DIE RHEINPFALZ — NR. 183 A KT U EL L NO TI ER T Flüchtlinge distanzieren sich von Gewalt und Terror Die Terrorattacken in den vergangenen Wochen in Deutschland und Frankreich haben unter den Flüchtlingen in Neustadt große Sorge ausgelöst, besonders unter den Muslimen. Sie haben Angst, von einer größer werdenden Gruppe der deutschen Bevölkerung abgelehnt zu werden. Einige Flüchtlinge haben deshalb die Initiative ergriffen und ein Zeichen gesetzt: Mit Unterstützung des Arbeitskreises Asyl formulierten sie einen Text, in dem sie sich von jeder Form von Gewalt und islamistischem Terror distanzieren. Mit dem Schreiben, das in acht Sprachen übersetzt wurde, zogen sie durch alle Flüchtlingsunterkünfte, um Unterschriften zu sammeln. In knapp zwei Wochen kamen 320 Unterschriften zusammen. In dem Schreiben heißt es unter anderem: „Wir sind friedliche Moslems und dankbar für die Aufnahme in Deutschland, besonders hier in Neustadt. Wir respektieren das deutsche Grundgesetz. Ein friedliches Miteinander ist sehr wichtig für uns, und wir werden versuchen dazu beizutragen, dass sich in unserem Umfeld niemand radikalisiert oder Hass und Verachtung verbreitet. Wenn die Europäer nicht so tolerant wären, wären viele von uns jetzt tot oder in einem vom Krieg zerrissenen und zerstörten Land.“ Die Unterschriftenliste wurde dem Arbeitskreis Asyl übergeben. Dessen Sprecherin Ulrike Gauglitz kann die Sorge der Flüchtlinge gut verstehen. Auch bei der Wohnungssuche stießen die ehrenamtlichen Helfer des AK Asyls immer häufig auf offene Ablehnung. „Es wird ist sehr schwierig, Wohnungen zu finden“, so Gauglitz. |kkr S P O RT A M MO NTA G Aufsteiger klettert auf Platz fünf Nach seinem 5:1-Heimsieg über den FC 08 Haßloch ist Bezirksliga-Aufsteiger TSG Deidesheim auf Tabellenplatz fünf geklettert. 08 ist noch immer ohne Punkte. LOKALSPORT B I T TE U M BLÄT TE RN Tollkühn auf Kisten und Brettern Haßloch: Ein internationales Fahrerfeld hat sich am Wochenende auf der Dirt-Bahn bei der 3. Elektroskateboard-Meisterschaft spannende Wettkämpfe geliefert. LOKALSEITE 3 Problemlos auf Umleitungsstrecke Land: Die Motorraddemonstration mit rund 250 Bikern kam problemlos über die Umleitungsstrecke in Frankeneck. Viele Anwohner waren dennoch unzufrieden. LOKALSEITE 5 Mit Lässigkeit und Herz Kultur regional: Das Ensemble JaworekReinhardt hat das Publikum bei einer SintiJazz-Soiree im Maikammerer Weingut August Ziegler begeistert. LOKALSEITE 6 S ER VI C E Auf einen Blick LOKALSEITE 4 SO ER RE IC HEN S IE UNS MITTELHAARDTER RUNDSCHAU Verlag und Geschäftsstelle Telefon: Fax: E-Mail: Kellereistr. 12 - 16 67433 Neustadt 06321 8903-0 06321 8903-20 [email protected] Abonnement-Service Telefon: 06321 3850146 Fax: 06321 3850188 E-Mail: [email protected] Privatanzeigen Telefon: Fax: E-Mail: 06321 3850192 06321 3850193 [email protected] Geschäftsanzeigen Telefon: Fax: E-Mail: 06321 3850383 06321 3850384 [email protected] Lokalredaktion Telefon: Fax: E-Mail: 06321 8903-28 06321 8903-36 [email protected] MONTAG, 8. AUGUST 2016 „Montag ist mein Neustadt-Tag“ RHEINPFALZ-SOMMERINTERVIEW (3): Ein lockeres Gespräch – nicht drinnen im Konferenzraum, sondern draußen in der freien Natur. Dazu haben wir uns Interviewpartner für die Sommerferien ausgesucht. Heute ist es Frank Sobirey. Womit die Themenpalette fast endlos sein kann, von Liedertafel bis Bürgerstiftung. Herr Sobirey, wir sitzen hoch oben über Neustadt und auch über Ihrem Haardter Schloss, auf einer kleinen Terrasse. Warum ausgerechnet hier, wo es doch – gefühlt – Hunderte Sitzgelegenheiten im Schlosspark gibt? Die Antwort wäre: Den Platz haben Sie