Rheinpfalz 02.06.2016 Narben an Seele und Beinen

DIE RHEINPFALZ
— NR. 152
Vor knapp zwei Jahren wurde die Firma Sulo geschlossen. Seitdem ist das Gelände in
Branchweiler eine Gewerbebrache. Private Investoren wollen nun Wohnungen bauen.
Der Innenstadtbeirat aber lehnt das ab – solange keine anderen Gewerbeflächen entstehen.
Stadtwerke Neustadt:
Gaspreise sinken zum September
Die Stadtwerke senken ab 1. September den
Preis für Erdgas um 0,357 Cent brutto pro Kilowattstunde, teilt Gernot Grimm, Bereichsleiter
Energiewirtschaft und Vertrieb, auf Anfrage
mit. Die Preisreduzierung gelte sowohl für
Kunden, die Gas über den Grundversorgungstarif beziehen wie auch für Sondervertragskunden. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem jährlichen Gasverbrauch von
etwa 20.000 Kilowattstunden bringe dies eine
Einsparung von rund 70 Euro pro Jahr. Möglich
sei die Preisreduzierung, weil die Stadtwerke
aufgrund des „anhaltenden Preisrückgangs an
den Großhandelsmärkten“ günstig Gas einkaufen konnten, erklärt Holger Mück, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke. Der
kaufmännische Geschäftsführer Torsten Hinkel verweist darauf, dass dies die dritte Reduzierung des Gaspreises seit Oktober 2015 sei.
Letztmals waren die Gaspreise im Februar gesenkt worden. Nach Angaben von Mück sollen
die Kunden der Stadtwerke Mitte des Monats
schriftlich darüber informiert werden, dass sie
weniger für Gas zahlen müssen. |ann
T A GE STHE MA
Gärtnergehilfe und Repräsentant
Seit 31. August 2014 geschlossen: die Sulo Emballagen zwischen Industrie- und Speyerdorfer Straße in Branchweiler.
Haupt- und Bauausschuss beraten
nächste Woche, danach folgt der
Stadtrat: Um einem privaten Investor so schnell wie möglich den Weg
zu ebnen, soll der Bebauungsplan
„Schlachthof – Speyerdorfer Straße“
per beschleunigtem Verfahren geändert werden. Denn noch sind
knapp fünf Hektar – früher Sulo-Firmengelände, heute Brache – als Gewerbefläche ausgewiesen, was
Wohnbebauung verbieten würde.
Wie berichtet, plant die Wettenberger Grundstücksgesellschaft als
neue Eigentümerin des Sulo-Areals
dort Wohnungen und Häuser. Sie
hatte zuvor das frühere Ibag-Gelände entwickelt. Die Stadt begrüßt das
jüngste Projekt, Mitte Juni waren
erste Konzeptideen im Bauausschuss vorgestellt worden. Aus städtischer Sicht wird damit auch die
große Nachfrage an Wohnraum gedeckt, noch dazu innerhalb der Ortslage. Nur mit dem Schließen von
Baulücken und kleinen Baulandpro-
jekten an den Ortsrändern, Beispiel
Gimmeldinger Straße, sei das nicht
zu schaffen. Allerdings will sie darauf achten, dass sozialer oder bezahlbarer Wohnungsbau nicht zu
kurz kommen.
Indes sind auch Gewerbe- oder
Industrieflächen in Neustadt rar –
zumindest dann, wenn sie erschwinglich sein sollen. Genau das
hat den Innenstadtbeirat in seiner
Sitzung am Donnerstag umgetrieben. Mit der Bebauungsplanänderung befasst, lautete seine Beschlussempfehlung an den Stadtrat,
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dies abzulehnen. Nicht wegen der
konkreten Planung für das frühere
Sulo-Gelände, sondern aus grundsätzlichen Überlegungen: Vorhandene Gewerbe- und Industrieflächen sollten erhalten und im Idealfall vergrößert werden – oder aber
beim Wegfall entsprechende Ersatzflächen geschaffen werden, so
die einhellige Meinung.
Laut Stadtverwaltung wurde allerdings vorab geprüft, inwieweit
das Sulo-Areal weiter für Gewerbe
dienen kann. Das Ergebnis, das auch
in den Ausschüssen vorgetragen
wird: Angesichts der Ansprüche, die
moderne
Gewerbebetriebe
an
Standorte stellen würden, sei das
Sulo-Gelände für eine solche Folgenutzung ungeeignet. Erschwerend
hinzu komme, dass es an drei Seiten
von Wohngebiet umgeben sei.
Darüber hinaus hat der Innenstadtbeirat zehn Standorte für jene
vier mobilen Geschwindigkeitsmessgeräte festgelegt, die die Ver-
ARCHIVFOTO: LINZMEIER-MEHN
waltung für die Kernstadt vorsieht.
Wichtig war ihm, länger oder immer wieder im Bereich Maximilian/Ludwigstraße in Höhe des Casimirianums stadtauswärts zu messen.
Davon erhofft er sich auch allgemeine Erkenntnisse zum fließenden
Verkehr bevor und während die
Strecke als Umleitung wegen der
Baustelle Talstraße dienen wird.
