Naturalismus Die Naturalisten versuchten die Natur so wiederzugeben, wie sie ist. In ihrer Literatur entwickelten sie revolutionäre Neuerungen. 1. Im Gedicht „Ein Tag ohne dich ist kein Tag!“ sehnt sich die Stimme des Gedichts (das lyrische Ich) nach einer anderen Person. Wer könnte diese sein und wieso sehnt sich das lyrische Ich nach dieser Person? Wer wird herbeigesehnt? Weshalb? 2. Schreibe die Adjektive des Gedichts heraus. Welche Grundstimmung des Textes lässt sich allein durch diese Wörter feststellen?: Adjektive: Grundstimmung: 3. Die Gedichte von Arno Holz unterscheiden sich deutlich von jenen in den letzten TOPIC-Aus- gaben. Sieh dir noch einmal die zwei Gedichte von Theodor Fontane in TOPIC-Lyrik des Märzheftes an. Diese folgen in ihrem Rhythmus und ihrem Metrum (der Abfolge von betonten und unbetonten Silben) einem bestimmten Schema. Die Texte von Holz sind dagegen sehr frei gehalten. Welche Unterschiede fallen dir sonst noch auf? Zusätzliche Hilfe zur Beantwortung dieser Aufgabe findest du im Infotext auf Blatt 2. Rhythmus und Metrum: Fontane Holz geregelt sehr frei Strophen Verslänge Reime Druckbild (optischer Aufbau) 4. Arno Holz hat sein Gedicht „Draußen die Düne“ bewusst sehr kurz und knapp gehalten. Gib in Stichworten wieder, was in diesem Text passiert, wo sich das lyrische Ich befindet und wie es sich fühlt. Wo? Wie? Was? www.lehrerservice.at Ein Arbeitsblatt zur Zeitschrift TOPIC, Ausgabe April 2015, Seite 30, Blatt 1 von 3 Redaktion: Mag. Helmut Voit © JUNGÖSTERREICH Zeitschriftenverlag, Innsbruck Naturalismus 5. Der Dichter verzichtet in seinem Text auf alle Verben. Füge die fehlenden Verben ein, die deiner Meinung nach passen. Vielleicht gelingt es dir dabei, Formen von „sein“ möglichst zu vermeiden. 6. Schreibe nun dein eigenes Gedicht. Nachdem beide Texte von Holz etwas schwermütig sind, vielleicht etwas Positiveres. Stell dir vor, die herbeigesehnte Person ist nun hier. Das Gedicht trägt dann den Titel: „Ein Tag … mit dir ist … ein Tag!“. Versuche die Formensprache von Arno Holz in Bezug auf Rhythmus, Strophen, Verse, Reime und Druckbild zu übernehmen. Baue auch Pausen (im Gedicht durch Punkte ausgedrückt) in den Text mit ein, wo sie dir passend erscheinen. Überlege dir vor dem Schreiben, welche Gefühle in dieser Situation vorherrschen könnten und wie du diese ausdrücken kannst. Du kannst dich inhaltlich an dem Gedicht von Holz orientieren oder etwas ganz eigenes schreiben. Übernimm jedoch die, leicht veränderte, letzte Strophe des Gedichts auch als letzte Strophe deines Textes. Mehrmalige Wiederholungen eines Wortes betonen etwas besonders. Nah … bei mir … nah bist … du, nah! 7. Gedichte sind nicht nur dafür gemacht, um bloß leise gelesen zu werden. Ihren ganzen Reiz entfalten sie erst, wenn sie rezitiert, also vorgetragen, werden. Trage dein Gedicht oder eines von Arno Holz vor der Klasse vor. Achte dabei auf den Sinn und Rhythmus des Textes sowie auf die eingebauten Pausen. Naturalismus (circa 1875 bis 1900) In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlangten die Naturwissenschaften immer mehr Einfluss auf das Denken der Menschen. Die Natur wurde nun als allgemeines Organisationsprinzip des Lebens betrachtet, die auch die künstlerischen Formen prägte. Der Realismus (TOPIC März 2015) versuchte die Wirklichkeit „poetisiert“ wiederzugeben. Der Naturalismus hingegen möchte die Welt naturgetreu so darstellen, wie sie ist. Der Dichter selbst und seine Deutung der Wirklichkeit traten in den Hintergrund. Besonders deutlich machte diese Ansicht die Formel „Kunst = Natur - x“, die du auch