Wirtschaftsnews - St.Galler Kantonalbank

14.03.16
Wirtschaftsnews
Im Fokus: Nach der EZB ist vor der Fed
und der SNB
Am letzten Donnerstag haben Mario Draghi und
die EZB einen ganzen Strauss von expansiven
geldpolitischen Massnahmen präsentiert, um die
Inflation und die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln. In dieser Woche folgen die amerikanische Fed und die Nationalbank mit ihren geldpolitischen Entscheiden. Während der Fed ziemlich
egal sein dürfte, was die EZB entschieden hat,
schaute die SNB am letzten Donnerstag sicherlich
gespannt nach Frankfurt.
Von der Fed erwarten wir am nächsten Mittwoch
keine weitere Anhebung der Zinsen. Eine solche
würde die Finanzmärkte auf dem falschen Fuss
erwischen. Es wird nicht im Interesse von Janet
Yellen und ihren Kollegen sein, die nach den
Turbulenzen der letzten Wochen beruhigten
Märkte wieder in Angst und Schrecken zu versetzen. Interessant wird deshalb die aktualisierte
Projektion der Fed für den weiteren Zinspfad sein.
Diese dürfte zwei oder drei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr ankündigen. Wir gehen davon aus, dass in den USA die Zinsen in diesem
Jahr noch in zwei Schritten um 0.5% steigen
werden. Der Zustand der Wirtschaft erlaubt eine
Fortführung der Normalisierung des geldpolitischen Umfeldes. Der Anstieg der Kerninflation in
den letzten Monaten zeigt zudem, dass die Fed
nicht den Eindruck hinterlassen darf, zu langsam
zu reagieren. Ansonsten könnte es plötzlich zu
einem nicht gewünschten starken Anstieg der
Inflationserwartungen und damit zu stark steigenden Renditen bei den Obligationen kommen.
Von solchen Gedanken ist die Nationalbank weit
entfernt. Von einem Anstieg der Inflation auf
unerwünschte Höhen ist nichts zu sehen. Im Gegenteil: Seit einem Jahr befindet sich die Inflationsrate im negativen Bereich und wird gemäss
der Prognose der SNB frühestens Ende 2016
wieder auf Null steigen. Vielmehr muss die SNB
schauen, dass der Druck auf den Franken nicht
grösser wird und damit faktisch eine Wechselkur-
spolitik zum Euro betreiben. Entsprechend stark
beeinflusst das Handeln der EZB die SNB. Für sie
war es deshalb positiv, dass die EZB zwar viele,
aber im Einzelfall nicht allzu starke Signale aussendete. Dazu kam, dass Mario Draghi an der
Pressekonferenz mit einer Unachtsamkeit und der
Bemerkung, dass er aus heutiger Sicht keine
weitere Zinssenkung mehr sehe, zumindest den
kurzfristigen Effekt der EZB-Massnahmen zunichte
machte.
Die SNB wird deshalb die bisher angewendete
Politik der gezielten Nadelstiche im Devisenmarkt
fortsetzen und versuchen, den Franken zum Euro
stabil zu halten. Eine Senkung des Libor-Ziels ist
nicht nötig. Die Zinsdifferenz im Geldmarkt zwischen dem CHF-Libor und dem Euribor hat sich
zwar seit dem Herbst von 1.0% auf 0.6% vermindert. Die SNB wird sich aber hüten, vorschnell
eine der wenigen Zinssenkungen vorzunehmen,
die ihr noch zur Verfügung stehen. Auch eine
Reduktion des Freibetrages für Gelder der Banken, die bei der SNB nicht negativ verzinst werden müssen, wäre nicht nachvollziehbar. Das
Signal für den Devisenmarkt wäre schwierig zu
verstehen und deshalb weniger wirksam als eine
Senkung des Libor-Satzes. Zudem würde es die
Zinsabsicherungskosten der Banken massiv erhöhen. Höhere Kreditzinsen für Hypotheken und
andere Kredite wären die unmittelbare Folge.
Zudem würde die Wahrscheinlichkeit steigen,
dass die Banken die Negativzinsen an die Kunden weitergeben und zum Beispiel Privatkonti,
nicht aber Sparkonti, belasten würden. Beides
kann nicht im Interesse der SNB sein, weshalb
eine Reduktion der Freigrenze ohne starken Druck
auf den Franken ein Fehler wäre.
Vorschau auf diese Woche
Diese Woche richtet sich der Blick der Ökonominnen und Ökonomen am Mittwoch nach
Washington und am Donnerstag nach Zürich.
Nennenswerte Konkurrenz durch andere Wirtschaftsdaten haben die Fed und die SNB keine.
Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine
Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen,
die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in
diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit
und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse
2, 3003 Bern, Schweiz, www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt.
