FLÜCHTLINGSSTERBEN: DEBATTE IM BUNDESTAG UND EU

Nummer 8 | 30. April 2015
© Bundesregierung | Steffen Kugler
FLÜCHTLINGSSTERBEN:
DEBATTE IM BUNDESTAG
UND EU-SONDERGIPFEL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Nachricht vom Tod von mehr als 800 Flüchtlingen aus verschiedenen Staaten Afrikas und des
Nahen Ostens im Mittelmeer allein in einer Nacht
hat auch mich am vorletzten Wochenende betroffen und sprachlos gemacht. Diese entsetzliche
Flüchtlingstragödie war die bislang schwerste Katastrophe in einer jahrelangen Reihe schlimmer
Unglücke im Mittelmeer und verdeutlicht: Die
nicht endenden Flüchtlingsströme, das damit verbundene menschliche Leid auf hoher See und insbesondere die zahllosen Todesfälle stellen die Politik vor besondere Herausforderungen – in
Deutschland und in ganz Europa. Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière hat zu Recht betont,
dass kein europäischer Staat die Herausforderungen mit Blick auf die Flüchtlinge alleine zu lösen
vermag, und zugleich verdeutlicht: „Wir brauchen
nicht nur eine gemeinsame europäische Strategie,
sondern auch eine bessere Verzahnung der Außen-, Innen und Entwicklungspolitik in und zwischen den Mitgliedsstaaten ebenso wie mit den
Herkunfts- und Transitstaaten. Hieran arbeiten wir
mit Hochdruck.“ EE
Ich begrüße es, dass die Europäische Kommission
nach dem schweren Unglück im Mittelmeer einen
10-Punkte-Plan EE mit Sofortmaßnahmen vorgelegt hat, um die Krisensituation der Flüchtlinge im
Mittelmeerraum so zügig und so nachhaltig wie
möglich zu verbessern. Gleiches gilt für eine besonders wichtige Maßnahme, die auf dem Sondergipfel der Europäischen Union in Brüssel beschlossen wurde: Die finanziellen Mittel der EU zur Seenotrettung werden in diesem und im kommenden
Jahr mindestens verdreifacht. EE Zudem wird von
der EU-Kommission derzeit eine neue Flüchtlingsstrategie erarbeitet und bereits in den kommenden Wochen vorgestellt.
Herzliche Grüße aus Berlin!
Stille und tiefe Betroffenheit im Plenarsaal des Deutschen Bundestages: Eine
Schweigeminute im Gedenken an die etwa 800 Todesopfer der jüngsten Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer in der Nacht vom 18. auf den 19. April 2015 stand
am Beginn der aktuellen Bundestagsdebatte EE zu den Herausforderungen der
Flüchtlings- und Migrationspolitik. Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière
betonte in seiner Rede EE am 22. April im Parlament, die Bilder der vorangegangenen Flüchtlingstragödie hätten sich „in unsere Herzen eingebrannt.“ Zugleich führte der Bundesminister des Innern aus, die im Zusammenhang mit
Asyl, Flucht und Migration aufgeworfenen Fragen seien alle vielschichtig. „Wir
brauchen Emotion und kühlen Verstand“, erklärte de Maizière, der verdeutlichte,
dass sich Europa nicht abschotten dürfe, zugleich aber auch nicht in der Lage sei,
alle in Richtung Europa strömenden Flüchtlinge aufzunehmen. Die aktuelle Situation erfordere zudem eine Beteiligung aller Mitgliedstaaten der Europäischen
Union bei der Flüchtlingsaufnahme. Die Stabilisierung Libyens, des aktuell
meistgenutzten nordafrikanischen Transitlandes der Flüchtlingsströme, wie auch
der Herkunftsländer der geflohenen Menschen sei mit Blick auf die deutsche
Entwicklungspolitik in Afrika besonders wichtig. Im Zusammenhang mit dem
Flüchtlingssterben im Mittelmeer müsse nicht zuletzt die Bekämpfung der
Schlepperbanden schnell verbessert werden.
