Attentäter infiziert vom IS - news am abend

MONTAG, 20.6.16 · NR. 116
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Montag, 20.6.2016
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HEUTE
Bundesbank erwartet
Konjunkturflaute
im zweiten Quartal
Der Aufschwung in
Deutschland verliert der
Bundesbank zufolge vorübergehend an Kraft. „Die
deutsche Wirtschaft wird
im zweiten Vierteljahr vermutlich eine deutlich langsamere Gangart einlegen
als zu Jahresbeginn“, heißt
es in dem heute veröffentlichten Monatsbericht. Von
Januar bis März war das
Bruttoinlandsprodukt mit
0,7 Prozent so kräftig gewachsen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Für April
bis Juni rechnen BankenÖkonomen derzeit mit einem etwa halb so großen
Plus. Für 2016 erwartet die
Bundesbank ein Wachstum
von 1,7 Prozent, das sich im
kommenden Jahr auf 1,4
Prozent abschwächen soll.
Steuereinnahmen legen
um gut sechs Prozent zu
Die Steuereinnahmen von
Bund und Ländern nehmen
rasant zu: Mit 47,7 Milliarden Euro verbuchte der
Fiskus im Mai 6,2 Prozent
mehr Geld in seinen Kassen
als im Vorjahresmonat.
Handelsblatt | Quelle: Bloomberg
DAX
3M Deutschland Edition
Erbschaftsteuerreform steht
Koalition einigt sich
auf Neuregelung:
Ab 26 Millionen Euro
Betriebswert wird beim
Firmenerben geprüft.
dpa/rtr I Berlin Firmenerben werden
auch künftig großzügig steuerlich begünstigt, wenn sie das Unternehmen längere Zeit fortführen und Arbeitsplätze
erhalten. Von Juli an sollen aber schärfere Vorgaben für die Verschonung gelten
wie sie das Bundesverfassungsgericht
vor eineinhalb Jahren gefordert hatte.
Die große Koalition hat sich auf eine Reform der Erbschaftsteuer geeinigt. Damit kann der Bundestag die Neuregelung der Steuerprivilegien für Firmenerben noch in dieser Woche beschließen.
Bisher müssen Unternehmensnachfolger kaum Steuern zahlen, wenn sie den
Betrieb lange genug weiterführen und
die Beschäftigung halten. Karlsruhe hatte Ende 2014 strengere Vorgaben verlangt. Wie bisher bleibt es dabei, dass ein
Erbe für eine hundertprozentige Verschonung Betrieb und Lohnsumme für
sieben Jahre stabil halten muss; für einen Steuer-Discount von 85 Prozent reichen fünf Jahre. Die Lohnsummenprüfung entfällt künftig nur noch für Kleinbetriebe mit bis zu fünf Beschäftigten –
und nicht mit bis zu 20 Arbeitnehmern
wie bisher, was dem Verfassungsgericht
zu weit gegangen war. Hat ein Erblasser
Barmittel für Investitionen zurückgelegt, können diese künftig binnen zwei
dpa
Jahren nach seinem Tod steuerlich begünstigt werden.
Eigentlicher Knackpunkt in den Verhandlungen waren aber große Unternehmenserbschaften. Hier gilt künftig:
Ab einem begünstigten Betriebswert
von 26 Millionen Euro wird beim Erben
geprüft, ob eine Steuerverschonung
notwendig ist oder ob nicht doch wenigstens ein Teil der Steuer gezahlt werden kann. Dabei wird das Privatvermögen bis maximal zur Hälfte belastet. Alternativ kann ein Erbe eine geringere
Verschonung akzeptieren, die abhängig
von der Vermögenshöhe abgeschmolzen wird. Damit die Firma durch die
Steuer nicht existenziell gef ährdet
wird, werden außerdem die Stundungs-
Die Börse glaubt nicht
mehr an den Brexit
HB I Frankfurt Erleichterung
an den Börsen auf breiter
Front: Vier Tage vor der Volksabstimmung in Großbritannien über einen Austritt oder
einen Verbleib in der EU überwiegt bei Anlegern die Zuversicht. Der Dax kletterte heut
um mehr als drei Prozent auf
9961 Zähler. „Das ist eine Erleichterungs-Rally“, sagte
Marktstratege Heino Ruland
vom Brokerhaus ICF. „Die Finanzmärkte hängen mittlerweile ausschließlich an den
Brexit-Umfragen.“ Die briti-
schen Buchmacher, die auch
beim Schottland-Referendum
richtig lagen, taxierten die
Wahrscheinlichkeit eines Verbleibs Großbritanniens in der
EU dem Wettanbieter Betfair
zufolge auf 75 Prozent, rund
zehn Prozentpunkte mehr als
am Freitag. In Großbritannien
ging der Wahlkampf weiter,
nachdem er Ende der vergangenen Woche wegen des Mordes an der Labour-Abgeordneten und EU-Befürworterin
Jo Cox kurzzeitig ausgesetzt
worden war. SEITEN 2, 6, 8
regeln für Unternehmenserben erweitert.
Die Erbschaftsteuer spült bisher nicht
einmal sechs Milliarden Euro pro Jahr in
die Länderkassen. Nach Gabriels Worten
ist es der SPD gelungen, die Einnahmen
im Vergleich zum ersten Gesetzentwurf
um 35 Millionen Euro zu steigern. Insgesamt wird das zusätzliche Plus auf
235 Millionen Euro pro Jahr geschätzt.
Die Erbschaftsteuer werde sozial gerechter, ohne die Fortführung von Unternehmen und Arbeitsplätze zu gefährden, sagte Gabriel. Seehofer zeigte sich
ebenfals zufrieden – aber nur „für den
Augenblick“, wie er betonte. „Wir wollen
eine Regionalisierung der Erbschafsteuer“, kündigte der CSU-Chef an.
21. Handelsblatt Jahrestagung
Banken im Umbruch
31. August und 1. September 2016,
Frankfurt am Main
Weitere Informationen erhalten Sie
telefonisch unter: 02 11.96 86 – 33 49
Konzeption und Organisation:
Wirtschaft & Politik
2 WIRTSCHAFT & POLITIK
Wien: Zeugen bestätigen
Probleme bei
Präsidentenwahl
Zum Auftakt des Prozesses
um die Gültigkeit der Bundespräsidentenwahl in Österreich
haben Zeugen wesentliche
Vorwürfe der rechten FPÖ bestätigt. In den Wahlbezirken
Innsbruck-Land und Südoststeiermark sind demnach formale Fehler gemacht worden.
Dazu gehört das vorzeitige
Öffnen von Wahlumschlägen,
im Fall der Südoststeiermark
auch das vorzeitige Auszählen
von Briefwahlstimmen durch
nicht zur Wahlkommission gehörende Personen. Begründet
wurde das mit der Zeitnot angesichts der Rekordbeteiligung bei der Briefwahl. Zugleich betonten die Zeugen,
es gebe keine Hinweis auf
Wahlbetrug.
Japans Exporte schwach
Die Exporte der japanischen
Wirtschaft gingen im Mai
zum achten Mal in Folge zurück. Die Ausfuhren sanken
um 11,3 Prozent. Bei den Importen betrug das Minus 13,8
Prozent. Wegen des starken
Exportrückgangs gab es mit
40,7 Milliarden Yen (342 Mio
Euro) das erste Handelsbilanzdefizit seit Januar.
China protestiert nach
Schüssen auf Fischerboot
China hat mit scharfem Protest auf einen erneuten Zwischenfall im Südchinesischen
Meer reagiert, bei dem die
indonesische Marine ein Fischerboot aus China beschossen hat. China verurteile solch „exzessive Gewalt“,
sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
Bettler in New York macht
Kasse mit Donald Trump
Mit der Drohung, Donald
Trump zu wählen, hat ein
Bettler in New York sein Geschäft angekurbelt. „Gib mir
einen Dollar oder ich stimme
für Trump“, stand auf einem
Pappschild, hinter dem sich
der Mann in der Nähe des Times Square in Manhattan
positioniert hatte.