ausgesucht. (lacht) Darum sitzen wir hier, das ist die ganze Wahrheit. Es gibt in der Tat viele schöne Plätzchen hier. zweiten „Ball für Neustadt“ aus? Abgesehen davon, dass die Gäste viel Spaß hatten: Was hat er gebracht für das Projekt „Wasser in die Stadt“? Ehrlicherweise muss man feststellen, dass die Resonanz geringer war als bei unserem ersten Ball vor zehn Jahren zugunsten der StiftskirchenSanierung. Man merkt auch da, wie sich die Zeiten geändert haben, langsam zwar, aber doch sehr deutlich. Aber wir haben einen Betrag im niedrigen fünfstelligen Bereich für das Projekt zusammenbekommen. Immerhin war der Ball ja auch keine alltägliche Veranstaltung. Also so können Sie das jetzt wirklich nicht sagen! Nur weil ich mich ein wenig am Schatten orientiert habe ... Aber es ist Ihnen nicht unangenehm, ausgerechnet hier zu sitzen? Im Gegenteil. Sehr schön! „Wasser in die Stadt“ ist auch kein alltägliches Projekt. Sind Sie optimistisch, dass es verwirklicht wird? Da bin ich nach wie vor sehr zuversichtlich. Weil die Stadt es auch will, und weil eine breite Zustimmung aus der Bürgerschaft da ist. Ich habe das Gefühl, das könnte so ein Projekt werden, wo beide Seiten an einem Strang ziehen und etwas Schönes daraus machen werden. Und wir sind natürlich auch angestachelt vom Erfolg vor zehn Jahren: Mit der Sanierung hat sich die Stiftskirche geöffnet, gehört heute sozusagen allen. Da hat sich viel zum Positiven entwickelt. Sitzen Sie oft hier? Viel zu selten. Mehr Sitzgelegenheiten als Gelegenheiten, sie zu nutzen. Das Sommernachtsfest der Liedertafel ist ja eigentlich die einzige, bei der das Gelände fast ganz ausgenutzt wird und viele Leute sich daran erfreuen können. Sommernachtsfest war erst vor kurzem wieder. Wie ist das denn so, wenn ganz viele Menschen plötzlich zu Hause einfallen? Das ist ja durchaus beabsichtigt. Das ist ein Abend, an dem die Schönheit des Parks vielen Menschen offensteht. Und ich mache das gerne. Es ist auch für mich eine Freude, abgesehen von der Arbeit danach beim Aufräumen. Zumal ich merke, dass das Bücken mir doch schon etwas schwerer fällt als früher. Die Liedertäfler werden eben auch nicht jünger. Deshalb sind wir auch sehr froh, dass die Pfadfinder mithelfen. Sie haben mir mal erzählt, dass beim ersten Fest vor 60 Jahren die Besucher in großer Robe kamen und in muffigen Armeezelten saßen. Heute ist es eher umgekehrt, das Ambiente ist stilecht, der Dresscode aber nicht wirklich streng. Selbst drei RadlerOutfits waren am 16. Juli zu sehen ... Das war aber ein Novum! Und ich habe sie auch angesprochen. Sie haben dann brav ihre Eintrittskarten gezeigt und erklärt, sie hätten es nicht mehr geschafft, sich umzuziehen. Aber ich schätze mal, sie kommen 2017 nicht mehr in dieser Kleidung. Ich betrachte es als einen Ausrutscher, und wir wollen auch nicht signalisieren, dass man zum Sommernachtsfest in Badekleidung kommt. Dieses Jahr war übrigens auch erstmals ein Hund dabei. Der kaum Spaß gehabt haben dürfte angesichts der Menschenmenge ... Ach, einerseits ist es ja schön, dass es auch immer ungezwungener wird, dass es mehr aufs Verhalten als aufs Äußerliche ankommt. Andererseits gibt es natürlich Grenzen. Die Liedertäfler werden auch nicht jünger, haben Sie gerade gesagt. Ich muss mir da immer bewusst machen, mit welchem Frank Sobirey ich gera- Mit traumhafter Aussicht: Frank Sobirey, der gern etwas bewegt und sich daher vielfach engagiert. de spreche: dem Liedertäfler, dem Lions-Club-Mitglied oder jenem der Bürgerstiftung ... Ja, das kann man wirklich oft nicht unterscheiden. Bei unserem „Ball für Neustadt“ Ende Mai dieses Jahres zum