Die Ausarbeitung einer Gesamtstrategie zu den Flüchtlingsströmen aus
Afrika und dem Nahen Osten war
auch das Thema des EU-Sondergipfels in Brüssel am 23. April. Die Stärkung der Seenotrettung, eine verbesserte Bekämpfung der Schleuserkriminalität, eine engere Zusammenarbeit der EU mit den Herkunfts- und
Transitstaaten und Maßnahmen für
Foto (c) Bundesregierung / Bergmann
eine verbesserte Koordinierung der
Flüchtlingsaufnahme in Europa waren Kernpunkte in den Brüsseler Gesprächen,
angesichts derer Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zugleich aber betonte: „Im
Zentrum der Diskussion stand die Rettung von Menschenleben. Das war das,
was uns heute bewegt hat, gemeinsam an einer solchen Gesamtstrategie zu arbeiten.“ Es müsse, so die Kanzlerin, alles dafür getan werden, „dass das Mittelmeer ein Meer ist, auf dem Menschen nicht umkommen.“ Die in Brüssel beschlossenen Maßnahmen seien dabei ein erster Schritt, dem zugleich aber viele
weitere Schritte so zügig wie möglich folgen müssten. EE
Weitere aktuelle Informationen zum Thema Flüchtlinge finden Sie hier EE auf
der Website der Bundesregierung. Ein aktuelles Interview des Bundesinnenministers zur Flüchtlingsproblematik finden Sie hier EE.
BESUCH IN BERLINER PFLEGEEINRICHTUNG
Dankesworte für Unterstützung in einer besonderen
Form: „Sie haben der wichtigen
Arbeit der Pflege ein sympathisches Gesicht gegeben und so
den Menschen in Deutschland
gezeigt, dass das Pflegestärkungsgesetz auch dort ankommt, wo es benötigt wird.
Hierfür bin ich ihnen sehr
Foto (c) BMG / Höfler
dankbar“, betonte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe bei seinem Rundgang durch das Seniorenpflegeheim Domicil in Berlin-Friedrichshain im Gespräch mit mehreren Testimonials, die sich für die Plakatserie der Informationskampagne „Wir stärken die
Pflege“ EE zur Verfügung gestellt hatten. Gröhe sprach bei seinem Besuch
auch mit drei neuen Betreuungskräften, die aufgrund einer Neuregelung im Ersten Pflegestärkungsgesetz EE eingestellt werden konnten. Die drei Frauen sind
seit dem 1. Februar 2015 in der hauptstädtischen Einrichtung tätig und stehen
stellvertretend für die etwa 20.000 neuen Betreuungskräfte in Deutschland, die
im Zuge der gesetzlichen Neuerung ihre Arbeit in Pflegeeinrichtungen aufnehmen werden. „Rund die Hälfte der stationären Altenpflegeeinrichtungen haben
bereits im ersten Quartal die neuen Möglichkeiten zur Verbesserung der Betreuungssituation genutzt. Das heißt: Bereits nach wenigen Wochen entfaltet das
Erste Pflegestärkungsgesetz spürbare Wirkung. Das ist gut für die Bewohnerinnen und Bewohner, denen mehr Zuwendung und Betreuung zuteil wird. Und das
ist auch gut für die Pflegekräfte, die dadurch entlastet werden“, betonte Gröhe
in Berlin. Was diese Verbesserung im Zuge des Ersten Pflegestärkungsgesetzes
bedeutet, zeigt sich beispielhaft im Seniorenpflegeheim Domicil: Dank der drei
neuen Betreuerinnen konnte das Angebot für die 190 Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung bereits deutlich ausgebaut werden, zwei weitere Stellen
werden zudem noch besetzt. „Von neuen Kursangeboten über eine bessere
Abendbetreuung bis zum einfachen Zeitverbringen sind unsere neuen Mitarbeiterinnen eine große Hilfe auf allen Ebenen“, erklärte die Pflegeheimleiterin Angelika Kirchner beim Besuch des Bundesgesundheitsministers.
