Leseprobe zum Titel: Badische Zeitung

Aus dem Innenleben des Vatikans – Interview mit Georg Gänswein (Magazin)
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Lahr · Samstag, 24. Januar 2015
Nr. 19/04 – 70. Jahrgang E 04394
Montag – Freitag: € 1,70
Samstag: € 2,00
20 000 bei Demo
gegen Pegida in
Freiburg
TAGESSPIEGEL
Freihandelszone mit Russland
Ein hilfloses
Signal
Friedlicher Protest
FREIBURG (BZ). 20 000 Menschen haben
am Freitagabend nach Angaben der Polizei in der Freiburger Innenstadt gegen Pegida demonstriert. Auf Transparenten
und in Reden machten sie deutlich, dass
sich die Mehrheit von ausländerfeindlichen Parolen der Pegida-Bewegung abgrenzt. Der Rektor der Freiburger Uni,
Hans-Jochen Schiewer, sagte in seiner Rede: „Die Uni ist multikulturell.“ Ein Privatmann hatte zu der Demonstration aufgerufen, Stadt und Parteien sprangen ein,
als offenbar wurde, dass der große Zuspruch den Rahmen dessen sprengen
würde, was ein Einzelner organisatorisch
bewältigen könnte. Der Protestzug wurde
von der Polizei begleitet und verlief friedlich. Es war eine der größten Demonstrationen, die je in Freiburg stattgefunden
haben.
Land und Region, Seite 9
Deutlich mehr Menschen als erwartet kamen zur Anti-Pegida-Demonstration in Freiburg.
FOTO: THOMAS KUNZ
Machtwechsel in
Saudi-Arabien
Merkel macht Putin Angebot
König Abdullah gestorben
Bundesregierung für Gespräche über Freihandelszone / Offensive der Separatisten in der Ukraine
RIAD (dpa). Nach dem Tod des saudischen Königs Abdullah ist die Macht in
dem konservativen Golf-Königreich reibungslos an seinen Halbbruder Salman
übergegangen. Beobachter erwarten,
dass der neue Regent (79) den Kurs seines
Vorgängers (91) fortsetzt. „Wir werden
an der rechtschaffenen Politik festhalten,
die Saudi-Arabien seit der Gründung
durch König Abdulaziz verfolgt hat“, sagte Salman am Freitag in seiner ersten
Fernsehansprache nach dem Machtwechsel. Hunderte Menschen sprachen
am Mittag in der Turk-bin-Abdullah-Moschee in der saudi-arabischen Hauptstadt
Riad das Totengebet für den verstorbenen
König Abdullah. Begleitet von einer Menschenmenge trugen Familienmitglieder
den verhüllten Leichnam hinaus. Im Beisein von Verwandten wurde er beerdigt.
Am Abend schworen Mitglieder der Königsfamilie und Bewohner des Landes König Salman in einem Palast ihre Treue.
Abdullah war nach langer Krankheit gestorben.
Seiten 4 und 7
FLORENZ/BERLIN (dpa). Die Bundesregierung hat Russland einen gemeinsamen Wirtschaftsraum mit der EU bei einer Lösung des Ukraine-Konflikts in Aussicht gestellt. Dabei greift sie eine vier
Jahre alte Idee des russischen Präsidenten auf. Im Ukraine-Konflikt droht derweil eine weitere Eskalation.
VOR ORT
Claudia Zakrocki:
von Lahr nach Berlin
LAHR (BZ). Claudia Zakrocki, genannt
Cloudy Z., ist gebürtige Lahrerin. Mittlerweile ist sie nur noch selten zu Besuch in der Ortenau, denn sie ist in
Berlin vielbeschäftigt als Modebloggerin, Online Editor, freischaffende
Modejournalistin und Social Media
Consultant. Über ihre Jugend in Lahr,
die Liebe zur Mode und die Fashion
Week in Berlin gibt sie im BZ-Interview
Auskunft. 2005 machte sie Abitur am
Scheffel-Gymnasium. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte in Heidelberg, bevor sie 2011 nach
Berlin zog.
