36 Monate 1,8 %* Die sichere Adresse für Sparer Eröffnen Sie jetzt Ihr Sparkonto und profitieren Sie von den attraktiven Zinsen der DenizBank. * Zinssätze p.a., gültig nur für Privatpersonen und bis auf Widerruf. Tagesgeld 1,0 %* www.denizbank.at Contact Center 0800 88 66 00 DenizBank ist ein Unternehmen der Sberbank Gruppe. SEIT 1848 DONNERSTAG, 19. FEBRUAR 2015 · PREIS: 2,20 EURO · NR. 20.428*** · DIEPRESSE.COM Ostukraine. Die prorussischen Rebellen festigen mit der Eroberung des Verkehrsknotenpunkts Debaltsewo ihre Herrschaft. Was ist das Minsker Friedensabkommen noch wert? THEMEN Debakel für Kiew FILM Musical im Urgrund der Wälder Aus der Ukraine berichtet JUTTA SOMMERBAUER I n langen Kolonnen aus Panzern und Militärlastkraftwagen trat die ukrainische Armee am Mittwoch ihren Rückzug aus dem umkämpften Debaltsewo an. Bis zu 2000 Soldaten sollen im knapp 50 Kilometer entfernten Artjomowsk eingetroffen sein. Manche halten die ukrainische Fahne hoch, andere winken, die Gesichter dreckig. Mindestens 40 haben die Schlacht um die Stadt nicht überlebt. Im Hof des Artjomowsker Leichenschauhauses reihen sich Särge aus hellem Holz aneinander. In die Spitäler der Kleinstadt wurden mehr als 100 Verwundete eingeliefert. Der Rückzug fand über die einzige Landstraße statt, die für die ukrainische Armee offen geblieben war, nachdem die Versorgungslage der Armee- und Freiwilligenverbände sich in den vergangenen Tagen zugespitzt hatte. 80 Prozent der in Debaltsewo Stationierten sollen in Sicherheit sein. Die russische Militärplanung und Unterstützung war in Debaltsewo sehr offensichtlich gewesen. Zurückgekehrte Ukrainer präsentierten Abzeichen russischer Soldaten. Alexander Lentsow, ein General der russischen Streitkräfte, soll die Offensive der russischen und prorussischen Kämpfer koordiniert haben. „Gegen die modernen Waffen des Feindes hatten wir keine Chance“, erklärte ein ukrainischer Rückkehrer. „Geplanter und organisierter Rückzug“ Der ukrainische Präsident, Petro Poroschenko, wollte es nicht in solch drastischen Worten ausgedrückt wissen. Bei einer kurzfristig anberaumten Visite im Krisengebiet versuchte der Präsident, gekleidet in Militäruniform, die Schlappe schönzureden. Er sprach von einem „geplanten und organisierten Rückzug“. Am Abend wurde Poroschenko in Kiew zur Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates erwartet. In der Ukraine wird über die Einführung des Kriegsrechts diskutiert, das die Wirtschaft den Kriegszielen im Osten unterordnen würde. An Debaltsewo sind die Verhandlungen in Minsk in der Vorwoche beinahe geschei- „Into the Woods“ von Regisseur Bob Marshall erinnert an das klassische, allen Wirklichkeiten trotzende Hollywood-Musical. S. 23 STUDIE Griechenland: Was Zahlen verraten RBI-Chefanalyst Brezinschek rückt das Bild zurecht, das die Regierung in Athen von der griechischen Lage zeichnet – und zeigt Verhandlungsspielräume auf. S. 4 ÖVAG tert, die strittige Frage ist letztlich ausgeklammert worden. Doch die andauernden Kampfhandlungen in Debaltsewo drohten die Deeskalationsmaßnahmen von Minsk II sogleich zu unterminieren. Eine Feuerpause hat es dort – anders als in anderen Abschnitten, wo sich die Lage seit Samstagnacht beruhigt hat – nie gegeben. Die Separatisten haben offen erklärt, Debaltsewo einnehmen zu wollen, die Ukrainer anfangs einen Abzug abgelehnt. Es war klar: Der Stärkere würde siegen. Mit der Aufgabe von Debaltsewo verliert Kiew einen strategischen Vorteil, wie Wolodymyr Gorbatsch vom Kiewer Institut für Euro-Atlantische Zusammenarbeit im Gespräch mit der „Presse“ sagt: „Mit der Kontrolle von Debaltsewo war die Hoffnung auf Konfliktregulierung verbunden. Jetzt geht es eindeutig in Richtung Einfrieren.“ Denn über Debaltsewo verläuft nicht nur der Straßen- KOMMENTAR Die ostukrainische Armee zog ihre geschlagenen Soldaten aus Debaltsewo ab. [ Reuters ] Mehr zum Thema: Maidan: Blick zurück auf den Platz, wo alles anfing. .................. S. 2, 3 „Grüne Männchen“ und „verdächtige russische“ Waffen ........................ S. 3 diepresse.com/ukraine VON MICHAEL LACZYNSKI In Brüssels strenger Kammer W ir leben in voyeuristischen Zeiten. Während dies- und jenseits des Atlantiks Vorstadtweiber die Kinos stürmen, um die Verfilmung des Sadomaso-Bestsellers „Fifty Shades of Grey“ zu sehen, werden in der strengen Kammer der Europäischen Union gänzlich andere Unterwerfungsrituale praktiziert – statt Latex, Lack und Leder gibt es im Brüsseler Folterkeller Statistiken, Spreadsheets, und Schuldendienste. Je länger der coram publico ausgetragene Machtkampf zwischen der neuen griechischen Regierung und ihren europäischen Gläubigern andauert, desto mehr überkommt einen unbeteiligten Beobachter das Gefühl, dass die Staatsschuld der neue Softporno des politisch interessierten Euro- päers ist. Mit einer Mischung aus Angst und Wollust verfolgt das europäische Bürgertum die jüngsten Wendungen in dem Kammerspiel, die von Medien schonungslos ausgebreitet werden: Gelingt es Wolfgang „Geiz ist geil“ Schäuble, den ungestümen, freiheitsliebenden griechischen Finanzminister, Yanis Varoufakis, mit einer Seidenkrawatte an den Verhandlungstisch zu fesseln? Kann der charismatische Populist Alexis Tsipras der Berliner Domina Angela Merkel die Handschellen entwenden? Wie weit werden die Folterknechte aus Frankfurt ihre monetären Machenschaften treiben, bevor die Schmerzen unerträglich werden? Welches undurchsichtige Spiel verfolgt Jean-Claude Juncker, der Chef des Brüsseler Swingerklubs? Wer schreit als Erster „Ich ergebe mich! Macht mit mir alles, was ihr wollt“? Wir wissen es nicht. Und warten auf die Fortsetzung des prickelnden Abenteuers. Man könnte diese Faszination für ein gesundes Symptom halten, denn das – im wahren Sinn des Wortes – fesselnde SM-Schauspiel hat zur Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit beigetragen. Man kann die Dinge aber auch negativ betrachten – und darauf hinweisen, dass die Schuldenkrise die EU versaut hat. Oder kann sich jemand künftige Europapolitik ohne Peitsche vorstellen? Für eingefleischte Masochisten mag das eine erregende Vorstellung sein. Für den Rest von uns eher nicht. verkehr zwischen Donezk und Luhansk, sondern auch die Eisenbahn. „Wer diesen Punkt kontrolliert, kontrolliert die Kohlelieferungen in die Ukraine oder nach Russland“, sagt Gorbatsch. Mit dem Verkauf von Kohle können die Separatisten ihr wirtschaftliches Überleben sichern. Appelle des Westens Besteht nach der Einnahme von Debaltsewo durch die Separatisten eine Chance für Minsk II? Geben sich die Separatisten wie angekündigt mit Debaltsewo zufrieden? Diese Fragen sind entscheidend für den weiteren Verlauf des Konflikts. Gorbatsch zeigt sich skeptisch: „Putin und die Separatisten haben sich noch nie an die Vereinbarungen gehalten.“ Die prorussischen Freischärler könnten auf weitere Gebietsgewinne hoffen; und auch Kiew hat ein Argument mehr auf seiner Seite, um den Abzug der schweren Waffen zu verzögern. International verstärkten sich jedenfalls die Appelle zur Einhaltung des Abkommens. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte von Moskau offen den „Abzug all seiner Truppen“ aus der Ostukraine. EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini drohte mit neuen Sanktionen, sollten die Separatisten nicht auf Gewaltanwendung verzichten. Am Mittwochabend wollte Präsident Franc¸ ois Hollande mit Petro Poroschenko, Russlands Staatschef, Wladimir Putin, und der deutschen Bundeskanzlerin, Angela Merkel, telefonieren: Es dürfte die letzte Rettungsaktion für Minsk II sein. Brisante Weisung bei Ermittlungen Das Justizministerium kritisiert, dass die Staatsanwaltschaft gegen einen Banker nur unzureichend ermittle. S. 15 INLAND U-Ausschuss: Feilschen bis zum Schluss Kritik an Nationalratspräsidentin Doris Bures und an der Auswahl der Kandidaten, die je zur Hälfte als rot oder schwarz gelten. Die Besetzung könnte noch wichtig werden. S. 9 NAVIGATOR F ÜB ER 2.000 ARTI KE L AU . DAUE R PR EI SG ES EN KT Weltjournal ............. S. 8 Veranstaltungen, Kino, Radio & TV .......... S. 12 Society .................. S. 13 Sport ...................... S. 14 Aktien, Fonds .... S. 20 Wetter ................... S. 28 Impressum ......... S. 28 24 Stunden ........ S. 28 [ Fotos: APA, Disney ] � www.meindm.at www.dm-drogeriemarkt.at � www.facebook.com/dm.oesterreich [email protected] PREIS: Italien € 3,50. „DIE PRESSE“, 1030 Wien, Hainburger Str. 33; PF 33. ) (01) 514 14 DW 250 (Wortanzeigen), DW 193 (Anzeigen) Fax: DW 400 (Redaktion). 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