NEWS AM ABEND
MONTAG, 20. JUNI 2016
Raggi erobert Rom
Protest-Kandidatin triumphiert in der Hauptstadt –
Erfolg auch in Turin
dpa I Rom Mit Siegen bei den Bürgermeister-Stichwahlen in Rom und Turin
hat die europakritische Fünf-SterneBewegung einen überraschend klaren
Doppelerfolg gefeiert. Spitzenkandidatin Virginia Raggi setzte sich mit großem Vorsprung durch und wird erste
Bürgermeisterin der Ewigen Stadt.
Auch in Turin steht künftig eine Frau
des „Movimento 5 Stelle“ (M5S) an der
Stadtspitze. Dort gewann die erst
31 Jahre alte M5S-Kandidatin und Unternehmerin Chiara Appendino überraschend gegen den amtierenden Bürgermeister und Kandidaten von Renzis
Partito Democratico (PD), Piero Fassino.
Für Regierungschef Matteo Renzi
und seine Mitte-Links-Regierung ist der
Wahlausgang ein herber Schlag. Renzis
E
s hat alles nichts genützt. Bei den Stichwahlen zwei Wochen nach den
Kommunalwahlen in Italien
hat Strahlemann Matteo Renzi mit seiner Partito Democratico (PD) eine bittere Niederlage erlitten – die erste,
seit er vor zwei Jahren ins
Amt kam. Nur in Mailand
kam sein Kandidat durch, in
Turin unterlag der PD-Bürgermeister und in Neapel
hatte es der PD-Kandidat gar
nicht erst in die Stichwahl
geschafft.
Doch am Schlimmsten ist
es in Rom. Ein Erdrutsch. Virginia Raggi, die junge Kandidatin der Protestbewegung 5
Stelle, hat Renzis Kandidaten
Virginia Raggi, Kandidatin der Protestbewegung Fünf Sterne, präsentierte sich am
frühen Morgen vor der Kulisse der Ewigen Stadt als Siegerin der Wahl in Rom.
Kandidaten setzten sich in Mailand
und Bologna durch.
Raggi, die sich im Wahlkampf gegen
die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 in der italienischen Hauptstadt
ausgesprochen hatte, lag mit gut zwei
Drittel der Stimmen meilenweit vor Giachetti. Sie sprach in der Nacht auf einer
Pressekonferenz von einem „historischen Moment“ und zeigte sich erfreut,
„dass auch Rom endlich eine Bürgermeisterin haben wird“.
Forza Virginia
Roberto Giachetti aus dem
Rennen geworfen. Die 37jährige Mutter eines kleinen
Jungen ist ein Neuling in der
Politik, hat keine Verwaltungserfahrung, und gehört
einer Partei an, die zentral
vom Gründer des Movimento
5 Stelle, dem Komiker Beppe
Grillo gesteuert und kontrolliert wird.
Immer wieder hatte Renzi
in den vergangene Tagen gesagt: Das sind regionale Entscheidungen, das hat nichts
mit nationaler Politik zu tun.
Hat es aber doch. Vor allem
in Rom, wo Virginia Raggi
dpa
mehr als doppelt so viele
Stimmen holte wie Giachetti.
Es war aber, darin sind sich
alle Kommentatoren am Morgen danach einig, eine Protestwahl. Vor allem die Römer waren die etablierten
Parteien und ihr Missmanagement leid, rechts wie links.
KOMMENTAR
Regina Krieger
Handelsblatt
Doch kann Raggi es richten?
Zu ihrer politischen Unerfahrenheit kommt das politische
Programm ihrer Partei, das
sich vor allem durch ein
„Nein“ gegen alles auszeichnet, gegen den Euro, gegen
„die da oben“ und auch gegen die Olympia-Bewerbung
für 2024. In anderen Städten
sind 5stelle-Bürgermeister an
der Realität gescheitert. Und
Rom ist ein Problemfall: hohe
Schulden, maroder Nahverkehr, ineffiziente Verwaltung.
Dennoch: für Renzi ist die
Wahl ein Signal, dass der
Rückhalt für seinen Reformkurs bröckelt. Ab heute muss
er sich noch mehr anstrengen.
Friendly Fire im Brexit-Lager
Impressum
HB I Berlin Für die Brexit-Befürworter kommt es derzeit
knüppeldick – und zwar vor
allem aus den eigenen Reihen. So hat die ehemalige Brexit-Befürworterin und führende Politikerin der britischen Konservativen, Sayeeda Warsi, den EU-Gegnern
drei Tage vor dem Referendum eine Lügenkampagne
vorgeworfen. „Sind wir bereit,
Lügen zu verbreiten, Hass
und Fremdenfeindlichkeit
anzustacheln, nur um eine
Kampagne zu gewinnen?“,
fragte die Ex-Ministerin. Sie
wolle nicht, dass auf Basis der
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Botschaften der Brexit-Befürworter das Großbritannien
geformt werde, in dem sie ihre Kinder großziehen wolle.
Warsi zog mit ihrem Seitenwechsel offenbar Konsequenzen aus dem Mord an der Labour-Abgeordneten und Brexit-Gegnerin Jo Cox, die von
einem Mann mit dem Ruf
„Großbritannien zuerst“ niedergestochen worden war.
Und Boris Johnson, der
prominenteste Brexit-Befürworter, stößt mit seinen Argumenten selbst in der eignen
Familie auf Skepsis. Sein Vater
Stanley Johnson hat sich öf-
fentlich für einen Verbleib in
der EU ausgesprochen. „Boris
sagt, wir müssen die EU verlassen, um die Kontrolle über
unser Land wieder zu bekommen. Ich sehe es genau umgekehrt: Wir müssen in der EU
bleiben, um weiter die Kontrolle zu haben“, sagte er. Die
EU müsse reformiert werden,
forderte Johnson: „Weniger
Zentralismus, mehr Freiheiten für die Mitgliedstaaten.
Aber das geht nur, wenn
Großbritannien ihr Mitglied
bleibt“, sagte der Vater, der
früher selbst zeitweise bei der
EU in Brüssel gearbeitet hat.
Handelsblatt News am Abend
DIESE
3M FÜR
NEUE IDEEN
DIESEWOCHE
WOCHE IM
IM FOKUS:
FOKUS: 3M
LÖSUNGEN
IN DER MEDIZIN
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# Mission:Economy
1. Hackathon von Handelsblatt, Wirtschaftswoche und 3M
48 Stunden. 80 kreative Köpfe. Viele
tolle Ideen. Beim ersten „Hackathon“
der Verlagsgruppe Handelsblatt und
3M lag Startup-Atmosphäre in der
Luft – eine Mischung aus Euphorie
und hochkonzentrierter Arbeit. Ein
Hackathon ist ein kreativer Workshop
bei dem Ideen rund um Wirtschaft und
Medien auf innovative Weise möglichst bis zum Prototyp-Stadium entwickelt werden.
Die große Chance
Am Donnerstag, dem 9. Juni 2016,
war es soweit. Der Hackathon unter
dem Motto „Mission: Economy“ fand
im Foyer der Verlagsgruppe Handelsblatt in Düsseldorf statt. Rund 80 Teilnehmer waren angetreten – Journalisten, Gründer, Konzepter, Animationsexperten, Filmemacher, Entwickler
und Designer. Viele hatten eine Idee
im Gepäck. Dies war ihre Gelegenheit:
Hier hatten sie die Chance, ihre Idee zu
einem konkreten Projekt weiterzuentwickeln. Chance auf Inspiration und
Networking. Chance auf einen von
sechs Preisen in den Kategorien Best
Overall, Coremedia-Sonderpreis, 3M
Michael Peters, Mitglied der Geschäftsführung der 3M Deutschland GmbH, überreicht den 3M Innovationspreis
an das Team gridX: Marko Lauke, Joel Hermanns, Michael Beaumont, Andreas Booke.
Innovationspreis, Beste Verlagsidee,
Virtual Reality und Best Pitch.
