Leseprobe zum Titel: Handelsblatt (15.01.2015)

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DONNERSTAG, 15. JANUAR 2015
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
THEMEN DES TAGES
Die große Verunsicherung
Punktsieg für die EZB
beim Staatsanleihekauf
Ein Gutachten des Generalstaatsanwalts beim Europäischen Gerichtshof stärkt die Position der
Europäischen Zentralbank bei der
Verteidigung des Euros: Namhafte
Experten sprechen von einem Freibrief für die Notenbank, zur Stützung der Gemeinschaftswährung
im großen Stil Anleihen zu kaufen.
Besonders in Deutschland ist diese
Position umstritten. Seiten 15, 30
Auf der „Grünen Woche“ feiert sich die Nahrungsmittelindustrie.
Doch Lebensmittelskandale verderben den Konsumenten immer
öfter den Appetit. Was kann man überhaupt noch essen?
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S
chon bevor
die Agrarmesse „Grüne Woche“ am
Freitag in Berlin
ihre Tore fürs Publikum öffnet, schwelgt sie in Superlativen: Erstmals seien 26 Messehallen bis zum letzten Quadratmeter belegt, und die Zahl der
Aussteller sei mit 1 658 so hoch wie
seit Jahrzehnten nicht mehr. Die
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Messe könnten kaum besser sein.
Doch der Eindruck täuscht.
Denn auch die Verunsicherung der
deutschen Konsumenten ist so groß
wie lange nicht mehr. Angesichts von BSESeuche, Gammelfleisch, Dioxin-Belastung,
EHEC-Virus, Pferdefleischskandal und dem
jüngst entdeckten Discounter-Putenfleisch
mit antibiotikaresistenten Keimen fragen
sich immer mehr Menschen: „Ist unser Essen gesund, oder macht es uns krank?“
Mittlerweile fürchtet mehr als jeder zweite Deutsche, dass Nahrungsmittel die Gesundheit gefährden, wie die Universität Göttingen in einer repräsentativen Umfrage ermittelt hat. Hinzu kommt: Fast drei Viertel
der Befragten fühlen sich bei den Angaben
auf der Verpackung irregeführt oder sogar
ausgetrickst.
Die Hersteller betrieben zu oft „Schönfärberei auf dem Etikett“, kritisierte auch Klaus
Müller, Chef der Verbraucherzentrale Bun-
55 %
der Befragten
haben Angst davor,
Lebensmittel zu essen,
die ihrer Gesundheit
schaden.
Quelle: Umfrage Universität Göttingen
desverband, mit Blick auf die „Grüne Woche“ am Mittwoch in Berlin. Fast die Hälfte
der Lebensmittel versprächen auf ihrer Packung einen gesundheitlichen Nutzen wie
etwa „reich an Vitamin C“, den sie in Wirklichkeit gar nicht hätten. Müller beruft sich
auf eine Studie im Auftrag der Verbraucherschützer.
Andererseits: Laut der Göttinger Studie
kritisierten 38 Prozent der Befragten, dass
die Medien die Risiken bei Lebensmitteln in
übertriebener Weise darstellten. Das
meint auch die Lebensmittelindustrie. Sie fühlt sich zu Unrecht an
den Pranger gestellt. „Sie
schüren Angst.
Sie sind Teil einer
Angstindustrie“, wirft
Christoph Minhoff,
Cheflobbyist der Ernährungsindustrie,
im
Handelsblatt-Streitgespräch Thilo
Bode vor, dem
Gründer des Verbraucherschutzvereins Foodwatch. Erstmals trafen
sich die beiden in Berlin zu einem
Disput. Konsens war dabei Mangelware. Bode sagte an die Adresse Minhoffs:
„Die großen Konzerne stellen ein Risiko für
die Welternährung und die Gesundheit der
Menschen dar.“
Keine Frage: Die Fronten zwischen Verbraucherschützern und Lebensmittelindustrie sind so verhärtet wie lange nicht mehr.