Beispiel waren auch alle drei beteiligt. Und dann entsteht ja auch noch Neues daraus, wie der Bau- und Förderverein für die Stiftskirche, den wir vor zehn Jahren nach dem ersten Ball gegründet hatten. Oder der Casimir-Sozialfonds, an dem sich viele Künstler aus der Region beteiligen. Und wie bekommen Sie das alles unter einen Hut? An jedem Wochentag setze ich einen anderen auf, allerdings nicht jede Woche. Also Montag ist der Liedertafel-Tag, Dienstag ist Lions-Tag, Mittwoch ist der Stiftskirchentag, im Wechsel mit der Bürgerstiftung. Aber Montag ist auch der Ich-erledige-alles-was-sonst-noch-anfälltTag. Wie unsere Sommerplauderei? Da haben Sie Recht. Vielleicht sollte ich besser sagen, Montag ist mein Neustadt-Tag. Und im Anschluss fahren Sie dann noch nachts die Post aus, wie ich mitbekommen habe. Ja, mal sehen, wie lange ich das noch so mache (lacht). Die Einladungen der Liedertafel nach auswärts gehen mit der Post, aber das Porto bei den Neustadter Innenstadt-Adressen kann man sparen. Und wenn ich sie quasi ausfahre, dann will ich das ohne viel Verkehr auf den Straßen. Sie fahren dann Moped? Ja, ja, das stimmt. Wenn ich bei gutem Wetter mit Jackett fahre, dann nehme ich den Motorroller, sonst das Motorrad. Roller Jackett, Motorrad Lederkluft? Lederkluft eigentlich weniger. Ich bin wirklich kein ambitionierter Motorradfahrer, wir machen vor al- FOTO: MEHN lem kleinere Touren, bei denen wir gemütlich durch die Gegend tuckern. Da sieht man natürlich viel mehr als im Auto. Wahrscheinlich würde man zu Fuß noch mehr sehen, aber das dauert dann doch zu lange ... Aber witzig, dass ich Ihnen das mal mit dem Briefeausfahren erzählt habe. Ich bin eben ein Nachtmensch, daher arbeite ich auch nachts, und wenn das dann fertig ist, dann ist die gute Zeit, um die Briefe wegzubringen. Kommen wir zurück zum Lions Club. Wie ging das eigentlich mit dem •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Zur Sache: Sobirey und das Wasser Der Neustadter Frank Sobirey (58) ist Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim und dort Prodekan der Fakultät Wirtschaft. Ehrenamtlich engagiert er sich in mehreren Vereinen, darüber hinaus schlägt sein Herz für die Pfadfinder, deren Stamm Franz von Sickingen Hambach er selbst angehört hat. Das jüngste Projekt, für das sich Sobirey einsetzt, ist „Wasser in die Stadt“, gemeinsam initiiert von der Bürgerstiftung Neustadt und dem Lions Club. Dabei soll zum einen Wasser des Speyerbachs oberirdisch vom Casimirianum bis zum Marktplatz fließen und dort wieder in der Erde verschwinden. Zum anderen soll es sozusagen am Kriegerdenkmal wieder auftauchen und in einer breiten, wenig tiefen Rinne bis zu der kleinen Grünanlage bei der RHEINPFALZ-Geschäftsstelle fließen. Aus dieser würde dann ein Teich. Indes wäre es nicht mehr das Wasser des Speyerbachs, sondern das Grundwasser, das permanent unter dem Klemmhof abgepumpt werden muss. Die Stadt will 2018 mit der Sanierung der Fußgängerzone zwischen Kriegerdenkmal und Klemmhof beginnen. Und plant dabei „Wasser in die Stadt“ mit. |ahb Läuft alles wie geplant, würde das Wasser-Projekt Mitte 2018 starten. Muss sich bis dahin endlich etwas am Klemmhof tun? Das Projekt soll ja auch ihn beleben. Also ich habe schon die Hoffnung, dass dort Gastronomie wiederbelebt werden kann, dass auch Geschäfte wieder einziehen könnten. Aber klar, es ist Sache der Klemmhof-Eigentümer, sich da einzubringen. Und was den Anschluss der Pumpen betrifft, wollen sie das Projekt ohnehin unterstützen. Das ist ja so ein kleiner Extracharme, dass das Wasser, das bislang unnütz herausgepumpt werden muss, dann noch einer