Lahr, Seite 25
Kultur
Fernsehprogramm
Sport
Seite 13
Seite 16
Seite 18
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
sagte am Freitag in Florenz, Gespräche zwischen der Europäischen Union und der Eurasische Wirtschaftsunion seien möglich.
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD)
ging weiter: „Putins Idee einer Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok ist
denkbar, am besten sogar von New York bis
Wladiwostok.“
Beide hatten ihr Angebot am Donnerstag
beim Weltwirtschaftsforum in Davos unterbreitet. Es knüpft an Überlegungen Wladimir Putins aus dem Jahr 2010 an, auf die
Merkel damals sehr reserviert reagiert hatte. Der Eurasischen Wirtschaftsunion gehören Russland, Weißrussland, Armenien
und Kasachstan an, Kirgistan soll in diesem
Jahr hinzukommen. Bisher sind alle diplomatischen Bemühungen um eine Entspannung im Ukraine-Konflikt ins Leere gelaufen. In den Kämpfen zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischen Regierungstruppen sind laut UNO insgesamt
mehr als 5000 Menschen getötet worden.
„Wir müssen alles daran setzen, auf diplomatischem Wege voranzukommen. Jeden Tag sterben Menschen“, sagte Merkel.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier
mahnte auf einer Nordafrika-Reise: „Wenn
wir die vielleicht letzte Chance auf eine politische Lösung nutzen wollen, dann bleibt
nicht viel Zeit.“ Gabriel betonte, dass man
trotz der verheerenden Lage in der Ostukraine über die Zeit nach dem Konflikt nachdenken müsse. „Europa darf das europäische Russland nicht aufgeben“, sagte der
SPD-Chef. Gefragt sei eine „kluge Doppelstrategie“: Fortsetzung der Sanktionen, bis
die Umsetzung des Minsker-Abkommens
beginnt – zugleich das Angebot an Putin für
eine stärkere Wirtschaftskooperation.
Die prorussischen Separatisten in der
Ostukraine wollen derweil ihre Angriffe
auf Regierungstruppen verstärken. „Wir
werden unsere Offensive bis an die Grenzen der Region Donezk treiben“, sagte der
Donezker Rebellenchef Alexander Sachartschenko. „Von unserer Seite wird es keinen Anlauf für Waffenstillstandsgespräche
geben“, zitierte ihn die russischen Nachrichtenagentur Interfax. Damit stellte er
sich gegen Absprachen der Außenminister
der Ukraine, Russlands, Frankreichs und
Deutschlands, die am Mittwoch vereinbart
hatten, dass die Konfliktparteien schwere
Waffen aus einer Pufferzone abziehen sollten. Im Konfliktgebiet Lugansk wurde am
Freitag der Bürgermeister der von Separatisten kontrollierten Stadt Perwomaisk erschossen aufgefunden.
Der lettische Außenminister Edgars Rinkevics forderte angesichts der Wirkungslosigkeit des Minsker Abkommens, die EU
müsse überlegen, wie Druck auf Russland
ausgeübt werden könne. Lettland hat die
EU-Präsidentschaft inne.
Tagesspiegel
Ein gemeinsamer Wirtschaftsraum von
Lissabon bis Wladiwostok – ja, davon
hatte auch Wladimir Putin einst gesprochen. Und vielleicht hätte man die neue
Konfrontation mit Russland tatsächlich
verhindern können, wenn die Europäische Union schon damals darauf eingegangen und ernsthafte Gespräche über
eine Freihandelszone mit Moskau begonnen hätte. Vielleicht hätte sich dann
am Assoziierungsabkommen zwischen
der EU und der Ukraine nie der große
geopolitische Showdown mit Russland
entzündet. Vorbei, zu spät – diese Chance hat der Westen vertan. Zu viel ist seit
Putins Angebot vor vier Jahren passiert;
jetzt sprechen die Waffen. Zu weit ist Putin gegangen mit dem Landraub auf der
Krim und der verdeckten Invasion im
Donbass, als dass es jetzt noch möglich
wäre, mit einer vagen Aussicht auf mehr
wirtschaftliche Kooperation zu einem
Interessenausgleich zu kommen. Putin
kämpft mit allen Mitteln gegen einen
Westkurs der Ukraine, er hat dabei
Sanktionen des Westens in Kauf genommen. Für ein handelspolitisches Zuckerstückchen wird er jetzt weder die Krim
noch seine Destabilisierungspolitik in
der Ukraine aufgeben. Auch Angela
Merkel und Sigmar Gabriel können
nicht ernsthaft darauf hoffen. So hilflos
ihr Vorstoß aber wirkt: Richtig ist, dass
man irgendwann mit Russland über
mehr reden muss als nur einen Waffenstillstand in der Ostukraine. Was die
Kanzlerin und ihr Vize mit dem Vorstoß
signalisieren, ist, dass Berlin dazu jetzt
bereit ist.
