Dax 10649.58 +2.05% E-Stoxx 50 3382.55 +1.80% Dow Jones 17672.60 -0.79% S&P 500 2051.82 -0.55% Euro/Dollar 1.1204$ -1.43% Euro/Yen 131.95¥ -2.02% Brentöl 45.89$ +0.00% Gold 1294.10$ -0.62% Bund 10J. 0.362% -0.085PP US Staat 1.797% -0.066PP Schlusskurs Freitag G 02531 NR. 17 / PREIS 2,60 € MONTAG, 26. JANUAR 2015 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG 1 Der glücklose Herr Kaeser THEMEN DES TAGES Der Siemens-Chef steht unter Druck: Seine Zahlen sind nicht besser als die seines Vorgängers. Arbeitnehmer machen mobil, Fonds klagen – und ein Milliardendeal in Texas wurde wahrscheinlich viel zu teuer abgeschlossen. Deutschlands Autobosse machen mobil für das Freihandelsabkommen mit den USA. Mit einem gemeinsamen Auftritt wollen sie am Mittwoch in Berlin für das transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) mit den USA werben. Mit dabei sind Dieter Zetsche (Daimler), Martin Winterkorn (VW), Norbert Reithofer (BMW), Rupert Stadler (Audi), Matthias Müller (Porsche), Bernhard Mattes (Ford), Volkmar Denner (Bosch) und Arndt Kirchhoff (Kirchhoff Automotive). Für die deutsche Autoindustrie sind die USA der zweitwichtigste Markt. Hersteller und Zulieferer erhoffen sich vom TTIP einheitliche Regeln im Fahrzeugbau. Bisher müssen sie für den Verkauf eines Autos in den USA viele Komponenten verändern. Seite 12 Aufstand der Autobosse Axel Höpner, Hans-Jürgen Jakobs München Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 53,90 Euro Handelsblatt Print + Live App: 60,89 Euro Siemens-Chef Kaeser: Will von allen gemocht werden. 7,6 Mrd. Dollar zahlt Siemens für den texanischen Öl-Dienstleister Dresser-Rand – das ist zu viel, meinen Kritiker. von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Kaeser muss endlich zeigen, dass er die immer wiederkehrenden Sonderbelastungen in den Griff bekommt“, sagt der einflussreiche Investorenvertreter Hans-Christoph Hirt. Den Worten müssten Taten folgen. Auf der anderen Seite machen die Arbeitnehmer mobil. Anfang Februar steht fest, wie viele Jobs dem Umbau zum Opfer fallen. Die größte Reorganisation seit 25 Jahren soll eine Milliarde Euro einsparen – und könnte das gute Verhältnis Kaesers zu Gewerkschaften und Betriebsräten belasten. „Ich habe es satt, dass immer wieder Personalabbau als alternativlose Lösung propagiert wird“, klagt Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn. Lange gelang es Kaeser, es allen recht zu machen. „Er will von allen gemocht werden“, sagt ein SiemensFunktionär. Nun entscheidet, ob die Milliardenwette Dresser-Rand auf- geht. Im Umfeld Kaesers wird betont, die Zyklen in der Ölindustrie gingen über Jahrzehnte. Und die angestrebte Elektrifizierung von Öl und Gas lasse sich via Dresser-Rand gut bewältigen. Doch der Ölpreis hat sich seit Vertragsabschluss mehr als halbiert, und Ölförderer investieren weniger. Glückloser Herr Kaeser? Sein großer Deal jedenfalls weckt böse Erinnerungen: Vorgänger Peter Löscher hatte rasch nach Amtsantritt die US-Medizintechnikfirma Dade Behring gekauft – und dabei viel zu viel bezahlt. Später war eine Milliardenabschreibung fällig. Dresser-Rand-Debakel, Bilanzcheck Siemens Seiten 4 - 7 Griechen wollen Schuldenschnitt Stefan Boness/Ipon Belgien 3,20 € Frankreich 3,70 € Großbritannien 3,30 GBP Luxemburg 3,20 € Niederlande 3,20 € Österreich 3,20 € Polen 19,90 PLN Schweiz 5,30 CHF Tschechien 120,00 CZK Ungarn 1100,00 FT V iele freuen sich in diesen Tagen über die extrem niedrigen Ölpreise. Sie gelten als eine Art Konjunkturprogramm für die Wirtschaft. Joe Kaeser aber freut sich nicht. Der Siemens-Chef hat im September den Kauf der texanischen Firma Dresser-Rand angekündigt, eines großen Dienstleisters für Ölund Gasfirmen. Doch weil die Branche unter dem Ölpreisverfall leidet, wird auch Kaesers Rekordkaufpreis von 7,6 Milliarden Dollar immer fragwürdiger. Ausgerechnet Kaesers Vorgänger Peter Löscher, heute im Dienst der Sulzer AG, hatte um Dresser-Rand mitgeboten. Auf der Siemens-Hauptversammlung am Dienstag in München wird sich Vorstandschef Kaeser kritischen Fragen stellen müssen. 