Helaba Volkswirtschaft/Research DEVISENFOKUS 5. Juli 2016 Britisches Pfund AUTOR Christian Apelt, CFA Telefon: 0 69/91 32-47 26 [email protected] REDAKTION Dr. Stefan Mitropoulos HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 Das Britische Pfund ist der große Verlierer. Der Japanische Yen legt als sichere Hafen deutlich zu. Überraschenderweise werteten Rohstoff- bzw. Schwellenländerwährungen wie der Russische Rubel und der Brasilianische Real z.T. erheblich auf. Die Briten haben sich gegen die EU entschieden. Ungeachtet des aktuellen politischen Chaos ist letztlich von dem EU-Austritt auszugehen. Das Pfund Sterling brach zunächst ein. Die Unsicherheit in Großbritannien bleibt hoch, die Konjunktur wird sich vermutlich spürbar verlangsamen und die Geldpolitik expansiver. In einem solchen Umfeld dürfte das Pfund weiter nachgeben, wobei die Verluste gegenüber dem US-Dollar wohl ausgeprägter als gegenüber dem Euro ausfallen werden. Helaba Währungsprognosen Performance im Monatsvergleich % gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 03.06. bis zum 04.07.2016) US-Dollar 1,9 Japanischer Yen 5,9 Britisches Pfund -6,7 2,4 Schweizer Franken 2,6 Kanadischer Dollar Australischer Dollar 4,3 Neuseeland-Dollar 5,9 Schwedische Krone -1,3 Norwegische Krone 0,6 Tschechische Krone -0,2 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. Polnischer Zloty -1,0 Ungarischer Forint -1,4 Russischer Rubel 4,0 Türkische Lira 1,8 Koreanischer Won 3,4 Chinesischer Yuan 0,0 Indische Rupie 0,1 Südafrikanischer Rand 5,6 9,9 2,9 Brasilianischer Real Mexikanischer Peso ■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 5 . J U L I 2 0 1 6 · © H E L A B A 1 DEVISENF OKUS BRITISCHES PF UND GBP: Chaostage in London Die Wähler haben gesprochen, und am meisten überrascht zeigen sich offensichtlich die Befürworter eines Brexit. Nach dem Rücktritt von Premierminister Cameron erklären sich erst mit einiger Verzögerung einige bereit, für die Nachfolge im September zu kandidieren. Innenministerin Theresa May gilt als wichtigste Anwärterin aus dem Lager der EU-Befürworter. Nach dem überraschenden Verzicht des ehemaligen Londoner Bürgermeister Johnson haben auch die Chancen für Justizminister Gove gelitten. Die Abgeordnete Andrea Leadsom gilt derzeit als aussichtsreichste Kandidatin der Brexit-Anhänger. Wer auch immer gewinnt, erst dieser neue Premier soll den Antrag auf den EU-Austritt stellen. Laut EU-Kommission sollen die Verhandlungen nach einem britischen Antrag beginnen, der wohl frühestens im September eingereicht wird. Die politischen Unsicherheiten könnten selbst ohne potentielle Streitigkeiten zwischen EU und Großbritannien kaum größer sein. Bei der britischen Opposition sieht es kaum besser aus: Die Fraktion der LabourPartei sprach ihrem Vorsitzenden Corbyn das Misstrauen aus, der weigert sich aber zurückzutreten. Die schottischen Nationalisten erwägen ein neues Unabhängigkeitsreferendum. Derweil gibt es auch Spekulationen, ob der Brexit noch abgewendet werden kann. Rechtlich bindend ist das Referendum zwar nicht. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass die Regierung bzw. das Parlament den Volkswillen ignoriert, zumal die politischen Folgen in Form von Parteispaltungen, Verlust von Regierungsmehrheiten etc. noch heftiger ausfallen könnten. Konjunkturschwäche in Sicht Die Finanzmärkte stabilisierten sich nach dem ersten Schock wieder etwas. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich nach der jüngsten Aufhellung die Konjunkturdaten in Großbritannien in den nächsten Monaten erheblich eintrüben – der schwache Einkaufsmanagerindex für den Bausektor gab ein erstes Anzeichen – werden, selbst wenn eine klare Rezession wohl vermieden werden kann. Die Bank of England wird vermutlich expansive Maßnahmen ergreifen, wie ihr Chef Carney nun andeutete. So sollte eine Zinssenkung nicht überraschen. Pfund verliert deutlich … … ist aber noch nicht extrem unterbewertet GBP USD Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Pfund-Schwäche setzt sich fort Index * Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Schwaches Wachstum, rückläufige Zinsen und eine politische Unsicherheit, die sich zumindest für Großbritannien nicht so schnell wieder auflösen wird, sprechen für eine weitere Pfund-Abwertung. Zudem benötigt das Land aufgrund seines deutlichen Leistungsbilanzdefizits Kapital aus dem Ausland. Langfristige Bewertungsindikatoren signalisieren noch keine Extremwerte, so dass zusätzliches Verlustpotenzial besteht. Daher wird das Pfund in den nächsten Monaten wohl weiter abwerten. Aufgrund der ebenfalls vorhandenen Unsicherheiten in der Währungsunion wird die britische Währung vermutlich stärker gegenüber dem US-Dollar verlieren als gegenüber dem Euro. Dennoch dürfte der Euro-Pfund-Kurs bis auf 0,90 ansteigen. Ein Pfund könnte von derzeit 1,31 in Richtung 1,10 US-Dollar fallen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 5 . J U L I 2 0 1 6 · © H E L A B A 2 DEVISENF OKUS BRITISCHES PF UND Helaba Währungsprognosen Veränderung seit 31.12.15 1 Monat gg. Euro aktueller Stand* Q3/2016 Prognose Ende Q4/2016 Q1/2017 Q2/2017 (jew eils gg. Euro, %) US-Dollar -2,6 1,9 1,12 1,05 1,00 1,00 1,00 Japanischer Yen 14,2 5,9 114 105 105 110 110 Britisches Pfund -12,2 -6,7 0,84 0,90 0,90 0,90 0,90 Schweizer Franken 0,5 2,4 1,08 1,05 1,00 1,05 1,05 Kanadischer Dollar 4,9 2,6 1,43 1,39 1,34 1,34 1,34 Australischer Dollar 0,8 4,3 1,48 1,48 1,47 1,47 1,47 Schwedische Krone -2,3 -1,3 9,39 9,20 9,00 8,80 8,80 Norwegische Krone 3,9 0,6 9,25 9,20 9,00 8,90 8,90 Chinesischer Yuan -4,5 0,0 7,43 7,14 6,80 6,85 6,80 17,2 3,9 103 100 105 110 110 Schweizer Franken 3,2 0,5 0,97 1,00 1,00 1,05 1,05 Kanadischer Dollar 7,7 0,7 1,28 1,32 1,34 1,34 1,34 Schwedische Krone 0,3 -3,3 8,42 8,76 9,00 8,80 8,80 Norwegische Krone 6,7 -1,4 8,29 8,76 9,00 8,90 8,90 Chinesischer Yuan -2,6 -1,7 6,67 1,57 6,80 6,80 6,85 6,80 gg. US-Dollar Japanischer Yen US-Dollar gg. … (jew eils gg. USD, %) (jew eils gg. USD, %) Britisches Pfund -9,8 -8,5 1,33 1,17 1,11 1,11 1,11 Australischer Dollar 3,5 2,3 0,75 0,71 0,68 0,68 0,68 *04.07.2016 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 5 . J U L I 2 0 1 6 · © H E L A B A 3
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