Von der Idee zum
ausgezeichneten Prototyp
Zunächst warben die Ideengeber in
einminütigen Vorträgen um Mitstreiter. Wer sich für ein Thema begeister-
3M Mitarbeiter und Hackathon-Teilnehmer Deniz Schöne präsentiert
die Ergebnisse seines Teams. Das Projekt: Eine Plattform, auf der in
kürzester Zeit Umfragen erstellt werden können, um Stimmungsbilder
zu erfassen und zu teilen.
te, konnte sich spontan dem Team anschließen. Dann hatten sie 48 Stunden,
um in emsiger Arbeit den Prototyp auf
die Beine zu stellen. Am Ende ein
weiterer Härtetest: Die sechsköpfige
Jury wollte in nur drei Minuten von
dem Konzept überzeugt werden. Zum
Abschluss wurden die sechs Preise an
ausgezeichnete Projekte vergeben.
Das Team Unaite erhielt den Best
Over-all Preis für die Entwicklung eines Chatbots, der Leser und Redakteure näher zusammenbringen kann. Mit
Hilfe künstlicher Intelligenz beantwortet er Leserfragen. Weiß er einmal
nicht weiter, wendet er sich an die Redaktion.
3M Innovationspreis
Den 3M Innovationspreis erhielt das
Team gridX aus Aachen. Die Gründer
wollen Batteriespeicher für Strom zu
einem virtuellen und intelligenten
Netzwerk zusammenschließen. Batteriebesitzer können hier erstmalig freie
Strom-Kapazitäten, etwa aus der hei-
3M. Innovation aus Tradition.
Michael Peters, Mitglied der Geschäftsführung bei 3M in Deutschland, sieht die Förderung des Hackathons als einen Baustein der besonderen 3M Innovationskultur.
Und als eine gute Möglichkeit, neue
Ideen zu finden. Der Multitechnologiekonzern unterstützt Innovation
aus Tradition. Nicht umsonst gilt
3M weltweit als Synonym für Erfindergeist und technische Spitzenleistung. „Wir erlauben unseren
Forschern, 15 Prozent ihrer Arbeitszeit frei für Projekte einzusetzen,
die sie gerne betreiben möchten.
Auch wenn wir nicht von Anfang an
überzeugt sind.“ Der Erfolg gibt
dem Unternehmen recht. 100.000
Imke Jendrosch, Leiterin
Kommunikation und Marke, und
John Banovetz, Managing
Director 3M Deutschland GmbH,
testen, wie Nachrichten mit Hilfe
von Virtual Reality erlebbar gemacht werden könnten.
mischen Solaranlage, vermarkten. Für
3M ein ausgezeichneter Beitrag zur
Energiewende.
Hier weitere Informationen
3M Deutschland GmbH
Carl-Schurz-Str. 1
41453 Neuss
Telefon: 02131/14-74 76
E-Mail: [email protected]
registrierte Patente sprechen für
sich. Ein Ziel von 3M ist es, 40 Prozent des Umsatzes mit Produkten
zu machen, die nicht älter als fünf
Jahre sind. Die Vermarktung von Industrieprodukten über digitale Kanäle, sieht Peters in diesem Zusammenhang als große Herausforderung. Hier bedarf es neuer Ideen.
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20. – 24. Juni 2016
Wirtschaft & Politik
4 WIRTSCHAFT & POLITIK
Erzbistum München
hat 5,5 Milliarden
auf der hohen Kante
Das Erzbistum München hat
sein Vermögen bewertet und
ist auf fünfeinhalb Milliarden
Euro gekommen – ein Spitzenwert in Deutschland. Einen großen Teil der Summe
hat die Kirche Stiftungen zugewiesen, die dem direkten
Zugriff des Erzbistums entzogen sind und von unabhängigen Experten kontrolliert werden. Die Erträge dürfen nur zweckgebunden für
Seelsorge, Wohlfahrtspflege
und Bildung verwendet werden, wie Generalvikar Peter
Beer betonte. Bisher galten
Paderborn (rund vier Milliarden Euro Vermögen) und
Köln (3,4 Milliarden Euro) als
die reichsten Bistümer.
Nur 60 Prozent der
Beschäftigten haben
einen Tarifvertrag
94 Prozent der Beschäftigten in Deutschland finden
Tarifverträge wichtig – aber
nur 60 Prozent haben einen.
Das ist das Ergebnis einer
Umfrage im Auftrag der
Dienstleistungsgewerkschaft
Verdi. Während Beschäftigte
mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von 1500 bis
3000 Euro zu 64 Prozent
unter Tarifvertrag arbeiten,
sind es bei niedrigerem Einkommen nur 46 Prozent.
Verdi-Chef Frank Bsirske
kündigte eine Aktionswoche
an, bei der Verdi in den
kommenden Tagen in mehr
als 1000 Betrieben für eine
Gewerkschaftsmitgliedschaft werben werde.
Von Gerd Höhler
Handelsblatt
Athen Die türkische Wirtschaft wächst stärker als erwartet. Aber die zunehmende
Machtkonzentration in den
Händen von Staatspräsident
Recep Tayyip Erdogan, die Eskalation des Kurdenkonflikts,
die Bedrohung durch den Terrorismus und Erdogans konfrontationsgeladene Außenpolitik verunsichern ausländische Investoren und Anleger.
Der Staatschef, der früher als
„Vater des türkischen Wirtschaftswunders“ gefeiert wurde, wird zunehmend zu einem Risikofaktor.
Das türkische Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat im ersten Quartal mit einem Plus
von 4,8 Prozent gegenüber
dem Vorjahr die meisten
Prognosen übertroffen. Fabian Hungerland, Türkei-Experte der Berenberg Bank, führt
diesen Schub allerdings auf
einen Einmal-Effekt zurück:
„Der deutlich erhöhte Mindestlohn zu Beginn des Jahres
trieb das Wachstum mehr als
erwartet“. Die Exporte gingen
dagegen zurück. Der Internationale Währungsfonds (IWF)
erwartet für dieses Jahr ein
Wachstum von 3,8 Prozent,
nach vier Prozent im Vorjahr.
Von ihrem Boom in den
Jahren 2002 bis 2011, dem ersten Jahrzehnt der Ära Erdogan, als die türkische Wirtschaft um durchschnittlich
sieben Prozent pro Jahr zulegte, ist die Türkei damit weit
entfernt. Allein um ihre Beschäftigungsquote zu sichern,
brauche das Land ein jährliches Wachstum von mindes-
NEWS AM ABEND
MONTAG, 20. JUNI 2016
„Erdogans
Wille
geschehe“
Der türkische Präsident wird zum
Risiko für die Wirtschaft: Sein
Machtstreben verzögert
überfällige Strukturreformen.
Recep Tayyip
Erdogan.
dpa
tens fünf Prozent, meint der
Istanbuler Ökonom und Wirtschaftskolumnist Mustafa
Sönmez. Ein Alarmsignal ist
die Arbeitslosenquote, die mit
über zehn Prozent auf dem
höchsten Stand seit vier Jahren liegt. Unter den 15– bis
24-Jährigen beträgt sie sogar
18 Prozent. Das birgt soziale
Sprengkraft.
Die wachsende Arbeitslosigkeit und die steigende In-
Mit Mindestlohn unter Hartz-Niveau
dpa I Berlin Für Geringverdiener in westdeutschen Ballungsräumen reicht das Einkommen wegen hoher Mieten oft nicht zum Leben. Dies
geht aus einer Antwort der
Bundesregierung auf eine
Anfrage der Linksfraktion
hervor, die der „Rheinischen
Post“ vorliegt. Demnach
bringt ein Vollzeitjob mit einem Mindestlohn-Stundenverdienst von 8,50 Euro in
westdeutschen Städten vielerorts zu wenig ein, um Lebenshaltungskosten und
Miete zu decken.
