(Ohn)macht von Big Data

Datum: 15.03.2016
Die (Ohn)macht von Big Data
Vorsicht vor Scheinzusammenhängen
Die
Die global
global verfügbare
verfügbareDatenmenge
Datenmengewird
wirdsich
sichbis
bis2020
2020verfünffachen.
verfünffachen.
Quelle:
Quelle: Shutterstoc
Shutterstock
Christian Westermann*
Daten sind stumm. Zum
Sprechen müssen sie erst
gebracht werden. Warum
die Rede von datenbasierten
Entscheidungen oft falsche
Erwartungen weckt.
Beispiel Wetterbericht
Der Einsatz von Data Analytics in der
Wirtschaft setzt sich zunehmend durch.
Die Verfügbarkeit von Rechenleistung, In Zukunft wird es nicht mehr genügen,
mathematischen Instrumenten und Si- sich bei der Entscheidungsfindung ledigmulationssoftware birgt ein grosses Po- lich auf das Bauchgefühl zu verlassen
tenzial. Sie bietet klare Vorteile beim oder mit dem Strom zu schwimmen. Hier
gilt dasselbe wie bei der Wettervorhersa-
Die explosionsartige Zunahme digital Einsatz von Algorithmen für Prognosen ge: Wer sich bei seinen Entscheiden auf
verfügbarer Daten mischt die Unterneh- und Entscheidungen. Im privaten Umfeld Analysen und datenbasierte Modelle
menswelt auf. Daten sind die Währung vertrauen wir solchen Modellen regel- abstützt, wird allen anderen einen Schritt
der Digitalisierung. «Industry 4.0 », mässig, zum Beispiel bei der Planung voraus sein.
«Smart Manufacturing», «Predictive eines Wochenendausfluges. Die meisten Im Begriff «Big Data» klingt der tiefHealthcarei> und «Machine Learning» von uns geben schon fast routinemässig greifende Wandel der letzten Jahre mit.
sind nur einige der Begriffe, die derzeit den Zielort plus «Wetter» im Browser ein. Daten stehen heute in noch nie da gewein den Medien Hochkonjunktur haben. Wir wissen zwar, dass die Wettervorher- senen Mengen zur Verfügung. Im
Heute ist es möglich, immer grössere sage nicht perfekt ist. Trotzdem verlassen Big-Data-Umfeld liegt der Schwerpunkt
Datenvolumen in immer kürzeren Zeit- wir uns hier auf Daten und Modelle, weil auf Geschwindigkeit, Vielfalt und Voluabständen zu sammeln, zusammenzu- wir damit höchstwahrscheinlich besser men. Unternehmen wollen Daten ungeachtet ihres Formats innerhalb kürzester
führen und vor allem zu nutzen; wobei fahren als ohne.
gerade der letzte, entscheidende Punkt Enorme Datenmengen lassen sich in Zeit analysieren können, um daraus
gern übersehen wird. Es geht nicht um wirklichkeitsnahe Empfehlungen über- nützliche Erkenntnisse zu gewinnen.
schiere Datenvolumina, sondern um die setzen; und zwar nicht nur in der Mete- Diesem Bedürfnis kommen Unternehmen
Fähigkeit, das Rohmaterial nutzbringend orologie. Heute können wir unterneh- wie Google oder Microsoft nur zu gern
zu verarbeiten. Darin liegt die wahre mensrelevante Analysen erstellen, die entgegen. Sie stellen dem Benutzer Tools
Macht der Daten; sie können zu verwert- viele Geschäftsentscheidungen unterstüt- zur Verfügung, die er ohne grosse statistische Vorkenntnisse anwenden kann.
baren Informationen führen. Das Inst-
rument dazu ist eine effiziente Daten- zen. Dazu benötigt es Spezialisten mit Nur: So einfach ist es nicht. Vor jeder
umfassenden Kenntnissen der Märkte Analyse muss zum Beispiel geklärt weranalyse.
und des Geschäfts, erfahrene Modellierer den, ob die Daten vollständig, aufschlussund geeignete Methoden und Tools.
reich und genau sind. Dann, in einem
Themen-Nr.: 660.003
Abo-Nr.: 660003
Auflage: 110'854
Argus Ref.: 60934806
Datum: 15.03.2016
zweiten Schritt, geht es um die Wahl der
richtigen analytischen Methode.
Werden diese Sch ritte übersprungen,
können Scheinkorrelationen entstehen:
Falsche Annahmen bezüglich einer Me-
thode oder deren unsachgemässe Anwendung führen unweigerlich zu mangelhaften Ergebnissen.
Besonders anfällig für die Produktion von
Scheinzusammenhängen, sogenannten
Artefakten, ist die Analyse von grossen
und heterogenen Datenmengen: Es lässt
sich fast immer etwas Interessantes finden, aber das muss nicht unbedingt auch
relevant sein. Deshalb ist nicht Big Data
entscheidend, sondern Trusted Data.
Knackpunkt Problemanalyse
Benutzerfreundliche Lösungen verleiten
dazu, eine aufwendige und sorgfältige
Problemanalyse zu umgehen. Gerade sie
wäre aber für die Ermittlung der besten
Methode notwendig. Dynamische Probleme mit signifikanter Zeitabhängigkeit
zum Beispiel lassen sich mit Standardmodellen kaum zuverlässig verstehen.
Richtig angewendet eröffnet Data Analytics Unternehmen völlig neue Möglich -
keilen. Aber nur, wenn die Entscheidungsträger verstehen, wie die Analysen,
auf deren Grundlagen sie entscheiden,
durchgeführt wurden und ob die Tools
und Techniken sachgemäss ausgewählt
wurden. Darüber hinaus sollten sie die
Qualität, Genauigkeit, Transparenz und
Vollständigkeit der zugrunde liegenden
Daten hinterfragen - immerhin stützen
sie wichtige Entscheidungen darauf ab.
Christian Westermann ist Leiter Data Analylics
bei PwC Schweiz.
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