Von der Politik kann der Verbraucher zudem keine Unterstützung erwarten. Bundeslandwirtschaftsminister
Christian
Schmidt (CSU) plädierte in dieser Woche für
eine „praktikable Lebensmittelpolitik“, die
weder Verbraucher noch Wirtschaft überfordere.
Klare politische Ansagen klingen anders.
Streitgespräch Bode contra Minhoff
Seiten 4 bis 7
Deutsche Bank prüft Radikalumbau
Vorstand diskutiert Börsengang der Postbank und Verkleinerung des Handelsgeschäfts.
Daniel Schäfer, Peter Köhler
Frankfurt
D
ie Neuausrichtung der Deutschen Bank
nimmt Formen an. Die Führungsspitze von
Deutschlands größtem Geldhaus überprüft
nach Informationen aus Finanzkreisen eine weitere Beschneidung des Handelsgeschäfts und einen Börsengang der Postbank. Dadurch erhoffen
sich die Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen einen neuen Wachstumsschub. Die Optionen seien
bisher nur im Vorstand diskutiert worden, eine
Entscheidung sei noch nicht gefallen, hieß es.
Aufsichtsratschef Paul Achleitner hatte Ende
vergangenen Jahres den Vorstand damit beauftragt, eine neue Strategie für die Deutsche Bank
zu entwickeln. Teile des Vorstands haben nun einen Plan ins Spiel gebracht, welcher das Geldhaus
zurück zu seinen Wurzeln als global aktiver Premiumanbieter für Geschäftskunden führen würde – 145 Jahre nachdem die Bank zur Finanzierung des deutschen Außenhandels gegründet
wurde.
Das Ergebnis wären deutliche Einschnitte in
das von hohen Kapitalanforderungen geplagte
Handelsgeschäft. Das könnte auch das wichtige
US-Geschäft betreffen, wo weitaus striktere
regulatorische Anforderungen auf die Bank zukommen. Die Deutsche Bank hatte sich in den
vergangenen Jahren bereits aus diversen Handelsbereichen wie dem Eigenhandel und dem
Rohstoffgeschäft zurückgezogen.
Zudem wird überlegt, einen Minderheitsanteil
der Postbank an die Börse zu bringen. So könnte
die Bonner Filialbank eine Plattform für eine
europäische Konsolidierung im Massensegment
des Privatkundengeschäfts werden.
Kommentar, Bericht Seiten 26 und 28
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Der Kampf um die
digitale Vorherrschaft
EU-Kommissar Günther Oettinger
will den Breitbandausbau in den
Mitgliedsländern fördern und digitale Champions schaffen. Diese
sollen Konzernen wie Apple und
Google die Stirn bieten. Seite 8
Renaissance
der Großrechner
Die zunehmende Nutzung von
Smartphones soll das Geschäft mit
klassischen Großrechnern wieder
in Schwung bringen. Marktführer
IBM sieht hier große Vorteile – vor
allem bei den Kosten und der
Datensicherheit. Seite 16
Jeep will Absatz
bis 2018 verdoppeln
Der Fiat-Chrysler-Konzern hat große Pläne mit seiner Tochter Jeep:
Er will die Verkaufszahlen der
geländegängigen Fahrzeuge innerhalb von vier Jahren auf 1,9 Millionen Stück verdoppeln. Seite 18
JP Morgan
enttäuscht die Börse
Fotolia [M]
Catrin Bialek, Hans-Jürgen Jakobs
Berlin
Der Gewinn der US-Großbank sank
im vierten Quartal um sieben Prozent. Das Minus war größer als von
Analysten erwartet. Seite 32
HALL OF FAME
Auszeichnung für
Pioniere der Wirtschaft
Es ist ein großer Abend für Unternehmer mit Vorbildfunktion: Alljährlich nimmt das Handelsblatt
im Rahmen einer Festveranstaltung Familienunternehmer in seine Hall of Fame auf – Pioniere, die
das Gesicht der Wirtschaft geprägt haben. Dieses Jahr zeichnet
die Jury Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, Hans Peter Stihl und
Michael Popp aus. Der Preis „Hall
of Fame Next Generation“ ging an
die Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer. Seiten 20 bis 25