Nach Auskunft der Regierung erhält eine alleinste-
hende Person mit einer Wochenarbeitszeit
von
37,7 Stunden und einem Mindestlohn von 8,50 Euro einen monatlichen Bruttolohn
von 1388,62 Euro. Netto blieben dem Papier zufolge
1040,27 Euro für die Lebenshaltungskosten übrig. Der
durchschnittliche Existenzbedarf alleinstehender Erwerbstätiger betrage jedoch
1053 Euro und läge damit um
13 Euro über dem Gehalt.
Der Existenzbedarf setze
sich zusammen aus dem
Hartz-IV-Regelsatz
von
404 Euro, den durchschnittlichen Kosten der Unterkunft
von 349 Euro sowie dem Erwerbstätigenfreibetrag von
300 Euro.
In einzelnen Städten ist
die Lücke dem Bericht zufolge noch größer: Ein alleinstehender Hartz-IV-Empfänger
in München habe Anspruch
auf einen Mietzuschuss von
492 Euro, so das Papier. Dieser Betrag liege um 156 Euro
über dem Existenzbedarf
aus einem Vollzeit-Job mit
Mindestlohn. In Düsseldorf
zahle das Job-Center einen
durchschnittlichen Mietzuschuss von 395 Euro. Auch
hier bringe ein MindestlohnJob 46 Euro zu wenig ein.
flation, die nach der EU-Prognose in diesem Jahr 8,6 Prozent erreichen dürfte, sind
keine guten politischen Vorzeichen für Präsident Erdogan – auch wenn der Staatschef derzeit fester denn je im
Sattel zu sitzen scheint. Mit
der Ablösung des bisherigen
Premierminister Ahmet Davutoglu zog Erdogan im Mai
noch mehr Kompetenzen an
sich.
„Erdogans Wille geschehe“,
sei derzeit und auf absehbare
Zukunft das Motto in der Türkei, sagt Berenberg-Ökonom
Hungerland. Erdogans „OneMan-Show“ polarisiere aber
das Land immer mehr. Hungerland spricht von einem
„Erdogan-Paradox“: Der Präsident sei „Stabilitätsfaktor
und Risikoquelle zugleich“.
Auch der Türkei-Experte
Gregor Holek, Emerging Markets-Fondsmanager bei Raiffeisen Capital Management,
sieht steigende Risiken am
Bosporus. Galt die Türkei in
den Jahren 2003 bis 2013
noch als ein politisch stabiles,
reformorientiertes Land, werde Erdogans Machstreben inzwischen von den Märkten
kritisch gesehen: „Die Regierung ist derzeit fast ausschließlich mit dem Ausbau
der Macht des Präsidenten
beschäftigt, wichtige Reformen werden aufgeschoben“,
so Holek.
Hauptproblem der Türkei
bleibt das außenwirtschaftliche Ungleichgewicht, abzulesen am chronischen Leistungsbilanzdefizit. Es spiegelt
die Exportschwäche der Wirtschaft, ihre mangelnde Innovationskraft und die geringe
Wertschöpfung. Die extrem
niedrige Sparquote macht das
Land in hohem Maß abhängig
von ausländischen Kapitalzuflüssen, die Liquiditätslage
der türkischen Banken ist angespannt. Zur umfangreichen
türkischen Reform-Agenda
gehören auch der seit Jahren
überfällige Umbau des Rentensystems und die Deregulierung des Arbeitsmarktes.
Steinmeier, der
Putin-Versteher
rtr I Berlin Mehrere CDU-Politiker haben Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wegen seiner NatoKritik scharf angegriffen. „Wir
sehen, dass Steinmeier als Putin-Versteher schon den Weg
bereitet für die Linkspartei“,
sagte das CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn heute in
Berlin. Sowohl Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier
als auch der CDU-Europapolitiker Herbert Reul äußerten
„Unverständnis“ dafür, dass
der SPD-Politiker ein NatoManöver in Polen als „lautes
Säbelrasseln und Kriegsgeheul“ bezeichnet hatte. „Wir
waren uns eigentlich immer
einig, dass wir nicht nur theoretisch, sondern auch wirklich das Nato-Gebiet schützen“, sagte CDU-Vize Bouffier.
Die geringe Anzahl an NatoSoldaten bedrohe Russland
wirklich nicht. Reul sagte, er
verstehe Steinmeier nicht
mehr. Russland habe ein anderes Land überfallen. Deshalb könne man osteuropäischen Nato-Partnern nicht
vorwerfen, das Verhältnis zu
Russland zu belasten.
5 WIRTSCHAFT & POLITIK
NEWS AM ABEND
MONTAG, 20. JUNI 2016
Verfolgt, vertrieben, geflüchtet
Mehr als 65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – ein historischer Höchststand
D
ie globale Flüchtlingskrise hat sich noch einmal verschärft. Rund 65,3
Millionen Menschen befanden sich Ende 2015 auf der
Flucht vor Unterdrückung,
Gewalt und Krieg. Niemals
zuvor haben die Vereinten
Nationen eine höhere Zahl
an Menschen erfasst, die ihrer Heimat den Rücken kehren mussten. Anlässlich des
Weltflüchtlingstages heute
prangert die Uno diesen traurigen Rekord an. „Wir sehen
uns der größten Flüchtlingsund Vertriebenenkrise unserer Zeit ausgesetzt“, warnt
Uno-Generalsekretär Ban Ki
Moon in dem neuen Bericht
des Flüchtlingshilfswerk
UNHCR. Bezogen auf die
Weltbevölkerung befand sich
Ende 2015 ein Mensch von
113 Menschen auf der Flucht.
Der Grund für die dramatische Entwicklung: Die vielen
Konflikte wie in Syrien, die
ganze Regionen erschüttern,
Somalische Familien in einem Flüchtlingscamp im Norden des Landes.
zwingen immer mehr Männer, Frauen und Kinder dazu,
Sicherheit fernab ihrer
Wohnorte zu suchen.
Angesichts des Leidens
richtete der Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, einen dringenden
Appell an die Regierungen.
Die Politiker müssen das Ausbrechen neuer Konflikte verhindern und die laufenden
Waffengänge beenden. Es liege im „kollektiven menschlichen Interesse“ die Fluchtursachen entschlossen zu bekämpfen.
Doch ob der Appell seine
Wirkung erzielt, ist fraglich.
Die Zahl der Menschen auf
der Flucht zeigt seit Jahren
einen nur einen Trend: Nach
oben. Vor allem der 2011 begonnene Konflikt in Syrien
dpa
prägt die Statistik des Leidens. Insgesamt verließen bis
Ende 2015 laut UNHCR-Schätzungen 11,7 Millionen Syrer
ihre Heimatorte, um Gewalt
und Terror zu entkommen.
Gemäß den UNHCR-Angaben waren Ende 2015 weltweit fast 41 Millionen Menschen innerhalb der Grenzen
ihres eigenen Landes auf der
Flucht. Die Liste der Länder
mit den meisten Binnenflüchtlingen führt Kolumbien
mit 6,9 Millionen Menschen
an. In Syrien waren es 6,6 Millionen Männer, Frauen und
Kinder. Das größte Ursprungsland für Flüchtlinge
war Ende 2015 Syrien mit 4,9
Millionen Männer, Frauen
und Kinder. Danach folgen
Afghanistan mit 2,7 Millionen
Flüchtlingen und Somalia
mit 1,1 Millionen Geflohenen.