18 Monate nach Amtsantritt steht der vormalige Finanzvorstand im Feuer. Er hat den Anteil an Bosch Siemens Hausgeräte verkauft, die Organisation radikal umgebaut – und einen sehr teuren Deal gemacht, der noch teurer werden könnte, falls es nicht bald nach dem 1. März zum Abschluss kommt. Für jeden Monat sind zusätzlich 0,55 Dollar pro Aktie fällig. Die Siemens-Zahlen der Ära Kaeser sind nicht besser als in der Ära Löscher, zeigt der Bilanzcheck des Handelsblatts. „Der Dampfer ist in die richtige Richtung unterwegs, die Geschwindigkeit ist nur zu langsam“, kritisiert Daniela Bergdolt Der Retter aus dem Schwabenland Der frühere Daimler-Manager Andreas Renschler tritt am heutigen Montag seinen neuen Job bei Volkswagen an: Er soll die LkwSparte des Konzerns auf Vordermann bringen. Renschler will die Marken Scania und MAN enger verzahnen. Wer aber einen lauten Knall gleich zu Beginn erwartet, der wird enttäuscht werden. Renschler will sich Zeit lassen und sucht den engen Kontakt zu den Betriebsräten. Seite 16 Experten zweifeln am Erfolg der EZB-Politik Führende Volkswirte und Banker halten es für wenig wahrscheinlich, dass durch die angekündigte Geldschwemme der EZB die Kreditvergabe angekurbelt wird. Sie sehen das Vertrauen in die Allheilkraft der Notenbanken schwinden, nicht nur was die Wirksamkeit von Anleihekäufen angeht. Der Transmissionsmechanismus zwischen Notenbanken, Banken und Wirtschaft funktioniere nicht mehr. Seite 28 Bei den Wahlen siegt das Linksbündnis. Die EZB pocht auf Schuldenbegleichung. Banker in den USA gönnen sich hohe Boni G Bei den Bankern in den USA ist die Bescheidenheit nach der Krise vorbei. Die Chefs der großen amerikanischen Finanzinstitute greifen ordentlich zu. Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein bekommt als Bonus für 2014 eine Million mehr Bargeld und erreicht 7,3 Millionen. Auch Jamie Dimon, der Chef von JP Morgan, bekam zum ersten Mal seit 2011 wieder eine Gratifikation in bar: Sie lag sogar bei 7,4 Millionen Dollar. Seite 30 riechenland steht vor einem Regierungswechsel, die EU vor einem Problem, und die Finanzmärkte stehen vor einer möglicherweise turbulenten Woche. Bei der richtungweisenden Parlamentswahl in dem Euro-Land wurde das Linksbündnis Syriza mit deutlichem Vorsprung stärkste Kraft. Ersten Hochrechnungen zufolge erreichte die Partei 36,5 Prozent der Stimmen (Stand 20.30 Uhr) und kann auf eine absolute Mehrheit hoffen. Die konservative Regierungspartei Nea Dimokratia von Ministerpräsident Antonis Samaras erreichte nur 27,7 Prozent. Das Linksbündnis würde nach dieser Hoch- rechnung 149 Abgeordnete im Athener Parlament stellen. Für eine absolute Mehrheit sind 151 Mandate nötig. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, würde der 40-jährige Syriza-Chef Alexis Tsipras zum jüngsten Regierungschef aufsteigen. Ein Parteisprecher bezeichnete den Wahlausgang als „Erleichterung“ für Europa. Bei der Wahl stimmten die Bürger über den künftigen Kurs des hochverschuldeten EU-Landes ab. Tsipras will den von der EU und dem IWF verordneten Sparkurs beenden und einen Schuldenerlass erreichen. Er betonte im Wahlkampf jedoch immer wieder, seine Partei wolle Grie- chenland im Euro halten. Die internationalen Geldgeber hatten Athen in den vergangenen Jahren mit Milliardensummen vor dem Staatsbankrott bewahrt. Die Europäische Zentralbank (EZB) machte gestern bereits deutlich, dass sie keine Möglichkeit für ein Entgegenkommen sieht. „Es ist absolut klar, dass wir keinen Schuldenerleichterungen zustimmen können, bei denen die griechischen Anleihen einbezogen würden, die bei der EZB liegen“, sagte EZB-Direktor Benoît Cœuré dem Handelsblatt. HB Weitere Berichte Seiten 8 und 9 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].
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