Wirtschaftsnews - St.Galler Kantonalbank

29.02.16
Wirtschaftsnews
Im Fokus: EZB und SNB; zwei, die sich
nicht trennen lassen
Vor einem Jahr hat die Nationalbank versucht,
mit der Aufhebung der Euro-Untergrenze ihre
geldpolitische Abhängigkeit von der Europäischen Zentralbank zu durchbrechen. Gelungen ist
ihr dies nicht. Die Entscheide in Frankfurt haben
immer noch die gleiche wegweisende Bedeutung
für die SNB wie vorher.
Am 10. März ist es wieder soweit. Die EZB wird
den Märkten beweisen müssen, dass sie die von
Mario Draghi seit Wochen geäusserten Versprechen einer weiteren geldpolitischen Lockerung in
die Tat umsetzen will. Je nach Entscheid bringt
dies die Nationalbank unter Druck, ihre Geldpolitik zum Schutze des Frankens ebenfalls zu lockern
und ihr Libor-Ziel noch stärker in den negativen
Bereich zu drücken. Die Ausgangslage und die
Handlungsszenarien sind dabei die gleichen wie
im Dezember.
Mario Draghi hat sich wieder so weit aus dem
Fenster gelehnt, dass die EZB eine substantielle
Ausweitung ihrer Geldpolitik liefern muss, damit
der Euro nicht deutlich teurer wird und es zu
Kursverlusten bei den europäischen Aktien und
Obligationen kommt. Auf der anderen Seite
schwächen deutliche Massnahmen der EZB den
Euro, was ja das eigentliche Ziel dieser Aktion
ist. Mit einem schwachen Euro verbessert sich die
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporteure und wird eine höhere Inflation importiert.
Beides hilft den Zielen der EZB. Ein schwacher
Euro bedeutet aber auch die Gefahr eines stärkeren Frankens, was den Zielen der SNB zuwider
läuft.
Wir gehen davon aus, dass die SNB im Umfeld
des EZB-Entscheides mit Interventionen aktiv den
Franken/Euro-Kurs beeinflussen wird. Sie wird
versuchen, jegliche Aufwertungstendenz im Keim
zu ersticken. Dazu kommt ihr geldpolitischer
Entscheid eine Woche später und dieser hängt
von den Massnahmen der EZB ab. Wenn die EZB
lediglich eine Ausweitung ihres QE-Programms
vornimmt, sei es im Umfang der monatlichen
Käufe oder der geplanten Dauer, dann wird die
SNB ihr Libor-Ziel auf dem Stand von -0.75%
belassen. Wenn die EZB den Einlagezinssatz für
bei ihr parkierte Gelder von -0.30% auf -0.40%
oder -0.50% senkt, aber den "offiziellen" Leitzins,
den Refinanzierungssatz, bei 0.05% belässt,
bleibt in der Schweiz auch alles beim Alten.
Sollte die EZB aber den Einlagezinssatz deutlicher senken und gleichzeitig den Refinanzierungssatz um mindesten 0.25% drücken, dann
wird die SNB ihr Libor-Ziel auf -1.00% senken,
um die negative Zinsdifferenz zum Euroraum
aufrecht zu erhalten. Diese Zinsdifferenz spielt in
der Politik der SNB eine zentrale Rolle, um den
Franken unattraktiv zu machen.
Wir gehen davon aus, dass die EZB den Einlagesatz noch einmal senken wird, aber den Refinanzierungssatz belässt. Gleichzeitig wird sie ankündigen, bei Bedarf noch mehr zu tun. Ob sie
ihr QE-Programm zeitlich oder mengenmässig
ausweitet, ist unsicher. Dies hat aber keine grosse
Bedeutung.
USA: Personal Income (Januar)
letztes: 0.3%, erwartet: 0.4%, aktuell: 0.5%
USA: Personal Spending (Januar)
letzte: 0.1%, erwartet: 0.3%, aktuell: 0.5%
Die Amerikaner haben im Januar ihre Konsumausgaben so stark gesteigert wie seit acht Monaten nicht mehr. Dies ist ein Hinweis darauf, dass
trotz den Problemen in der Industrie das Wirtschaftswachstum zu Beginn des Jahres an Dynamik zugelegt hat. Getrieben wird der Konsumanstieg in erster Linie durch die höheren Haushalteinkommen.
USA: Core PCE Deflator (Januar)
letzter: 1.5%, erwartet: 1.5%, aktuell: 1.7%
Der Inflationsdruck in den USA nimmt trotz den
tiefen Energiepreisen langsam zu. Die Kerninflation ohne die Nahrungsmittel- und Energiepreise
steigt langsam aber doch regelmässig an. Dies
betrifft neben der offiziellen Inflationsrate nun
Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine
Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen,
die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in
diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit
und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse
2, 3003 Bern, Schweiz, www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt.
29.02.16
auch die Kernrate des „PCE Deflators“. Dieser
bildet den Ausgabenkorb der Konsumenten besser ab und ist daher der bevorzugte Indikator für
die Fed bei der Beurteilung der Teuerung. Er liegt
noch unter dem Ziel von 2%, zeigt aber in die für
die Fed richtige Richtung. Wir gehen deshalb
davon aus, dass die Fed in diesem Jahr noch
weitere Zinserhöhungen vornehmen wird.
Vorschau auf diese Woche
Mit dem meteorologischen Frühlingsanfang
spriessen auch die ökonomischen Daten. Die
Ökonominnen und Ökonomen werden diese
Woche unsanft aus dem Winterschlaf geweckt.
