Leseprobe zum Titel: Handelsblatt (11.03.2015)

Dax
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Dow Jones
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US Staat
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Stand: 22h00
G 02531 NR. 49 / PREIS 2,60 €
MITTWOCH, 11. MÄRZ 2015
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
THEMEN DES TAGES
Griechenland geht
das Geld aus
Der Rückschlag
Staatsminister Alekos Flambouraris hat am Dienstag einen dramatischen Appell an seine Landsleute
gerichtet: „Wir sind in einem Existenzkampf, und wir brauchen jeden einzelnen Euro“, sagte er im
Rundfunk. Die Zeit, die Lage
schönzureden, ist vorbei. Seite 8
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Streit über Chefposten
im RWE-Aufsichtsrat
Bloomberg
Belgien 3,20 € Frankreich 3,70 € Großbritannien 3,30 GBP
Luxemburg 3,20 € Niederlande 3,20 € Österreich 3,20 €
Polen 19,90 PLN Schweiz 5,30 CHF Tschechien 120,00 CZK
Ungarn 1100,00 FT
Schwere Zeiten für Commerzbank-Chef Blessing:
Die Rekordstrafe der US-Behörden macht
seine jüngsten Erfolge wieder zunichte. Die
Aufseher fordern personelle Konsequenzen.
Yasmin Osman
Frankfurt
D
as Jahr hatte so gut begonnen für Commerzbank-Chef Martin Blessing. Die neue Strategie
im Privatkundengeschäft zeigte Erfolge, der Überschuss
erreichte 2014 den höchsten Stand
seit vier Jahren, und künftig darf
Blessing wieder eine Dividende ausschütten – erstmals in seiner siebenjährigen Amtszeit.
Doch jetzt wird die Bank von der
Vergangenheit eingeholt. Die Frankfurter müssen einen Vergleich mit
den US-Behörden schließen. Voraussichtlich wird ein Bußgeld von 1,45
Milliarden US-Dollar fällig. Eine Einigung stehe unmittelbar bevor, berichten Teilnehmer der Gespräche.
Die Bank kommentierte die Informationen nicht. Fakt ist: Es wäre die
höchste Strafe in der Commerzbank-Geschichte.
Mit dem Bußgeld wollen die USAufseher die Commerzbank für Geschäfte bestrafen, mit denen das
zweitgrößte deutsche Geldhaus gegen die amerikanischen Iran-Sanktionen verstoßen haben soll. Konkret geht es etwa um Beziehungen
zur iranischen Staatsreederei IRISL
in den Jahren 2002 bis 2007. Zudem
soll die Bank gegen Geldwäscheregeln verstoßen haben.
Doch mit der Geldstrafe allein
wollen sich die Behörden nicht zu-
Mühsame Erholung
Nettoergebnis Commerzbank in Mio. Euro
1 430
bisher
gemeldet,
weniger
erwartet
602
Mio. €
638
’12
2010
’11
Handelsblatt
-47
81
’13
2014
Quelle: Unternehmen
friedengeben: Benjamin Lawsky,
der als Bankenschreck bekannte
Leiter der New Yorker Aufsichtsbehörde DFS, besteht darauf, dass einige höherrangige Commerzbank-Manager entlassen werden. Zwar hatte
sich die Bank wegen der US-Ermittlungen schon vor einigen Jahren von
zwei Mitarbeitern ihrer Schiffssparte
getrennt, erfuhr das Handelsblatt
aus Finanzkreisen. Doch jetzt sollen
offenbar weitere Manager gehen.
Zudem will Lawsky mehrere Aufpasser in die Commerzbank entsenden.
Sie sollen darauf achten, dass diese
sich künftig an alle Auflagen hält.
Wie unnachgiebig die US-Aufseher Verstöße gegen die Iran-Sanktionen ahnden, musste im vergangenen Jahr die französische BNP Paribas erfahren. Die Bank musste eine
Rekordstrafe von neun Milliarden
Dollar begleichen.
Die Commerzbank trifft die Milliardenstrafe empfindlich. Eigentlich
hatte das Geldhaus für 2014 einen
Commerzbank-Zentrale: Die
Bank muss wohl 1,45 Milliarden
Dollar Strafe zahlen.
Jahresüberschuss von soliden 602
Millionen Euro gemeldet. Dieser Gewinn wird nun wahrscheinlich mehrere Hundert Millionen Euro niedriger ausfallen, weil die Bank die Strafe noch ins alte Geschäftsjahr
buchen muss, dafür aber nicht vollständig finanziell vorgesorgt hat.
Vom schönen Aufschwung bleibt
nicht mehr viel übrig.
