Devisenfokus: Britisches Pfund

Helaba Volkswirtschaft/Research
DEVISENFOKUS
26. Februar 2016
Britisches Pfund
AUTOR
Christian Apelt, CFA
Telefon: 0 69/91 32-47 26
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REDAKTION
Claudia Windt
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
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/Leitung
Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
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Der US-Dollar gab in den letzten Wochen per saldo nach. Zu den großen Gewinnern zählte
der Japanische Yen und einige Rohstoffwährungen. Als einer der größten Verlierer erwies
sich das Britische Pfund.
Die britische Währung wertete zuletzt aus Sorge vor einem EU-Austritt deutlich ab, insbesondere nachdem der Termin des Volksentscheids verkündet wurde. Bis zum Referendum
im Juni könnte diese Unsicherheit noch belasten. Im Fall eines „Brexit“ sollte das Pfund
deutlich nachgeben, wohl stärker gegenüber dem US-Dollar als dem Euro. Ein „Ja“ zur EU
ist jedoch wahrscheinlicher. Das Pfund dürfte sich im zweiten Halbjahr deshalb spürbar erholen, zumal sogar noch die Zinswende der Bank of England möglich ist.
Helaba Währungsprognosen
Performance im Monatsvergleich
% gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 27.01. bis zum 25.02.2016)
US-Dollar
-1,1
3,8
Britisches Pfund
-3,0
Schweizer Franken
1,3
Kanadischer Dollar
3,0
Australischer Dollar
1,8
Neuseeland-Dollar
3,4
Schwedische Krone
-1,1
Norwegische Krone
-0,8
Tschechische Krone
-0,1
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Japanischer Yen
Polnischer Zloty
2,8
Ungarischer Forint
0,9
Russischer Rubel
2,3
Türkische Lira
1,3
Koreanischer Won
-4,5
Chinesischer Yuan
-0,6
Indische Rupie
-2,4
4,2
2,7
0,7
Südafrikanischer Rand
Brasilianischer Real
Mexikanischer Peso
■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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DEVISENF OKUS BRITISCHES PF UND
GBP: Im „Brexit“-Fieber
Das Pfund Sterling gehört 2016 zu den schwächsten Währungen. Hauptgrund ist wohl die Sorge
vor dem britischen EU-Referendum. Nach der Einigung über ein Reformprogramm mit den übrigen
EU-Staaten terminierte der Premierminister Cameron den Volksentscheid über den Beibehalt der
EU-Mitgliedschaft auf den 23. Juni. Zunächst reagierte das Pfund noch erleichtert. Seit Montag
verlor das Pfund jedoch wieder deutlich an Wert, nachdem sich mit dem Londoner Bürgermeister
Boris Johnson ein politisches Schwergewicht auf die Seite der „Brexit“-Befürworter schlug.
„Brexit“ als Risiko für
Pfund Sterling
Das EU-Referendum ist ein erheblicher Unsicherheitsfaktor für die nächsten vier Monate. Im Falle
eines „Neins“ müsste Großbritannien innerhalb von zwei Jahren einen gewissermaßen „Scheidungsvertrag“ mit der EU aushandeln. Es ist derzeit nicht absehbar, wie danach das britische Verhältnis zur EU wäre, inwiefern die Briten noch Zugang zum EU-Binnenmarkt besäßen etc. Ein
„Brexit“ würde wenigstens in dieser Phase der Ungewissheit die britische Wirtschaft spürbar belasten. Da das Land aufgrund seines merklichen Leistungsbilanzdefizits zudem auf ausländisches
Kapital angewiesen ist, dürfte das Pfund dann noch weiter unter Druck geraten. Die Abwertung
wäre vermutlich gegenüber dem US-Dollar ausgeprägter als gegenüber dem Euro, da auch die
Währungsunion unter einem EU-Austritt leiden sollte. Die Risk Reversals – eine auf Optionen basierte Strategie, die die Schiefe bei den Volatilitäten misst – zeigen extreme Werte an; d.h., dass
sich viele Investoren bereits gegen das Abwertungsrisiko abgesichert haben. Dies begrenzt zumindest kurzfristig das Verlustpotenzial und spricht für eine Beruhigung beim Pfund.