guten Sache dient. Wobei tatsächlich schon die Frage aufgekommen ist, ob dadurch, dass es dann nicht mehr direkt in den Kanal fließt, es eine andere Art von Abwasser ist und Abwassergebühren anfallen könnten. Aus allgemeiner Lebenserfahrung würde ich so etwas nie ausschließen wollen ... Aber die beteiligten Fachleute wollen sich dafür einsetzen, dass sich das vermeiden lässt. Der Teufel steckt natürlich im Detail, es gibt viele Auflagen. Die Stadtplanung steht indes auf jeden Fall dahinter. Wäre dann noch die Frage, die Sie mir stellen wollen ... Was gefällt Ihnen an Neustadt? Dass es übersichtlich ist. Und was gefällt Ihnen nicht? Dass es zu übersichtlich sein kann. | INTERVIEW: ANKE HERBERT Trend zum Gymnasium führt zu größeren Klassen DIE SCHULENTWICKLUNG (4): In der Kernstadt gibt es weniger Gymnasialempfehlungen – Schülerrückgang an den Realschulen plus Wo kommen die künftigen Gymnasiasten her? Und wie entwickeln sich die Schülerzahlen an den Neustadter Schulen bis 2022? Antworten darauf finden sich im Entwurf zum Schulentwicklungsplan. Den in Relation zur Größe der Schule höchsten Anteil an künftigen Gymnasiasten in einer Grundschule stellt die Hans-Geiger-Schule. 83 Prozent der Abgangsschüler auf der Hambacher Höhe sind zwischen 2012 und 2016 nach der vierten Klasse auf ein Gymnasium gewechselt. Es folgen die Michael-EndeSchule in Haardt (77 Prozent), die Albert-Finck-Schule in Hambach (68 Prozent), die Mußbacher Grundschule (67 Prozent) und die Brüder-Grimm-Schule in Diedesfeld (61 Prozent). Die geringsten Quoten für die Gymnasien stellen die Schulen in der Kernstadt: die EichendorffSchule (34 Prozent), die Heinz-Sielmann-Schule (36 Prozent) und die Über 80 Prozent der Schüler der Hans-Geiger-Schule besuchen anschließend ein Gymnasium. ARCHIVFOTO: LM Ostschule (43 Prozent). Die Gutachter von Biregio schreiben, die Gründe dafür seien vielschichtig, von der „ökonomischen Aufstellung“ über die Bildungsambitionen der Eltern bis zu den vorsichtigen oder offenen Empfehlungen der Grundschulen. Bei der Prognose der künftigen Schülerzahlen rechnet Biregio das bisherige Schülerverhalten weiter bis ins Jahr 2022, also unter der Prämisse, dass keine Veränderungen in der Schullandschaft vorgenommen werden, auch nicht die von den Gutachtern empfohlene Umwandlung der Neustadter Realschule plus in eine Integrierte Gesamtschule. Demnach fallen die Schülerzahlen in dem Zeitraum an allen Realschulen plus. In Neustadt von 553 auf 389, in Lambrecht von 307 auf 232 und in Maikammer/Hambach von 371 auf 349. Die Gymnasien entwickeln sich laut der Prognose unterschiedlich. Das „Käthe-Kohlwitz“ steigert sich in den fünf Jahren von 910 auf 916, das „Leibniz“ von 961 auf 977. Am „Kurfürst-Ruprecht“ sinkt die Schüleranzahl von 991 auf 910. Der vorausgesagte Trend ist einer der Gründe dafür, warum Biregio künftig eine gemeinsame Oberstufe von Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium und Realschule plus, dann als Integrierte Gesamtschule, empfiehlt. Der Trend zum Gymnasium geht bereits aktuell mit größeren Klassen einher. Die durchschnittliche Klassenstärke an der Neustadter Gymnasien liegt zwischen 26 und 28 Schülern, bei der Realschulen plus in Neustadt und Maikammer 23, in Lambrecht nur 19. |wkr DIE SERIE Die Bonner Firma Biregio hat im Auftrag der Stadt Vorschläge zur Schulentwicklung gemacht. Das Gutachten soll Grundlage sein für den Schulentwicklungsplan, über den der Stadtrat im November entscheidet. Wir berichten in loser Folge über die Bestandsaufnahme und die Empfehlungen. neu_vp25_lk-stadt.01
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