DIE RHEINPFALZ — NR. 182 A KT U EL L NO TI ER T Stadt zu Kita-Außenanlage: Von Expertem abgenommen Bei der Bepflanzung der Außenanlage der Kindertagesstätte in der Pulvertrumstraße habe sich die beauftragte Fachfirma an die Vorschriften der Unfallkasse Rheinland-Pfalz gehalten. Ein Sachverständiger für Spielplätze habe die Anlage danach auch abgenommen und die Bepflanzung abgesegnet. Das hat die Stadtverwaltung, Abteilung Gebäudemanagement, im Nachgang zu unserem Bericht „Laubgehölze sind für Kinder viel attraktiver“ vom vergangenen Mittwoch erklärt. Dabei hatten Experten kritisiert, dass nicht auf heimische Gewächse gesetzt worden sei. Mit Obstbäumen, wie etwa von Landschaftsarchitekt Martin Hauck gefordert, seien wiederum schlechte Erfahrungen gemacht worden, so das Gebäudemanagement weiter: Durch herabfallende und faulende Früchte würden zum Beispiel Bienen und Wespen angelockt und die Kinder womöglich gestochen. Daher würden Obstbäume oder -sträucher nur auf ausdrücklichen Wunsch gepflanzt. Bei der Kita Pulverturmstraße sei das nicht der Fall gewesen. Darüber hinaus müsste den Kindern zum Beispiel bei Beeren vermittelt werden, welche essbar seien und welche nicht. Zu bedenken wäre schließlich auch noch der sehr viel größere Pflegeaufwand. Vor Haselnuss-Sträuchern warnt zudem eine RHEINPFALZ-Leserin: Diese lösten oft Allergien aus, was den Aufenthalt im Freien und das Lüften der Räume schwierig mache. |ahb Sommertour der RHEINPFALZ: Blick hinter die Kulissen des Roxy Kino gestern, heute und morgen: Die RHEINPFALZ-Sommertour führte am Donnerstag ins Roxy-Kino, wo Betreiber Michael Kaltenegger den knapp 20 Gästen im Vorführraum die technische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte erklärte und Einblick in die nächsten Pläne gab. So soll es demnächst Live-Übertragungen von Opern geben. LOKALSEITE 2 T A GE STHE MA Mit „Chinchillas“ den Knoten lernen SAMSTAG, 6. AUGUST 2016 Herausforderung auch für die Schule FLÜCHTLINGE IN NEUSTADT (8): Sprache ist die Grundlage für Integration: Dabei spielt die Volkshochschule eine entscheidende Rolle. Die Institution ist in den vergangenen zwei Jahren permanent gewachsen und muss ständig auf neue Regelungen reagieren. Zurzeit besuchen in Neustadt über 400 Flüchtlinge Sprachkurse. 16 Rundschreiben in nur sechs Monaten: Was der Volkshochschule (VHS), dem Hauptträger der Sprachkurse für Flüchtlinge, zurzeit das Leben schwer macht, ist der bürokratische Aufwand hinter den Kulissen. Die Regelungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sind umfangreich und werden oft als zu starr empfunden. Zum Beispiel diese: Wenn ein Kurs begonnen hat, darf nach dem dritten Tag ein Platz, der aus irgendwelchen Gründen frei wird, nicht wieder belegt werden. Obwohl es eine Warteliste gibt und die pädagogischen Fachkräfte sich durchaus in der Lage sähen, einem Nachrücker den versäumten Stoff noch beizubringen. „Mehr Vertrauen“ von Seiten des Bundesamtes wünscht sich deshalb die pädagogische Leiterin der Volkshochschule, Dagmar Fries. Und ein bisschen weniger Dokumentationspflicht. Schließlich sei der Unterricht an sich schon eine gewaltige Herausforderung. In zunehmenden Maß kämen Flüchtlinge in die Kurse, die das lateinische Alphabet nicht kennen, sagt Fries. Insgesamt laufen zurzeit elf Alphabetisierungskurse, teilweise finanziert durch die Stadt, teilweise durch die Bundesregierung. „Das