Die Türkei war Ende 2015
das Land, das die meisten
Flüchtlinge beherbergte: Es
waren gut 2,5 Millionen. Dahinter liegt laut dem UNHCR
Pakistan, das zum Ausklang
des vergangenen Jahres 1,6
Millionen Flüchtlinge einen
Aufenthalt gewährte. Der Libanon folgt mit 1,1 Millionen
Flüchtlingen, auf 1000 Einwohner kommen 183 Flüchtlinge – kein anderes Land
schultert im Verhältnis zur
Bevölkerung mehr Flüchtlinge. Jan Dirk Herbermann
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Unternehmen & Märkte
6 UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Vodafone-Manager wird
Chef von Afrikas
Mobilfunk-Primus
Vodafones Europa-Chef Rob
Shuter soll künftig Afrikas
größten Mobilfunkanbieter
MTN führen. Shuter soll sein
Amt spätestens ab Juli kommenden Jahres antreten, wie
der südafrikanische Konzern
bekanntgab. Bis dahin lenkt
der Verwaltungsratsvorsitzende Phuthuma Nhleko weiter interimsweise die Geschäfte. Der frühere Konzernchef Sifiso Dabengwa
war im November zurückgetreten, nachdem Nigeria eine
Milliardenstrafe gegen MTN
verhängte. Nhleko gelang es
in Verhandlungen, das Bußgeld auf 1,7 Milliarden Dollar
zu drücken von ursprünglich
5,2 Milliarden. Nigeria geht
gegen den Gebrauch von unregistrierten Handykarten
vor.
Indien öffnet Branchen für
ausländische Investitionen
Ausländische Unternehmen
können in Zukunft leichter in
Indien investieren. Premier
Narendra Modi kündigte an,
die Obergrenzen für ausländische Direktinvestitionen in
mehreren Branchen zu erweitern oder ganz aufzuheben. Demnach wird Indien
unter anderem künftig zulassen, dass ausländische Firmen 100 Prozent an indischen Fluggesellschaften
und Rüstungskonzernen halten. Bislang lag der Anteil bei
höchstens 49 Prozent. Auch
der Einstieg ausländischer
Investoren in indische Pharmafirmen wird erleichtert.
NEWS AM ABEND
MONTAG, 20. JUNI 2016
Exporteure halten sich zurück
Krisen und Wahlen verunsichern die deutschen
Außenhändler. Investitionen werden zurückgestellt.
rtr I Berlin Die deutschen Exporteure stellen sich angesichts eines möglichen britischen Abschieds aus der EU und der Krisenherde in der Welt auf weniger
Wachstum als ursprünglich erwartet ein. „Ein Brexit führt zu
Unsicherheit und Vertrauensverlust über Jahre“, sagte der Präsident des Handelsverbandes BGA,
Anton Börner, heute in Berlin.
Schon jetzt spüre man diese Unsicherheiten bei den Investitionen. Offiziell bleibt der Verband
zwar vorerst bei seiner Schätzung, dass die deutschen Ausfuhren in diesem Jahr um 4,5 Prozent auf einen neuen Rekordwert
ansteigen werden. Börner persönlich hat davon aber schon Abschied genommen. „Machen sie
mal 4,1 Prozent minus X, dann
sind sie auf der sicheren Seite“,
beschrieb er seinen eigenen Erwartungshorizont.
Für Börner lasten neben den
Unwägbarkeiten bei der am Donnerstag anstehenden Brexit-Ab-
Generatorständer in einem Siemens-Werk in Erfurt: Die
deutschen Exportfirmen sorgen sich um ihre Auslandsmärkte.
dpa
stimmung noch andere Faktoren
auf der Wirtschaft und bremsen
sie. So ständen in Deutschland
selbst und in Frankreich in naher Zukunft Wahlen an, ebenso
wie in den USA. Die USA, die
Franzosen und Großbritannien
sind aktuell die größten Auslandsmärkte für die deutschen
Exporteure.
All dies sorgt für massive Unsicherheit in der Wirtschaft und
schlägt sich in Form aufgeschobener Investitionen nieder. Ein
Brexit würde das noch verstärken
und zu erheblichen Wohlfahrtsverlusten auch beim großen britischen Handelspartner Deutschland führen. Er rechne damit,
dass Großbritannien bei einem
Brexit eine Brücke gebaut werde,
um den Übergang zum Ausscheiden aus der EU etwas abzudämpfen. Er erwarte in dem Fall eine
„neuen Variante einer Sonderregelung“ für Großbritannien. Das
ändere aber nichts daran, dass
sich die deutschen Außenhändler auf negative Folgen einstellen
müssten. „ Jede Einschränkung
des Handels trifft daher auch
Deutschland.“
BER-Bericht: SPD schiebt Wowereit Schuld zu
dpa I Berlin Das Debakel um
den neuen Hauptstadtflughafen hat aus Sicht der SPD
im Berliner Abgeordnetenhaus auch Klaus Wowereit
(SPD) zu verantworten. Der
langjährige Regierende Bürgermeister und FlughafenAufsichtsratschef trage natürlich wie alle Mitglieder
des Gremiums und der Gesellschafterversammlung „eine herausgehobene Verantwortung“, sagte der SPD-Obmann im Untersuchungsausschuss, Ole Kreins, heute.
Die Kontrolleure könnten
sich nicht darauf zurückziehen, unzureichende Informationen von der Geschäfts-
führung erhalten zu haben.
„Es reicht nicht, wenn man
sagt: Die Geschäftsführung
hat schlecht informiert“, sagte Kreins bei der Vorstellung
des Abschlussberichts des
Untersuchungsausschusses.
„Sie müssen sich die Informationen besorgen.“Der
Ausschussvorsitzende Mar-
tin Delius (Piraten) verwies
auf den 1269 Seiten langen
Bericht. Er enthalte an vielen
Stellen Belege dafür, dass die
Geschäftsführung den Aufsichtsrat nur unzureichend
informiert habe. Dafür seien
die Ex-Geschäftsführer Rainer Schwarz und Manfred
Körtgen verantwortlich.
Warnung vor den vier großen Ketten VW will zehn Milliarden
dpa I Berlin Bundeskartell- man mit Rewe/Coop bereits handelsnetzes der Coop über
Dollar in den USA zahlen
amts-Präsident Andreas den nächsten Fall auf dem ein GemeinschaftsunternehMundt hat angesichts der geplanten Übernahme der Supermarktkette Coop durch
den Branchenzweiten Rewe
vor einer weiteren Konzentration im Lebensmittelhandel gewarnt. „Der Markt ist
hoch konzentriert“, sagte
Mundt dem „Tagesspiegel“.
Die vier großen Ketten Edeka, Rewe, Aldi und die
Schwarz-Gruppe mit Lidl
und Kaufland teilten sich inzwischen mehr als 85 Prozent des Marktes.
Dadurch seien sie auch regional sehr stark. Nun habe
Tisch.
Rewe und Coop hatten im
Mai ihre Pläne für eine „dauerhafte strategische Partnerschaft“ angekündigt – rund
zwei Monate nachdem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) trotz eines Vetos des Bundeskartellamts grünes Licht für die
Übernahme der Supermarktkette Kaiser‘s Tengelmann
durch Edeka gegeben hatte.
Nach Angaben von Rewe sollen künftig die Belieferung
und der Vertrieb des kompletten Lebensmittel-Einzel-
men von Rewe und Coop erfolgen. Allerdings muss das
Bundeskartellamt den Plänen noch zustimmen.
„Wir werden uns wie bei
Edeka/Kaiser‘s Tengelmann
auch hier die betroffenen regionalen Märkte ansehen“,
kündigte Mundt an. Die
Coop, Deutschlands größte
Konsumgenossenschaft im
Lebensmittel-Einzelhandel
mit Sitz in Kiel, betreibt rund
200 Sky-Märkte sowie elf
Bau- und Gartencenter in
Norddeutschland und Brandenburg..
blo I New York Volkswagen
will seinen zehn Milliarden
Dollar teuren Plan für die Behebung der Abgas-Problematik in den USA noch in diesem Monat einreichen. Die
Emissionen von einer halben
Million Autos sollen verbessert werden oder die Fahrzeuge sollen von den US-Straßen verschwinden, hieß es
heute in informierten Kreisen. Noch wartet der Konzern auf die Genehmigung
der Aufsichtsbehörden für
die Pläne zum Umbau der
Pkw.
Von den zehn Milliarden
Dollar sollen 6,5 Milliarden
Dollar an die Autobesitzer
fließen und 3,5 Milliarden
Dollar an den amerikanischen Staat sowie die Aufsichtsbehörden im Bundesstaat Kalifornien, berichtet
eine mit den Vorgängen vertraute Person. Ein Vergleich
soll Optionen für die Autobesitzer beinhalten, ihre Fahrzeuge an Volkswagen zurückzuverkaufen oder ihre Leasingverträge g zu beenden.
