Rheinpfalz 26.07.2016 728 Flüchtlinge in NW

DIE RHEINPFALZ
— NR. 172
RHEINPFALZ-Sommertour:
„Die Nashörner“ treffen
Aus für den Tanzsaal
STADTLEBEN
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A KT U EL L NO TI ER T
DIENSTAG, 26. JULI 2016
Das Tor ist meist zu, fast sieht es so aus, als sei der Ausbau des Gasthauses „Engel“ in Hambach
zum Stillstand gekommen. Doch das Projekt geht weiter. Ein Problem ist derzeit, dass kein Kran
aufgestellt werden kann. Unterdessen hat der Eigentümer den Plan aufgegeben, den Tanzsaal zu erhalten.
VON ANKE WANGER
Gewinnen schnell die Oberhand:
die Nashörner.
ARCHIVFOTO: LM
Im Park der Villa Böhm „Die Nashörner“ zu erleben – das hat schon was. Oder um es mit einer alten Dame zu sagen, die die Aufführung
der Schauspielgruppe am Samstagabend erlebt hatte: „Das Stück ist angesichts dessen,
was überall auf der Welt passiert, wieder unglaublich aktuell.“ Doch was genau verbirgt
sich hinter „Die Nashörner“, jenem Stück, das
Eugène Ionesco, französischer Dramatiker und
Hauptvertreter des sogenannten Absurden
Theaters, 1959 geschrieben hat? Und wie studiert man es so ein, dass auch Nichtkenner der
Szene sich angesprochen fühlen? Wie kommt
ein Regisseur auf die Idee, nach der Theaterpause alle Besucher in die entgegengesetzte
Richtung schauen zu lassen? So dass die Zuschauer die Villa Böhm, aber auch die bedrohlichen Nashörner im Rücken haben. Um all
das und mehr geht es bei der dritten RHEINPFALZ-Sommertour am Donnerstag, 28. Juli.
Die Regisseure des neuen Stücks informieren,
zudem führt Vorsitzender Pascal Bender in den
Keller, wo das „Schatzkästlein“ der Schauspielgruppe untergebracht ist. Treffpunkt ist um 10
Uhr am Eingang der Villa Böhm in der Maximilianstraße. Anmeldung im Redaktionssekretariat bis einschließlich Mittwoch, 10 bis 16 Uhr,
Telefon 06321/8903-28. |rhp
T A GE STHE MA
Kleines Paradies in den Waldsenken
Die Wooglachen im Haßlocher Mittelwald
sind als Laichgewässer wieder aktiviert worden. Erste Erfolge stellen sich ein: So ist der
Kammmolch zurückgekehrt.
LOKALSEITE 3
B I T TE U M BLÄT TE RN
Vielfalt der Region erwandern
Land: In Maikammer startet ein Versuch mit
einer Sommerwanderwoche für Naturfreunde, Geschichtsinteressierte und Genießer. Los
geht es am 6. August.
LOKALSEITE 5
Iggelbach holt Talpokal
Sport: Die Fußballer des SV Iggelbach haben
den 43. Talpokal der Verbandsgemeinde Lambrecht gewonnen. Im Finale besiegten sie den
VfL Elmstein mit 2:1.
LOKALSEITE 6
Musikalischer Regen und Donner
Kultur regional: Abschlusskonzert des 26.
Internationalen Sommerkurses des Landesmusikverbands Rheinland-Pfalz im Innenhof
des Neustadter Rathauses.
LOKALSEITE 7
S ER VI C E
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LOKALSEITE 4
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Franz Gutting, Eigentümer des Gasthauses „Engel“, ist gebürtiger Hambacher und verbindet mit dem Tanzsaal viele schöne Erinnerungen. Als
Jugendlicher hat er dort selbst Tanzveranstaltungen und Livemusik erlebt. Dass er den Saal aufgeben
muss, tut ihm weh. Doch inzwischen weiß er, dass der Erhalt wirtschaftlich kaum darstellbar ist: Die
Zeiten, in denen sich so etwas rechne, seien leider vorbei.