Bildungsniveau hat drastisch abgenommen“, sagt Nicoletta Schuster, die bei der VHS für den Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ zuständig ist. Gründe dafür gibt es etliche. Zum einen kommen durch den Familiennachzug mehr Frauen nach Neustadt, die in der Regel schlechter ANZEIGE ausgebildet sind. Zum anderen zwingt der Bürgerkrieg, beispielsweise in Syrien, inzwischen auch Menschen aus ländlichen Regionen zur Flucht. Gerade die Alphabetisierungskurse zeigen, dass es im Unterricht um mehr geht als um Sprachvermittlung. Die Kurse gäben den Menschen Strukturen und Sicherheit, eine Perspektive und teilweise sogar so etwas wie ein Zuhause, erklärt Sprachlehrerin Neele Mundt. Ihre Schüler erlebt sie in aller Regel als hochmotiviert. „Viele lernen auch in der Pause“, erzählt sie. Allerdings seien viele Flüchtlinge der Meinung, dass der Spracherwerb ihnen sofort den Weg in die Arbeitswelt öffne. Wenn sie dann erfahren, dass für die meisten Berufe eine mehrjährige Ausbildung nötig ist, seien sie häufig geschockt. „Die Leute wollen Geld verdienen“, sagt Schuster. Das Bundesamt erhöht Honorare stärker als Pauschalen für die VHS. Ums Geld geht’s aber auch innerhalb des ganzen Systems von Bildungsträgern, Honorarkräften sowie staatlichen und kommunalen Geldgebern. Die jüngste Änderung in diesem Geflecht sorgt bei Dagmar Fries und ihrem Team für Bluthochdruck: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das das Honorar für Sprachlehrer in den staatlich finanzierten Kursen festlegt, hat Mitte Juli eine drastische Erhöhung des Stundenlohns beschlossen: von 23 auf 35 Euro. Und das sogar rückwirkend zum 1. Juli. Gleichzeitig ist aber die Pauschale, die die Bildungsträger pro Schüler und Kursstunde erhalten, nur geringfügig angehoben worden, so dass bei den Bildungsträgern nun ein Defizit entsteht. Die Erhöhung hängt mit der großen Nachfrage nach qualifizierten Sprachlehrern zusammen. Das Bun- Flüchtlinge beim Deutschlernen, hier im Kurs von Bernhard Rieger. desamt suche dringend Honorarkräfte und biete Interessenten mit bestimmten Voraussetzungen Qualifizierungsmöglichkeiten an, erklärt Fries. Unterdessen arbeiten aber auch ehrenamtliche Kräfte an der VHS Neustadt als Sprachlehrer. Die Stadt gehört laut Fries zu den wenigen Kommunen, die neben den staatlich geförderten Kursen mit kommunalen Mitteln und mit Unterstützung von ehrenamtlichen Kräften weitere Kurse anbietet. Davon profitieren all die Flüchtlinge, die von den staatlich geförderten Kursen ausgeschlossen sind. An diesen dürfen nämlich nur diejenigen teilnehmen, die entweder als asylberechtigt anerkannt sind oder eine „gute Bleibeperspektive“ haben. Syrer, Eritreer, Iraker und Iraner werden so eingestuft, Afghanen dagegen nicht. Diese Unterscheidung stoße bei vielen Kommunen auf Kritik, sagt Fries. Neustadt habe bereits im Herbst 2014 beschlossen, Geld für den Sprachunterricht in die Hand zu nehmen: 60.000 Euro im vergangenen Jahr, die gleiche Summe in diesem. Zurzeit werden aus diesen Mitteln 22 Kurse finanziert. Fries geht davon aus, dass das Unterrichtsangebot für Flüchtlinge insgesamt noch weiter ausgebaut wird. Für Kurse, die Sprachförderung mit Berufsvorbereitung verbinden, laufe bereits eine Ausschreibung. Angesichts des häufig niedrigen Bil- FOTO: LINZMEIER-MEHN dungsniveaus hält sie aber auch allgemeinbildenden Unterricht für wichtig. Die