Die genauen Konditionen
könnten sich noch ändern.
7 UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Sky startet neuen
Sender für Familien
Einen neuen Sender mit einem Programm rund um die
Uhr für Familien hat Sky
Deutschland angekündigt. Er
heißt Sky Cinema Family HD.
Start in Deutschland und Österreich ist am 22. September. Zum Programm gehören
nach Angaben des Pay-TVAnbieters Fernsehklassiker
genauso wie TV-Premieren
von Kinofilmen. Bereits für
den 21. Juli hat Sky Deutschland den neuen Sender Sky
Arts HD angekündigt, der ein
Kulturprogramm sendet.
Verlag Motor Presse bringt
Biermagazin heraus
Der Verlag Motor Presse
Stuttgart kündigt ein Biermagazin an. Wie bei den
meisten Zeitschriften, etwa
„Autor Motor und Sport“,
seien Männer die Zielgruppe,
sagte ein Firmensprecher. Es
geht um kleinere Brauereien,
die deutsche Kneipenkultur
und um das Biertrinken etwa
auf dem Oktoberfest in
Hongkong.
Ex-GDL-Mitarbeiter soll
Geld veruntreut haben
Ein ehemaliger Mitarbeiter
soll nach GDL-Angaben in
die Kasse der Lokführergewerkschaft gegriffen haben.
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft bestätigte, dass
die GDL-Zentrale Ende Mai
durchsucht worden sei. Die
GDL teilte mit, ein ehemaliger „nachgeordneter“ Mitarbeiter habe 2014 Geld der
Gewerkschaft entwendet.
Das Arbeitsverhältnis sei sofort beendet worden.
NEWS AM ABEND
MONTAG, 20. JUNI 2016
Novartis setzt auf Biotech
Schweizer greifen
Konkurrenz mit
Nachahmerarzneien an.
rtr I Kufstein Der Schweizer
Pharmakonzern Novartis will
seinen Rivalen mit Nachahmerversionen von wichtigen
Biotech-Medikamenten Milliarden-Umsätze abnehmen.
Bis 2020 will der Konzern sogenannte Biosimilars von
fünf wichtigen Arzneien auf
den Markt bringen, wie die
Schweizer mitteilten.
Mit den Originalversionen
dieser Mittel erzielten die
Konkurrenten Roche, Johnson & Johnson, AbbVie sowie
Amgen im vergangenen Jahr
einen Gesamterlös von 44
Milliarden Dollar. Die Nachahmerversionen könnten bis
zu 75 Prozent billiger als die
Originalmedikamente sein,
sagte Novartis-Chef Joe Jimenez. Bislang bietet Novartis
erst drei Biotech-Nachahmermittel an.
Angesichts des Kostendrucks im Gesundheitssystem setzt Novartis auf eine
hohe Nachfrage nach den
günstigeren Nachahmermedikamenten. Doch die Herausforderungen sind hoch.
Die Biotech-Medikamente
können nicht exakt nachgebaut werden. Der Aufwand
für die Entwicklung und Zulassung ist daher deutlich höher als bei klassischen Generika. Während die Europäische Arzneibehörde EMA bereits drei Biosimilars von
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will vom Boom der teuren Biotech-Mittel profitieren.
blo
Novartis zugelassen hat, fehlt
in den USA derzeit noch grünes Licht der Arzneibehörde
FDA.
Ärzte seien skeptisch, ob
die Medikamente der Originalversionen entsprechen,
räumte Marc McCamish ein,
der für die Biopharma-Entwicklung der Novartis-Generikasparte Sandoz zuständig
ist. Zudem drohen die Produzenten der Originalarzneien
mit Patentklagen.
AbbVie argumentiert zum
Beispiel, dass sein Medikament Humira zur Behandlung rheumatoider Arthritis
noch bis 2022 Patentschutz
genießt. Novartis sieht dies
anders und zählt Humira zu
den fünf Medikamenten, von
denen der Konzern bis 2020
eine Nachahmerversion auf
den Markt bringen will. Humira gilt derzeit als eines der
teuersten Medikamente auf
dem deutschen Markt. AbbVie erlöste damit 2015 weltweit immerhin 13 Milliarden
Dollar.
Zudem hat Novartis weitere Nachahmerversionen der
Amgen-Arznei Neulasta in
der Pipeline, die zur Behandlung von Infektionen bei
Krebspatienten eingesetzt
wird, und des Rheumamittels Enbrel ebenfalls von Amgen, des Rheuma-Medikaments Remicade von Johnson & Johnson sowie des Roche-Krebsmedikaments Rituxan, das auch als MabThera
bekannt ist.
Pharmakonzerne belohnen die Ärzte üppig
Insgesamt 54 Pharmaunternehmen haben
im vergangenen Jahr 575 Millionen Euro an
Ärzte sowie medizinische Organisationen
gezahlt. 366 Millionen Euro flossen für klinische Studien und die umstrittenen Anwendungsbeobachtungen, wie die Freiwillige
Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie
(FSA) sowie der Verband der forschenden
Pharmaunternehmen (vfa) mitteilten. 119
Millionen gingen demnach an Ärzte und andere Fachkreisangehörige für Vortragshonorare und Fortbildungen, 90 Millionen an
medizinische Organisationen und Einrichtungen für Sponsoring von Veranstaltungen, Spenden und Stiftungen. Seit Jahren
stehen Zuwendungen der Pharmaindustrie
an Mediziner in der Kritik. Die Pharmaunternehmen unterziehen sich seit geraumer Zeit
einer freiwilligen Selbstkontrolle. Sie hatten
angekündigt, im Rahmen eines Transparenzkodexes bis Ende Juni erstmals Leistungen an Ärzte, andere Fachkreisangehörige
sowie medizinische Organisationen und
Einrichtungen offenzulegen.
Autozulieferer Carcoustics
steht erneut zum Verkauf
Dell will offenbar seine
Software-Sparte verkaufen
rtr I Frankfurt Der Leverkusener Autozulieferer Carcoustics steht Finanzkreisen zufolge wieder zum Verkauf.
Der Finanzinvestor Alpinvest habe
die Investmentbank Rothschild beauftragt, den Prozess zu organisieren, sagten drei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Carcoustics ist auf
die Lärm- und Wärmedämmung von
Autos spezialisiert und hat auf dem
umkämpften Markt im vergangenen
Jahr mit 1800 Mitarbeitern 280 Millionen Euro umgesetzt. Gemessen
am operativen Ergebnis (Ebitda) von
rund 30 Millionen Euro könne Alpin-
rtr I New York Der US-Technologiekonzern Dell benötigt Geld für den
geplanten Kauf des DatenspeicherSpezialisten EMC. Daher will sich
Dell Insidern zufolge für rund zwei
Milliarden Dollar von seiner Software-Sparte trennen. Das Unternehmen verhandele dazu mit dem Finanzinvestor Francisco Partners und
dem Hedgefonds Elliott Management, sagten drei mit der Sache vertraute Personen heute. Das Vorhaben
könne noch in dieser Woche besiegelt werden, aber die Verhandlungen
könnten auch noch scheitern.
Der amerikanische Computerher-
vest mit einem Erlös von bis zu 200
Millionen Euro rechnen, sagten die
Insider.
