Im Fokus: Freitag, 3. Juni, 14.30 Uhr

30.05.16
Wirtschaftsnews
Im Fokus: Freitag, 3. Juni, 14.30 Uhr
Am nächsten Freitag um 14.30 Uhr wird die Finanzwelt wie jeden ersten Freitag im Monat gebannt auf die Bildschirme schauen. In den USA
wird der Arbeitsmarktbericht für den Mai veröffentlicht. Besonders heiss diskutiert wird dann
wieder die Zahl der im Mai geschaffenen oder
eben nicht geschaffenen neuen Stellen. Viele
Analysten gehen davon aus, dass diese eine Zahl
darüber entscheidet, ob die Fed Mitte Juni ihre
Leitzinsen anheben wird oder nicht. So einfach ist
die Welt von Janet Yellen und ihren Kollegen
glücklicherweise aber nicht.
Es ist sowieso erstaunlich, wie viel Gewicht die
Finanzwelt diesen "Non Farm Payrolls" gibt. Die
Schwankungen von Monat zu Monat sind sehr
gross und die Erhebung unzuverlässig. Für den
Mai werden 160'000 neue Stellen erwartet. Aufgrund eines Streiks beim Telekommunikationskonzern Verizon fielen im Mai aber rund 40'000 Stellen weg, welche die Statistik negativ belasten.
War das Wetter aussergewöhnlich gut oder
schlecht, beeinflusst das die Arbeit auf den Baustellen um mehrere Tausend Stellen, die vorübergehend aufgehoben oder wieder neu geschaffen
werden. Zudem werden die Daten nachträglich oft
um Zehntausende von Stellen nach oben oder
unten korrigiert. Die wahrscheinlich grösste Fehlerquelle liegt aber in der saisonalen Adjustierung,
welche mehrere Hunderttausend Stellen betrifft.
Sind die auf der Basis der Vergangenheit ermittelten Adjustierungsfaktoren nicht passend, kann das
die effektive Situation entscheidend falsch darstellen. Dies gilt insbesondere für die Sommermonate,
wenn die grossen Autofirmen ihre Produktion auf
die neuen Modelle umstellen und zwischenzeitlich
die Arbeiter in den Fabriken entlassen. Die Faszination der Non Farm Payrolls liegt aber gerade in
ihrer Publikation als absolutem Wert. Würden sie
in Prozent der Beschäftigten dargestellt, wären die
monatlichen Veränderungen in der ersten Stelle
nach dem Komma erkennbar.
Wenn überhaupt, ist nur aus dem mittelfristigen
Trend etwas herauszulesen. Wenn man jeweils
den Durchschnitt der letzten sechs Monate heranzieht, werden in den USA seit mehr als zwei Jahren im Monatsschnitt über 200'000 neue Stellen
geschaffen. Dies war letztmals in der zweiten
Hälfte der 90er-Jahre der Fall. Auf Dauer ist ein
Stellenwachstum in dieser Höhe nicht haltbar, da
die Arbeitslosenrate in einem solchen Umfeld
stetig sinkt und es zunehmend schwierig wird, gut
ausgebildete Facharbeiter zu finden. Die Zahl der
offenen Stellen befindet sich mit 5.76 Millionen
bereits auf einem sehr hohen Niveau. Früher oder
später werden deshalb die Non Farm Payrolls
wieder auf ein Gleichgewichtsniveau von durchschnittlich 100'000 bis 150'000 Stellen pro Monat
sinken müssen.
Diesen Argumenten ungeachtet werden auch am
nächsten Freitag die Finanzmärkte kurzfristig
wieder hektische Ausschläge erfahren, wenn der
publizierte Wert ein paar Tausend Stellen über
oder unter den erwarteten 160'000 sind. Janet
Yellen wird den Arbeitsmarktbericht auch studieren. Es wird im Bericht für sie aber wichtigere
Angaben haben als die nackten Stellen. Sie wird
versuchen, den Trend hinter den Schlagzeilen zu
ergründen und tut gut daran.
USA: Revision BIP-Wachstum (1. Quartal)
letztes: 0.5%; erwartet: 0.9%; aktuell: 0.8%
Das Wirtschaftswachstum in den USA für das erste
Quartal wurde in der ersten Revision leicht nach
oben angepasst. Mit 0.8% bleibt es aber bescheiden. Für das zweite Quartal gibt es Indikationen,
dass die Dynamik nach den trägen Wintermonaten wieder zunimmt. Das Prognosemodell der Fed
in Atlanta, welches einen sehr guten Ruf geniesst,
geht von einer Zunahme des BIP von 2.9% aus.
Dies wird die Fed darin bestärken, dass weitere
Zinserhöhungen notwendig sind, zumal das Einkommen der US-Haushalte momentan so stark
zunimmt wie seit zwei Jahren nicht mehr.
Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine
Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die
vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz,
www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt.
30.05.16
Vorschau auf diese Woche
Die Frühlingsgefühle der Ökonominnen und Ökonomen werden diese Woche abrupt gestört. Von
Montag bis Freitag sind sie für die Interpretation
von wichtigen Wirtschaftsdaten gefordert. Am
Donnerstag kommt noch der geldpolitische Entscheid der EZB hinzu. Im Vorfeld der Sitzung der
EZB war es ungewöhnlich ruhig. Entsprechend
werden auch keine Änderungen in der EZB-Politik
erwartet.
