche Grenze. Es fehlen
zunehmend die Argumente, warum diese in
nächster Zeit nachhaltig nach oben durchbrochen
werden sollte. Die Unternehmensgewinne stagnieren oder sinken gar. Auch die beginnende Berichtsaison für das erste Quartal wird an diesem Bild
nichts ändern. Die US-Wirtschaft ist von einer
Rezession zwar noch weit entfernt. Dass sich der
Wirtschaftszyklus aber seinem Top nähert, lässt
sich immer wie weniger vertuschen. Der Arbeitsmarkt zeigt erste Engpässe. Der Absatz dauerhafter Güter lässt sich auf dem bereits sehr hohen
Niveau nicht mehr steigern und der Inflationsdruck
nimmt schleichend aber doch stetig zu. Damit
wird auch die restriktivere Geldpolitik der Fed
weitergehen. Dennoch muss man sich von den
Aktien im Portfolio nicht im grossen Stil trennen.
Noch wichtiger als sonst ist aber in diesem Umfeld
die Beachtung der "Qualität". Darunter verstehen
wir ein Geschäftsmodell, das über den gesamten
Wirtschaftszyklus robust ist. Darunter verstehen
wir auch Firmen, die in ihrem Marktsegment zu
den Marktführern zählen und über eine robuste
Bilanz verfügen. Darunter verstehen wir nicht
Bewertungen, die auf der Hoffnung auf zukünftige Erträge basieren. Darunter verstehen wir auch
nicht Unternehmen, die dank der tiefen Zinsen
Kredite aufnehmen, um damit die Ausschüttung
von hohen Dividenden zu finanzieren. Eine solide
Aktienallokation bleibt ein wichtiger Bestandteil
des Portfolios. Wir gehen nicht von einem massiven Einbruch der Kurse aus. Dafür geht es der
Weltwirtschaft und vor allem der US-Wirtschaft
noch zu gut. Das Auf und Ab, wie wir es seit dem
letzten Sommer kennen, wird aber weitergehen,
weshalb ihr Aktienportfolio heute mehr Aufmerksamkeit und Betreuung erfordert als vorher.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 39.85 pro Fass
Goldpreis: USD 1251.09 pro Unze
Die Erwartungen bezüglich weiterer Zinserhöhungen durch die Fed ändern momentan schnell. Galt
vor einem Monat die nächste Erhöhung im Juni
fast als sicher, wird nun wieder daran gezweifelt,
ob die Zinsen in diesem Jahr überhaupt noch
angehoben werden. Ein paar Bemerkungen von
Janet Yellen, die als "dovish" eingestuft wurden,
haben genügt, um diesen Sinneswandel zu vollziehen. Davon hat auch der Goldpreis profitiert.
Der Wert des Goldes wird auch in den nächsten
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11.04.16
Monaten vor allem durch die Zinserwartungen in
den USA geprägt werden. Da wir davon ausgehen, dass der Markt den Mut von Janet Yellen
unterschätzt, trotz unsicheren Finanzmärkten die
Zinsen bei Bedarf anzuheben, bleiben wir dem
Gold gegenüber vorsichtig eingestellt.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J:
USA: 1.72%; DE: 0.10%; CH: -0.36%
Die veränderte Erwartung der Marktteilnehmer
betreffend der Fed-Politik beeinflusst nicht nur das
Gold, sondern hat auch die Renditen der Obligationen wieder um ein paar Basispunkte nach unten
gedrückt. Der Obligationenmarkt dümpelt weiter
vor sich hin und eine Besserung ist nicht in Sicht.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9527
Euro in US-Dollar: 1.1411
Euro in Franken: 1.0871
Wir gehören nicht zu den Dollar-Bullen. Die Bemerkungen von Frau Yellen haben die Spekulanten auf ein Erstarken des Greenbacks aber so stark
desillusioniert, dass kurzfristig ein Rebound des
Dollars zum Franken wahrscheinlich ist. Die Zinsen
in den USA werden stärker steigen, als der Markt
dies erwartet.
Thomas Stucki
Investment Center
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