Ein erster Anlauf zum Verkauf von
Carcoutsics war vor zwei Jahren gescheitert, weil die Bieter – darunter
ein Interessent aus China – zu wenig
geboten hatten. Carcoustics ist die
letzte Direkt-Beteiligung von Alpinvest. Der Investor, ursprünglich im
Besitz zweier niederländischer Pensionsfonds, war vor drei Jahren in der
US-Beteiligungsfirma Carlyle aufgegangen und konzentriert sich inzwischen auf indirekte Beteiligungen an
anderen Private-Equity-Fonds.
steller will mit dem Verkaufserlös seine Finanzlage aufbessern. Der USKonzern steht vor dem Kauf des Datenspeicher-Spezialisten EMC für
rund 60 Milliarden Dollar, der zum
Großteil über Schulden finanziert
werden soll. Deshalb hatte Dell
jüngst bereits seine Beratungs-Sparte
für rund drei Milliarden Dollar an
den Technologiekonzern NTT aus Japan verkauft. Dell entwickelt sich seit
einiger Zeit von einem reinen Hardwareanbieter zu einem Anbieter von
Gesamtlösungen und Services. Damit will Dell für Unternehmenskunden interessanter werden.
Finanzzeitung
8
FINANZZEITUNG
NEWS AM ABEND
MONTAG, 20. JUNI 2016
Montag, 20.6.2016
DKB kauft sich ins Handy ein
Euro-Kurs
Deutsche Kreditbank wickelt Überweisungen des Berliner Start-ups Cookies ab
MÄRKTE HEUTE
Vortag: 1,1277 US-Dollar
1,1326 US$
1,140
1,135
1,130
0:00
13:00
HDax: Tops & Flops
Veränderung z. Vortagesschluss
Pfeiffer Vacuum
+6,77 %
Rheinmetall
+6,44 %
Ströer
+6,39 %
GFT Technologies
+6,25 %
Tag Immobilien
-3,77 %
Kuka
-0,09 %
Indizes & Kennzahlen
Aktuell
Vortag
FTSE 100
6 196,55 Pkt.
6 021,09
Nikkei
15 965,3 Pkt.
15 599,66
E-Stoxx 50
2 938,92 Pkt.
2 849,17
Umlaufrendite
-0,08 %
-0,13
Brentöl
48,47 US$
47,77
1 280,30 US$
1 299,00
Gold
Handelsblatt
Quelle: Bloomberg
BÖRSE AKTUELL
Dank nachlassender BrexitSorgen ist der Dax heute mit
einem satten Kurssprung in
den Handel gestartet und
nähert sich bereits wieder
der Marke von 10 000 Punkten. Umfragen zufolge zeichnet sich bei den Briten eine
Mehrheit für einen Verbleib
in der EU ab. Das hatte bereits den Börsen in Asien
deutlich Auftrieb gegeben.
Zuletzt notierte das deutsche Börsenbarometer 3,4
Prozent oder knapp 330
Punkte im Plus bei 9961
Punkten. Nachdem es seit
Anfang Juni fast durchweg
bergab gegangen war. Die
Sorge vor einem Ausscheiden Großbritanniens aus der
EU hatte die Kurse in den
Vorwochen massiv belastet.
Zu den größten Gewinnern
gehörten heute Bankenwerte. Die Papiere der Deutschen Bank sprangen um bis
5,3 Prozent in die Höhe,
Commerzbank-Aktien legten
4,5 Prozent zu. Die Aareal
Bank stieg im MDax um
knapp drei Prozent. Nach einer Kaufempfehlung von
Analysten von JP Morgan
kletterte VW um 4,5 Prozent.
Yasmin Osman
Handelsblatt
Frankfurt Das junge Fintech-Unternehmen Cookies hat mit der Testphase für
seinen Bezahldienst begonnen. Das
Start-up hat eine Smartphone-App entwickelt, mit deren Hilfe Kleinüberweisungen kostenlos über das Handy
durchgeführt werden können, ohne die
beim Online-Banking üblichen Pin- und
Tan-Nummern. Die Zahlungen werden
im Hintergrund von der Deutschen Kreditbank (DKB) abgewickelt, der Direktbank-Tochter der BayernLB. Das geht
aus den Geschäftsbedingungen des Unternehmen hervor. Die Gründer von
Cookies, Garry Krugljakow und Lamine
Cheloufi, sind keine Unbekannten in
der Szene: Sie waren schon bei dem Fintech Number26 dabei, einem Anbieter
von Girokonten, die über das
Smartphone verwaltet werden. 2015
gründeten sie dann Cookies, ihr eigenes
Unternehmen, das Überweisungen innerhalb von Minuten durchführen will.
„Es ist uns das größte Anliegen, die
bequemste, schnellste und sicherste
Art des Geldsendens unter Freunden zu
ermöglichen“, sagen Krugljakow und
Cheloufi in einem Statement. Die Cookies-App soll für Kunden aller Banken
kostenlos nutzbar sein. Die ersten Interessenten haben sich für die geschlossene Testphase angemeldet, weitere
Einladungen sollen in den kommenden
Cookies: Durch das junge Berliner Start-up sollen Überweisungen per SmartphoneApp bald so einfach sein wie eine SMS.
dpa
Wochen verschickt werden. Die Rückmeldungen der ersten Versuchsnutzer
sind nach Angaben des Unternehmens
positiv.
Cookies ist nicht das erste Start-up, das
sich auf Geldtransfers unter Privatpersonen spezialisiert hat. Solche Peer-toPeer-Zahlungen bieten in Deutschland
etwa auch Lendstar oder Cringle an.
Cringle arbeitete sogar bereits mit dem
Cookies-Kooperationspartner DKB zusammen. Deshalb dürfte es für Cookies
nicht leicht werden, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Die Berliner
wollen mit dem Versprechen punkten,
besonders schnell, nutzerfreundlich
und sicher zu sein.
Der Service funktioniert dann, wenn
beide Seiten – also derjenige, der das
Geld überweist, als auch der Geldempfänger – bei Cookies registriert sind.
Cookies selbst erhebt für die Überweisungen selbst keine Gebühren. Zusätzliche Kosten können aber anfallen, falls
die Hausbank des Überweisenden dafür
eine Gebühr verlangt. Als monatliches
Limit für die Überweisungen sind den
Allgemeinen Geschäftsbedingungen zufolge 100 Euro vorgesehen.
Bayern will Sparda-Chef für Bundesbank
rtr I München Bayern will den
Verbandschef der SpardaBanken und ehemaligen
CSU-Politiker Joachim Wuermeling in den BundesbankVorstand schicken. Eine
Sprecherin des bayerischen
Finanzministeriums bestätigte heute Vormittag einen Bericht des „Münchner Merkur“, wonach sich Minister
Markus Söder und Regie-
rungschef Horst Seehofer
(beide CSU) auf den 55-jährigen Juristen geeinigt haben.
Bayern hat ein Vorschlagsrecht für den Posten, der seit
dem Ausscheiden von Bundesbank-Vorstand Joachim
Nagel Ende April vakant ist.
Nagel geht im November zur
Förderbank KfW.
Bevor Wuermeling 2011 in
den Vorstand des Verbandes
der Sparda-Banken in Frankfurt aufrückte, arbeitete er
unter anderem in der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft und als Staatssekretär
im Bundeswirtschaftsministerium. Von 1999 bis 2005
war er Europa-Abgeordneter
der CSU. Der Europarechtler
ist Honorarprofessor an der
Universität Potsdam.
Nach dem Willen von Söder solle Wuermeling die
bayerische Linie in die Geldpolitik einbringen, sagte eine
Ministeriumssprecherin. Söder kritisiert die Niedrigzinspolitik der Europäischen
Zentralbank (EZB) als Enteignung der Sparer. Die bayerische Staatskanzlei lehnte eine Stellungnahme ab.
Analysten zittern vor dem Tag danach
HB I Frankfurt Schon seit
Tagen schwankt das Pfund
im Rhythmus der Prognosen für den Ausgang der
Brexit-Abstimmung am
Donnerstag. Als in der vergangenen Woche gleich
fünf Meinungsumfragen
das Lager der EU-Gegner
in Front sahen, sackte das
Pfund auf den tiefsten
Stand seit zwei Monaten.
Der Mord an der Abgeordneten Jo Cox und das Aussetzen des Wahlkampfs
haben auch die britische
Währung durchschnaufen
lassen. Heute kletterte das
Pfund auf 1,4590 Dollar ein
Plus von 1,6 Prozent, der
höchste Anstieg seit sieben Jahren.