VHS Neustadt nehme an Ausschreibungen dieser Art grundsätzlich teil. „Ich sehe die Volkshochschule da in der Pflicht, das bestmögliche Integrationsangebot zu machen. Das kommt ja der Stadt zugute“, so Fries. |kkr DIE SERIE Das Thema Flüchtlinge in Neustadt umfasst viele Aspekte. Wie stellen sich Kindertagesstätten und Schulen auf? Was bedeutet Flüchtlings-Fernsehen? Wie läuft es bei den Deutschkursen, wie auf dem Arbeitsmarkt? Diese und andere Themen wollen wir in loser Folge über das Jahr hindurch aufgreifen. 8735336_30_3 Afrikaviertel-Verein will Dornröschen wachküssen Pfadfinder sein ist mehr als ein Feuer machen und den Kompass bedienen können: Seit 40 Jahren gibt es den Verband Christlicher Pfadfinder (VCP) in Haßloch. LOKALSEITE 3 B I T TE U M BLÄT TE RN Waffen werden neu registriert Land: Zirka 10.000 private Schusswaffen sind im Kreis Bad Dürkheim noch korrekt ins Nationale Waffenregister einzutragen. Bis Ende 2017 sollen die Listen fertig sein. LOKALSEITE 4 Regen stoppt Segelflieger Sport: Der erste Tag bei der Qualifikation zur deutschen Segelflugmeisterschaft in LachenSpeyerdorf ist buchstäblich ins Wasser gefallen: Es gab Hagel und Regen. LOKALSEITE 7 Neu gegründete Gemeinschaft steht in Startlöchern bei Denkmal- und Landschaftsschutzpflege Es war nicht geplant, fügt sich aber gut zusammen: Am Dienstag hatten wir über eine studentische Arbeit zur Axtwurfanlage im Afrikaviertel berichtet, gestern nun hat sich der neu gegründete Afrikaviertel-Verein gemeldet. „Eine bessere Möglichkeit, auf den neuen Verein und dessen Ziele hinweisen zu können, hätten wir uns nicht träumen lassen“, meint Vorsitzender Stephan-Marc Solomon. Wie berichtet, hatte sich eine angehende Landschaftsarchitektin in ihrer Bachelorarbeit mit der Axtwurfanlage beschäftigt und war dabei zu dem Schluss gekommen, dass der frühere Park aus seinem Dornrös- chenschlaf erweckt werden sollte. Denkmalpflege, Landschaftspflege und bürgerschaftliches Engagement – das sind die Kernziele des im Juni gegründeten Afrikaviertel-Vereins. Mit Blick auf die denkmalgeschützte Hauberanlage, die Axtwurfanlage und den angrenzenden Stadtwald habe es ein reges Interesse unter den Anwohnern gegeben, ANZEIGE FLIEGENGITTER Tel. 63 21 / 4 80 74 56 Tel.006325-9594696 sich zu engagieren, so der Vorsitzende. Solomon hatte im September vergangenen Jahres im Innenstadtbeirat angekündigt, einen solchen Verein ins Leben rufen zu wollen. Seit Sommer 2015 hatte er Gespräche mit Anwohnern geführt und mittels eines Flugblatts das Interesse im Quartier abgefragt. Parallel dazu wurde eine Satzung erarbeitet. Das Ziel ist klar formuliert: ein starker Förderverein für das Afrikaviertel, der sich der dauerhaften Pflege der Anlagen ideell, materiell und finanziell widmet und so den Zusammenhalt des Quartiers fördert. Er freue sich schon jetzt auf die Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde, dem Forstrevier und dem Denkmalschutz, sagt Solomon, und ist sich sicher: „Wir werden schnell auf einer Wellenlänge sein, die Schönheit der Anlagen herauszuheben, ist einfach ein emotionales Thema mit praktischem, sehr konkretem Bezug.