Die Bank muss jetzt entscheiden,
welche Konsequenzen sie zieht. Wegen schlechter Zahlen hatte Bankchef Blessing schon im vergangenen
Jahr auf einen Bonus verzichtet. Ob
er jetzt einen bekommt, ist noch unklar. Die Chancen könnten gesunken sein.
Milliardenstrafe für die
Commerzbank Seiten 4, 5
Schuldenschnitt für die Ukraine?
Geplantes Hilfspaket des IWF in Höhe von 17,5 Milliarden Dollar reicht nicht aus.
M. Brüggmann, M. Koch, T. Riecke
Berlin, Washington
C
hristine Lagarde bringt es auf den Punkt:
Auf mindestens 40 Milliarden Dollar beziffert die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) den Finanzbedarf der Ukraine. Zwar will ihre Institution am heutigen Mittwoch ein Hilfspaket von 17,5 Milliarden Dollar
für das kriegsgebeutelte Land beschließen. Reichen wird das nicht. Nun droht den Gläubigern
ein Schuldenschnitt.
Geht es nach dem IWF, sollen sie sich mit 15
Milliarden Dollar an dem Hilfsprogramm beteiligen – und das möglichst bald: Nach Informationen des Handelsblatts sieht das IWF-Programm
vor, dass sich die ukrainische Regierung binnen
drei Monaten mit ihren Geldgebern einigt. Ehe
die Experten des Fonds zu ihrer ersten Überprüfungsmission in Kiew eintreffen, müssen die
Gläubiger auf Forderungen verzichtet, Zinsen gesenkt oder Laufzeiten verlängert haben.
Die größten Gläubiger der Ukraine sind die
Fondsgesellschaft Templeton und der russische
Staat. Moskau hat bereits klargestellt, Kiew nicht
entgegenzukommen. Die privaten Geldgeber wol-
len unter Führung der Finanzberatung Rothschild
einen Gläubigerklub gründen, um ihre Interessen
zu vertreten. Der IWF bemüht sich, Zuversicht zu
verbreiten: Das Sanierungsprogramm werde helfen, Gläubiger für einen Schuldenschnitt zu gewinnen, da das Risiko eines Totalverlusts durch einen
Staatsbankrott sinke. Noch 2015 will der Fonds einen zweistelligen Milliardenbetrag aus seinem
Hilfspaket zur Verfügung stellen, erfuhr das Handelsblatt. Der Großteil des Geldes soll an die Zentralbank fließen, der Rest in den Staatshaushalt.
Bericht Seite 6, Leitartikel Seite 12
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Seit 23 Jahren sitzt Manfred
Schneider im Aufsichtsrat von
RWE, seit 2009 leitet er das Kontrollgremium des Energiekonzerns.
Aber 2016 soll für den 76-Jährigen
endgültig Schluss sein, und so
sucht Schneider händeringend einen Nachfolger. Sein Wunschkandidat Hans-Peter Keitel hat jetzt
schriftlich abgesagt. Der Grund:
Die immer noch mächtigen kommunalen RWE-Aktionäre lehnen
Keitel ab. Seite 14
Siemens greift General
Electric in den USA an
Konzernchef Joe Kaeser ist überzeugt: Amerika ist der Ort, an dem
man derzeit vertreten sein muss.
Eine geschickte Energiepolitik und
die Digitalisierung hätten die
US-Wirtschaft wiederbelebt. Für
das Weltraumunternehmen ULA
exportieren die Münchener jetzt ihre Idee der digitalen Fabrik in die
USA. Vorzeigekunde ULA setzt auf
Industrie 4.0 und auf Software von
Siemens. Seite 16
Wintershall: Russland
wendet sich China zu
Die BASF-Tochter ist in Russland
stark engagiert. Wintershall fördert
in Sibirien und handelt mit russischem Gas. Die Spannungen zwischen Russland und Europa belasten das Unternehmen. Doch Vorstandschef Rainer Seele zweifelt
am Erfolg der vom Westen verhängten Sanktionen, er setzt auf
Dialog: „Es geht darum, dass wir
die gute Position für die deutsche
Wirtschaft erhalten“, sagt er im
Handelsblatt-Interview. „Russland
bevorzugt China.“ Seite 18
Wachwechsel bei
der Credit Suisse
Die zweitgrößte Schweizer Bank
bekommt mit dem in Afrika geborenen Versicherungsmanager Tidjane Thiam einen neuen Chef und
ändert ihre Strategie. Das Investmentbanking soll schrumpfen, im
Gegenzug die Vermögensverwaltung insbesondere in Asien ausgebaut werden. Seiten 26, 28