Kathleen Brooks vom
Broker Gain Capital erwar-
tet vor allem für den Tag
danach heftige Ausschläge
am Devisenmarkt. „Die
lange Wartezeit auf die Ergebnisse könnte eine weitere Welle der Panik auslösen.“ Sollte der Brexit Realität werden, rechnen die
Analysten mit einer Flucht
aus dem Pfund in sichere
Alternativen wie den
Schweizer Franken.
Brexit
Referendum
OUT
IN
Auszeit
9 SPEZIAL EURO 2016
HEUTE
Russland – Wales
21 Uhr, Sat 1
Slowakei – England
21 Uhr, ARD
Heute kommt es in Gruppe B zum Showdown –
alle vier Mannschaften
können noch ins Achtelfinale einziehen. Entspannen können die Engländer, die mit jetzt vier
Punkten wohl auf jeden
Fall Dritter sein werden.
Die Russen hingegen
müssen heute groß aufspielen – gewinnen sie
nicht, sind sie draußen.
ABSEITS
Selfie: Portugals Superstar Cristiano Ronaldo
versemmelte am Samstag
einen Elfer, ist aber immer
noch beliebt: Ein Fan flitzte während des Spiels auf
den Platz und knipste ein
Foto mit CR7. Die Uefa
fand das nicht lustig und
eröffnete gegen Portugal
ein Verfahren.
*
Sponsoring: Adidas hat
den Werbevertrag mit
dem DFB verlängert. Es
geht um geschätzt 70 Millionen Euro bis 2022. Zuvor war über eine Milliarde spekuliert worden.
*
Torebbe: „Die Anzahl der
erzielten Tore ist um einiges geringer“, sagte
Wettbewerbsdirektor
Giorgio Marchetti heute.
In bisher 26 Spielen sind
in Frankreich 48 Tore geschossen worden. Bei der
EM 2012 sind nach 24
Spielen bereits 60 Tore
gefallen
*
Rückendeckung: Staatspräsident Recep Tayyip
Erdogan hat die Pöbeleien der türkischen Fans
gegen die eigenen Kicker
bei gegängelt. „Im zweiten Spiel wurde unser
Spielführer Opfer von
Schmährufen. Er ist unser
Sohn, unser Bruder, der
zur besten Mannschaft
der Welt gewechselt ist.
Schämt ihr euch nicht?“
NEWS AM ABEND
MONTAG, 20. JUNI 2016
Zerreißprobe nicht bestanden
Frankreich und die Schweiz trennen sich torlos – fünf Trikots gehen kaputt
Joachim Hofer
Handelsblatt
München Die Schweizer Nationalmannschaft ist gestern Abend ins Achtelfinale
der EM eingezogen – durch ein respektables 0:0 gegen Gastgeber
Frankreich. Für das kleine
Land durchaus eine
stramme Leistung. Für
das Schweizer Boulevard-Blatt „Blick“ ist
der Erfolg heute trotzdem nur eine Randnotiz. „Was ist bloß mit
unseren Nati-Shirts
los?“, titelt die Zeitung
stattdessen online.
Viel mehr als das Spiel an
sich interessiert die Schweizer offenbar, warum die
Trikots ihrer Spieler
massenhaft gerissen
sind. Gleich sechs
Stars mussten ihre
Jerseys wechseln,
Granit Xhaka sogar
zweimal.
Dem
Ausrüster Puma ist
das Debakel ein Rätsel. „Unsere fünf PumaTeams haben zuvor zehn
Spiele bei der EM gespielt,
ohne dass dieses Problem
auftrat“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Nun
würden die Spezialisten
des fränkischen Konzerns
das Material untersu-
chen. Puma stattet neben der Schweiz
auch Italien, Österreich, die Slowakei
und Tschechien aus.
Das Trikot-Debakel nahm seinen Anfang, als der Franzose Bacary Sagna das
Leibchen von Admir Mehmedi zerriss. Anschließend war es Paul
Pogba, der Xhaka zum Trikotwechsel zwang Später
mussten die Schweizer Fabian Schär, Valon Behrami,
Blerim Dzemaili und Breel
Embolo zur Bank, um sich
neue Jerseys zu besorgen.
Die Spieler nahmen das Trikot-Debakel mit Humor.
Torwart
Yann
Sommer
meinte: „Das zeigt, dass es ein harter
Kampf war.“ Den Ausrüster müsse das
Team deswegen keinesfalls wechseln,
„weil Puma toll ist“.
Tatsache ist, dass viele Spieler inzwischen sehr eng anliegende Trikots tragen. Zudem sind die Jerseys der Spieler
wesentlich dünner als die Leibchen, die
Fans im Sportgeschäft erwerben. Das
sorgt dafür, dass sie leichter reißen. Im
Internet und auf den sozialen Medien
musste Puma trotzdem viel Spott ertragen. Die einen sprachen von „Schweizer-Käse-Trikots“. Andere spekulierten,
dass die Einschaltquoten bei der Frauen-EM in die Höhe schießen, wenn Puma die Jerseys liefert. Bedrohlich für
Puma hingegen ist, dass einige TwitterNutzer ankündigten, die Marke künftig
zu meiden.
Puma ist die Nummer drei im Fußball-Geschäft, mit deutlichem Abstand
auf Nike und Adidas.
Wir können ja von
Glück reden, dass Puma
keine Kondome produziert
#SUIFRA
@Ritigampfi
Granit Xhaka: Seine Trikots
rissen gleich zweimal. dpa
Grillmeister Lahm fehlt Löw
P
hilipp Lahm grillt. Und
das ist ein Problem für
Joachim Löw und seine
Jungs. Ein Jahrzehnt lang
war der ehemalige DFB-Kapitän ein Fixpunkt in der
deutschen Nationalmannschaft. Lahm der Alleskönner, der rechts und links hinten und sogar im Mittelfeld
Weltklasse verkörperte. Aber
nun verbringt der Kapitän
der Bayern erstmals seit
2002 wieder einen Turniersommer als Fan vorm Fernseher. Gut für ihn, schlecht
für Löw, auch wenn der Bundestrainer vor dem dritten
Gruppenspielmorgen gegen
Nordirland (18 Uhr, ARD) beteuerte: „An Philipp Lahm
habe ich die letzten Tage
nicht gedacht.“ Es gehört
zum neuen Pragmatismus
von Löw, nicht zu klagen
über Zustände, die sich aktuell nicht ändern lassen. Er
muss in Frankreich damit leben, dass er ohne WeltklasseAußenverteidiger Europameister werden soll. Löw
verfügt im Außendienst der
Abwehrreihe über den
Schalker Benedikt Höwedes,
einen gelernten Innendecker, rechts. Links hat er den
Kölner Turnierneuling Jonas
Hector. Schon zu Lahms Zei-
ten herrschte im Nationalteam Notstand auf den defensiven Außenposten, die
für Löw „mit die anspruchsvollsten Positionen“ im modernen Fußball sind. Den
Prototypen Lahm hätte der
Bundestrainer am liebsten
geklont. Jetzt wäre Löw froh,
wenigstens über das Original
zu verfügen, um eine Seite
besetzen zu können. „Das
war am Morgen nach dem
WM-Finale in völlig euphorisierter Stimmung mein einziger kleiner Dämpfer, als
mir Philipp sein Ende bei der
Nationalmannschaft verkündete“, so Löw.
Löw hat einige Kandidaten
getestet in den zwei Jahren
seit Lahms Rücktritt. Sebastian Rudy und Emre Can durften sich in den Nach-WMLänderspielen am häufigsten
als Rechtsverteidiger in der
Startelf versuchen. Die weiteren Probanden waren Matthias Ginter, Antonio Rüdiger
und Kevin Großkreutz.
Den Hoffenheimer Rudy
sortierte Löw im Trainingslager aus, Rüdiger verletzte
sich vor Turnierstart. Im EMKader steht Can als Option
für die Außenbahnen. Oder
der junge Joshua Kimmich.
dpa