Am Dienstag wird der ISM-Manufacturing Index
mit grosser Wahrscheinlichkeit ein weiteres Mal
die 50-Punkte nicht erreichen und damit die Probleme der US-Industrie bestätigen. Einen vorläufigen Höhepunkt bilden am Freitag die Arbeitsmarktzahlen in den USA. Neben vielen neuen
Stellen wird auch ein weiterer Anstieg der Stundenlöhne erwartet.
Wochenstart-Audiocast
Die Ratingagentur Moody’s hat als letzte der
grossen Agenturen Brasilien das Investment Grade-Rating entzogen und die Anleihen des brasilianischen Staates zu Junk Bonds erklärt. Was die
Hintergründe dafür sind und was das für Brasilien
bedeutet, zeigt unser Strategieanalyst Beat Schiffhauer im "Wochenstart-Audiocast".
Der
„Wochenstart-Audiocast“
kann
unter
http://www.sgkb.ch/audiocasts gehört werden.
Die Informationen über unseren Audiocast können
über den folgenden Link abonniert werden:
https://www.sgkb.ch/de/ueber-uns/newsletter
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte:
DowJones: -0.34%, S&P500: -0.19%,
Nasdaq: +0.18%%
Europäische Aktienmärkte:
DJStoxx50: +1.80%, DAX: +1.95%,
SMI: +1.06%
Asiatische Märkte (aktuell):
aktuell: Nikkei: -0.45%, Hang Seng: -1.29%,
S&P/ASX 200: +0.02%
Die letzte Börsenwoche ist turbulenter verlaufen,
als angesichts der dürren Nachrichtenlage zu
vermuten war. Für den Absturz der Aktienkurse
zur Wochenmitte gab es keine klaren Gründe
und Ursachen. Es wurden die üblichen Verdächtigen wie die Schwäche Chinas, der tiefe Ölpreis
oder Ängste vor einer schwächeren US-Wirtschaft
zitiert. Bis zum Wochenende waren die Verluste
wieder aufgeholt, auch das ohne klaren Grund.
Der S&P500 stieg letzte Woche um 1.58%. Die
europäischen Aktien legten 2.02% zu während
der Swiss Performance Index 1.07% anstieg.
Das Nervenkostüm der Anleger ist immer noch
angeschlagen. Es ist aber nicht mehr so, dass
alles nur noch negativ gesehen wird. Positive
Meldungen finden wieder ihren Platz, werden als
solche auch erkannt und mit Kursgewinnen honoriert. So richtig trauen wollen die Anleger den
Aktien aber doch noch nicht. Letztendlich bestimmen aber die fundamentalen Faktoren den
mittelfristigen Gang an den Börsen. Diese sprechen für die Aktien. Wir gehen trotz den Problemen in der Industrie nicht von einer Rezession in
den USA aus. Schwächere Phasen und auch
einzelne Quartale mit einem geringen Wachstum
kommen in den USA immer wieder vor. Wichtig
ist der Trend und der ist anhaltend positiv. In
dieser Haltung werden wir zunehmend durch die
publizierten US-Daten unterstützt. Ähnliches gilt
für die Eurozone. Aktien sollten deshalb weiterhin
einen wichtigen Teil im Portfolio ausmachen.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 32.83 pro Fass
Goldpreis: USD 1‘227.81 pro Unze
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29.02.16
Der Ölpreis hat deutlich zugelegt. Die amerikanische Sorte WTI ist 10% teurer als noch eine Woche zuvor. Dies hat zum einen mit dem Wechsel
vom März- auf den April-Kontrakt zu tun. Zudem
hat der Verbrauch von Benzin in den USA zugenommen, was als Zeichen für ein stärkeres Wirtschaftswachstum interpretiert wird. Gleichzeitig
verstummen die Gerüchte um das Bemühen zur
Einigung betreffend Förderabsprachen innerhalb
der OPEC nicht, auch wenn keine konkrete Ansätze zu erkennen sind. Die Schwankungen des
Ölpreises auch innerhalb des Tages sind jedoch
nach wie vor sehr hoch und die Überproduktion
an Öl von täglich mehr als einer Million Fass hält
an. Deshalb sind Prognosen für eine nachhaltige
Trendwende im Ölpreis mit Vorsicht zu beurteilen.
einem stabilen Wechselkurs zwischen Franken
und Euro gesprochen werden. Die SNB wird alles
Mögliche tun, damit dies auch so bleibt.
Thomas Stucki, Chief Investment Officer
Investment Center
Kapitalmärkte
Renditen 10 J:
USA: 1.74%; D: 0.15%; CH: -0.38%
Die Zinsen in der Schweiz sind auf das tiefste
Niveau seit Ende November gesunken. Offensichtlich nehmen die Erwartungen an eine weitere
Zinssenkung durch die SNB am 17. März zu.
Auffallend ist, dass vor allem lange Laufzeiten
gesucht sind. Der Swapsatz für 10 Jahre ist mit 18% auf ein historisches Tief gesunken. Wenn
die SNB ihr Zinsband nicht senken wird, dürfte
wie im Dezember bei den Renditen eine rasche
Gegenreaktion nach oben erfolgen. Dies heisst
aber nicht, dass wir uns von den negativen Renditen bei den Obligationen verabschieden werden.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9960
Euro in US-Dollar: 1.0942
Euro in Franken: 1.0898
Der Franken wird stärker und liegt zum Euro
wieder unter 1.10. Die Kursbewegungen sind
insgesamt aber gering und es kann weiter von
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