Klausur (Diskrete Mathematik II) — L¨ osungen Aufgabe 1. (10 Punkte) Geben Sie eine Formel f¨ ur die folgende Summe an, mit beliebigem n ∈ N (Ihre Formel soll idealerweise Potenzen enthalten): n−1 X i4 + 2i3 + 2i2 − 2i. i=1 P 1 ur die xk = k+1 L¨ osung: Die Summation ist einfach f¨ ur die fallenden Faktoriellen xk , f¨ xk+1 gilt. Man kann die Potenzen xk von Hand durch die xk darstellen oder dies systematisch PFaktoriellen n k n mit Hilfe der Stirlingzahlen 1. Art tun: x = k=0 Sn,k x . In jedem Fall wird x1 = x1 , x2 = x2 + x1 , x3 = x3 + 3x2 + x1 , x4 = x4 + 6x3 + 7x2 + x1 . Die diskrete Stammfunktion von f (x) := x4 + 2x3 + 2x2 − 2x = (x4 + 6x3 + 7x2 + x) + (2x3 + 6x2 + 2x) + (2x2 + 2x) − 2x = x4 + 8x3 + 15x2 + 3x ist somit 1 8 15 3 f (x) = x5 + x4 + x3 + x2 5 4 3 2 und mit den Stirling-Zahlen 2. Art (Basiswechsel von fallenden Faktoriellen zu Potenzen) X x5 = x5 −10x4 +35x3 −50x2 +24x, x4 = x4 −6x3 +11x2 −6x, x3 = x3 −3x2 +x, x2 = x2 −x P 13 wird f (x) = 51 x5 − 32 x2 + 10 x. Weil die obere Summengrenze in der Aufgabe n − 1 war, ist n−1 X i=1 3 13 1 i4 + 2i3 + 2i2 − 2i = n5 − n2 + n. 5 2 10 Aufgabe 2. (6 Punkte) Bestimmen Sie die Anzahl der M¨oglichkeiten, 4620 als Produkt von drei Faktoren (ungleich 1 und der Gr¨oße nach geordnet) zu schreiben, d.h. 4620 = m1 · m2 · m3 mit m1 , m2 , m3 ∈ N und 1 < m1 ≤ m2 ≤ m3 . L¨ osung: Die Primfaktorzerlegung ist 4620 = 2·2·3·5·7·11 und eine Produktdarstellung mit drei Faktoren (ungleich 1) entspricht einer Partition der Menge {21 , 22 , 3, 5, 7, 11} in drei (nicht-leere) Teilmengen. Es gibt S6,3 (Stirling-Zahl 1. Art) solcher Partitionen; diese Zahl l¨asst sich mit der Rekursionsformel f¨ ur Stirling-Zahlen schnell berechnen: n=1 2 3 4 5 6 k=1 2 3 4 1 1 1 1 3 1 1 7 6 1 1 15 25 10 1 31 90 . . . 1 Weil aber die Partitionen {21 }, {22 }, {3, 5, 7, 11} und {22 }, {21 }, {3, 5, 7, 11} dieselbe Faktorisierung ergeben, l¨asst sich 4620 insgesamt auf 90 − 1 = 89 Weisen als Produkt mit drei Faktoren schreiben. Aufgabe 3. (10 Punkte) Berechnen Sie eine Formel f¨ ur die rekursiv definierten Folgenglieder (an ) mit a0 = 0 und an = 2an−1 + n f¨ ur n > 0. L¨ osung: Mit A(x) := A(x) = n≥0 an x n an xn = X P X ist (2an−1 + n)xn = 2x an−1 xn−1 + x n>0 n≥0 n≥0 X X nxn−1 n>0 1 = 2x · A(x) + x · , (1 − x)2 also mit Umstellen und Partialbruchzerlegung 1 1 4 2x − 3 A(x) = x · · =x + 1 − 2x (1 − x)2 1 − 2x (1 − x)2 X X X X X X = 4x 2n xn + 2 nxn+1 − 3 nxn = 4x 2n xn + 2 (n − 1)xn − 3 nxn n≥0 = X n≥0 n>0 n≥0 n≥0 n>0 (2n+1 − n − 2)xn n≥0 und somit an = 2n+1 − n − 2, passend zu den Anfangsgliedern 0, 1, 4, 11, 26, . . . Aufgabe 4. (4 Punkte) Begr¨ unden Sie folgende Aussagen u ¨ber den Graphen G: 1) G hat wenigstens neun verschiedene Eigenwerte. 