Weitere Standorte sind: stadteinwärts in der Friedrich-Ebert-Straße
(Höhe SGD Süd), am Hetzelstift in
Fahrtrichtung Süden, in der Talstraße stadtauswärts (Höhe Hetzelanlage), stadteinwärts vor der Sackgasse
in der Pfalzgrafenstraße, in der Villenstraße Richtung Käthe-KollwitzGymnasium kurz vor dem Sulzwiesenweg, am bisherigen Standort in
der Spitalbachstraße, in der Dr.-Siebenpfeiffer-Straße
stadteinwärts
kurz vor Lincolnstraße, in der Karolinenstraße (Hausnummer 15) sowie in der Adolph-Kolping-Straße
Richtung Norden. |ahb
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Narben an Seele und Beinen
AM RANDE
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Ein Vortrag, die Folge und das Leid einer ganz normalen Familie aus Damaskus
VON KATHRIN KELLER
Besuch beim Deidesheimer Tributbock Michael III: Das von Christina Blätte und Bernd Riesterer gesteigerte Tier bekommt Teilzeitjobs –
neben der Aufgabe in der Zucht. LOKALSEITE 4
B I T TE U M BLÄT TE RN
Voller Kalender für Daheimgebliebene
Haßloch: Rund 100 kreative, sportliche und
unterhaltsame Angebote stehen im Programm
der Ferienspielwochen, die vom 18. Juli bis 6.
August dauern.
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Viel Raum für große Gefühle
Kultur regional: Das neue Quartett um den
italienischen Trompeter Enrico Rava kommt
zum „Palatia Jazz“-Konzert in den Park der Villa Böhm.
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Ein syrisches Mädchen mit Verbrennungsnarben an den Beinen
hat davon profitiert, dass bei einem Vortragsabend im LeibnizGymnasium Kontakte zu dem plastischen Chirurgen Andre Borsche
entstanden sind.
Borsche ist für sein ehrenamtliches
Engagement in der Stiftung Interplast bekannt. Doch bei dem Arztbesuch ging es dann nicht nur um die
Narben. Durch eine nebensächliche
Frage tritt das Leid einer ganz normalen syrischen Familie zu Tage.
Aishas Beine, das weiß sie nun,
sind so weit in Ordnung. Trotz der
großflächigen Narben, die sie davon
trug, als sie sich im Alter von zwei
Jahren verbrühte. Aisha stand neben dem Herd, auf dem gekocht
wurde, für die ganze Familie, wie es
in Syrien üblich ist. Als die Sauce
überkochte, war es passiert: Kochendheiße Flüssigkeit ergoss sich
über Aishas Beine.
Sechs Jahre ist das nun her, die
Wunden sind vernarbt, die Schmerzen vergessen. Aber der Ort, an dem
es passierte, ist mittlerweile zerstört: Damaskus.
Dort lebte die Familie, der Vater
betrieb ein Textiliengeschäft. 2015
beschloss er, mit Frau und Kindern
zu flüchten. Sie schafften es nach
Deutschland, bevor die Ungarn die
Grenze dicht machten. Aisha geht
jetzt in Gimmeldingen in die
Grundschule. Vater Al Sheibane
fängt demnächst ein Praktikum in
der Altenpflege an. Mitarbeiter des
Arbeitskreises Asyl helfen, wenn
Behördengänge oder Arztbesuche
anstehen. So wie am Donnerstag.
Seit 1996 operiert Andre Borsche
Menschen in Krisengebieten, die
nach Unfällen, Kriegsverletzungen,
Krankheiten oder durch angeborene
Fehlbildungen unter Entstellungen
leiden. Dass Aisha einen Termin bei
Borsche in Bad Kreuznach bekommen hat, hängt damit zusammen,
dass der plastische Chirurg im April
in Neustadt war und am LeibnizGymnasium über seine Arbeit be-
Damaskus – die zerstörte Hauptstadt Syriens.
richtete. Wenig später erfuhr eine
Mitarbeiterin des Neustadter Sozialamtes von Aishas Verbrennungsnarben, erinnerte sich an den Vortrag und bat in Bad Kreuznach um
einen Termin. Organisiert hat den
Besuch dann der Arbeitskreis Asyl:
Vorstandssprecherin Annette Aumüller, unterstützt von dem Syrer
Ahmad Naaso als Übersetzer.
Was Aishas Narben angeht, kann
Borsche Entwarnung geben. Sie
können, wenn das Mädchen etwas
älter ist, operiert werden. „Bis dahin
kann und soll Aisha sich ganz normal bewegen“, sagt der Arzt. Und
fragt so nebenbei, ob die Kleine
denn Geschwister habe. Ja, antwortet Al Sheibane, zwei Brüder. Und
fügt hin, dass eine kleine Schwester
bei einem Giftgasangriff auf Damaskus im Jahr 2013 gestorben sei. Wie
zwei seiner Brüder und zwei Schwager. Aishas Narben, der eigentliche
Grund für die Fahrt nach Bad Kreuznach, erscheinen mit einem Mal fast
nebensächlich.