Das
Projektentwicklungsbüro
Maier aus Böblingen, das Gutting in
diesem Jahr ins Boot geholt hat, habe ihm mit einer detaillierten Kostenaufstellung und Wirtschaftlichkeitsberechnung klar gemacht, wie
hoch die Auslastung sein müsste,
um den Tanzsaal mit angeschlossener Gastronomie wirtschaftlich zu
betreiben. Die Entscheidung, den
Tanzsaal aufzugeben, sei von der
Landesdenkmalpflege bereits akzeptiert worden. Sowohl Georg Peter Karn, der bisher in Mainz für die
Region zuständig war, als auch sein
Nachfolger Christian Schüler-Beigang und der Neustadter Denkmalpfleger Stefan Ulrich hätten zugestimmt, den Tanzsaal nun doch in
sechs Fremdenzimmer im Trockenbau umzugestalten.
Nach der Jakobuskerwe soll
mit einem Neubau im Hof
begonnen werden.
Daraufhin habe er den oberen Anbau für die Anrichteküche und den
Treppenaufgang weggerissen, da
dort nichts unter Denkmalschutz
gestanden habe, erklärt Gutting. So
sei eine Fläche für eine InnenhofTerrasse geschaffen worden. „Mehr
Licht wird den Innenhof bereichern.
Der Tanzsaal ist für uns kulturhistorisch nicht das Bedeutsamste an die-
In die historischen Gemäuer des „Gasthauses Engel“ soll wieder Leben einziehen. Der Tanzsaal allerdings wird in
seiner ursprünglichen Form nicht erhalten bleiben.
FOTO: LINZMEIER-MEHN
sem Anwesen“, erklärt Ulrich. Fördermittel seien nicht betroffen.
Karn, der die Entwicklung des
Gasthauses seit Guttings Kauf betreut hat, erläutert, dass bereits bei
der Sanierung des Daches viele Zugeständnisse zum Gebäudeerhalt
gemacht worden seien. Von einem
Umbau des Tanzsaals sei er nicht begeistert, aber er akzeptiere die Entscheidung.
Mit der Denkmalpflege abgestimmt werden außerdem noch Arbeiten an der Außenfassade. Dabei
geht es um einen jüngeren Teil des
Gebäudes links vom großen Hoftor,
das irgendwann zwischen die beiden älteren Teile gezwängt worden
war. Als Nächstes steht nun aber
erst einmal der Küchen- und Toilet-
tenneubau im Hof an. Das Problem:
Gutting kann zurzeit keinen Kran
aufstellen lassen – weder direkt vor
dem Haus (dort ist nicht genügend
Platz) noch in der Weinstraße (weil
diese wegen der Bauarbeiten in der
Dammstraße freigehalten werden
muss). Doch Andreas Dick, Chef der
beauftragten Baufirma, betont:
„Wir müssen Stahlträger, Steine und
Schalungen von oben in den Hof heben können.“ Die Firma habe versucht, den Kran in den Engel’schen
Hof zu stellen, doch dieser sei zu
eng. Die einzige Möglichkeit sei der
Parkplatz schräg gegenüber dem
„Engel“, der allerdings erst nach der
Jakobuskerwe genutzt werden dürfe. Dick rechnet mit einer Bauzeit
von zwölf Wochen.
Wenn der Rohbau steht, will Gutting die Frage der Betriebsführung
angehen. Ob er alles verpachtet oder
eine Betreibergesellschaft gründet,
ist noch offen. Gutting will auf jeden
Fall, dass der „Engel“ und sein Duttweilerer Weingut miteinander verbunden bleiben. Denkbar sei, dass
seine Tochter Simone das Gasthaus
zusammen mit einem Partner, der
Erfahrung in Gastronomie und Hotellerie hat, betreiben werde.
Einen Sternebetrieb strebe er
nicht an, meint Gutting und scherzt:
„Höchstens fünf Engel.“ Er stellt sich
Zimmer in ökologischer Bauweise
mit solidem Service, guten Preisen
und einer bodenständigen Gastronomie vor – passend zu den Bioweinen aus dem eigenen Weingut.
Anzahl der Zuweisungen hat noch nicht abgenommen – Die meisten Asylbewerber kommen aus Syrien
Das hänge damit zusammen, dass
die Erstaufnahmeeinrichtungen des
Landes, von wo aus die Menschen
auf die Kommunen verteilt werden,
noch immer voll seien, erklärte Sozialamtsleiterin Marion Walz. Den
jüngsten Zahlen zufolge sind in die-
Ein zentraler und (mit einer EC-Karte) rund um die Uhr erreichbarer
Standort: Seit gestern hängt im Foyer der Stadtsparkasse in der Schütt
ein Defibrillator. Genauer gesagt:
ein automatisierter externer Defibrillator (AED), wie es korrekt heißt.