Wochenstart-Audiocast
Im aktuellen Tiefzinsumfeld ziehen die stabilen
Ausschüttungen der Immobilienfonds von 2.5%
bis 3% die Anleger an. Warum man sich von
diesen Bruttorenditen aber nicht blenden lassen
darf, erklärt unser Chief Investment Officer
Thomas Stucki im "Wochenstart-Audiocast".
Der
„Wochenstart-Audiocast“
kann
unter
http://www.sgkb.ch/audiocasts gehört werden.
Unsere Audiocast können über den folgenden
Link abonniert werden:
https://www.sgkb.ch/de/ueber-uns/newsletter.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte:
DowJones: +0.25%, S&P500: +0.43%,
Nasdaq: +0.65%
Europäische Aktienmärkte:
EuroStoxx50: +0.24%, DAX: +0.13%,
SMI: +0.76%
Asiatische Märkte:
Nikkei 225: +1.06%, HangSeng: +0.70%,
S&P/ASX 200: +0.01%
Die Aktienanleger lassen sich von den aufflammenden Diskussionen um zusätzliche Zinserhöhungen in den USA nicht beeindrucken. Auch die
Aussage von Janet Yellen, dass höhere Zinsen nur
eine Frage des Zeitpunkts sind, liess sie kalt. Dies
macht auch Sinn, da höhere Fed-Zinsen ein Vertrauensbeweis für den soliden Zustand der US-
Wirtschaft sind. Der S&P500 legte letzte Woche
2.28% zu. Die europäischen Aktien stiegen
3.93% und auch der Swiss Performance Index
erfreute die Anleger mit einem Plus von 3.34%.
Für die Aktien spricht in erster Linie die trotz der
Schwäche im Winterhalbjahr immer noch solide
US-Konjunktur. Die chinesische Wirtschaftsentwicklung wird von den Anlegern weniger emotional beurteilt und ist trotz der offensichtlichen
Probleme ein positiver Treiber für die Weltwirtschaft. Die Zentralbanken bleiben auf absehbare
Zeit geldpolitisch expansiv. In den USA wird der
Zinserhöhungszyklus zwar weitergeführt. Eine
Reduktion der Liquidität im System steht aber
noch nicht zur Debatte. Angesichts der tiefen und
verbreitet sogar negativen Renditen bei den Obligationen werden Aktien mit einer hohen und
stabilen Dividende zunehmend attraktiver. Auf der
anderen Seite ist die Bewertung der Aktien hoch.
Damit diese Bewertung gerechtfertigt ist, müssen
die Unternehmensgewinne zukünftig wieder steigen. Diesbezüglich sind die Prognosen für die
nächsten Quartale aber pessimistisch. Zudem
nähert sich die US-Wirtschaft in ihrem Zyklus
langsam aber doch sicher dem Top. Der Arbeitsmarkt zeigt Engpässe und der Konsum lässt sich
nicht unbeschränkt steigern, wie der auf hohem
Niveau stagnierende Absatz von Autos zeigt. Die
positiven und negativen Argumente halten sich
momentan die Waage. Darum sollte man sich von
den Aktien im Portfolio nicht trennen. Eine solide
Aktienallokation bleibt ein wichtiger Bestandteil
des Portfolios. Sollte es in den nächsten Wochen
zu grösseren Abschlägen kommen, wäre das eine
Gelegenheit, das Aktienportfolio zu ergänzen.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 49.18 pro Fass
Goldpreis: USD 1202.37 pro Unze
Der Goldpreis ist auf dem Rückzug. In den letzten
drei Wochen hat er um fast acht Prozent nachgegeben, wobei das Tempo der Verluste zunimmt.
Die Aussicht, dass die Zinsen in den USA nun doch
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30.05.16
früher und stärker angehoben werden als noch
vor einem Monat erwartet, ist ein starker Gegenwind für das gelbe Metall. Der Goldrausch des
Jahresbeginns ist vorbei.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J:
USA: 1.85%; DE: 0.14%; CH: -0.30%
Eine Zinserhöhung der Fed im Juni wird nicht
mehr ausgeschlossen, gilt aber immer noch als
unwahrscheinlich. Die Renditen der kurzfristigen
Anleihen in den USA sind weiter gestiegen. Auf
die Zinsen in der Schweiz und in Europa hat dies
keinen Einfluss. Diese verharren stabil auf einem
sehr tiefen Niveau. Daran wird sich so schnell auch
nicht viel ändern.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9951
Euro in US-Dollar: 1.1104
Euro in Franken: 1.1050
Die EZB-Sitzung vom nächsten Donnerstag weckt
keine Spekulationen auf den Euro. Im Umfeld
möglicher Zinserhöhungen in den USA hat er
gegenüber dem Dollar etwas nachgegeben. Im
Schlepptau des Dollars ist auch der Franken zum
Euro stärker geworden. Die Kursveränderungen
sind aber bescheiden. Das Währungsgefüge zeigt
sich momentan stabil.
Thomas Stucki
Investment Center
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