Effizienz reicht nicht

Datum: 06.06.2015
Effizienz reicht nicht
UNTERNEHMENSENTWICKLUNG
Schon der englische
Schriftsteller Aldous Huxley wusste: «Nichts führt so
leicht zum Versagen wie Erfolg.»
TEXT ROLAND SCHEGG UND BENJAMIN BUTZ
mit der Tradition Schweizer UhrmacherRasantes Wachstum, Marktfüh- kunst. Prominentes Beispiel ist auch die
rerschaft, Erfolg auf der ganzen einst stolze Schweizer Bahnindustrie, bei der
Linie. Wer sich im Markt etab- Ende der 90er-Jahre die Lichter langsam ausliert hat, ist schnell versucht, sich
auf den bisherigen Erfolgsfaktoren auszuruhen. Dabei wurden schon einige von der Dynamik der Märkte gnadenlos eingeholt oder
gar weggefegt. Effizienz ist zwar für nachhaltige Unternehmensentwicklung wichtig.
Zentral für den Erfolg von morgen ist jedoch
auch Effektivität: Tue ich das Richtige? Habe
ich die relevanten Trends erkannt? Gerade
für Familienunternehmen ist dies entscheidend, um Potential für Wachstum und den
Erfolg von morgen zu sichern.
gingen. Dank innovativer Leichtbaukonzepte
und eiserner Kundenorientierung konnte sie
dank Peter Spulers Stadler-Rail erfolgreich
wiederbelebt werden. Ausruhen auf den
neuen Lorbeeren? Glücklicherweise machen die Unternehmer beider Branchen
aktuell nicht diesen Eindruck.
EFFIZIENZ FÜHRT NICHT ZU EFFEKTIVITÄT
Effizient sein heisst, gestellte Aufgaben
möglichst in einer optimalen Kosten-/Nutzenrelation zu lösen. Im Zentrum steht der
Auftrag, der bis zum definierten Zeitpunkt
DIE RICHTUNG MUSS GENAUSO STIMMEN
mit den zur Verfügung stehenden RessourJüngste prominente Beispiele sind im Mobilcen «richtig» zu erledigen ist. Ist ein Kuntelefonmarkt zu finden. Gleich zwei Hersteller
denauftrag ausgeführt, kann im Anschluss
waren noch vor wenigen Jahren unantastbar
führend für mobiles Telefonieren und mobile
Businesskommunikation. Dann rollten ein
Computer- und ein Fernsehgeräte-Hersteller
den Markt mit Smartphones sprichwörtlich
auf. Innert kürzester Zeit mussten die einstigen Marktleader plötzlich ums Überleben
Umsatz verbucht werden. Was ist aber
zu tun, damit in einem dynamischen und
immer komplexeren Marktumfeld stetig genügend Kundenaufträge eingehen, um die
Zielumsätze zu erreichen? Die Antwort ist
einfach: «Es ist das Richtige zu tun.»
«Meine Kader sollten sich täglich ab 16
kämpfen. Sie hatten wichtige Trends wie moUhr auf eine Parkbank setzen, das operative
biles Internet und berührungsempfindliche Geschäft hinter sich lassen, über das UnterBildschirme zu spät aufgenommen.
nehmen und die relevanten Märkte nachdenken», sagt der CEO eines Unternehmens
mit rund 250 Mitarbeitenden. Eine mutige
Aussage - aber sie trifft genau den wunden
Punkt vieler Manager. Das operative «Managen» von Aufgaben fällt uns häufig viel leichter, weil wir in der Regel genau wissen, wie
es geht. Und am Abend kann der fleissige
«Manager» zufrieden sein - er oder sie
tivität von Nicolas Hayek. Dabei kombinierte hat ja wieder viel «geschafft». Aber
er hoch innovativ Technik und Vermarktung hat sich dabei jemand mit den
IN DIE FALLE GETAPPT
Zwar erfanden Schweizer Uhrenhersteller
die Quarz-Technologie. Es waren dann in
den 1970er-Jahren jedoch die Japaner, die
den Markt eroberten. In der Schweiz ging
die traditionelle Branche zu grossen Teilen in die Knie und erholte sich erst in den
80er-Jahren - unter anderem dank der Krea-
Themen-Nr.: 660.003
Abo-Nr.: 660003
Auflage: 30'318
Argus Ref.: 58096396
Datum: 06.06.2015
Erfolgspotenzialen der Zukunft
auseinandergesetzt?