14.03.16
Wochenstart-Audiocast
Im "Wochenstart-Audiocast" widmet sich unsere
Leiterin Anlagestrategie und Analyse Caroline
Hilb Paraskevopoulos auch der bevorstehenden
geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB. Sie
macht eine Auslegeordnung der Ausgangslage
für die SNB.
Der
„Wochenstart-Audiocast“
kann
unter
http://www.sgkb.ch/audiocasts gehört werden.
Die Informationen über unseren Audiocast können
über den folgenden Link abonniert werden:
https://www.sgkb.ch/de/ueber-uns/newsletter
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte:
DowJones: +1.28%, S&P500: +1.64%,
Nasdaq: +1.85%%
Europäische Aktienmärkte:
DJStoxx50: +3.74%, DAX: +3.51%,
SMI: +1.33%
Asiatische Märkte (aktuell):
aktuell: Nikkei: +1.69%, Hang Seng: +1.24%,
S&P/ASX 200: +0.37%
Mario Draghi hat die europäischen Aktienmärkte
auf eine beispielslose Achterbahn geführt. Unmittelbar nach dem Entscheid für tiefere Zinsen ist
der DAX 2% gestiegen, um dann innert zwei
Stunden 5% zu fallen. Am Freitag folgte dann die
Gegenbewegung nach oben und der versöhnliche Wochenabschluss. Der S&P500 stieg die
vierte Woche in Folge an und legte 1.11% zu. Er
liegt nur noch geringfügig unter dem Stand von
Anfang Jahr. Die europäischen Aktien liegen trotz
dem Wochenanstieg von 1.20% noch deutlicher
im roten Bereich. Auch dem Swiss Performance
Index fehlen nach einem Plus von 0.30% immer
noch fast 7% im Vergleich zum Start ins Jahr.
Die Aktienmärkte haben weitgehend zur Normalität zurückgefunden. Unsicherheitsindikatoren wie
die Volatilitätsindizes haben wieder normale
Niveaus erreicht. Meldungen aus der Wirtschaft
und von Unternehmen werden wieder hinsichtlich
ihrer mittel- und langfristigen Wirkung analysiert
und nicht mehr einfach als Zeichen für den Untergang oder das Paradies proklamiert. Es ist
nicht alles gut und die Gefahren für die Konjunktur der Industrieländer durch eine schwache chinesische Wirtschaftsentwicklung oder durch den
starken Zerfall der Rohstoffpreise sind nicht gebannt. Auch zeigt der weltweite Handel deutliche
Schwächezeichen. Auf der anderen Seite zeichnen die Daten aus den USA das Bild einer Wirtschaft, die nach dem schwachen vierten Quartal
wieder an Dynamik zulegt, trotz den Problemen
in der Industrie. Schwächere Phasen und auch
einzelne Quartale mit einem geringen Wachstum
kommen in den USA immer wieder vor. Wichtig
ist der Trend und der ist anhaltend positiv. Aktien
sollten deshalb weiterhin einen wichtigen Teil im
Portfolio ausmachen.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 38.42 pro Fass
Goldpreis: USD 1‘256.01 pro Unze
Der Ölpreis hat seine Verluste seit Anfang Jahr
wettgemacht. Seit dem Tiefst Mitte Februar ist er
um 47% gestiegen. Was in normalen Zeiten zu
Befürchtungen um die Konjunktur in den Industrieländern geführt hätte, wird nun mit Kursgewinnen
an den Aktienmärkten und mit Erleichterung honoriert. Dies zeigt eindrücklich, wie stark der
Ölpreis in den letzten Monaten aus dem Ruder
gelaufen ist und wie gering die Bedeutung von
Vernunft war. Übrigens: Am Grund für die Preishysterie nach unten, der täglichen Überproduktion an Öl und den randvollen Öllagern, hat sich
nichts geändert.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J:
USA: 1.98%; D: 0.27%; CH: -0.26%
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14.03.16
Die Renditen in der Schweiz sind wieder etwas
gestiegen. Die Spekulation auf eine weitere Senkung des Libor-Ziels durch die SNB ist aufgegeben worden. Dies ändert aber nichts daran, dass
bis zu Laufzeiten von zwölf Jahren für das Ausleihen von Geld bezahlt werden muss. Verrückt!
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9841
Euro in US-Dollar: 1.1160
Euro in Franken: 1.0981
Der geldpolitische Strauss der EZB hat am Devisenmarkt nur kurz für Aufregung gesorgt. Dies hat
die SNB sicher gefreut. Ob sie am Donnerstag
nachgeholfen hat, um den Franken rasch wieder
in ruhige Gewässer zu führen, ist nicht bekannt.
An der momentanen Stabilität bei den Devisenkursen werden auch die Fed und die SNB mit
ihren Taten und Worten wenig ändern.
Thomas Stucki, Chief Investment Officer
Investment Center
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