Rheinpfalz 04.08.2016 Ärger über Lärm am Mandelring

DIE RHEINPFALZ
— NR. 180
A KT U EL L NO TI ER T
Jugendschutzkontrolle:
Kaum „Rucksacksaufen“
Nach Jugendschutzkontrollen am vergangenen Wochenende haben Stadtverwaltung und
Polizei den Eindruck, dass das sogenannte
Rucksacksaufen, also der Konsum mitgebrachter, hochprozentiger alkoholischer Getränke, „kaum noch stattfindet“. Ihre gemeinsamen Teams kontrollierten von Freitag, 20
Uhr, bis Samstag, 2 Uhr, auf der Jakobuskerwe
in Hambach, in der östlichen Randlage Hambachs sowie in der Innenstadt im Bereich Viehberg/Mozartstraße, Bahnhofs-/Saalbauvorplatz, Friedrichstraße und Wallgasse. Eingesetzt waren insgesamt vier Beamte aus dem
Ordnungsamt, dem Jugendamt und der Polizeiinspektion. Lediglich an zwei Ausschankstellen der Jakobuskerwe mit Alkoholverkauf
habe der vorgeschriebene und von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellte Aushang
zum Jugendschutzgesetz gefehlt, so die Zusammenfassung. „Insoweit zeigt sich der Erfolg unserer Bemühungen der vergangenen
Jahre, als wir mit Polizeiverordnungen und
Aufenthaltsverboten gegen Alkohol- und Gewaltexzesse vorgingen“, bilanziert Ordnungsdezernent Georg Krist. |rhp
Verkehrsschild wird erneuert:
Sperrung auf Winzinger Straße
Am Samstag, 6. August, wird in der Winzinger
Straße eine halbseitige Fahrbahnsperrung eingerichtet. Nach Angaben der Stadtverwaltung
ist der Eisenbahntunnel zwischen Landauer
Straße und Spitalbachstraße betroffen. Grund
für die Sperrung ist laut Tiefbauabteilung, dass
ein Hinweisschild erneuert werden muss. Dieses regelt die Durchfahrtsbeschränkung für
diesen Tunnel und wurde unlängst bei einem
Unfall beschädigt. Gearbeitet wird zwischen 6
und voraussichtlich 15 Uhr. Fußgänger können
die Baustelle passieren. |rhp
T A GE STHE MA
Premiere in der Pfalz
Im Dornröschenschlaf
Im Westen Neustadts, am Nollenkopf, liegen Überreste eines Parks, der zu den
Denkmälern der Stadt zählt: die „Axtwurfanlage“. Eine Studentin hat sich mit der
Geschichte der Anlage und einem möglichen Entwicklungskonzept beschäftigt.
Sieben Hektar groß ist die Fläche,
die der Neustadter Verschönerungsverein ab 1892 als Park am
Nollenkopf anlegte. Von der früheren Bausubstanz ist noch einiges
vorhanden: Zum Beispiel zwei Gedenksteine, einer 1893 vom Verschönerungsverein errichtet, der
andere 1896 von Badenern, die in
Neustadt lebten, zu Ehren ihres
Großherzogs Friedrich I. Auch eine
Skulptur des Waldgottes Sylvanus
aus Muschelkalk steht noch. Sie
stammt von 1918/19 und wurde
2004 bei einer öffentlichen Aufräumaktion wiederentdeckt.
Anika Wiemers aus Heuchelheim
bei Frankenthal hat die Anlage, die
nach 1945 in Vergessenheit geraten
war, durch einen Lehrbeauftragten
der Hochschule Geisenheim kennengelernt. Dort studiert die junge
Frau Landschaftsarchitektur. Der
Lehrbeauftragte schlug ihr die Axtwurfanlage in Neustadt als Thema
für die Bachelorarbeit vor. Inzwischen ist die Studie abgeschlossen.
Es geht darin um die historischen
Grundlagen und ein mögliches Entwicklungskonzept für die Fläche.
Die Wiederbelebung einer so stadtnahen und doch verborgenen Anlage wäre aus Sicht der Studentin ein
sehr vielversprechendes Projekt.
Förster Jens Bramenkamp, für den
Nollenkopf als Revierleiter zuständig, hält das aber für schwierig: „Die
Natur hat sich zurückgeholt, was
der Mensch künstlich angelegt hat.“
Der Aufwand wäre finanziell und
von den Eingriffen her erheblich.
Denn es wäre mit der Wiederanlage
beziehungsweise Neuanlage ja
nicht getan. Bedacht werden müsse
auch die dauerhafte Pflege.
Auch ein Gedenkstein für den Polarforscher Georg von Neumayer steht in der Axtwurfanlage.
Ähnlich äußert sich Klaus Hünerfauth von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadtverwaltung: Die
von Wiemers ins Spiel gebrachten
Neupflanzungen seien wegen der
stetigen massiven Naturverjüngung
des Geländes nicht erforderlich.