EIN PERMANENTES WECHSELSPIEL
Die Herausforderung in die-
sem Spannungsfeld besteht
darin, den Fokus nicht nur auf die
und tief im Unternehmen verankert
werden. Aufgrund beschränkter
Mittel bedeutet dies häufig eine
bewusste Entscheidung sowie den
Einsatz und die Verpflichtung der
Führungsebene.
PERSPEKTIVE PERMANENT ÖFFNEN
Wer für die Unvorhersehbarkeiten zukurzfristige Ausrichtung der heutigen bekünftiger
Marktbedingungen gewappnet
trieblichen Herausforderungen zu legen. Effizienz, Optimierung und kurzfristige Erfolge sein will, sollte zunächst eine möglichst ofspiegeln sich oft in einer starken Gewichtung fene Perspektive einnehmen und breit nach
dieser operativen Führung. Die Betrach- Chancen und Gefahren suchen. Dabei emptungsweise ist jedoch mittel- und langfristig fiehlt es sich, möglichst vielfältige Ansichten
auf zukünftige Veränderungen zu legen. Die und Einschätzungen aufzunehmen. Die gute
Frage lautet entsprechend: Wie können Er- Durchmischung der daran beteiligten Persofolgspotentiale mittel- und langfristig erhal- nen stellt dabei einen wichtigen Erfolgsfaktor dar: seien es verschiedene funktionale
ten bzw. aufgebaut werden?
Bereiche, Hierarchiestufen oder auch PersoWANDEL MIT GEZIELTER TRANSFORMATION
nen von ausserhalb der Firma.
Nachhaltig erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie dieses Wech- DINGE AUF DEN PUNKT BRINGEN
selspiel zwischen Effektivität und Effizienz Im Anschluss gilt es, die Hauptimplikationen und Handlungsfelder für das Unternehausgewogen meistern. Sie können sich folglich angemessen zwischen strategischer und men zu bestimmen. Diese bestimmen die
operativer Betrachtungsweise bewegen und Richtung, in welche sich das Unternehmen
sich bewusst mit der eigenen Entwicklung weiterentwickeln soll. Hier sind unternehauseinandersetzen. Dabei muss das Unter- merisches Denken, Abwägen von Chancen
nehmen bereit sein, auch heute erfolgreiche und Risiken, aber auch Mut und Weitsicht
Ansätze in Frage zu stellen. Oft sind dazu gefragt. Um einen Bereich der Weiterent-
auch psychologische Hürden zu überwin- wicklung umzusetzen und dabei die Persden, um bewusst und umsichtig darüber zu pektive wieder etwas zu schliessen, bietet
entscheiden, wie betriebliche Ressourcen sich in einem betrieblichen Umfeld oft die
Systematik und Methodik eines schlüssigen
auf operative und strategische Aktivitäten zu
Businessplans an. Diese Denkweise hilft,
verteilen sind.
ausgehend von der Kernidee über eine systematische Analyse bis hin zu konkreten MassWandel oder Unternehmensentwicklung nahmen zur Umsetzung voranzuschreiten.
kann getrieben sein von konkreten Auslösern,
IMMER IN BEWEGUNG BLEIBEN
wie dem neuen Marktauftritt eines Mitbewerbers oder dem veränderten Kaufverhalten von «Wer stillsteht, wird schnell überrollt», sagte
Kunden. Die Herausforderung einer stetigen sinngemäss Lee Iacocca, ein amerikanischer
und nachhaltigen Unternehmensentwicklung Topmanager. Wer im heutigen dynamischen
besteht darin, dass sich das Unternehmen auf Wettbewerbsumfeld mithalten will, muss in
seine eigene Entfaltung fokussiert - unabhän- Bewegung bleiben. Sich ständig wiederholende und hinterfragende Denkprozesse sind
WEITERENTWICKLUNG INITIIEREN
gig aktuell dringlicher Auslöser. Die Weiter-
entwicklung soll mit Weitsicht etabliert
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dazu ein bewährtes Mittel - die Form ist
dabei letztlich Nebensache.
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Wer eine moglichst
offene Perspektive einnimmt und breit nach
Chancen und Gefah-
ren sucht, ist fur die
Unvorhersehbarkeiten
zukunftiger Marktbedingungen
gewappnet
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DIE AUTOREN
Roland Schegg ist Leiter Consulting Ostschweiz
und Liechtenstein bei PwC St. Gallen/Chur.
Benjamin Rutz ist Manager Business Restructuring Services bei PwC Zürich.
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