Dietmar Ostermann
Das Wetter
Bewölkt, nachmittags Schnee oder
Regen. Bis 3 Grad.
Wetterbericht, Seite 11
Die Börse in Kürze
Dax
10649,58
+ 2,05 %
Dow Jones
23.01.2015
Euro
17765,46
1,1147 $
– 0,27 % / 20:20 Uhr
– 3,88 %
Börsenkurse und Wirtschaft, Seite 22
UNTERM STRICH
BZ-SERIE
Pseudo-Frohsinn
D I E ÄL T ER EN
KEHR EN Z UR ÜCK
Jeder Zweite über
55-Jährige kann
sich mittlerweile
vorstellen, auch jenseits des Rentenalters noch beruflich
aktiv zu sein – sei es
aus Spaß, Zeitvertreib oder des Geldes
wegen. Doch nur wenigen Betrieben
ist es bislang gelungen, die Arbeit auf
das Alter und das Älterwerden abzustimmen. Mehr über Vorurteile und
Leuchtturmprojekte auf der
Seite 44
Warum es zwischen zwei Narrenvereinigungen knirscht / Von Thomas Fricker
Der Kenner ist vor Vorfreude schon zappelig. „S’goht dagega“, frohlockt er innerlich. Die schwäbisch-alemannische Fastnacht nähert sich rasant – wer’s mag, der
darf sich bald an Frohsinn und Narretei
berauschen (oder an allerlei Elixieren,
über die wir an dieser Stelle das Narrenhäs des Schweigens breiten).
Bloß der eine oder andere Fastnachtsfunktionär scheint noch nicht so recht in
Stimmung zu sein. Jedenfalls hat, falls
denn Baden Online Roland Wehrle, den
Chef der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte ( VSAN), richtig zitiert, eben dieser auf der Hauptversammlung seiner Vereinigung gerade ordentlich vom Leder gezogen.
Es ging – wieder einmal – um den Ortenauer Narrenbund (ONB). Mit dem war
die VSAN vor Jahren schon einmal über
Kreuz gewesen – wegen eines Büchleins,
das der Narrenbund veröffentlichen wollte und sich dabei ziemlich ungeniert mancher Inhalte bediente, für die die VSAN
Urheberrechte geltend machte. Nun präsentierte Wehrle ein neues Konzept zur
Verbandsjugendarbeit – und erläuterte es
in klassischer Abgrenzungsrhetorik: „Wir
brauchen keine Pseudo-Jugendakademie,
wir brauchen Jugendliche und junge Erwachsene, die sich aktiv in die Zunft- und
Verbandsarbeit einbringen.“
Für den ONB war das eine Frechheit.
Er ist mächtig stolz auf seine Jugendar-
beit, die ihm Preis und Anerkennung eingebracht hat. Seit fünf Jahren firmiert diese Arbeit unter dem Stichwort Jugendakademie. An diesem Samstag feiert man in
Rheinbischofsheim das 22-jährige Jugendverbandsjubiläum.
Er wisse nicht, sagt ONB-Präsident Rainer Domfeld, ob Wehrle seine Attacke terminiert habe, „um unser Jubiläum zu vermiesen“. Aber die gute Laune lasse er sich
ohnehin nicht verderben. Im Übrigen sei
Wehrles Club eine „tolle Vereinigung“.
Schlecht würde er, Domfeld, über die
VSAN niemals reden. Wie Wehrle über
den ONB redet, wollte die BZ am Freitag
erfahren. Die Anfrage blieb indes bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Lahr
62204
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