Veränderungen am Bestand hätten
stets gewisse Auswirkungen auf die
Lebensbedingungen für Tiere und
die Standortbedingungen für Pflanzen. Das sei zwar oft gewollt oder
werde zumindest in Kauf genommen. „Entscheidend ist aber, dass
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Zur Sache: Der Name „Axtwurf“
Im Casimirianum erklingen derzeit Blockflöten: Zwölf Musiker bereiten sich auf ihr Konzert in der Stiftskirche vor. Das Programm umfasst vier Jahrhunderte.
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B I T TE U M BLÄT TE RN
Stadtkernsanierung geht weiter
Land: Etwa 90 Lambrechter kamen am Dienstagabend zur Vorstellung der Ergebnisse der
Voruntersuchungen im zweiten Abschnitt
der Stadtkernsanierung.
LOKALSEITE 5
Biker fahren durch Frankeneck
Land: Die Demonstrationsfahrt der Motorradinitiative am Samstag führt durch Frankeneck
– trotz der Proteste der Bürgermeister wurde
eine Alternativroute abgelehnt. LOKALSEITE 5
Klappradrennen hinauf zur Kalmit
Sport: Am 3. September heißt das Motto „Pizza, Pasta und Chianti – Uff die Kalmit nuff.
Avanti“ beim Klappradrennen hinauf auf den
Kalmitgipfel.
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Auf einen Blick
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DONNERSTAG, 4. AUGUST 2016
Das Gebiet, in der sich die Anlage
befindet, heißt „Axtwurf“. Über die
Herkunft dieses Namens gibt es keine gesicherten Quellen mehr. Gerne
wird die Sage vom bösen Riesen Erkenbrecht zitiert, der bei Neustadt
gewohnt, Mädchen und Frauen entführt und in seinem Turm gefangen
gehalten haben soll. Die Bürger
mussten ihm Unmengen an Essen
und Trinken bringen. Befreit wurde
Neustadt durch einen Ritter, der in
einem Zweikampf den Kopf des Riesen mit seiner Wurfaxt spaltete.
Wurfäxte zählen zu den ältesten
Waffen der Menschheit. Weit verbreitet war im 5. und 6. Jahrhundert
bei den Franken die „Franziska“, die
aus einer Distanz von etwa elf Metern auf den Gegner geworfen wurde und dabei eine hohe Durchschlagskraft hatte. Allerdings bestand bei einem Fehlwurf auch die
Gefahr des Zurückwerfens.
„Franziska“ wird heute noch auf
Mittelaltermärkten angeboten und
bei Axtwurf-Wettbewerben verwendet. (ain)
die Bilanz in der Summe zu keiner
Verschlechterung in der Natur
führt“, sagt Hünerfauth. Eine Wasserzuführung für den Brunnen und
den früheren Teich wäre seiner Meinung nach durchaus wünschenswert. Dafür wäre ein Anschluss an
das öffentliche Leitungsnetz nötig.
Hünerfauth denkt, dass es sinnvoll wäre, Vorschläge von Bürgern
einzuholen. Eine offizielle, breit angelegte Bürgerbeteiligung hingegen
erscheint ihm vom Aufwand-Nutzen-Verhältnis wenig sinnvoll. Bürgerbeteiligung im Sinn von aktivem
ehrenamtlichem Einsatz unter fachlicher Anleitung sei natürlich gerne
gesehen. Bereits jetzt werde die Anlage immer wieder von Bürgern ehrenamtlich gesäubert.
Ein starker Förderverein würde
die Chancen einer „Auferstehung“
des Parks erhöhen, glaubt Förster
Bramenkamp. „Ich halte es für zwingend erforderlich, sowohl die Anlieger als auch die übrigen Neustadter
Bürger ins Boot zu nehmen und
nach der Notwendigkeit eines Parks
zu fragen“, sagt er.
Begrüßt würde eine Aufwertung
von der Unteren Denkmalschutzbehörde. „Dass dabei ein Hauptaugenmerk auf dem Erhalt und der teil-
FOTO: LM
weisen Wiederherstellung baulicher Bestandteile liegt, ergibt sich
zwingend aus der Bedeutung des
Areals“, sagt Denkmalpfleger Stefan
Ulrich. Aber auch gegenüber neuen
künstlerischen Akzenten sei die
Denkmalbehörde aufgeschlossen.
Im Vergleich zu anderen städtischen denkmalgeschützten Liegenschaften räumt Ulrich der Axtwurfanlage angesichts der beschränkten
Finanzmittel aber keine hohe Priorität ein. Gleichwohl sei man bestrebt,
zumindest den Status quo zu halten.
Ein weitergehender Schutz oder gar
eine Rekonstruktion einzelner Bestandteile wäre nur innerhalb eines
Gesamtkonzepts umsetzbar.