2) F¨ ur den Spektralradius (Perron-Frobenius-Eigenwert) λ0 (G) gilt 2 < λ0 (G) ≤ 4. L¨ osung: 1) Der Graph G hat Durchmesser diam(G) = 8 und nach einem Satz aus der Vorlesung hat G mindestens 1 + diam(G) = 9 verschiedene Eigenwerte. 2) In der Vorlesung wurden die Graphen mit Spektralradius ≤ 2 klassifiziert; es waren die (erweiterten) Dynkin-Diagramme. G ist nicht darunter, also muss der Spektralradius λ0 (G) > 2 sein. Außerdem hat G Maximalgrad 4, also ist nach Aufgabe 6 auch λ0 (G) ≤ 4. Aufgabe 5. (12 Punkte) Berechnen Sie das Spektrum des folgenden Graphen und einen positiven Eigenvektor: L¨ osung: Das charakteristische Polynom ist t5 − 6t3 − 4t2 + √ 5t + 4 = (t − 1)(t + 1)2 (t2 − t − 4). √ Das Spektrum des Graphen ist damit 1−2 17 , −1, −1, +1, 1+2 17 . √ Nur der Perron-Frobenius-Eigenwert λ := 1+2 17 hat einen positive Eigenvektor. Man kann die Matrix A−λI in Zeilen-Stufen-Form bringen; etwas einfacher ist vielleicht, das Gleichungssystem direkt zu analysieren: f¨ ur den Eigenvektor (x1 , x2 , x3 , x4 , x5 )t — die zentrale Ecke sei 3 — −1 erhalten wir Gleichungen −λx1 + x2 + x3 = x1 − λx2 + x3 = 0, woraus sofort x1 = x2 = 1−λ x3 −1 folgt. Analog ist x3 − λx4 + x5 = x + 3 + x4 − λx5 = 0, mithin x4 = x5 = 1−λ x3 . Weiterhin −4 ullt wegen λ(λ − 1) = 4. 0 = x1 + x2 − λx3 + x + 4 + x5 = ( 1−λ − λ)x3 ; diese Gleichung ist erf¨ Wir erhalten (1, 1, λ − 1, 1, 1)t = (1, 1, √ 17−1 , 1, 1)t 2 als Eigenvektor zu λ. Aufgabe 6. (8 Punkte) Es sei G ein ungerichteter, endlicher, zusammenh¨angender Graph. Wir bezeichnen mit λ0 (G) den Spektralradius (Perron-Frobenius-Eigenwert) von G und mit maxdeg(G) den Maximalgrad des Graphen, also die maximale Anzahl von Nachbarn unter allen Ecken. Zeigen Sie: 1) λ0 (G) ≤ maxdeg(G). 2) Gleichheit λ0 (G) = maxdeg(G) gilt genau dann, wenn G regul¨ar ist. L¨ osung: Der Graph G habe n Ecken; wir schreiben k := maxdeg(G) und v := (1, 1, . . . , 1)t f¨ ur den Vektor, dessen n Eintr¨ age alle 1 sind. Dann gilt A(G) · v ≤ kv, weil nach Definition von A(G) der i-te Eintrag des Vektors A(G) · v genau der Grad der Ecke i ist. Daraus folgt wie im Beweis von Perron-Frobenius (PF4), dass λ0 ≤ k. (Sei v0 bzw. w0 Rechts- bzw. Links-PFEigenvektoren f¨ ur A, also w0t A = µ0 w0t und Av0 = λ0 v0 mit λ0 , µ0 > 0 und w0 > 0, v0 > 0. Dann ist 0 < µ0 w0t v = w0t Av ≤ kw0t v und somit µ0 ≤ k. Außerdem stimmen Links- und RechtsSpektralradien u ur allgemeine irreduzible nicht-negative Matrizen, ist ¨berein, λ0 = µ0 ; das gilt f¨ hier aber evident, weil A = A(G) symmetrisch ist.) Gleichheit wird ebenfalls behandelt wie in (PF4): λ0 = k =⇒ w0t (Av − kv) = 0, also Av = kv, ¨ da w0 > 0. Weiterhin folgt aus Av = kv, dass G ein k-regul¨arer Graph ist. (War Ubungsaufgabe.) Die R¨ uckrichtung ist einfach: ist G k-regul¨ar, dann gilt Av = kv, womit k = λ0 der PF-Eigenwert von G ist und insbesondere λ0 = k = maxdeg(G) gilt.
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