in deinem TOPIC findest. Das „x“ steht hier für die künstlerischen Darstellungsmittel und ihre Anwendung durch die Autoren. Thematisch befassten sich die Naturalisten mit den Auswirkungen der modernen Zivilisation, sozialen Missständen, dem Leben in der Großstadt und mit moderner Technik. Aber auch die Natur selbst blieb ein zentrales Motiv. Der Naturalismus verstand sich als revolutionäre Bewegung, die mit bisherigen Traditionen radikal brechen wollte. Die Lyriker Johannes Schlaf und vor allem Arno Holz ließen sich auf Sprachexperimente ein und schufen mit ihrer Prosalyrik eine neue Formensprache. Die Gedichte sollten nur mehr einem natürlichen Rhythmus gehorchen, auf die Einheit von Vers und Strophe wurde verzichtet. In seinem Gedichtband „Phantasus“ ließ sich Arno Holz zusätzlich etwas Neues einfallen, indem er seine Verszeilen um eine gedachte Mittelachse zentrierte. Diesen Stil nennt man daher auch Mittelachsenlyrik. Bekannte Vertreter der europaweiten Strömung des Naturalismus waren unter anderen Ludwig Anzengruber, Fjodor Michailowitsch Dostojewski, Gerhart Hauptmann, Henrik Ibsen, August Strindberg, Leo Tolstoi und Émile Zola. www.lehrerservice.at Ein Arbeitsblatt zur Zeitschrift TOPIC, Ausgabe April 2015, Seite 30, Blatt 2 von 3 Redaktion: Mag. Helmut Voit © JUNGÖSTERREICH Zeitschriftenverlag, Innsbruck Information für Lehrer/innen ➜ Hinweise zum Arbeitsblatt In diesem Schuljahr beschreitet TOPIC-Lyrik einen neuen Weg. Jedes Heft widmet sich, in chronologischer Reihenfolge, einer bestimmten Literaturepoche. Im Magazin finden Sie einen oder mehrere Texte aus der jeweiligen Zeit. Auf dem Arbeitsblatt von lehrersevice.at gibt es dazu entsprechende Aufgaben sowie einen kurzen Infotext zur Epoche. Dieser stellt die besonderen Merkmale der Zeit im Überblick dar und ist auch als Unterrichtsbehelf für die Schülerinnen und Schüler zum Sammeln gedacht. Die beiden Gedichte von Arno Holz auf der TOPIC-Lyrikseite sind aus verschiedenen Gründen für die Verwendung im Unterricht besonders brauchbar. Zum einen stellen die Gedichte mit ihren Sprachexperimenten und ihrer neuen Formensprache den Aufbruch in die Moderne dar. Im direkten Vergleich mit traditionelleren Gedichten, hier die Texte von Fontane aus der letzten TOPIC-Lyrikseite, lassen sich die Unterschiede zu dem, was gemeinhin mit Lyrik verbunden wird, deutlich erkennen. Die Einheit von Vers und Strophe wird aufgelöst, auf einen Reim verzichtet und der Text, optisch sofort erkennbar, an der Mittelachse ausgerichtet. Zum anderen bieten die Gedichte den Schülerinnen und Schülern als Vorlage die Möglichkeit, ihre eigene Textproduktion möglichst frei von Formenvorgaben zu üben und mit Texten zu experimentieren. ➜ So könnten Sie das Arbeitsblatt einsetzen Jede Aufgabe kann als Einzel- oder Gruppenarbeit durchgeführt werden. zu Aufgabe 3: Bei Bedarf können die Grundbegriffe der Lyrik vor der Lösung der Aufgabe noch einmal in der Klasse wiederholt werden. zu Aufgabe 5: Durch die Vermeidung des Verbs „sein“ sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Phantasie spielen lassen und ihre sprachlichen Fertigkeiten üben. zu Aufgabe 6: Sie können vorgeben, ob sich die Schülerinnen und Schüler am Text von Holz orientieren oder etwas ganz eigenes verfassen sollen. zu Aufgabe 7: Der Vortrag der Gedichte kann auch in Form eines Wettbewerbs stattfinden. www.lehrerservice.at Ein Arbeitsblatt zur Zeitschrift TOPIC, Ausgabe April 2015, Seite 30, Blatt 3 von 3 Redaktion: Mag. Helmut Voit © JUNGÖSTERREICH Zeitschriftenverlag, Innsbruck
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