Bereits hohe Absicherungen gegen Pfund-Abwertung
Zinsentwicklung begründet Abwertung nur bedingt
%
GBP
USD
Quellen: Macrobond, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
„Ja“ zur EU wahrscheinlich, Pfund mit Erholungspotenzial
%-Punkte
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Entscheidend wird der Ausgang des Referendums sein. Die Umfragen der diversen Institute zeigen zwar tendenziell eine Mehrheit für den Beibehalt der EU-Mitgliedschaft. Jedoch sind die Ergebnisse weder einheitlich noch deutlich genug, um daraus eine klare Botschaft zu lesen. Recht
eindeutig wird dagegen bei den britischen Buchmachern auf ein „Ja“ zur EU gesetzt. Demnach
liegt die „Brexit“-Wahrscheinlichkeit nur bei rund 30 %. Boris Johnsons Einritt ins Lager der EUGegner scheint daran wenig zu ändern, zumal er damit vorrangig seine eigenen Interessen vertritt
– doch noch Premierminister zu werden. Bis zum Juni kann sich zwar politisch noch einiges ereignen. Jedoch ist ein britischer Verbleib in der EU das wahrscheinlichere Szenario. Spätestens mit
dem Volksentscheid dürfte eine Erholungsrally des Pfunds beginnen. Sollte die zuletzt abwartende
Bank of England bis Ende 2016 sogar die Zinswende vollziehen, könnte die britische Währung
auch darüber hinaus aufwerten, weil sich dann die Zinsdifferenzen wieder zu Gunsten des Pfunds
gegenüber dem Euro bewegen. Bis zum Referendum ist aber beim Pfund noch Vorsicht geboten.
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DEVISENF OKUS BRITISCHES PF UND
Helaba Währungsprognosen
Veränderung seit
31.12.15
1 Monat
gg. Euro
aktueller
Stand*
Prognose Ende
Q1/2016
Q2/2016
Q3/2016
Q4/2016
(jew eils gg. Euro, %)
US-Dollar
-1,4
-1,1
1,10
1,10
1,15
1,10
1,05
Japanischer Yen
4,9
3,8
125
129
129
130
131
Britisches Pfund
-6,6
-3,0
0,79
0,77
0,75
0,73
0,70
Schweizer Franken
-0,3
1,3
1,09
1,10
1,10
1,10
1,10
Kanadischer Dollar
0,8
3,0
1,49
1,51
1,56
1,45
1,41
Australischer Dollar
-2,0
1,8
1,52
1,59
1,64
1,55
1,50
Schwedische Krone
-2,1
-1,1
9,37
9,20
9,10
9,00
8,80
Norwegische Krone
1,0
-0,8
9,51
9,40
9,30
9,00
8,70
Chinesischer Yuan
-1,5
-0,6
7,20
7,26
7,71
7,48
7,14
gg. US-Dollar
(jew eils gg. USD, %)
Japanischer Yen
6,4
5,0
113
117
112
118
125
Schweizer Franken
1,2
2,5
0,99
1,00
0,96
1,00
1,05
Kanadischer Dollar
2,3
4,2
1,35
1,37
1,36
1,32
1,34
Schwedische Krone
-0,7
0,1
8,50
8,36
7,91
8,18
8,38
Norwegische Krone
2,5
0,4
8,63
8,55
8,09
8,18
8,29
Chinesischer Yuan
-0,6
0,7
6,53 1,57
6,60
6,70
6,80
6,80
US-Dollar gg. …
(jew eils gg. USD, %)
Britisches Pfund
-5,3
-1,9
1,40
1,43
1,53
1,51
1,50
Australischer Dollar
-0,7
3,0
0,72
0,69
0,70
0,71
0,70
*25.02.2016
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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