DRK Krankenhaus Kirchen Zeitung: Siegener Zeitung Ausgabe: Altenkirchen-Betzdorf Seite: 5 Datum: 09.03.16 Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erläuterte gestern in Kirchen seine Vorstellungen von einem funktionierenden System und beantwortete anschließend auch Fragen. Foto: thor „Brauchen mehr Zusammenarbeit“ Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe besuchte DRK-Krankenhaus / Nicht jede Leistung in jeder Qualität überall möglich Im Gesundheitswesen sei ein „Mannschaftsgeist“ gefragt. thor ■ Die ministeriale Dauer-Präsenz der SPD im rheinland-pfälzischen Landtagswahlkampf ist gestern von der CDU gekontert worden – und das sogar mit einem Mitglied der Bundesregierung: Hermann Gröhe besuchte gestern das DRK-Krankenhaus in Kirchen. Das tat er zu 99,9 Prozent als Bundesgesundheitsminister, nicht als Wahlhelfer. Dabei hätte man ihm bei seiner „Wadenbeißer“Vergangenheit als Generalsekretär der CDU durchaus anderes zutrauen können. Gröhe ließ sich von den Verantwortlichen des Krankenhauses die Palliativ-Station zeigen (im Beisein von Chefarzt Dr. Günter Bamberg sprach er mit einem Patienten), erläuterte im Schnelldurchlauf die Grundzüge der aktuellen Gesundheitspolitik und stand noch eine halbe Stunde für Fragen zur Verfügung. Zumindest der aus Mainz angereiste Bernd Decker, Geschäftsführer der DRK-Trägergesellschaft, und Klaus Schmidt als Kaufmännischer Direktor des Kirchener Hauses hätten sich vermutlich über einen Sonderzuschuss und fünf neue Oberärzte mehr gefreut, gleichwohl erwies man sich als gute Gastgeber für die Christdemokraten und die interessierten Zuhörer. MdL Michael Wäschenbach wusste das durchaus zu würdigen, sprach er doch in seiner Begrüßung von „unserem Vorzeigekrankenhaus“. [email protected] 2016-03-09 Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe besuchte DRK-Krankenhaus Seite 1/2 DRK Krankenhaus Kirchen Gröhe ging zunächst auf die wirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitswesens in Deutschland und das Standing der fünf Millionen Beschäftigten ein: „Wenn man die Priester und Politiker addiert, sind wir immer noch unter den Krankenschwestern.“ Schließlich saß auch ein persönlicher Freund, Pfarrer Martin Kürten aus Wissen, unter den Zuhörern. Was die Versorgung angehe, so gelte weiter das Versprechen, dass man jedem „auf der Höhe der Zeit“ helfen wolle – „egal, was du verdienst, egal, wo du wohnst“. Und nur in diesem Punkt ging der Minister auf den laufenden Wahlkampf ein. Wenn Malu Dreyer auf Plakaten fordere, dass Gesundheit nicht zum Luxusgut werden dürfe, dann sei das „Klassenkampf“ führe nur zu einer Neiddebatte. Später rief er die Länder zu milliardenschweren Investitionen auf, der Bund habe seine Hausaufgaben gemacht. Ziel müsse es sein, so Gröhe, das starke Gesundheitssystem in Deutschland zu erhalten. Die Bundesregierung habe neue Anreize für die Niederlassung von Ärzten geschaffen, inzwischen verfüge man auch über 25 Lehrstühle für Allgemeinmedizin (vor Jahren waren es nur neun). Doch der Minister machte relativ unmissverständlich klar, dass eine andere Stellschraube für ihn weitaus wichtiger ist: „Wir brauchen im System mehr Zusammenarbeit.“ Es gebe noch zu viele Mauern statt Brücken zwischen den einzelnen Sektionen, „Mannschaftsgeist“ sei hier gefordert. In Kirchen dürfte man sich nicht erschrocken haben, ist man hier doch mit den Gesprächen zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten auf einem guten Weg. Allerdings ist die Klinik – allein von ihrem Status und Auftrag her – auch ein Ort, wo viele Leistungen angeboten und erbracht werden. Und auch dazu hatte Gröhe seine Meinung: „Wir können nicht in allen 2000 Kliniken alles in gleicher Qualität anbieten.“ Auch hier sei eine bessere Vernetzung vonnöten, wobei die Telemedizin gerade für ländliche Regionen immer wichtiger werde. Auch die Pflege und die Ausbildung in diesem Bereich sprach Gröhe an: Es freue ihn, dass man derzeit so viele Auszubildende wie noch nie zähle. Künftig werde es darum gehen, die Pflegeberufe noch attraktiver zu machen, u. a. durch bessere Aufstiegsmöglichkeiten. Hier hakte anschließend in der Fragerunde Eberhard Bruch nach. Der Gewerkschafter fordert auch weiterhin eine differenzierte Ausbildung und Spezialisierung: „Sonst schaffen wir die Fachkräfte ab.“ Gröhe verwies auf die Empfehlungen des Deutschen Pflegerats. Seiner Meinung nach ist es sinnvoller, Ausbildungsstellen „für die gesamte Breite“ anzubieten. Somit vermeide man auch eine frühe Festlegung auf den späteren Beruf. Er bestreite aber, dass diese Breite unweigerlich zu weniger Tiefe führe. Franz-Josef Heer vom Pflegestützpunkt Kirchen nutzte die Gelegenheit, dem Minister die lokale Demenz-Initiative vorzustellen – und um die Übernahme der Schirmherschaft zu bitten. Gröhe sagte weder zu, noch lehnte er das Ansinnen ab, sondern will es noch prüfen. Insofern darf Heer noch hoffen. Dass es am Ende – bei aller Zurückhaltung Gröhes – doch eine reine Wahlkampfveranstaltung war, mag man daran erkennen, dass ihm Michael Wäschenbach und sein Kollege Dr. Peter Enders zum Ende hin nicht mehr von der Seite wichen. Dabei wird in Sachen „Promi-Schaulaufen“ die SPD im Kreis das allerletzte Wort haben. Mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier kommt schließlich am Freitag noch eine leicht größere Hausnummer auf den Betzdorfer Wochenmarkt. [email protected] 2016-03-09 Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe besuchte DRK-Krankenhaus Seite 2/2
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