“ Derzeit stimmt der Verein mit dem Finanzamt die Anerkennung der Gemeinnützigkeit ab, anschließend wird die Satzung notariell dem Vereinsregister vorgelegt: „Wir sind zuversichtlich, bis zum Herbst offiziell als Verein geführt werden zu können“, erklärt der Vorsitzende. Bis dahin wollen die Gründungsmitglieder ordentlich die Werbetrommel rühren. Dem Vor- stand gehören außerdem als stellvertretender Vorsitzender Hans Kaiser, als Schatzmeisterin Regina Remy und als Schriftführer Manfred Oesterlean. |ahb KONTAKT Per E-Mail an [email protected] ANZEIGE 9267560_10_1 9268262_20_1 S ER VI C E Auf einen Blick LOKALSEITE 2 SO ER RE IC HEN S IE UNS MITTELHAARDTER RUNDSCHAU Verlag und Geschäftsstelle Telefon: Fax: E-Mail: Kellereistr. 12 - 16 67433 Neustadt 06321 8903-0 06321 8903-20 [email protected] Abonnement-Service Telefon: 06321 3850146 Fax: 06321 3850188 E-Mail: [email protected] Privatanzeigen Telefon: Fax: E-Mail: 06321 3850192 06321 3850193 [email protected] Geschäftsanzeigen Telefon: Fax: E-Mail: 06321 3850383 06321 3850384 [email protected] Lokalredaktion Telefon: Fax: E-Mail: 06321 8903-28 06321 8903-36 [email protected] WOCHENSPIEGEL ELEKTRO-AUTOS •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Weitsichtige Befürchtungen Die Gefahr, dass Parkplätze permanent von E-Autos blockiert werden, weil diese kostenlos parken dürfen, scheint geringer als die Unternehmer-Gemeinschaft Willkomm zuletzt befürchtet hat. Am Mittwoch wurde in dieser Zeitung schon spekuliert, ob mittlerweile schon das kabellose Stromtanken erfunden worden sei, weil die Autos an den Stromtankstellen am Juliusplatz gar nicht angeschlossen waren. Spaß beiseite. In Neustadt sind zurzeit genau 29 E-Autos zugelassen, eins davon ist städtisch. Insgesamt gibt es 37.961 Autos (Höchststand, rund 800 mehr als 2015). Allerdings: Auch bei den E-Autos zeigt der Trend nach oben. 2015 waren es nämlich erst 25. Man muss sich das nur mal in Prozentzahlen statt in Stückzahlen anschauen, um zu sehen, was für ein Trend das ist. Zum Ziel der Bundesregierung, bis 2020 die Million an E-Autos zu erreichen, trägt Neustadt dennoch eher wenig bei. Anderswo ist es aber auch nicht viel besser. Statistiker haben ausgerechnet, dass es, wenn es in dem Tempo weitergeht, bis zum Jahr 2168 dauern wird, bis die Million voll ist. Spätestens dann könnten die Befürchtungen der Willkomm berechtigt sein. | KATHRIN KELLER AMALIENSTRASSE •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Die Sache mit der Niederlage Dass bei Bauprojekten gestritten wird, ist keine Seltenheit. Klar ist zudem, dass es die Neustadter Bauverwaltung nie leicht hat und so manche Kritik unverdient einste- KARIKATUR: HERRMANN cken muss. Im Fall Amalienstraße 14, in dem ein Gründerzeithaus saniert werden soll, ist ihr Verhalten allerdings nicht nachzuvollziehen. Dort hat es einiges an Pleiten, Pech und Pannen gegeben, und trotzdem wird immer weiter versucht, die Sache noch schönzureden. Jüngstes Beispiel: Dass sich Stadt und Bauherr bei dessen Klage auf Schadenersatz auf einen Vergleich geeinigt haben, wird von der Stadt nicht als Niederlage gewertet. Was kaum zu verstehen ist, wenn man bedenkt, dass sie solche Ansprüche im Herbst 2015 als unbegründet zurückgewiesen und die Sache ihrer Versicherung übergeben hat. Die jetzt gezwungen war, 45.000 Euro zu bezahlen, weil das Gericht genau diese Ansprüche des Bauherrn anerkannte. Der Vergleich betraf allein die Höhe der Entschädigung. Bleibt die Frage, wie eine Niederlage aussehen muss, damit die Stadt eine solche eingesteht. | ANKE HERBERT neu_hp15_lk-stadt.01
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