2009 wurden die ersten dieser Geräte an öffentlich zugänglichen Stellen im Stadtgebiet installiert, und
seit etwa vier Jahren kümmert sich
Fast kinderleicht: Michael
Römer vom DRK zeigt, wie
es funktioniert. FOTO: MEHN
728 Flüchtlinge leben in der Stadt
Die Anzahl der Flüchtlinge, die in
Neustadt aufgenommen werden,
hat trotz des Rückgangs der Migrationsbewegungen noch nicht abgenommen.
Lebensretter in
der Stadtsparkasse
sem Jahr bisher 191 Flüchtlinge
nach Neustadt gekommen. 2015
waren es im gesamten Jahr 422, wobei der größere Anteil in der zweiten Jahreshälfte gekommen ist.
Insgesamt leben nach Angaben
der Verwaltung derzeit 728 Flüchtlinge in der Stadt, davon sind 501
männlich und 227 weiblich. Die
meisten von ihnen kommen aus Syrien (370). An zweiter Stelle der Herkunftsländer liegt Afghanistan
(111). Alle anderen Länder sind in
deutlich geringerem Maß vertreten:
An dritter Stelle liegt Somalia mit 35
Flüchtlingen. 85 Flüchtlinge sind in
privaten Wohnungen untergebracht, alle anderen in städtischen
Wohnungen oder in Gemeinschaftsunterkünften.
Für Flüchtlinge, die auf Grund des
großen Ansturms im vergangenen
Jahr nicht mit allen erforderlichen
Daten erfasst wurden, findet zurzeit
eine Nachregistrierung statt. Zuständig dafür ist das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge, das mit
vier Mitarbeitern in der Flüchtlingsunterkunft in der Landwehrstraße
vor Ort ist. Häufig fehlten Fotos und
Fingerabdrücke, erklärt eine Mitarbeiterin der Stadt.
In der Stadt seien 220 Flüchtlinge
betroffen. Die Verwaltung, die die
Meldedaten der Flüchtlinge erfasst
und Dokumente ausgibt, habe eine
Liste erstellt und sie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
zukommen lassen. |kkr
das Netzwerk Frühdefibrillation um
eine weitere Ausbreitung. Rund 30
AED sind inzwischen in Neustadt
und den Weindörfern registriert.
Die unscheinbaren Geräte können Leben retten – wie vor etwa eineinhalb Jahren, als ein junger Mann
in Neustadt bei der Arbeit mit Herzstillstand zusammenbrach. Seine
Firma verfügte glücklicherweise
über einen AED, mit dem der Mann
wiederbelebt werden konnte. „Heute erfreut er sich wieder bester Gesundheit und kann auch seinem Beruf nachgehen“, berichtete Michael
Römer vom Deutschen Roten Kreuz
(DRK), das zusammen mit der Stadtverwaltung und dem Krankenhaus
Hetzelstift das „Defi-Netzwerk“ bildet. Von diesem Fall abgesehen,
musste noch kein Neustadter AED in
Gang gesetzt werden. „Wir hoffen,
dass auch unser Gerät nie zum Einsatz kommt“, sagte Sparkassen-Regionalmarktleiter Marcel Kaiser bei
der gestrigen Übergabe des AED.
Sollte es aber doch einmal benötigt werden, sei dieser Standort ideal, betonte der städtische Beigeordnete Georg Krist. Zum einen sei das
Gerät jederzeit erreichbar. Und zum
anderen könnten sich Bürger eine
Bank als Standort besonders gut
merken: „Es muss einem in der
Schocksituation ja auch einfallen,
wo so ein Gerät zu finden ist“, sagte
Krist. Die Bedienung sei dann fast
schon kinderleicht, was Römer bei
einer kleinen Demonstration an einer Puppe untermauerte. Der AED
gibt mit seiner Computerstimme
klare Anweisungen, man kann eigentlich nichts falsch machen. Dennoch könne es nicht schaden, den
Vorgang mal geübt zu haben, so Römer. Deshalb bietet das DRK auch
90-Minuten-Trainingseinheiten an.