Auf der Rückfahrt dann zeigt Al
Sheibane auf seinem Handy Internet-Videos von Giftgasopfern in Syrien. 1300 Menschen seien bei dem
Angriff in Damaskus gestorben, darunter viele Kinder.
Während der Syrer auf sein Han-
FOTO: AFP
dy stiert, schäkert Ahmad mit Aisha,
bemüht, sie abzulenken. Die Achtjährige soll die Bilder nicht sehen.
Obwohl sie, wie fast alle Kinder in
Syrien, den Anblick von Toten auf
der Straße kennt. „Schoko-Schokola-la“, reimt sie fröhlich und erzählt
von ihren neuen Freundinnen, die
Paulina, Josefina und Mali heißen.
Al Sheibane steckt das Handy
wieder ein. Er leide unter Schlaflosigkeit, erzählt er. Habe Kopfweh. Er
kreuzt die Hände und sagt: „Viermal. Gefängnis.“ Folter habe er auch
erlebt, übersetzt Ahmad. Warum er
verhaftet wurde, wisse er nicht. Es
seien die ganz normalen Menschen
wie er und Al Sheibane, die für den
Krieg in Syrien zahlten. Dass sie bald
in ihre Heimat zurückkehren können, das glaube er nicht.
Als Annette Aumüller schließlich
wieder in Gimmeldingen hält, sind
die beiden Syrer wieder im Jetzt und
Heute angekommen. Es geht um Ahmads Suche nach einer Wohnung
und um Al Sheibanes bevorstehenden Umzug. Während sie noch diskutieren, hüpft Aisha aus dem Auto,
winkt dem Busfahrer zu, der gerade
hält, und begrüßt ein paar aussteigende Mädchen. Dann nimmt sie
das Fahrrad und verschwindet damit um die Ecke.
Gute Nachrichten –
immer gern gehört
Möglicherweise hat Beigeordneter
Georg Krist gelesen, dass ihm die
Unternehmensgemeinschaft Willkomm schlechte Kommunikation
vorwirft. Deshalb hat er gestern reagiert und die Medien über die neuen
Tagesticketplätze informiert. Ob er
sich dabei auch geärgert hat, ist
nicht bekannt. Grund dazu hätte er.
Das eine oder andere WillkommMitglied mag nicht mitbekommen
haben, dass und wie das Parkbewirtschaftungskonzept
geändert
wurde. Öffentlich darüber informiert wurde aber immer wieder.
Ganz abgesehen davon, dass der
Stadtrat darüber beraten hatte. Andererseits können gute Nachrichten
für Berufstätige, Kunden und hoffentlich auch für den Handel in der
Innenstadt gar nicht oft genug gebracht werden. Daher wiederholen
auch wir gerne, wo nun seit gestern
– neben Bahnhof/Hauptpost und
Kohlplatz – zusätzlich mit einem Tagesticket für zwei Euro geparkt werden kann:
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Bei Anmeldung bis 15.07.16 erhalten Sie einen Getränkegutschein in Höhe von 20,- € inklusive
Sollte die heutige Neustadter Realschule plus
sich in eine Integrierte Gesamtschule umwandeln und eine gemeinsame Oberstufe mit dem
Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium bilden, dann
wäre das ein Novum für Rheinland-Pfalz. Wie
berichtet, wird diese Kooperation im Entwurf
für den neuen Schulentwicklungsplan vorgeschlagen. „Es gibt 55 Integrierte Gesamtschulen in Rheinland-Pfalz, die bis auf eine Ausnahme eine eigene Oberstufe haben“, erklärt
auf Anfrage Katrin D’Eugenio, Sprecherin des
Bildungsministeriums. Bei der Ausnahme handelt es sich um die Kaiserslauterer Goetheschule, deren Schüler nach der zehnten Klasse
die Schule wechseln müssen, wenn sie Abitur
machen wollen. „Über eine mögliche Kooperationsform, wie sie in Neustadt diskutiert
wird, muss bei einem entsprechenden Antrag
im Einzelfall entschieden werden“, heißt es dazu aus Mainz. |wkr
Kein Ersatz – kein Ja
ab Montag, 29.08.2016!
IGS: Kooperation der
Oberstufen wäre Novum
Neue Tanzkurse
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SAMSTAG, 2. JULI 2016
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dienstags
Paare immer
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16:00 - 18:00
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Hinzugekommen sind die Villenstraße zwischen Schanzenweg und
Kriegergarten, die Wallgasse hinter
der Ostschule, der Parkplatz Hohenzollernstraße/Ecke Landauer Straße
und die Parkplätze um die Hetzelanlage, sprich: entlang von Tal-, Amalien- und Luisenstraße. Insgesamt
sind das knapp 120 Stellplätze, die
entsprechend ausgeschildert wurden. Und um möglicherweise erneut erhitzte Gemüter zu beruhigen: Selbstverständlich kann auf einem Tagesticket-Platz auch mit einem kürzeren Zeitticket geparkt
werden ... |ahb
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