Klaus Hünerfauth zufolge sollte
man die Sache letztlich „vom Ende
her denken“: Welches Leitbild beziehungsweise welches Waldbild
soll langfristig angestrebt werden?
Ob Mittel für einen Park zur Verfügung stehen könnten, sollte politischen Entscheidungsträgern überlassen werden.
Doch egal, wie groß die Skepsis
auch sein mag: Aus touristischer
Sicht sei die Axtwurfanlage eine Besonderheit – ein schöner Park mit
historischen Wurzeln, fast Jens Bramenkamp zusammen. |ain
Ärger über Lärm am Mandelring
Nachbarn der Flüchtlingsunterkunft klagen über nächtliche Ruhestörung – Stadt setzt Hausmeister ein
Anwohner aus der Nachbarschaft
der
Flüchtlingsunterkunft
in
Haardt haben sich wegen andauernder nächtlicher Ruhestörung
an die Stadt gewandt. Die Verwaltung hat darauf reagiert und gestern ein Maßnahmenpaket angekündigt.
„Sorgen Sie bitte dafür, dass grundlegende Regeln des friedlichen Miteinanders einer Gemeinschaft eingehalten werden“, heißt es in einem
Brief der Anwohner. Bereits seit Wochen gehe von der Flüchtlingsunterkunft abends und nachts Lärm aus.
Bis um 2 Uhr in der Nacht werde unmittelbar neben den Nachbarhäu-
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sern telefoniert und im Hof fänden
Zusammenkünfte statt, bei denen
laut diskutiert und gelacht werde.
Auch Kindergeschrei sei zu hören,
teilweise sogar bis nachts um 4 Uhr.
„An Schlaf ist da nicht mehr zu denken.“ Die Anwohner – unterschrieben haben elf Bürger aus drei Häusern – betonen, dass sie anfangs
durchaus Befürworter der Unter-
kunft gewesen seien. Doch die Stimmung sei umgeschlagen. „Unser Geduldsfaden ist gerissen“, sagt Walter Preis, der zusammen mit seiner
Frau die Initiative für den Brief ergriffen hat.
Ihre Forderungen und Wünsche
an die Stadt fassen die Anwohner so
zusammen: Die Stadt soll keine weiteren Asylbewerber im vorderen
Teil des Klinikgebäudes unterbringen und die Anzahl der Asylbewerber dort insgesamt sobald wie möglich reduzieren, um eine intensivere
Betreuung zu ermöglichen. Außerdem sollen die „Regeln des Zusammenlebens“ besser vermittelt werden, besonders was das Thema
Lautstärke in der Nacht angeht.
Sozialdezernent Ingo Röthlingshöfer (CDU) hat nun gestern angekündigt, dass die Stadt einen Hausmeister für die Nacht einsetzen werde, außerdem werde es spontane
Kontrollen durch städtische Mitarbeiter geben. Für Kinder soll darüber hinaus eine Spielmöglichkeit
geschaffen werden. Eine Reduzierung der Belegung sei dagegen nicht
vorgesehen, so Röthlingshöfer. Das
Schreiben der Anwohner mache
deutlich, dass die Probleme nur
nach Dienstende der städtischen
Mitarbeiter einträten. Das zeige,
dass diese in der Lage seien, „die Situation positiv zu gestalten“.
Über die Belegung des vorderen
Teils des Gebäudes soll laut Röthlingshöfer in der kommunalen Arbeitsgruppe, die mit der Flüchtlingsunterbringung befasst ist, gesprochen werden. Geplant sei, dort
Der vordere Teil der früheren Fachklinik ist zurzeit noch nicht belegt. Die
Stadt plant, dort längerfristig Familien unterzubringen.
ARCHIVFOTO: LM
„ausgewählte Familien“ unterzubringen, und durch „Personenkontinuität“ die Lage zu beruhigen.
Die Gesamtzahl der Bewohner in
der Unterkunft liegt laut Röthlingshöfer bereits seit einiger Zeit bei
über hundert. Nach Auskunft des
Haardter Ortsvorstehers Richard
Racs soll der dritte Bauabschnitt,
der den vorderen Teil umfasst, Ende
des Jahres fertig sein. Auch Racs
hofft, dass sich die Kommunikation
mit den Bewohnern durch eine längerfristige Belegung des Gebäudeteils verbessert. Der ständige Wechsel sei auch für die Schule ein Prob-
lem, da immer wieder neue Kinder
in die Klassen integriert werden
müssten, dann aber doch nicht bleiben könnten.
Probleme am Mandelring hat es
zuletzt vor allem wegen häufiger
Fehlalarme gegeben. Aus diesem
Grund hat es am 15. Juli ein Treffen
gegeben, an dem Vertreter der Feuerwehr, der Stadt, Bewohner der Unterkunft sowie Anwohner aus der
Nachbarschaft teilgenommen haben. Nach Auskunft Racs war das
Thema Lärm dabei bereits angesprochen worden, stand aber nicht
im Vordergrund. |kkr
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