Beleidigung statt Satire

Beleidigung statt Satire
20.04.2016 21:11 Uhr
Zum Artikel "Was ist Meinung, was verletzt die Menschenwürde" (Ausgabe vom 13. April):
Die sogenannte künstlerische Attacke von Jan Böhmermann gegen den Präsidenten der Türkei ist in ihren Aussagen
unerträglich und hat mit einer seriösen Satire wenig gemeinsam. Die große Zustimmung in der Bevölkerung für
Böhmermann zeigt auf, dass man Beleidigung mit Satire verwechselt. So steht es dem Privatmann Erdogan auch zu,
zivilrechtlich vorzugehen. Den Vorstoß der türkischen Regierung, den Paragraf 103 StGB gegen Jan Böhmermann
anzuwenden, ist auch der Versuch, die ganze Sache zu politisieren.
Dass die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel auf diesen politischen Schachzug des Recep Tayyip Erdogan durch
ihr Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu aufgesprungen ist, zeigt ihre politische Schwäche
gegenüber der Türkei auf. Es muss ihr bei den Verhandlungen mit der türkischen Regierung doch bewusst gewesen
sein, dass die Türkei in Bezug auf die Flüchtlingskrise und die Einhaltung demokratischer Werte ein äußerst schwieriger
Kandidat ist.
Es wäre für die Kanzlerin besser gewesen, ihre Fehler in der Flüchtlingspolitik zuzugeben und den Vorschlägen des
bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zu folgen und sich nicht in die Abhängigkeit von Recep Tayyip Erdogan
zu begeben. Ein Vertrag mit dem unberechenbaren türkischen Staatspräsidenten steht auf tönernen Füßen.
Manfred Specht
Aresing
© 2016 donaukurier.de | Alle rechte vorbehalten.
Seite 1 von 1