Alle AED-Standorte in Neustadt
sind im Internet unter der Adresse
www.defi-nw.de zu finden. |ffg
Pendeln mit dem Schulranzen
DIE SCHULENTWICKLUNG (2): Ein Drittel der Schüler der Neustadter Schulen kommt aus dem Umland
Nicht nur Berufstätige – auch
Schüler pendeln. 23 Prozent der
Fünftklässler im zu Ende gegangenen Schuljahr besuchten Schulen
außerhalb der Stadt, in Zahlen
sind das 96. Gleichzeitig fahren 157
Schüler der fünften Klassen aus
dem Umland nach Neustadt, das
entspricht etwa einem Drittel der
Neustadter Schüler in den fünften
Klassen.
Diese Zahlen stehen im Entwurf
zum neuen Schulentwicklungsplan
von Neustadt und machen deutlich,
warum bei der Frage, wie Neustadts
Schulen sich verändern sollen, über
den Tellerrand hinaus geblickt werden muss. Soll heißen: in die Landkreise Bad Dürkheim und Südliche
Weinstraße, aber auch – im Hinblick
auf das Lambrechter Tal – in Richtung Kaiserslautern.
Der größte Anteil der Neustadter
Schulpendler in den fünften Klassen
drückte an der Realschule plus in
Haßloch die Schulbank (45), gefolgt
vom Gymnasium Haßloch (19), dem
Gymnasium Edenkoben (13) und
der Realschule plus in Edenkoben
(11). Die Zahlen entsprechen auch in
etwa dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Einzige Ausnah-
Pendeln mit dem Schulbus ist Schüleralltag.
ARCHIVFOTO: DPA
me, nur zwei Neustadter meldeten
sich 2015 an der Montessori-Schule
in Landau an. Es gibt Jahre, in denen
sogar zehn oder zwölf Neustadter
aus einem Jahrgang diese Privatschule besuchen.
Unberücksichtigt in der Auspendler-Statistik blieb die Realschule
plus Lambrecht. Das hängt mit dem
Prüfauftrag für den Schulentwicklungsplan zusammen. Die Gutachter von Biregio sollten ja untersuchen, ob eine Fusion der Realschulen Neustadt und Lambrecht sinnvoll wäre. Deshalb zählte Lambrecht
in der Untersuchung zu Neustadt.
In der umgekehrten Richtung, bei
den Einpendlern, sind die Lambrechter Schüler mitgezählt worden.
Sie stellen traditionell das größte
Kontingent an Einpendlern: im abgelaufenen Schuljahr 37, im Durchschnitt 33. Es folgen 19 Haßlocher
(Durchschnitt 24), 13 Deidesheimer
(Durchschnitt 10), zwölf Elmsteiner
(Durchschnitt 17) und acht Ruppertsberger (Durchschnitt 6). In der
Summe kommt Jahr für Jahr rund
ein Drittel der Neuanmeldungen an
den weiterführenden Schulen aus
dem Umland.
Interessant: Obwohl es in Lambrecht eine Realschule plus gibt,
stellen die Lambrechter im Schnitt
neun Prozent der Neuanmeldungen
für die Realschule plus in Neustadt,
in den aktuellen fünften Klassen
sind es 21 Schüler. Gleichzeit stellen
Neustadter in Lambrecht im Schnitt
19 Prozent der Anmeldungen, aktuell sind es in den fünften Klassen
zwölf Schüler.
Die Einpendler zu den Neustadtern Gymnasien sind relativ gleichmäßig verteilt. Die größte Gruppe
mit sieben Prozent und aktuell 17
Fünftklässlern kommt aus Haßloch.
Ein Einpendler-Gymnasium ist das
„Kurfürst-Ruprecht", was wohl mit
seiner Ausnahmestellung als „Altsprachliches“
zusammenhängen
mag. Im Schnitt kommen 41 Prozent
der KRGler aus dem Umland, am
Leibniz-Gymnasium sind es 40 Prozent, am „Käthe“ liegt die Quote nur
bei 25 Prozent. |wkr
DIE SERIE
Die Bonner Firma Biregio hat im Auftrag
der Stadt Vorschläge zur Schulentwicklung gemacht. Das Gutachten soll
Grundlage sein für den Schulentwicklungsplan, über den der Stadtrat im November entscheidet. Wir berichten in loser Folge über die Bestandsaufnahme
und die Empfehlungen.
neu_hp13_lk-stadt.01