Hintergrundinformationen zum Thema Pflege finden Sie hier EE auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit.
HYDRO ALUMINIUM:
NEUE RECYCLINGANLAGE
Grundsteinlegung für ein wegweisendes Projekt: Im Beisein
von Hermann Gröhe MdB,
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und des Neusser Bürgermeisters Herbert Napp begann die Hydro Aluminium
Rolled Products GmbH EE am
vergangenen Montag im
Rheinwerk Neuss mit dem Bau
Foto (c) Anja Tinter / Hydro
der Recyclinganlage „Used Beverage Can Line“. Aluminium lässt sich mit geringem Energieeinsatz immer wieder für eine Nutzung einschmelzen und ist daher für eine nachhaltige Materialwirtschaft von besonderer Bedeutung. Die Aufgabe der nun in Neuss entstehenden neuen Recyclinganlage besteht darin, mit einer besonders energieeffizienten Technik insbesondere aus gebrauchten Getränkedosen bis zu 45.000 Tonnen Aluminium pro Jahr für den nächsten Anwendungszyklus zu gewinnen. Hermann Gröhe zeigte sich im Gespräch mit Hydro-Vorstand Kjetil Ebbesberg
beeindruckt davon, dass in Neuss das weltweit modernste Recyclingcenter für
Aluminiumdosen gebaut wird, und freute sich über die weitere Stärkung des
Rhein-Kreises Neuss als Wirtschaftsstandort.
NEUES AUS DEM PARLAMENT
Völkermord an den Armeniern:
Gedenken des Bundestages
„Das, was mitten im Ersten Weltkrieg im
Osmanischen Reich stattgefunden hat, unter den Augen der Weltöffentlichkeit, war
ein Völkermord.“ Diese klaren Worte von
Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert EE standen am Beginn der Debatte
des Deutschen Bundestages am 24. April
aus Anlass der Vertreibungen und des Genozids an den Armeniern vor exakt 100 Jahren.
Etwa 1,5 Millionen Menschen fielen den systematischen Massakern des Osmanischen
Reiches an den Armeniern seit dem Jahr 1915
zum Opfer. Mit Blick auf den Völkermord an
den Armeniern hob Lammert auch die Mitverantwortung des Deutschen Reiches unter Kaiser Wilhelm II. hervor: „Diese Mitschuld einzuräumen, ist Voraussetzung unserer Glaubwürdigkeit gegenüber Armenien
wie der Türkei.“ In der anschließenden Debatte verdeutlichte Dr. Norbert Röttgen
MdB EE als Vorsitzender des Auswärtigen
Ausschusses, dass im gemeinsamen Antrag
der Bundestagfraktionen von Union und
SPD EE bewusst der Begriff Völkermord
verwendet worden sei. Der Antragstext betont, das Schicksal der getöteten Armenier
stehe „beispielhaft für die Geschichte der
Massenvernichtungen, der ethnischen Säuberungen, der Vertreibungen, ja der Völkermorde, von denen das 20. Jahrhundert auf
so schreckliche Weise gezeichnet ist.“ Es sei,
so Röttgen, „ein zwingendes Gebot der Solidarität mit den Opfern und ihrer Nachfahren, von den Verbrechen als Verbrechen des
Völkermordes zu sprechen.“
WICHTIGE TERMINE
E 5 . Mai 2015
Grußwort anlässlich der 19. Bundestagung
des Verbandes katholischer Altenhilfe in
Deutschland e. V., Berlin.
E 8. Mai 2015
Gedenkstunde im Deutschen Bundestag
zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten
Weltkriegs, Berlin.
E 12. Mai 2015
Rede anlässlich des 118. Deutschen Ärztetages, Frankfurt / Main.