1 Leonardo - Wissenschaft und mehr Sendedatum: 05. März 2015 Die Kleine Anfrage: Woher kommt der Frühlingsduft? Von Antje Kley Sprecher: Diesen besonderen Duft riecht Herbert Voigt zurzeit jeden Tag. Nämlich dann, wenn er zu seinem Büro geht. Voigt ist Ökologe und Leiter des Botanischen Gartens in Münster. Sein Büro liegt mitten in dieser pflanzenreichen Pracht und so bekommt er täglich mit, was sich in dieser Jahreszeit tut. O-Ton: „Schön ist es auf alle Fälle. Das heißt, diese Kombination: Es ist wärmer geworden und die ersten Blüten kommen langsam aus’m Laub raus oder die Knospen fangen an zu duften und ich gehe daher – das ist einfach ein schönes, wohliges Gefühl, durch den Garten zu spazieren dann.“ Sprecher: Joseph von Eichendorff, Ludwig Uhland, Eduard Mörike - viele Dichter haben nicht nur den Frühling beschrieben, sondern auch diesen ganz eigenen Geruch, der mit der Jahreszeit einhergeht: den Frühlingsduft. Zitator („Er ist’s“ von Eduard Mörike): „Frühling lässt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte, Süße wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land; Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen; Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist’s! Frühling, ja du bist’s! Dich hab ich vernommen!“ © Westdeutscher Rundfunk Köln 2015 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. 2 Sprecher: Der Leiter des Botanischen Gartens in Münster hat eine ganz eigene Beschreibung dieses Duftes. O-Ton: „Mild, warm, Honig, seicht – also süßere Düfte auf alle Fälle.“ Sprecher: Diesen Duft, den wir empfinden, wenn es Frühling wird – den gibt es tatsächlich. Mit steigenden Temperaturen verströmen Narzissen und andere Frühblüher ihren Duft, wie Herbert Voigt beschreibt. O-Ton: „Das sind relativ viele. Die bekannten sind Krokus, Schneeglöckchen, Winterling, Märzenbecher, dann kommen dazu die Haselnüsse, die Hartriegel blühen jetzt schon so langsam – also es sind ne ganze Menge die jetzt schon anfangen zu blühen.“ Sprecher: Je stärker die Temperaturen ansteigen, desto stärker emittieren Blumen und Bäume ihren Duft. Allerdings tun sie das nicht dem Menschen zuliebe, damit der sich gut fühlt. Der Grund für das intensive Aroma vieler Frühlingspflanzen ist eher profaner Natur – die Pflanze braucht Hilfe bei der Bestäubung. Bei manchen erledigt das der Wind, bei vielen Frühlingsblumen muss das anders geschehen. O-Ton: „Wenn ich Insekten brauche für die Verbreitung, dann muss ich mir Mechanismen einfallen lassen. Zum Beispiel, dass ich große Blütenblätter mache, um attraktiv zu werden oder aber ich fange an zu duften durch zum Beispiel Honigdrüsen oder Nektardrüsen, die die Pflanzen haben. Da werden Duftstoffe abgesondert, zeitgleich so’n süßes Sekret abgesondert, das heißt, für das Insekt sozusagen doppelte Lust. Einmal durch den Geruch und wenn ich da bin, habe ich was Süßes zu fressen auch noch.“ © Westdeutscher Rundfunk Köln 2015 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. 3 Sprecher: Der Aufbau einer Blume: Blütenblätter und mittendrin der Stempel, bestehend aus Griffel, Narbe, Fruchtpollen. Unterhalb dieses Stempels sitzen sie – die kleinen Drüsen, die bei der Blume die Geruchsmoleküle und den Nektar abgeben. O-Ton: „Und wenn das Insekt jetzt da rein kommt, kann es gar nicht anders, als mit den Beinen oder dem Rücken an diesen männlichen Pollen vorbei zu schrammen, da bleibt ein bisschen was hängen, dann wird unten gefressen. Das Insekt fliegt zur nächsten Blüte und wenn das ein ‚Weibchen‘ ist, führt das unter Umständen zur Befruchtung.“ Sprecher: Der Frühlingsduft entsteht also aus der Summe der Düfte, die Blumen, Sträucher und Bäume abgeben, um Insekten zur Bestäubung anzulocken. Das vermischt sich mit dem Geruch, den die Erde abgibt, wenn sie sich erwärmt und Mikroorganismen ihre Arbeit erledigen. Es gibt ihn also tatsächlich – diesen ganz besonderen Duft im Frühling. © Westdeutscher Rundfunk Köln 2015 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
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